Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Ungewöhnliche Frage: Strombelastbarkeit von M3 Messing Stehbolzen


von TU-Test (Gast)


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Hallo Leute,

ja, es ist eine sehr ungewöhnliche Frage, ich weiß!

Wie gut leiten M3 Stehbolzen Strom?
Ich muss sehr große Ströme (~500A-1000A) über 50mm lange Stehbolzen 
jagen. Jetzt ist aber die Frage, wieviele ich Benötige.

Zum Vorhaben:
Es muss sehr viel Energie kurzfristig  Gepuffert und abgegeben werden.
Hierzu wertden zig Platinen mit Kondensatoren dicht bestückt und per 
(eben diese) Stehbolzen verbunden. Und da diese praktischerweise auch 
gleich als mechanische Stabiliesierung dienen, werden zwei Fliegen mit 
einer Klappe erschlagen.

Es werden übrigens der Einfachheitshalber "normale" 450Vdc Kondensatoren 
anstelle SuperCaps verwendet, da die Caps umständlich balanciert werden 
müssen, was bei dem Strom keinen Spaß macht. Außerdem ist es auch "nur" 
ein Versuch!

Warum:
Das ganze ist für ein el. Versuchsfahrzeug, denn Bremmsenergie entsteht 
in großen Mengen und kürzester Zeit, das unser Batteriesystem diese 
nicht aufnhemen kann. Daher Speichern wir die Bremmsenergie in 
Kondensatoren zwischen und speisen damit unsere "Anfahrhilfe" und laden 
daraus unsere Akkus "gemächlicht" nach...
Umgekehrt, bevor das Fahrzeug aus dem Stand startet wird energie aus den 
Akkus in die Kondensatoren gepumpt um beim Anfahren parallel zu den 
Akkus als Stromquelle zu dienen, was den hohen pulsartigen Entnahmestrom 
aus dem Akku deutlich reduziert. Im kleinen Maßstab haben wir einen 
Versuchsaufbau bereits festgestellt, das unsere Akkus das mind. 3x 
länger halten bzw. länger mit hoher Kapazität zur Verfügung stehen.
(Ist ein "Großes" Versuchsfahrzeug ähnlich eines Trucks ;-)

von spezi (Gast)


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TU-Test schrieb:
> Wie gut leiten M3 Stehbolzen Strom?

Der spezifische Widerstand von Messing beträgt 7e−2 Ohm*mm^2/m

von 123 (Gast)


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Das kann man sich ausrechnen. Wenn du wirklich Messing Material hast, 
dann kannst du dir mit einfachen geometrischen Formeln und dem 
spzifischen Widerstand von Messing ausrechnen welchen Widerstand dein 
Stehbolzen hat. Alternativ verschraubt messen. Dann kannst du dir über 
Widerstand und Strom die Leistung ausrechnen die über den Bolzen 
abfällt. Daraus kann man auf die Erwärmung schließen. Wie belastbar sie 
sind definierst du selbst indem du sagst wie warm die Bolzen werden 
dürfen.

Ich halte das mit den Messingbolzen für keine gute Lösung. Es gibt viele 
Unbekannt (Gewinde, Oxidierung, ...). Wieso nimmst du nicht einfach 
vernünftige Hochstromstecker? Die Bolzen sind Befestigungsmaterial und 
keine Hochstromverbinder !!!

von Stefan F. (Gast)


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Deine eigentliche Frage kann ich leider nicht beantworten.

Hast du berücksichtigt, dass die Spannung, die die Motoren beim Bremsen 
abgeben, deutlich niedriger sein wird, als die Batteriespannung?

> Im kleinen Maßstab haben wir einen Versuchsaufbau bereits festgestellt,
> das unsere Akkus das mind. 3x länger halten

Ich fürchte, dass der Aufbau oder die Messung irgendwo fehlerhaft oder 
unter unrealistischen Bedingungen stattgefunden hat.

Denn wenn die Akkus nun 3x länger halten, würde das ja bedeuten, dass 
ihr zuvor mindestens 75% der Gesamtenergie beim Bremsen verheizt habt 
und weniger als 25% für den Antrieb verwendet habt. Da frage ich mich 
schon, wie es sein kann, dass die Bremsen mehr Energie verheizen, als 
der Motor vorher zum Antreiben aufgenommen hat. Das geht doch gar nicht.

