Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Praktikumszeugnis Bewertung


von Jojo (Gast)


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Hi Leute,
was haltet ihr hiervon:
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Herr *** hat die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt.
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Aufgrund seiner ausgezeichneten Auffassungsgabe arbeitete sich Herr *** sehr schnell und
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erfolgreich in ein Tätigkeitsgebiet ein, wobei er schwierige Aufgabenstellungen sehr schnell erfasst und
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eigene fachliche Vorschläge zu deren Umsetzung machte. Er setzte Arbeitsmittel sehr geschickt und
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effizient ein und erreichte damit eine sehr hohe Produktivität. Seine Berichtheftsführung war vorbildlich.
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Er war ein stets zuverlässiger, ausdauernder und belastbarer Mitarbeiter, der immer auf gute Leistung
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bedacht war. Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war immer vorbildlich, loyal und
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konstruktiv. 
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Die Praktikumszeit mit Herrn *** hat viel Spaß gemacht und wir wünschen ihm für seinen weiteren Lebensweg viel Erfolg.

Vielen Dank für Eure Einschätzung!

von Peter J. (peterji)


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Wenn man so ein Zeugnis ließt, fragt man sich warum am Ende nicht steht, 
dass man auch in Zukunft zusammenarbeiten möchte.

von Jojo (Gast)


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War ein Praktikumszeugnis, bin danach weiter als Hiwi beschäftigt 
worden, das war aber zum Ausstellungszeitpunkt noch nicht klar, ob die 
Mittel frei werden

von Zeus (Gast)


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Der letzte Satz ist wenig professionell. "viel Spaß" ist nichtssagend 
und danach wird dir für deinen "Lebensweg" viel Erfolg gewünscht. 
Üblicherweise gibt des die Abstufung "für die berufliche Zukunft" und 
"für die persönliche und berufliche Zukunft" oder so. Und abschließend 
sollte noch ein Satz kommen dass die dich gerne wieder anstellen würden, 
das ist übrigens unabhängig von der aktuellen Arbeitsmarktsiutation. Da 
kann dann z.b. stehen dass du nach deinem Studium etc. wieder bei ihnen 
vorstellen sollst oder so etwas.

von Zeus (Gast)


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Lies dich mal ein, es gibt dazu massig Informationen.
Außerdem warst du stets auf "gute Leistungen" bedacht. Das ist 
"übersetzt" = "nicht sehr gut = du hast nicht die maximal mögliche 
Leistung erbingen wollen"

von Rob (Gast)


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Hier würde ich (fürs nächste Mal) auch sagen - selbst  mal in die 
Thematik einlesen und einen Entwurf vorlegen, den die nur noch 
unterschreiben. Mir kommt das gut gemeint vor, jedoch nicht wirklich 
glücklich umgesetzt. Die letzten beiden Sätze heben die gute bis sehr 
gute Note von davor fast vollständig auf. Das würde ich nie akzeptieren.

von P. M. (o-o)


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Ich würde nachfragen, ob sie den letzten Satz ändern kannst nach: "Wir 
würden Herrn X jederzeit wieder einstellen und wünschen Ihm für seine 
persönliche und berufliche Zukunft viel Erfolg."

Ansonsten sieht man klar, dass der Ausstellende ein gutes Zeugnis 
ausstellen wollte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Personaler da 
etwas negatives hineinliest - es ist ja hinlänglich bekannt, wie 
nichtssagend solche Arbeitszeugnisse sind.

Arbeitszeugnisse haben heute noch knapp zwei Zwecke:
1. Bei wenig gebildeten Mitarbeitern kann man vielleicht noch die eine 
oder andere verklausulierte Warnung im Zeugnis unterbringen, weil diese 
nicht mit der Zeugnissprache vertraut sind. "War meistens bemüht, die 
ihm übertragenen Aufgaben..." Eine Person mit Fachausbildung aufwärts 
wird hier aber den Braten riechen und eine Änderung verlangen.
2. Falls man tatsächlich ein schlechtes Zeugnis kriegt, so zeigt es 
einfach an, dass irgend etwas im Argen war. Das sagt aber noch kaum 
etwas über den Bewerber aus.

