Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verwendung MOSFETs für "digitalen Poti"


von Stephan P. (stevep)


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Hallo,

ich möchte einen "digitalen Poti" bauen. Keinen echten, aber zumindest 
so etwas Ähnliches: Ich habe ein 4-bit Signal und möchte damit die Dauer 
einer 555er-monostabilen Kippstufe steuern.
Eine ähnliche Situation habe ich noch in einer anderen Schaltung: Hier 
verwende ich einen IC (HT12E) der einen internen Oszillator hat dessen 
Frequenz über einen externen Widerstand eingestellt wird. Auch hier habe 
ich ein 4-bit Signal, um die Frequenz dynamisch zu steuern.
In beiden Fällen kommt mir aus einer vorigen Schaltung ein 4-bit Signal 
und ich muss für die nachfolgende Schaltung einen Widerstand 
entsprechend der 4 Bits wählen.
Gleich vorweg: Ich weiß, dass es digitale Poti-ICs gibt, aber die 
scheinen alle mit I2C oder SPI anzusprechen sein und ich habe hier 
keinen Mikrocontroller, sondern nur eine schlichte Logik-Schaltung.

Also habe ich mir grundsätzlich die Schaltung in "digipoti.png" 
ausgedacht:  Je nachdem ob ein BIT high oder low ist, wird durch einen 
n- bzw. einen p-channel MOSFET der Strom durch die eine oder andere Bahn 
geleitet. In den n-channel-Bahn (die für high "zieht") ist ein 
Widerstand in der Größe der Stelle des Bits entsprechend platziert. die 
p-channel-Bahn (die bei low "zieht") lässt den Strom unverändert durch. 
Und das wird entsprechend vier Mal wiederholt. Somit würde z.B. 1001 
(=9) 495 Ohm und 0110 (=6) 330 Ohm ergeben.
Ich weiß, dass die MOSFETs auch einen Widerstand darstellen, aber der 
ist mit 10 Ohm zu vernachlässigen, da ich das später dann im 
Kiloohm-Bereich verwenden möchte. Ich habe hier nur diese Werte gewählt, 
damit diese Schaltung mit der LED am Schluß annähernd einen Sinn ergibt. 
Ein weiterer Grund für MOSFETs ist, dass sie die Spannung der zu 
schaltenden Strecke nur im mV-Bereich reduzieren, was ja nicht 
unwesentlich ist wenn der Strom mal durch einige Transistoren durch 
muss. Und zu guter Letzt wird das alles Batterie-betrieben und da sind 
die MOSFETs wegen des minimalen Stromverbrauchs auch fein.

Ich habe dann begonnen das schrittweise aufzubauen und habe die 
Schaltung "bs170-experiment" auf meinem Steckbrett gemacht. Nun passiert 
Folgendes, was ich nicht verstehe: Wenn ich S2 drücke, dann leuchtet die 
LED, obwohl S3 nicht gedrückt ist. Der rechte MOSFET ist danach kaputt 
(schaltet nicht mehr). Damit habe ich gestern 7 BS170er zerschossen.
By-the-way: Ich habe hier BS170er, weil die am Steckbrett leicht zu 
verwenden sind. Später möchte ich dann BSS123 und BSS84 verwenden. Die 
sind zwar SMDs aber damit kann man ja gut Platz sparen, sie sind sehr 
billig und den BS250 welchen man als Komplementär zum BS170 ansehen 
könnte bekomme ich nirgends. Deshalb habe ich auch nur mal die 
"high"-Strecke gebaut.

Nun bitte ich euch um Hilfe: Versteht wer, warum da überhaupt ein Strom 
geflossen ist? Der rechte BS170 sollte ja sperren, da S3 nicht gedrückt 
war!
Könnte sein, dass es funktionieren wird, wenn ich die "low"-Stecke dazu 
baue? Davon aber unabhängig möchte ich verstehen was hier passiert - und 
nebsbei es mir ersparen weitere MOSFETs zu zerschießen ;-)

von MaWin (Gast)


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Theoretisch geht das so, aber deine BITx Soannungen müssen +15V umd -10V 
zum sicheren ein- und ausschalten betragen (mit LogicLevel MOSFETs +10V 
und -5V).

Daher funktioniert der BS170 test eher nicht.

Nimm lieber Analogschalter wie CD4066 so lange du nur so kleine Ströme 
schalten musst.

von Joe F. (easylife)


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bss84 ist falsch herum

von Stephan P. (stevep)


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Joe F. schrieb:
> bss84 ist falsch herum

Interpretiere ich deine Antwort richtig, wenn du meinst BSS84 schaltet 
von Source->Drain? Schaltet ein p-channel MOSFET nicht die Strecke 
Drain->Source?

von Stephan P. (stevep)


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MaWin schrieb:
> Theoretisch geht das so, aber deine BITx Soannungen müssen +15V umd -10V
> zum sicheren ein- und ausschalten betragen (mit LogicLevel MOSFETs +10V
> und -5V).
>
> Daher funktioniert der BS170 test eher nicht.

