Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Freiberufler nur als Spezialist


von markus (Gast)


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Hallo zusammen,

habe 2008 nen Dipl.-Ing.(FH) ET/IT mit 1,3 abgeschlossen und war 
anschließend 2,5 Jahre krank (Krankheit war schon im Studium beginnend, 
konnte aber grade so noch den Abschluß machen). Relevante 
Berufserfahrung habe ich bisher bis auf ein Praktikum nach dem Studium 
und ca. 1,5 Jahre an einer Hochschule keine sammeln können.

Ich denke die Kombination daraus, dass ich im Prinzip keine Praxis habe 
und diese lange Krankheitsperiode im CV machen es sehr schwierig 
irgendwie eine Stelle zu bekommen.

Hab mir nun folgendes überlegt: Bisher ging bzw. gehe ich davon aus, 
dass Freiberufler ausschließlich Spezialisten in irgendwelchen 
Nischengebieten sind. Wären denn nicht auch Freiberufler mit im Prinzip 
keiner BE für Unternehmen interessant? Ich meine, bevor man sich über 
'ne Leihbude nen Ing. ohne Beruferfahrung holt, könnte man doch genauso 
gut 'nen Freiberufler ohne BE beauftragen (bei entsprechendem 
Stundensatz)? Das wäre für beide Seiten aus finanzieller Sicht sicher 
günstiger.

Da ich nach wie vor gesundheitlich nicht bei 100% liege und die Frage 
nach dem Gesundheitszustand bei jedem Gespräch auftaucht (ich weiß, 
eigentlich nicht erlaubt), sehe ich die einzig realistische Chance 
darin, mich als Freiberufler zu verkaufen. Da sollte das Thema dann 
nicht den Stellenwert wie bei einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis 
haben - so meine Denke.

Grüße
Markus

von Purzel H. (hacky)


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Das Problem, ist, dass man Externe holt, die ein Problem loesen, das man 
inhouse nicht loesen kann, oder keine Kapazitaet hat. Eher das erste. Dh 
ein externer ohne Ahnung ist schwierig... lassen wir den mal etwas 
probieren, wie lange auch immer es dauert. Dann wuerden sie das 
Erarbeiten von loesungen bezahlen, und das Wissen waere grad wieder weg. 
Du kannst ja waehrend der Krankheit eigene Weiterbildung betrieben 
haben. Software, bla.. bla. Etwas hast du sicher gemacht neben 
Raumschiff Enterprise, Lindenstrasse und so.

von Hannes (Gast)


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Ist abzusehen, dass du in nächster Zeit wieder 100%ig fit bist? Überlege 
mal ob du ggf. an deiner alten FH noch den Master machen kannst. Da 
sollte einiges aus dem Diplom anerkannt werden. Inkl. Thesis solltest du 
da nach max. 1,5 Jahren durch sein. Danach bist du wieder frischer 
Absolvent.

von Hannes (Gast)


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Was hast du btw. die übrigen 3,5 Jahre seit deinem Abschluss gemacht?!

von MaWin (Gast)


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markus schrieb:
> dass Freiberufler ausschließlich Spezialisten in irgendwelchen
> Nischengebieten sind.

Ja.

> Wären denn nicht auch Freiberufler mit im Prinzip
> keiner BE für Unternehmen interessant?

Nein.

von markus (Gast)


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>Ist abzusehen, dass du in nächster Zeit wieder 100%ig fit bist? Überlege
>mal ob du ggf. an deiner alten FH noch den Master machen kannst. Da
>sollte einiges aus dem Diplom anerkannt werden. Inkl. Thesis solltest du
>da nach max. 1,5 Jahren durch sein. Danach bist du wieder frischer
>Absolvent.

In diesem Leben werde ich wohl nicht wieder 100% fit. Im Moment könnte 
ich zwar 40h / Woche arbeiten, aber der potentielle AG befürchtet 
natürlich, dass sich da mittel- bzw. langfristig etwas zum Negativen 
verändern könnte - und diese Befürchtung ist selbst aus meiner Sicht 
gerechtfertigt.

Alternativ könnte ich mir einen Behindertenstatus anerkennen lassen und 
über diese Schiene versuchen an einen Job zu kommen. Nur ob man sich da 
nicht selbst damit ins Knie schießt, ist ein anderes Thema. Da müsste 
ich mich mal eingehender damit befassen.

