Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Säureaustritt aus Gelbatterie


von Mike (Gast)


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Hallo,

ich habe seit einem Jahr zwei Batterien, Typ Longex Gel mit 136Ah, als 
Pufferspeicher für ein Solarsystem. Die Batterien stehen auf einer 
Konsole, die an einer Betonwand angebracht ist. Gestern fiel mir auf, 
dass der Beton hinter einer der Batterien von einer Art Karies befallen 
ist, er ist stellenweise angefressen und mit einem weissen Pulver 
bedeckt. Es sieht so aus, als ob Säure aus der Batterie ausgetreten und 
zwischen Gehäuse und Betonwand nach unten gelaufen ist. Am 
Batteriegehäuse sind keine Schäden, Aufblähung etc. sichtbar, die 
Spannung ist normal.
Wie kann das sein? Ich dachte immer, dass selbst bei Beschädigung des 
Gehäuses aus Gelbatterien keine Säure auslaufen könne. Oder ist doch 
nicht immer Gel drin, wo Gel draufsteht?

von hinz (Gast)


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Gel heißt ja nur, dass die Schwefelsäure verdickt wurde, üblicherweise 
mit Kieselgel. Wenn die Ladeendspannung zu hoch eingestellt ist, dann 
kann da schon Aerosol durch das Überdruckventil austreten. Übel ist das 
auch wegen des damit verbundenen Wasserverlusts, nachfüllen geht ja 
nicht.

von Der Baupfuscher (Gast)


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ein Auslaufen der Batterien kann man so wohl auch nicht 100% 
ausschliesen, aber halt ich auch für unwahrscheinlich.

Was wohl eher möglich sein könnte, ist das der Beton (warum auch immer) 
an dieser Stelle sehr feucht ist. Die Batterie steht zum Beispiel kühl 
und plötzliche warme Luft entsteht in diesem Raum oder strömt ein. An 
dem Akku kondensiert dann Wasser aus und wenn der direkt auf dem Beton 
steht, kann das Wasser nun nicht so schnellwegtrocknen. Beton enthält je 
nach Qualität Unreinheiten, bei schlechter Qualität kommt es 
möglicherweise zu einer AKR.
Betonkrebs.
Hab eine solitär stehende Aussenmauer mit einer dauerfeuchten Stelle am 
Boden. Da ist genau das gleiche Problem.

Siehe hierzu mal auf Wiki unter
Beton:
--> Alkali-Kieselsäure-Reaktion
Eine kleine Analyse des "Pulvers" wäre hilfreich.

Ich würde die Batterien mal höherstellen, so dass die Schadstelle 
belüftet werden.

von oszi40 (Gast)


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Der Baupfuscher schrieb:
> die Batterien mal höherstellen

Nochmals genauer ansehen, ob sie durch Überladung schwanger sind. Das 
wäre schlecht. Sonst konnte auch irgendwelches Kondenswasser durch 
schlechte Belüftung des Standorts eine Rolle spielen?

Übrigens ist selbst dünne Schwefelsäure ziemlich aggressiv und frisst 
auch mal schnell die Plaste-Deckel von den Säureflaschen weg. Daher 
würde ich den Standort des Akkus so wählen, daß er weniger Schaden 
anrichten kann und eine zusätzliche (Wegwerf-)Pappe zur Diagnose 
dazwischen stellen. Eine zerfressene Pappe ist schneller ausgetauscht 
als eine Wand.

von Icke ®. (49636b65)


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Mike schrieb:
> Ich dachte immer, dass selbst bei Beschädigung des
> Gehäuses aus Gelbatterien keine Säure auslaufen könne.

Doch, das Problem hatte ich schon oft bei USV-Anlagen. Die Gel-Akkus 
neigen bei Überladung zum Aufblähen und platzen auf. Gibt 'ne elende 
Sauerei. Schau mal nach, ob an dem Akku irgendwo Risse sind. Die sieht 
man nicht immer auf den ersten Blick.