Warum? Ich habe aus der Schaltung aus BS170-experiment zuerst die linke 
Seite mit einer LED in Betrieb und das hat super funktioniert. So habe 
ich das Ding schön öfters verwendet.

> Nimm lieber Analogschalter wie CD4066 so lange du nur so kleine Ströme
> schalten musst.

Klingt auch interessant, wobei ich dann noch eine Pendant mit "p-channel 
Eigenschaft" bräuchte. Also einen der bei negativen Strom öffnet.

von Stephan P. (stevep)


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In [[Schalterfunktionalität mit BF245 bzw. BSS123]] habe ich auch 
gelesen dass der BSS83 statt dem BSS123 besser sein soll, weil der ein 
Substrat hat.

Da frage ich mich aber:
- Was ist ein Substrat und was bewirkt es?
- Welches Bauteil wäre dann das p-channel Pendant dazu?

von MaWin (Gast)


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Stephan P. schrieb:
> Warum

Grundlagen der MOSFET Transistoren und real mögliche 
Spannungsverhältnisse in deiner Schaltung.

Die meisten BS170 gehen übrigens wegen ESD kaputt weil man sie anfasst, 
bzw das Gate im eingebauten Zustans verübelt. BS170 gehören zu den 
Bauteilen, wegen der man sagt, MOSFETs sind empfindlich. ICs enthalten 
meist Schutzdioden.

Stephan P. schrieb:
> wobei ich dann noch eine Pendant mit "p-channel Eigenschaft" bräuchte.

Analogschalter sind bidirektional und um zu öffnen bei positiven Signal 
kommt einfach ein Inverter vor den Steuereingang oder ein CD4053 
Umschalter.

Deine Schaltung braucht aber beudes nicht, wenn ein Widerstand durch 
kurzschliessen überbrückt wird, muss man ihn nicht noch razsklemmen 
durch abschalten.

Grundlagen...

von Stephan P. (stevep)


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Stephan P. schrieb:
> aber deine BITx Soannungen müssen +15V umd -10V
>> zum sicheren ein- und ausschalten betragen (mit LogicLevel MOSFETs +10V
>> und -5V).

Ich habe in Ultra low power: MOSFET als Schalter auch gelesen, dass 
der BSS84 erst bei -10V zuverlässig schaltet. Wo im Datenblatt kann ich 
so etwas sehen?

Meine Schaltspannungen sind immer +5V/-5V (oder knapp darunter). Kennt 
irgendwer ein n-/p-Paar, dass mit diesen Spannungen gut schaltet? Im 
Beitrag wird der IRLML2502 als n-channel vorgeschlagen. Da müsste ich 
den passenden p-channel noch heraus bekommen. Ich weiß aber nicht, ob 
der für +5V/-5V richtig schaltet.

von Stephan P. (stevep)


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> Analogschalter sind bidirektional und um zu öffnen bei positiven Signal
> kommt einfach ein Inverter vor den Steuereingang oder ein CD4053
> Umschalter.
>
> Deine Schaltung braucht aber beudes nicht, wenn ein Widerstand durch
> kurzschliessen überbrückt wird, muss man ihn nicht noch razsklemmen
> durch abschalten.

Das klingt gut! Ich werde das so probieren.

> Grundlagen...

Ja, sorry.

von foo (Gast)


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Stephan P. schrieb:
> habe ein 4-bit Signal

Dann machst du dir mit deinem Ansatz das Leben aber unnötig schwer.
Wenn du 4 Widerstände oder Leitfähigkeiten, die 1-2-4-8 gewichtet sind, 
schalten willst, dann nimm doch den 4-fach-Analogschalter CD4066.

Wenn du beliebige andere Wichtungen für die 16 möglichen Stufen 
brauchst, empfehle ich dir einfach zwei der  8-fach Analogmultiplexer 
CD4051 zusammenzuschalten.
Diese ICs sind für Betriebspannungen zwischen 3V..15V geeignet, wobei 
die Eigenschaften der eingebauten MOSFET-Schalter mit zunehmender 
Spannung deutlich besser werden.

Die funktional gleichen Typen, jedoch mit besseren ON-Widerständen gibt 
es als CD74HC4xxx und CD74HCT4xxx.
Diese kannst du verwenden wenn die Versorgungspannung sicher unter 6V 
bleibt. Die HCT-Typen haben eine etwas andere Eingangsschaltung, wodurch 
sie mit TTL-kompatiblem Signalen angesteuert werden können.

von foo (Gast)


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P.S.:
Stephan P. schrieb:
> ch weiß, dass es digitale Poti-ICs gibt, aber die
> scheinen alle mit I2C oder SPI anzusprechen sein

Es gibt auch welche mit eingebautem Zähler, bei denen man nur ein Signal 
für den Takt und ein weiteres für die Richtung liefern muss.

Beachte aber bei diesen "Potis" immer den zulässigen 
Betriebsspannungsbereich!

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