Eine echte Bewertungsfunktion hingegen haben Arbeitszeugnisse heute 
definitiv nicht mehr.

von Besucher (Gast)


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P. M. schrieb:
> Ich würde nachfragen, ob sie den letzten Satz ändern kannst nach: "Wir
> würden Herrn X jederzeit wieder einstellen und wünschen Ihm für seine
> persönliche und berufliche Zukunft viel Erfolg."

Um inhaltlich zur Einleitung zu passen, wäre: Wir bedauern... o.ä.
doch sinnvoll und üblich, oder?

> Ansonsten sieht man klar, dass der Ausstellende ein gutes Zeugnis
> ausstellen wollte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Personaler da
> etwas negatives hineinliest - es ist ja hinlänglich bekannt, wie
> nichtssagend solche Arbeitszeugnisse sind.

Problem ist, dass häufig Leute mit der Auswahl beschäftigt sind,
die nicht oft Zeugnisse lesen müssen, halt weil der Bedarf nicht
da war. Personalfachleute leistet sich nicht jedes Unternehmen.
Welche Schlußfolgerung ein Leser fällt, wird ja in der Regel nicht
diskutiert.

> Arbeitszeugnisse haben heute noch knapp zwei Zwecke:
> 1. Bei wenig gebildeten Mitarbeitern kann man vielleicht noch die eine
> oder andere verklausulierte Warnung im Zeugnis unterbringen, weil diese
> nicht mit der Zeugnissprache vertraut sind. "War meistens bemüht, die
> ihm übertragenen Aufgaben..."

Selbst Kleingeister können heute im Internet Informationen suchen und 
finden.

> Eine Person mit Fachausbildung aufwärts
> wird hier aber den Braten riechen und eine Änderung verlangen.

Sehr wahrscheinlich, aber Änderungen müssen dann u.U. eingefordert
werden und so mancher könnte sich damit überfordern.

> 2. Falls man tatsächlich ein schlechtes Zeugnis kriegt, so zeigt es
> einfach an, dass irgend etwas im Argen war. Das sagt aber noch kaum
> etwas über den Bewerber aus.

Eben, es fehlt die Objektivität. Als ich mal bei einem Akademiker 
angestellt war, musste ich das Zeugnis nachbessern lassen, weil
der Arbeitsbereich, hier: Entwicklungsabteilung, im Zeugnis fehlte.
Zeugnis schreiben war eben nicht so sein Ding gewesen.

> Eine echte Bewertungsfunktion hingegen haben Arbeitszeugnisse heute
> definitiv nicht mehr.

Dann könnte man die ja weg lassen ohne Konsequenzen? LOL

von P. M. (o-o)


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Besucher schrieb:
>> Eine echte Bewertungsfunktion hingegen haben Arbeitszeugnisse heute
>> definitiv nicht mehr.
>
> Dann könnte man die ja weg lassen ohne Konsequenzen? LOL

Genau das könnte man, ja. Der eine Chef ist zu faul, ein Zeugnis zu 
schreiben, so dass er selbst dem grössten Depp ein perfektes 
Musterzeugnis unterschreibt. Der andere will einem guten Mitarbeiter 
noch persönlich eine reinbremsen und macht das Zeugnis so schlecht, dass 
man es gerade noch nicht anfechten kann. Und selbst bei gewissenhaft 
verfassten Zeugnissen können die Massstäbe so unterschiedlich sein - der 
eine schreibt grundsätzlich gute Zeugnisse, wenn keine grossen Probleme 
vorliegen. Der andere nimmt bewusste Abstufungen vor. Dann kommt noch 
das Problem der Codierung und Decodierung. Eine falsche Interpretation 
geschieht hier in nullkommanix.

von Jojo (Gast)


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Sehr interessante Aspekte.

Mein Chef, mit dem ich mich ausgezeichnet verstehe hat mit damals dieses 
Zeugnis ausgestellt und es soll definitiv ein gutes sein. Ich werde 
zusehen, dass der letzte Satz geändert wird, vielen Dank.

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