Master zu beginnen ist angepeilt für März. Besser als nichts zu machen 
ist es auf jeden Fall.

>Was hast du btw. die übrigen 3,5 Jahre seit deinem Abschluss gemacht?!
5 Monate Praktikum, ca. 2 Jahre Beschäftigung an einer Hochschule, seit 
ca. 5 Monaten als Freiberufler (Tätigkeit als Assistent der 
Projektleitung, über Vitamin B, sind aber nur ca. 50h pro Monat) 
dazwischen immer Phasen, wo ich praktisch nichts gemacht habe bzw. was 
gesucht habe.

von Nixsagend (Gast)


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markus schrieb:
> 2 Jahre Beschäftigung an einer Hochschule

Und da kannst du dir nicht eine Weiterbeschäftigung suchen? Öd wäre in 
deinem Fall wahrscheinlich eh besser.

von Nobody (Gast)


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Hallo,
aus welchen Ort wohnst du denn?
Nach Süden-D bekommst du bestimmt eine Stelle und Versuch auch bei 
Leihstube reinzukommen und sammelst du dort die Erfahrung.

Gast aus dem Süden

von markus (Gast)


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>Und da kannst du dir nicht eine Weiterbeschäftigung suchen? Öd wäre in
>deinem Fall wahrscheinlich eh besser.
Diese Option besteht nicht.

von markus (Gast)


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>aus welchen Ort wohnst du denn?
>Nach Süden-D bekommst du bestimmt eine Stelle und Versuch auch bei
>Leihstube reinzukommen und sammelst du dort die Erfahrung.
Zwischen KA und Stuttgart. Leihbude hatte mich erst bei einer beworben 
und ist nix draus geworden. Werde das aber auch weiter verfolgen.

von tippgeber (Gast)


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Mit "Freiberufler" kann man Vieles verschleiern und für Deinen Fall wäre 
das das Richtige ...

... gewesen!  Ich frage mich nämlich, was Du die ganze Zeit getan hast? 
Du hast 2008 einen FH, warst 2,5 Jahre krank. Macht 2011. Wir haben 
jetzt 3 Jahre weiter. In der Zwischenzeit hättest Du noch Studium machen 
können oder den Master längst haben können. Wenn nicht, gibt es dafür 
sicher einen Grund. Den erkenne ich aber nicht.

Freiberufler zu sein heisst, etwas zu bieten, was (momentan) kein 
anderer hat, vor allem kein Festangestellter: Das wären:


- sofortige Verfügbarkeit
- nur bezahlt, solange benötigt
- billiger
- übernimmt finanzielles Risiko
- übernimmt Krankheistrisiko
- kann es besonders gut

Je mehr Du davon anbietest, desto eher kriegst du was.

Das Krankheitsrisiko geht dann halt zu Deinen Lasten.

Kannst Du denn garnichts machen, wenn Du nicht fit bist? Oder bekommst 
Du halt nur 30h hin? Das wäre doch trotzdem eine Option, das anzubieten.

Ein Behindertenstatus bringt Dir da nichts. Das will keiner hören.

Das würde ich machen, wenn es nicht mehr klappt und Dich damit für eine 
Firma interessant machst, dann aber fest. Kannst das ja auch parallel 
versuchen. Viele Behinderte bekommen so eine Alibistelle. Ich nenne es 
so, weil die Firmen gerne mit sowas werben und sich 
behindertenfreundlich präsentieren. Für die Mitarbeiter ist das dann 
zwar nur eine finantielle Last, aber viele haben damit letztlich kein 
Problem, weil sie so was Soziales tun. Auch ich habe da eine gewisse 
Befriedigung, wenn ich sehe, daß ich mit meiner Arbeitsleistung einen 
anderen ein bischen durchschleppe. Das ist gut fürs eigene Seelenheil 
auch wenn ich weiss, das viele Behinderte genau das nicht wollen. Mir 
ist das aber ziemlich Recht, weil so ein Behinderter auch mal einen 
kleinen Vorteil von seinem Pech hat.

