Forum: Offtopic Mechanische Stimmgabel im Vakuum?


von Gerhard O. (gerhard_)


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Jetzt hätte ich mal eine Frage an die Physiker unter Euch.

Kann eine mechanische, aber elektronisch erregte Stahl Stimmgabel (1000 
Hz) in sehr verdünnter Luft oder im richtigen Vakuum noch einwandfrei 
schwingen? Akkustische Tonschwingungen sind hier nicht wie traditionell 
erwünscht, da es das Q reduziert und die Genauigkeit der Frequenz von 
der Luftzusammensetzung bzw Änderungen etwas beinflußt wird. Ich bin 
hauptsächlich an der Konstanz der Schwingungen bei stabilen 
Umweltverhältnissen interessiert. Die Schwingungen werden zur 
Weiterverarbeitung von der Elektronik abgenommen.

Die Stimmgabel wird durch magnetische vorbelastete Spulenblöcke, die 
nahe an den Zinken montiert sind, angetrieben. Zur Feineinstellung der 
Arbeitsfrequenz soll eine zusätzliche Spule parallel zu den Gabelenden 
in der Nähe dienen. Diese Spule erhält einen stabil eingestellten 
kleinen Gleichstrom um die Frequenz präzise in einem ganz kleinen 
Bereich (+/- 0.02%) fein einstellen zu können.

So wie ich es von der Theorie verstehe sollte das eigentlich keine Frage 
sein. Aber Eure Meinung interessiert mich trotzdem sehr. Ich weiß dass 
32khz Uhrenquarze im Vakuum funktionieren und deshalb die Frage ob das 
auch auf mechanisch schwingende Stimmgabelzinken zutrifft.

Bitte fragt mich im Augenblick noch nicht was das Ganze soll. Ich werde 
Euch zu gegebener Zeit ausführlich berichten und vorstellen woran ich da 
arbeite. Ich bin sicher, dass es einige von Euch faszinierend finden 
werden. Zur Zeit ist es aber noch "Top Secret" weil noch viel Arbeit 
reingesteckt werden muß. Ich möchte jetzt hier nur betonen, dass es kein 
kommerzielles Projekt ist und ein Teil von einem (mir) hochinteressanten 
historischen Projekt ist. Der Stimmgabeloszillator ist ein integraler 
Bestandteil des Ganzen und die Frequenz soll absichtlich nicht von einem 
Quarz mit Frequenzteilung ersetzt werden. Er erfüllt einen genau 
definierten wichtigen Zweck.


Gruß,
Gerhard

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von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Das umgebende Medium bestmmt den Dämpfungsfaktor. Die Temperatutur des 
Schwingers hingegen bestimmt dessen Frequenz.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Hallo Winfried,

Danke für Deine Antwort. Du hast implizit meine Frage beantwortet ob das 
System im Vakuum schwingt oder nicht. Ich nehme an, wie Du ja auch 
bestätigt hast, dass das Q ohne Luft viel besser sein dürfte. Ich hoffe 
dass ich bald dazu komme praktische Versuche in der Richtung 
anzustellen.

Gruß,
Gerhard

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Mein Mutter Lehrerin Mathe Physik hatte dazu einen schönen Schulversuch 
mit Stimmgabel unter einer Vakuumglocke. Es ist 45 Jahre her das sie es 
mir demonstrierte. Und hat mich als 9,jährigem damals stark beeindruckt 
und auch etwas geprägt. ;)))
Bezüglich Q ja definitiv.
Namaste
P.S. Ihr Vorbereitungsraum war damals mein zu Hause.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Winfried J. schrieb:
> Mein Mutter Lehrerin Mathe Physik hatte dazu einen schönen Schulversuch
> mit Stimmgabel unter einer Vakuumglocke. Es ist 45 Jahre her das sie es
> mir demonstrierte. Und hat mich als 9,jährigem damals stark beeindruckt
> und auch etwas geprägt. ;)))
> Bezüglich Q ja definitiv.
> Namaste
> P.S. Ihr Vorbereitungsraum war damals mein zu Hause.

Das hätte mir als Kind auch gepasst. In meiner Schule gab es den Versuch 
leider nicht.

Bin ja gespannt wenn das mal alles läuft.