Die Bremsenergie zu speichern und wieder zu verwenden ist dennoch eine 
schöne Idee. Nur ist die Umsetzung auf elektrischem Wege aufwändig und 
mit vielen Wandlungsverlusten verbunden. Ich würde eher einen 
mechanischen Ansatz versuchen, mit Schwungscheibe oder einer 
Spiralfeder.

von thomas s (Gast)


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Die Bolzen leiten den Strom prima, da passiert gar nix. Das Hauptproblem 
sind Kontakte, also hier z. B. der Übergangswiderstand von der 
stromführenden Leitung zum Bolzen, da muss man mit der Größenordnung 
1...5 mOhm rechnen, wenn geschraubt. Deutlich besser wird es, wenn man 
alles verlöten kann, dann bleiben vielleicht 100...500 µOhm. An dieser 
Stelle sei erinnert, dass die Verlustleistung P=I^2*R ist, es lohnt also 
in jedem Fall, über niederohmige (auch über die Zeit) Verbindungen 
nachzudenken.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Berechne den effektiven Querschnitt Deines M3-Bolzens; dank des Gewindes 
ist der kleiner als der eines Zylinders mit 3 mm Durchmesser.

Der Durchmesser eines Kernbohrers für M3 liegt bei 2.5 mm.

Vereinfacht kannst Du also von einem Messingzylinder mit 2.5 mm 
Durchmesser ausgehen, das ist ein Querschnitt von 4.9 mm².

Und schon kannst Du den Widerstand Deines Stehbolzens berechnen.

Der spezifische Widerstand von Messing liegt bei 0.07 Ohm * mm²/m.


Ein Stehbolzen von 1m Länge hat also einen Widerstand von 4.9 * 0.07 
Ohm, das sind etwa 0.34 Ohm.

Bei 1 kA fällt darüber eine Spannung von 340 V ab, was einer umgesetzten 
Leistung von nur 340 kW entspricht ... die Halbwertszeit Deines 
Messingstehbolzens ist unter diesen Bedingungen sehr, sehr kurz.

von TU-Test (Gast)


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Stefan Us schrieb:
> Denn wenn die Akkus nun 3x länger halten, würde das ja bedeuten, dass
> ihr zuvor mindestens 75% der Gesamtenergie beim Bremsen verheizt habt
> und weniger als 25% für den Antrieb verwendet habt. Da frage ich mich
> schon, wie es sein kann, dass die Bremsen mehr Energie verheizen, als
> der Motor vorher zum Antreiben aufgenommen hat. Das geht doch gar nicht.

Also ich meine jetzt mit der 3x nicht die zu entnehmende Energie aus dem 
gelandenen Akku, sondern die haltbarkeit der Akkus, befor diese nurnoch 
70% ihrer Ursprünglichen Nennkapazität aufweisen!
Schuld sind die sehr hohen Strompulse, die durch die Kondensatoren 
abgefangen werden können. Diese schädigen Nachweislich die Akkus

von Stefan F. (Gast)


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Zitat aus Wikipedia: "2007 deckte die Deutsche Bahn acht Prozent ihres 
gesamten Strombedarfs für den Eisenbahnbetrieb durch rückgespeiste 
Bremsenergie"

Die Bahn hat sicher sehr großes Interesse, diese Technologie zu 
optimieren. Trotzdem konnten sie nur 8% raus holen. Ihr habt bei eurem 
Modellversuch jedoch 300% raus geholt. Das ist ein bemerkenswerter 
Unterschied.

von Stefan F. (Gast)


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> Also ich meine jetzt mit der 3x nicht die zu entnehmende Energie
> aus dem gelandenen Akku, sondern die Haltbarkeit der Akkus, befor
> diese nurnoch 70% ihrer Ursprünglichen Nennkapazität aufweisen!

Ach so war das gemeint!