Ausserdem schleppe ich als Ingenieur mit meinen Ideen eh die halbe Firma 
mit durch :-)

Du musst da offensiv sein und mit offenen Karten spielen, dann geht da 
auch was, meine ich. Entwickler werden ja trotz allem gesucht. Und: In 
den Entwicklungsabteilungen herrschen meistens moderate Töne und sozial 
aufgeräumte Strukturen. Da hast Du nichts Negatives zu erwarten. Im 
Gegenteil: Das tendenzielle Mitleid der Leute wird dazu führen, dass Du 
mit Samthandschuhen angefasst wirst.

P.S. Ich hatte übrigens als Kind immer wieder Probleme, wurde von den 
anderen immer wieder auch fertig gemacht. Am Ende habe ich sie schon im 
Abi eingeholt und an der Uni angehängt. Die Deppen klicken heute mein 
Facebook Profil und wollen sich als Freunde adden. Die kriegen es dann 
ziemlich fett mit der Bratpfanne.

Du musst aus Deinem Pech Kraft schöpfen und die Faust ballen. Ran, zeig 
es ihnen.

"You're a firework, come on let your colours burst!"

schöne Weihnachten.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Alternativ könnte ich mir einen Behindertenstatus anerkennen lassen und
> über diese Schiene versuchen an einen Job zu kommen. Nur ob man sich da
> nicht selbst damit ins Knie schießt, ist ein anderes Thema.

Auf die Frage nach dem Schwerbehindertenausweis musst du wahrheitsgemäß 
antworten.
Auf Fragen nach Krankheit oder Schwangerschaft (na gut, bei dir vllt 
eher nicht)darfst du lügen, dass sich die Balken biegen.

von Genussmensch (Gast)


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MaWin (Gast) schrieb:

markus schrieb:
>> dass Freiberufler ausschließlich Spezialisten in irgendwelchen
>> Nischengebieten sind.

> Ja.

>> Wären denn nicht auch Freiberufler mit im Prinzip
>> keiner BE für Unternehmen interessant?

> Nein.

Doch! Selbstverständlich! Wenn endlich mal dieser elende, ausgrenzende 
Arbeitgeber-freundliche Kampfbegriff "Berufserfahrung" fallen bzw. 
gesellschaftlich zum UNWORT erklärt und beispielsweise durch 
FACHERFAHRUNG ersetzt werden würde. Denn "Berufserfahrung" meint nichts 
anderes als DURCHGÄNGIGE Beschäftigung. Während FACHERFAHRUNG einen 
bestimmten KENNTNISSTAND hervorhebt, den man sich in vielen (nicht 
allen) Fällen durch eigenes Engagement sehr gut erschließen kann. 
Beispielsweise braucht ein Programmierer (Softwerker) keine 
"Berufserfahrung" als Einstellungs-Voraussetzung oder -Hürde, sondern 
einzig genügend Facherfahrung. D.h. er muss sich gut bis sehr gut in den 
Softwaretools/Methoden usw. um die es in der potentiellen Firma geht 
auskennen. Wo er diese Kenntnisse erworben hat, ob rein Privat, oder im 
Firmenumfeld spielt dabei letztlich überhaupt keine Rolle und so ist das 
in vielen anderen Fällen auch. Und da wo es dann doch mal hapert, weil 
z.B. spezielle HW im Job zu bedienen ist, muss halt die Firma ein 
angemessenes "Training on the Job" anbieten, d.h. eine klassische 
Einarbeitung. Wenn man will geht das alles! Wenn man natürlich statt 
dessen lieber willige, motivierte Bewerber, die solche 
Einstellungshürden leider nicht erfüllen mit Kampfbegriffen wie 
"mangelnde Berufserfahrung" eiskalt ausgrenzt, gleichzeitig aber über 
den "bundesweiten Fachkräftemangel" wehklagt und die Politik auffordert 
junge, billige Osteuropäer hereinzuholen, dann unterstützt man diese 
teuer und unsinnige Fehlsteuerung, die den Freiberufler mit Lücken 
grundlos im Regen stehen lässt. Wir müssen endlich mal aufhören diesen 
Unfug der Arbeitgeber andauernd nachzuplappern. Das wäre doch mal ein 
Thema für diese Wutbürgerbewegung! Anstatt sinn- und hirnlos pauschal 
gegen Religion zu hetzen, sollten die Wutbürger lieber mal ECHTE 
Missstände wie diesen anprangern! Wird doch mal Zeit!

von markus (Gast)


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Danke mal für eure Gedanken.

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