Gruß,
Gerhard

von soundso (Gast)


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Gerhard,

wie schon gesagt, schwingt die Gabel auch im Vakuum. Die Dämpfung wird 
durch das Fehlen der Luft zwar geringer, es bleibt aber die innere 
Dämpfung durch Verlagerungen im Metall (Wanderung von Versetzungen). Sie 
führen je nach Amplitude und Frequenz der Schwingung früher oder später 
zum Ermüdungsbruch. Man kann diese Art der Dämpfung vermindern, indem 
man die Geometrie des Schwingers so gestaltet, dass die Scherspannungen 
gering bleiben und nicht konzentriert auftreten.

Ciao, Hans

von A-Freak (Gast)


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Ich schließe mich an.

Im Vakuum schwingt die Gabel mit höherer Güte als in Luft.

Wenn du höchste Güte erreichen willst dann mußt du außerdem auf die 
Montage vom Stiel achten weil dieser ebenfalls (in Längsrichtung) 
mitschwingt, so wird normalerweise der Holzkasten angeregt auf dem die 
Gabel sitzt. Der Schwingungsknoten dürfte knapp unter der Gabelung 
liegen.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Guten Morgen!

Danke für Eure beiden Antworten. Einiges scheint sich zu kristallisieren 
und neue Aspekte kommen zum Vorschein wie die Ermüdungserscheinung mit 
möglichem Bruch und der Besten Art der Aufhängung des Schwingsystems.

Wahrscheinlich empfielt es sich den Generator mit der geringsten 
akzeptablen Amplitude einzustellen um den internen Verschleiß zu 
minimieren. Ist eigentlich erstaunlich bei so geringen 
Schwingungsamplituden. Andrerseits kann ich mir es vorstellen. Ich nehme 
an man kann die Stressfaktoren berechnen.

Die optimale Aufhängung des Systems macht mir tatsächlich größere 
Sorgen. Da ich praktischerweise auf einen handelsüblichen Schwinger 
zurückgreifen muß, der die Energie am Stil ableitet, muss ich mir etwas 
einfallen lassen um die Dämpfung dort in Maßen zu halten und trotzdem 
ein sehr stabile Montage zu erreichen. Am Knotenpunkt müsste 
eshoffentlich passen. Es kommt darauf an ob eine feste Montage des 
Stiels die Schwingung selber beinträchtigt. Da ich ja die Energie 
elektrisch abgreife spielt dr Stiel hier keine Rolle. Wenn allerdings 
der Stiel steif ist, könnte das ungewollte Auswirkungen haben. Ich nehme 
an wenn der Stiel stabil montiert ist, das System sich dann selber 
longitudinal bewegt. Ob das praktisch Probleme macht wird sich bei der 
Erprobung herausstellen, befürchte ich.

Früher gab es stiellose Stimmgabeln für Generatoranwendungen wie ich an 
Bildern von GR festellen konnte, aber die müsste man heutzutage sich 
selber machen weil die m.W. nicht mehr allgemein hergestellt werden. 
Leider übersteigt das meine mechanische Möglichkeiten, da extreme 
Präzision notwendig ist.

Zeit zum Schlafen zu gehen - es ist schon nach Mitternacht bei mir.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Die Guete sind eigentlich die Verluste. Die Guete ist die Frequenz durch 
die Bandbreite. Ein mechanicher Schwinger schwingt mit Form, 
Elastizitaetsmodul und Dichte. Eine gute Wahl scheint Quarz als 
Biegeschwinger zu sein. Die Guete kann gegen 10^6 gehen.
Die Verluste ... sind zB im Material, und/oder in der Halterung.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Siebzehn Für Fuenfzehn schrieb:
> Die Guete sind eigentlich die Verluste. Die Guete ist die Frequenz durch
> die Bandbreite. Ein mechanicher Schwinger schwingt mit Form,
> Elastizitaetsmodul und Dichte. Eine gute Wahl scheint Quarz als
> Biegeschwinger zu sein. Die Guete kann gegen 10^6 gehen.
> Die Verluste ... sind zB im Material, und/oder in der Halterung.

Danke, aber In diesem Fall muss es ein Stimmgabel Oszillator sein. Das 
Systemkonzept verlangt dies. Ein Quarz mit Teiler geht natürlich im 
Prinzip nur es würde aber am historischen Aspekt des Projekts vorbei 
gehen. Wahrscheinlich werde ich den Umgebungsdruck atmosphärisch 
belassen, aber mit Dessikant im Innenraum und luftdicht abschliessen und 
thermisch zu stabilisieren um konstante Arbeitsbedingungen zu schaffen.


Mfg,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
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