Na dann viel Glück bei eurem Versuch! Melde später mal, wieviel Energie 
ihr dadurch einsparen könnt. Vielleicht schafft ihr ja, es besser zu 
machen, als die Bahn. Das wäre doch super.

von heinz (Gast)


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>Der spezifische Widerstand von Messing liegt bei 0.07 Ohm * mm²/m.

muss das nicht 0.07 Ohm / mm² * m sein?

von TU-Test (Gast)


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@Rufus Τ. Firefly
Danke für die Herleitung!

von Noch einer (Gast)


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> Bei 1 kA fällt darüber eine Spannung von 340 V ab

Bei 4 Bolzen von 50mm Länge eine Spannung von 4,4Volt. Bzw. für einige 
Sekunden 4,4kW.

von M. K. (sylaina)


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TU-Test schrieb:
> Wie gut leiten M3 Stehbolzen Strom?
> Ich muss sehr große Ströme (~500A-1000A) über 50mm lange Stehbolzen
> jagen. Jetzt ist aber die Frage, wieviele ich Benötige.

Also ich würde hier definitiv eine definierte Kupferleitung benutzen. 
Messing geht da ja mal gar nicht, hat doch einen viel zu hohen 
Widerstand.

von TU-Test (Gast)


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Stefan Us schrieb:
> Melde später mal, wieviel Energie
> ihr dadurch einsparen könnt.

Darum geht es in erster linier gar nicht (ist aber ein netter 
Nebeneffekt), sondern um die Lebensdauer der Akkus zu maximieren!

Die Lebensdauer von Nutzfahrzeugen alà Trucks liegt bei über 500.000km. 
Das schafft aktuell kein E-Fahrzeug auf bateriebetrieb.
Bei ~500.000km Lebenszeitraum und theoretischen 250km Reichweite (heute 
Fährt ein Brummi rund 1.000km am Tag = 4x Laden am Tag wäre einige 
ungeplante Zwangspausen (das nur nebenbei)) je Ladung kommt man schon 
bei 2000 vollen Zyklen an.
Neuere Akkus wie LiFePo4 (wie z.B. von A123) schaffen dies, ja sogar 
noch einiges mehr, wenn die Zellen "sanft" behandelt werden. Je 
Stressvoller das Leben, desto weniger Zyklen und/oder Endkapazität steht 
zur Verfügung.

von Tom (Gast)


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Stefan Us schrieb:
> Die Bahn hat sicher sehr großes Interesse, diese Technologie zu
> optimieren. Trotzdem konnten sie nur 8% raus holen. Ihr habt bei eurem
> Modellversuch jedoch 300% raus geholt. Das ist ein bemerkenswerter
> Unterschied.

Die Bahn fährt auch quasi konstant und hält alle 10..30 Minuten mal an. 
Ein bekokster Vertriebler im weißen Audi-Kombi im Berufsverkehr hat 
sicher eine andere Bilanz.

von user (Gast)


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Tom schrieb:
> Ein bekokster Vertriebler im weißen Audi-Kombi im Berufsverkehr hat
> sicher eine andere Bilanz.

made my day

von Noch einer (Gast)


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Irgendwas kann da nicht stimmen.

Wenn du bei 1 Sekunde Bremsung mit 1000A auf 400V auflädst, brauchst du 
2.5F bzw. 2500 Elkos zu je 50Gramm. Ergibt über 100kg? Da können doch 
Abmessung und Gewicht der Zuleitung keine Rolle spielen?

von Peter II (Gast)


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Noch einer schrieb:
> Wenn du bei 1 Sekunde Bremsung mit 1000A auf 400V auflädst

die Frage doch erst mal welcher Generator liefert 400KW?

von S. K. (hauspapa)


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>Der Durchmesser eines Kernbohrers für M3 liegt bei 2.5 mm.
>Vereinfacht kannst Du also von einem Messingzylinder mit 2.5 mm
>Durchmesser ausgehen, das ist ein Querschnitt von 4.9 mm².

Das stimmt so nicht. Ein "Standard" M3 Messingbolzen ist ein 6 Eck mit 
SW5.5

Da kommen schon ein paar qmm mehr zusammen. Strom darüber leiten geht 
durchaus gut.

2x Aber:

Leiterplattenmaterial ist nicht besonders druckbeständig. Einen 
dauerhaft ordentlichen Übergangswiderstand bekommst Du wenn Du 
Einpresskontakte (Würth, Broxing, Erni,...) verwendest.

Messing M3 verträgt nur sehr wenig Anzugsmoment. Ich würde mindestens 
M4, bessser M5 gehen. Die kleinen reissen bei Montage zu schnell ab.

