Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schrittmotor: Welchen Vorteil hat hohe Induktivität?


von 7kdm (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

in den letzten Tagen habe ich mich in das Thema Schrittmotoren 
eingelesen. Allerdings ist mir ein wohl grundlegender Zusammenhang 
verborgen geblieben:

Welchen Vorteil haben Schrittmotoren mit hoher Induktivität gegenüber 
Motoren mit gleichem Haltedrehmoment und niedrigerer Induktivität?

Ich habe bisher nur Informationen zu den Vorteilen niedrigerer 
Induktivität finden können. z.B. ist das Drehmoment über einen größeren 
Drehzahlbereich verfügbar. Die Motorkennlinien auf

http://de.nanotec.com/produkte/497-st5918-schrittmotor-nema-23/

bestätigen dies (einfach mal Kennlininen zu Motoren mit gleichem 
Drehmoment aufrufen). Da allerdings ja auch Motoren mit höherer 
Induktivität angeboten werden, muss es ja irgendeinen Vorteil geben, 
diese einzusetzen?

vielen Dank,
Stefan

von 0815 (Gast)


Lesenswert?

7kdm schrieb:
> Ich habe bisher nur Informationen zu den Vorteilen niedrigerer
> Induktivität finden können.

So ist das. Nicht alles hat Vorteile. Hohe Induktivität geht oft mit 
vielen Windungen und damit geringem Strom in Relation zum Magnetfeld 
einher.

von Georg (Gast)


Lesenswert?

7kdm schrieb:
> muss es ja irgendeinen Vorteil geben

Muss es nicht, die Induktivität ist einfach nicht vermeidbar. Wenn du 
die Anzahl der Windiungen erhöhst, wrid auch das Magnetfeld stärker und 
der Schrittmotor hat ein höheres Drehmoment, aber die Induktivität 
steigt eben auch. Ist alles wie immer ein Kompromiss.

Georg

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Ein Vorteil wäre, dass in den üblichen stromgesteuerten Chopper 
Ansteuerungen der Ripple des Strom auch bei niedriger Schaltfrequenz 
gering bleibt.

Ansonsten sehe ich auch nur Nachteile.

Daher verwendet man üblicherweise lieber Motoren mit wenigen Windungen, 
also niedriger Spannung und Induktivität bei hohem Strom, da sich damit 
dank gringer Induktivität höhere Drehzahlen erreichen lassen, zumal sich 
in der Chopper Stromansteuerung der Strom eh runtertransformiert wie bei 
einem Schaltnetzteil.

von Wolfgang A. (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Daher verwendet man üblicherweise lieber Motoren mit wenigen Windungen,
> also niedriger Spannung und Induktivität bei hohem Strom

Wenn der Motor nur mit niediger Schrittfrequenz arbeiten soll, braucht 
man auch bei mehr Windungen nicht unbedingt eine hohe Spannung, spart 
aber Strom.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang A. schrieb:
> arbeiten soll, braucht man auch bei mehr Windungen nicht unbedingt eine
> hohe Spannung, spart aber Strom.

Da hast du was entscheidendes beim stromchopper nicht verstanden.
Ich schrieb schon, dass er den Strom wie ein Schaltnetzteil 
heruntertransformiert.
Die Stromaufname der Schaltung ust also identisch.

von nixundnul (Gast)


Lesenswert?

a.) Wenn Du mit Chopper betreibst, dann wenig Windungen und mehr Strom. 
Die Spannung wird vom Chopper angepaßt und ist niedriger. (z.B. A4988 
Treiber IC)
b.) Wenn Du einfach nur an Betriebsspannung legst (Schrittsequenz) ohne 
Chopper, dann hohe Spannung und wenig Strom.

Dabei ist a) die bessere Lösung, und bei den Preisen des A4988, ggf mit 
Adapter-Board (-> ebay, suche reprap und A4988) auf jeden Fall 
vorzuziehen.
b) ist die "alte" und technisch einfachere Lösung, hat aber schlechtere 
Laufeigenschaften, insbesondere bei höheren Drehzahlen (>300 min-1)

von Noch einer (Gast)


Lesenswert?

Ausserdem - Motoren mit hoher Induktivität laufen ruhiger, springen bei 
Voll/Halbschritt Ansteuerung nicht so stark. Hat sich mit modernen 
Mikroschrittsteuerungen erledigt.

von 7kdm (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

erstmal vielen Dank für eure Antworten. Anscheinend ist es ja dann doch 
so, wie ich ursprünglich recherchiert hatte.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


Lesenswert?

Die Induktivität hängt ja über den Wicklungsaufbau eng mit dem 
Widerstand zusammen. Darüber kann man den Motor so anpassen, das er viel 
oder wenig Nennstrom hat. Treiber für niedrigen Nennstrom sind natürlich 
preiswerter, erlauben aber (im Vergleich) auch nicht so hohe Drehzahlen. 
Bei Motoren mit 8 Litzen kann man über die Verschaltung der 
Teilwicklungen selbst wählen, welche Betriebsart für die eigene 
Anwendung günstiger ist.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Marek (Gast)


Lesenswert?

7kdm schrieb:
> Da allerdings ja auch Motoren mit höherer
> Induktivität angeboten werden, muss es ja irgendeinen Vorteil geben,
> diese einzusetzen?

Ja, hat es... ggf. indirekt.
Drehmoment kommt (vereinfacht gesagt) vom Rotorfeld mal Statorfeld. Mehr 
Wicklungen im Stator führen zu mehr Feld pro Ampere, dann kommt man bei 
gleichem Statorstrom:
- mit weniger oder billigeren Magnete im Rotor auf gleiches Drehmoment 
(Ferrit vs. Neodym z.B.)
- mit kleinerem bzw. leichterem Rotor auf gleiches Drehmoment (Trägheit)
- mit weniger Strom auf gleiches Drehmoment*)
- ohne Magnete im Rotor (Reluktanzmotor) auf gleiches Drehmoment
- mit weniger Stromripple und somit mit weniger Vibration bei gleicher 
Chopperfrequenz
- ohne Chopper auskommen (da die Impedanz der Wicklung den Strom 
ausreichend begrenzt) - mit allen Nachteilen hat es bei Serie einen 
Vorteil: kosten, zumindest bei der Entstörung der Chopperschaltung.

klar, die Induktivität begrenzt die Schrittfrequenz bei konstanter 
Spannung, aber das muss nicht unbedingt kritisch sein - hängt von der 
Anwendung ab.

*) - klar, chopper, aber chopper macht auch stromabhängige Verluste! Es 
ist nicht gleich gut 10A statt 5A am Ausgang fahren zu müssen.

Prinzipiell dürfte man davon ausgehen, dass ein Motor, mit sonst 
gleichen "Abtriebsseitigen"-Parameter, der eine höhere Induktivität hat, 
ggf. billiger zu bauen ist. Auf einen Einzelpreis darf es sich ggf. 
nicht auswirken, aber bei 100000 Stück ist das ggf. relevant.

Gruß,
Marek

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.