Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Langfristige Haltbarkeit von Trafos


von Ingo E. (ogni42)


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Liebe Foristen,

ich besitze einen ca. 30Jahre alten Ringkerntrafo (2x35V sek., 350VA). 
Den wuerde ich gerne fuer ein Labornetzteil nutzen. Nur frage ich mich, 
ob das angesichts des hohen Alters Sinn macht, oder ob mir das gute 
Stueck bei der ersten groesseren Belastung durchkokelt.

Der Trafo wurde in der Vergangenheit ebenfalls in einem Labornetzteil 
genutzt, in den letzten 10 Jahren aber nicht mehr eingeschaltet. 
Gesamtnutzungsdauer bisher (bei geringer Last (<100VA)): ca. 1000h

Gibt es da irgendwie Erfahrungswerte zur Haltbarkeit/Alterung von 
Ringkerntransformatoren und deren Isolation? Die Glasguugel hat mir 
leider nichts gescheites gezeigt.

von Udo S. (urschmitt)


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Über den Daumen gepeilt: noch mal 30 Jahre. Mindestens.

: Bearbeitet durch User
von Paul Baumann (Gast)


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Hier sind Trafos im Gange, die schon älter sind als ich selbst.
->Keine Probleme

-Macht Dein Trafo noch einen manierlichen Eindruck?
-Hast Du die Möglichkeit einer Isolationsmessung?

Schließe ihn an, sorge auf der Sekundärseite für eine Last, die ihn
von den Parametern gut auslastet und laß ihn in Ruhe vor sich 
hinbrummen.
Miß Spannungen und Ströme und die Temperatur.

MfG Paul

von MaWin (Gast)


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Ingo Elsen schrieb:
> Gibt es da irgendwie Erfahrungswerte zur Haltbarkeit/Alterung von
> Ringkerntransformatoren und deren Isolation

Natürlich, Trafos haben eine Temperaturklasse und halten bei der 
Temperatur dann im Schnitt 10 Jahre.

Die für diese Innentemperatur maximal zulässige Umgebungstemperatur wird 
aufgedruckt, meist Ta 70 GradC, fehlt bei deinem Ringkern wohl.

Wenn der Trafo nur 10 GradC kühler läuft, verdoppelt sich seine 
Haltbarkeit. Bei Raumtemperatur hält er also ewig, altert quasi nicht, 
und in Benutzung lohnt es sich, ihn nicht dauern an der Leistungsgrenze 
und damit Temperaturgrenze zu fahren.

von Ingo E. (ogni42)


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@Paul und @MaWin

vielen Dank fuer Eure Hinweise. Das beruhigt mich erst mal. 
Isolationsmessung kann ich leider keine vornehmen aber der Trafo selbst 
ist in einem Gehaeuse eingebaut, dass kuehl und trocken steht. Die 
Aufdrucke werde ich dann noch mal genau anschauen.

Da der Trafo (und der Kuehlkoerper) eigentlich die teuersten 
Einzelkomponenten beim Netzteil sind ist die Huerde fuer den Neubau 
damit deutlich gesunken.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Ingo Elsen schrieb:
> Nur frage ich mich, ob das angesichts des hohen Alters Sinn macht

Sofern Du den Trafo unter normalen Umgebungsbedingungen aufbewahrt hast 
(nicht im Erdreich vergraben, nicht in einem feuchten Keller, nicht in 
korrosivem Klima wie einem Schuppen am Meer, nicht bei abnormer Hitze) 
ist das Alter des Trafos irrelevant.

Was soll an dem auch altern?

von batman (Gast)


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Naja es gibt ne ganze Menge Kunststoffe, die einem nach 30 Jahren 
entgegenbröseln, wenn man das Gerät öffnet. So ganz sicher kann man sich 
da bei unbekanntem Isolationsmaterial auch nicht sein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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batman schrieb:
> So ganz sicher kann man sich da bei unbekanntem Isolationsmaterial auch
> nicht sein.
Der Draht ist lackisoliert. Lacke kennt man schon lange und sogar auf 
uralten Musikinstrumenten ist noch der Lack drauf.

von batman (Gast)


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Bei manchen Dingen ist aber auch längst der "Lack" ab, im wahrsten 
Sinne. ;)

von Gerald B. (gerald_b)


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Je älter, desdo besser war die Qualität!
Ich habe wärend meiner Armeezeit 89 in einer Motorenwerkstatt nebst 
Ankerwickelei gearbeitet. Dort hatten wir von 1926 einen 100 KW Motor 
von Brown Boverie und Ci. Der bekam laut den Alteingesessenen alle paar 
Jahre neue Lager und dann schnurrte er weiter. Je moderner die Dinger 
waren, desdo anfälliger wurden sie. Die alten Motore konntest du in 
einer Kreissäge mit doppelter Last fahren, das machten die mit.
Neuere Modelle wogen die Hälfte, qualmten aber nach 10 min mit 110% der 
angegebenen Last. Von den Runken mit Aluwicklung, die es mal kurzzeitig 
gab, will ich garnicht erst reden.
Bei Trafos, wie die anderen schon sagten. Wenn das Ding halbwegs dunkel 
und trocken gelagert wurde, ist alles im grünen Bereich. Ölpapier und 
Pertinax sind haltbarer, als so mancher neumodische Kunststoff. Und der 
damals als Tränklack für die Wicklungen eingesetzte Schellack hat eine 
leichte Elastizität und ist so manchem Epoxidharz eine Nasenlänge 
voraus. Ich würde eher einem 30 Jahre alten Trafo, als einem ebenso 
alten Schaltnetzteil vertrauen :-)

von Paul B. (paul_baumann)


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Gerald B. schrieb:
> Je älter, desdo besser war die Qualität!

Ganz grünau.
Das sehe ich ja an mir: Ich bin auch noch nicht kaputtgegangen...
;-)

MfG Paul

von Martin (Gast)


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Früher hat  man  eben alles  um  2x  überdimensioniert da  man
keine Temperatursimulationen  etc  kannte.

Heutzutage  kann man  halt  so eng  dimensionieren
dass bei Nennbetrieb  das  Gerät  nach  Garantiezeit+10%
abkackt.

von Ulrich H. (lurchi)


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Früher war nicht alles besser. Gerade beim Ringkerntrafo ist heute das 
Kernmaterial vermutlich besser (weniger Verlust, weniger 
Magentostriktion) . Allerdings wird das bessere Material heute auch bis 
zu höheren Feldern ausgenutzt - da durch werden die Trafo kleiner und 
billiger, nur der Einschaltstrom wird damit auch größer.

Die Schwachstelle wäre am ehesten die Qualität der Isolierung. 30 Jahre 
sind aber auch noch nicht so alt.

von Harald W. (wilhelms)


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Paul Baumann schrieb:

> Hier sind Trafos im Gange,

...und am Ganges gibts dann noch ältere...
http://www.africancrisis.org/images/Amazing_Zimbabwe_Welding_Plant_2.jpg

von Harald W. (wilhelms)


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Paul Baumann schrieb:

> Das sehe ich ja an mir: Ich bin auch noch nicht kaputtgegangen...

...aber vielleicht ist bei Dir der Lack schon ab...

von Mark S. (voltwide)


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Mir ist nur einmal ein Ringkerntrafo ausgefallen. Aufgrund einer 
Netzüberspannung hatte sich eine Kriechspur gebildet zwischen den beiden 
Primäranschlüssen, die dann leise vor sich hinbrutzelte.

Aber durch dauernde Belastung ist mir noch keiner in die ewigen 
Jagdgründe gegangen.

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