: Bearbeitet durch User
von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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ph Papier hinhalten sollte reichen

von foo (Gast)


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Mike schrieb:
> Am
> Batteriegehäuse sind keine Schäden, Aufblähung etc. sichtbar, die
> Spannung ist normal.

Ich vermute auch, dass es sich "nur" um ein Feuchtigkeitsproblem, 
möglicher Weise auch Schimmel, handelt.
Im Übrigen könnte man auch die Schwefelsäure bzw. das Sulfat recht 
einfach nachweisen, sofern dort kein Gips verwendet wurde, der ja 
bekanntlich ein Salz der Schwefelsäure ist.

Hol dir mal ein paar Blättchen pH-Papier (Apotheke, Aquaristik, ebay) 
und wisch die Batterie mit einem feuchten Lappen ab. Anschliessend 
prüfst du ob der Lappen sauer geworden ist.
Wenn dort irgendwo Schwefelsäure herumvagabundiert, wirst du sie anhand 
ihrer stark sauren Eigenschaft leicht in dem Lappen finden.

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Hast Du schon mal die Ladeschlußspannung gemessen?

von Hans Zapf (Gast)


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Zeig mal ein Bild von der Mauer.

von Mike (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

hier mal Bilder von den Batterien und dem Schaden an der Mauer dahinter. 
die Flüssigkeit ist an der Oberseite der rechten Batterie ausgetreten, 
die linke ist trocken. Es handelt sich mit Sicherheit um Säure, Lackmus 
färbt sich rot. Eine Beschädigung oder Wölbung ist nicht sichtbar. Die 
Batteriespannung beträgt 13.92V(rechts) bzw. 13.98V (links). Die Daten 
des Laderegler stimmen mit den angegebenen Daten überein. Allerdings 
betreibe ich sie nicht wirklich zyklisch, da die Stromentanhme sehr 
gering ist. Praktisch immer sind sie voll geladen und der Laderegler 
regelt ab.

Auffällig war, dass bereits bei der Lieferung der Batterie eine geringe 
Menge Säure ausgetreten war (geschätzt 1- 2 mL). Der Lieferant 
versicherte mir, dass dies kein Problem sein.

Am meisten wundert mich, wie aus einer Gelbatterie überhaupt Säure 
auslaufen kann. Hier wird immer mit "völlig auslaufsicher auch bei 
Beschädigung des Gehäuses" geworben.

Gruss
Mike

von foo (Gast)


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Mike schrieb:
> Der Lieferant
> versicherte mir, dass dies kein Problem sein.

Für ihn ist das kein Problem , aber für den Kunden ist das ein 
Gewährleistungsfall.

Natürlich kann der Akku beim Transport beschädigt worden sein, aber auch 
das wäre ein Grund gewesen zu reklamieren.
Nur wird man nach so langer Zeit den Spediteur nicht mehr belangen 
können.  Deren AGB schlkiessen das meist aus.

von foo (Gast)


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P.S.:
Die Gewährleistungsfrist ist ja noch nicht vorüber, und dass du dem 
Verkäufer damals schon den Mangel mitgeteilt hast, wirst du, wegen der 
Beweislastumkehr hoffentlich auch jetzt noch nachweisen können.

Evtl. könnte er eine Nutzungsentschädigung verlangen, aber dem steht auf 
deiner Seite ein Schadensersatzanspruch wegen der ausgetreten Säure 
entgegen.

von Icke ®. (49636b65)


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Mike schrieb:
> Die Batteriespannung beträgt 13.92V(rechts) bzw. 13.98V (links)

Das ist ein bißchen viel für Dauerladung. Gel-Akkus werden i.A. nur bis 
13,6V geladen und auch das Datenblatt deiner Akkus spricht von 
13,6-13,8V

http://www.amumot-shop.de/out/media/LX_12GEL-136.pdf

Die gasen sich langsam zu Tode.

von foo (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Das ist ein bißchen viel für Dauerladung.