Du solltest dringend nachrechnen ob der elektrische Energieinhalt Deiner 
Kondensatorbank nicht kleiner als die kinetische Energie derselben ist. 
Ich vermute das wird mit Elkos ein Verlustgeschäft. Sprich die 
Zusätzlich anfallende Bremsenergie durch das Kondensatorgewicht müssen 
diese erstmal aufnehmen können.

Eine Beispielrechnung würde mich interessieren.

viel Erfolg
Hauspapa

von Kannitverstan (Gast)


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>Vereinfacht kannst Du also von einem Messingzylinder mit 2.5 mm
>Durchmesser ausgehen, das ist ein Querschnitt von 4.9 mm².

Außendurchmesser z.B. 6 mm: A= pi * (3²-1.5²) mm² = 21.2 mm²

>Ein Stehbolzen von 1m Länge hat also einen Widerstand von 4.9 * 0.07
>Ohm, das sind etwa 0.34 Ohm.

R= 0.07 / 21.2 * 1 Ohm = 3.3 mOhm

von Truckfahrer (Gast)


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Peter II schrieb:
> die Frage doch erst mal welcher Generator liefert 400KW?

das muss dann schon ein truck-truck-truck sein!

von Düsendieb (Gast)


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Wo wollt ihr die Kondensatoren anordnen? Quasi parallel zu den Akkus?
Dann wären die Dinger immer auf Akkuspannung geladen.

Oder wird die Bremsenergie per Bremsshopper da hinein gespeist?

von Yoschka (Gast)


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schau mal bei Würth
WP-SMBU SMD Buchse

von wendelsberg (Gast)


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S. K. schrieb:
> Das stimmt so nicht. Ein "Standard" M3 Messingbolzen ist ein 6 Eck mit
> SW5.5

1. nein, als STEHbolzen werden ueblicherweise die Teile bezeichnet, die 
am runden Schaft oben und unten ein Aussengewinde haben. (Tante Goggle 
meint das auch)

2. TU und dann nicht in der Lage, den Widerstand eines Bolzens zu 
berechnen? Aber mit Leistungen von 400kW umherspielen wollen?

Passt fuer mich nicht zusammen.

wendelsberg

von foo (Gast)


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wendelsberg schrieb:
> 2. TU und dann nicht in der Lage, den Widerstand eines Bolzens zu
> berechnen? Aber mit Leistungen von 400kW umherspielen wollen?
>
> Passt fuer mich nicht zusammen.

Ingenieure werden heute eben auch mit geplanter Obsoleszenz gefertigt.

von Marek N. (Gast)


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Von Odu gibt es Kontakte und Buchsen, die einige Hundert Ampere 
aushalten und kaum größer sind, als drei M3-Bolzen nebeneinander. Sucht 
dir was passendes aus: 
http://www.odu.de/fileadmin/downloadcenter/kataloge/130902_ODU_Katalog_Einzelkontakte_WEB_RZ4.pdf

von wendelsberg (Gast)


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foo schrieb:
> Ingenieure werden heute eben auch mit geplanter Obsoleszenz gefertigt.

Aber doch nicht vor der offiziellen Inbetriebnahme obsolet?

wendelsberg

von OldMan (Gast)


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Warum verbindet ihr die Kondensatorbänke nicht mir so etwas oder 
ähnlichem.
http://www.molex.com/molex/products/family?key=extreme_powermass&channel=products&chanName=family&pageTitle=Introduction&parentKey=power_connectors
Ist aus meiner Sicht stabiler und sicherer im Betrieb. Klar, kostet auch 
mehr
als Messingbolzen.
Wenn Du wirklich an einer TU bist, bekommt ihr die Stecker von Molex 
bestimmt sehr, sehr günstig. Müsst nur einen Aufkleber von denen am 
Truck anbringen.....

von S. K. (hauspapa)


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>1. nein, als STEHbolzen werden ueblicherweise die Teile bezeichnet

Das ist unter Maschinenbauern sicher richtig. Der Kontext legt Nahe das 
der Themenstarter eigentlich 6kant Distanzhalter Messing (vermutlich 
vernickelt) meint. Diese werden im Elektronikbereich gerne mal 
Stehbolzen genannt.

kleines Suchspiel: stehbolzen site:mikrocontroller.net

Bei den Distanzhaltern wird der Strom nicht übers Gewinde geleitet. 
Allein das ist schon ein grosser Vorteil gegenüber "echten Stehbolzen".

schönen Abend
Hauspapa

: Bearbeitet durch User
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