Scheint bei die nachts die Sonne?
Das ist ein Solarsystem!

von Icke ®. (49636b65)


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foo schrieb:
> Das ist ein Solarsystem!

...welchem aber kaum Energie entnommen wird:


Mike schrieb:
> Allerdings
> betreibe ich sie nicht wirklich zyklisch, da die Stromentanhme sehr
> gering ist. Praktisch immer sind sie voll geladen und der Laderegler
> regelt ab.

Das kommt einer Dauerladung gleich.

von foo (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Das kommt einer Dauerladung gleich.

Bei den aktuellen  winterlichen Temperaturen kann die gemessene Spannung 
aber trotzdem hinkommen.
Ich glaube mich zu erinnern, daß thermodynamischen Gründen sowohl die 
Gasabscheidung als auch die Elektrodenreaktion einen negativen 
Temperaturkoeffizienten von zusammen etwa -2,2mV/K hat.
Hier werden http://www.basytec.de/ladung/ladung.html zwar -3..-6mV/K 
genannt, aber seis drum.

Wenn wir mit obigen -2,2mV/K und einer aktuellen Temperatur von 
vielleicht +5°C rechnen, so ergibt das bei 6 Zellen eine 
Spannungserhöhung von 0,2V,  und schon sind wir statt der viel 
beschworenen 13,8V (bei 20°C) bei 14V für den Standby-Betrieb.

von Udo S. (urschmitt)


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foo schrieb:
> Wenn wir mit obigen -2,2mV/K und einer aktuellen Temperatur von
> vielleicht +5°C rechnen

Woher weisst du wie kalt es im Keller des TOs ist?

foo schrieb:
> winterlichen Temperaturen
bei uns pendeln die temperaturen in den letzten tagen zwischen 7 und 
14°C.
Aussen!

: Bearbeitet durch User
von Reiner Kasus (Gast)


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Mike schrieb:
> hier mal Bilder von den Batterien und dem Schaden an der Mauer dahinter.
> die Flüssigkeit ist an der Oberseite der rechten Batterie ausgetreten,

Die Rechte ist dann wohl anscheinend geplatzt. Wenn sich da eine 
waagrechte Linie zeigt gibt es sicher einen Riss entlang des Deckels.

Der ist ja auch nur aufgesteckt und verklebt/vulkanisiert/verschmolzen 
wie auch immer das im Details gemacht wird.


> Hier wird immer mit "völlig auslaufsicher auch bei
> Beschädigung des Gehäuses" geworben.


Ist doch auch nicht ausgelaufen, Ueberdruck Spruehnebel.

von Stefan F. (Gast)


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> Die Rechte ist dann wohl anscheinend geplatzt. Wenn sich da eine
> waagrechte Linie zeigt gibt es sicher einen Riss entlang des Deckels.

Oder Flüssigkeit ist oben rechts ausgetreten und dann in Richtung Wand 
gelaufen.

> Am meisten wundert mich, wie aus einer Gelbatterie überhaupt
> Säure auslaufen kann.

Vielleicht wurde sie überfüllt und wegen Thermischer Ausdehnung ist dann 
was ausgetreten.

Ich würde mal die Kapazität kontrollieren/vergleichen. Wenn die batterie 
nicht auffällig schlechter ist, als die andere und keine neue 
Flüssigkeit austritt, würde ich es dabei bewenden lassen. Ansonsten 
umtauschen.

von oszi40 (Gast)


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Stefan Us schrieb:
> Wenn die batterie
> nicht auffällig schlechter ist, als die andere und keine neue
> Flüssigkeit austritt, würde ich es dabei bewenden lassen.

Nix tun wäre schlecht. Wahrscheinlich ist durch Überdruck irgendetwas an 
der Montagestelle des Deckels ausgetreten. Also Ladespannung genauer 
kontrollieren, Laderegler prüfen sowie Garantieansprüche genauer lesen. 
Bei Akkus ist Garantie nicht ewig! Notfalls Pappe dahinter stellen.

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