Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Spannung messen, die isoliert vom Rest ist


von Steffen (Gast)


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Hallo Leute,

bitte seid gnädig (bin im ersten Semester).

Ich bastle jetzt das erste mal und bin auf ein Problem gestossen, dass 
ich nicht lösen kann.

Es geht vereinfacht um die Schaltung im Anhang. Wie zu sehen ist der 
Messspannungsteiler galvanisch vom uC getrennt. Jetzt hab ich (mit 
meinen theoretischen Überlegungen) das Problem, dass ich die Spannung ja 
gar nciht messen kann, weil zwei unterschiedliche Bezugspunkte da sind?! 
Richtig? Man kann doch an dieser Stelle einen Optokoppler nehmen, oder? 
Das wäre dann aber teuer. :( Geht das überhaupt? Geht das möglichst 
einfach (hab nur n Steckbrett, paar Cs, ein paar Rs und nen AtMega)?

Danke euch schon mal im Voraus ;)

von Mike A. (Gast)


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Steffen schrieb:
> Wie zu sehen ist der Messspannungsteiler galvanisch vom uC getrennt.

Ganz getrennt ist für Analogsignale nicht sonderlich schön. Was hält 
dich davon ab, den µC auf der anderen Seite der galvanischen Trennung zu 
plazieren und die Messwerte über eine serielle Schnittstelle per 
Optokoppler auf digitalem Weg in die andere Hälft der Welt zu 
übertragen.

Steffen schrieb:
> Man kann doch an dieser Stelle einen Optokoppler nehmen, oder?
> Das wäre dann aber teuer.

Das kommt drauf an, welchen Maßstab du anlegst. Bei einem 
FWW-Optokoppler, z.B. dem 6N137 bist du mit 0,7€ im Geschäft.

von MaWin (Gast)


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Steffen schrieb:
> dass ich die Spannung ja gar nciht messen kann, weil zwei
>  unterschiedliche Bezugspunkte da sind?!

Richtig, GND ist getrennt von GND2

> Man kann doch an dieser Stelle einen Optokoppler nehmen, oder?

Nein, Optokoppler übertragen keine Spannung.

> Das wäre dann aber teuer. :( Geht das überhaupt?

Es geht, aber nur noch teurer als mit einem Optokoppler.

Variante 1: Ein Trafo. Trafos transformieren aber nur Wechselspannung. 
Also musst du deine zu messende Spannung erst mal in eine 
Wechselspannung verwandeln, beispielsweise in dem du durch einen LMC555 
eine Rechteckspannung draus machst, die schickst du in den Trafo, und an 
der Sekundärwicklung des Trafos misst du dann deine Wechselspannung (was 
bei Rechteck einfach ist wenn man zum richtigen Zeitpunkt mit dem 
A/D-Wandler misst).
Leider braucht der LMC555 eine Versorgungsspannung zwischen 1.5V und 15V 
die du aus deiner zu messenden Spannung anteilig erzeugen musst.

Alternative 2: Ein uC auf der zu messenden Seite bestimmt per 
A/D-Wandler die Spanung, wandelt das in ein serielles Signal, und 
schickt das serielle Digitalsignal über einen Optokoppler zum Empfänger, 
wo ein uC das empfängt, der dann gar nicht selber messen muss. Dazu 
brauchst du auch eine Versorgungsspannung auf der Seite, aber der du 
messen willst. Wenn du die nicht per 7805 aus der zu messenden Spannung 
machen kannst, musst du die dort per Trafo (isoliertem DC/DC Wandler) 
zur Verfügung stellen.

von Steffen (Gast)


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MaWin schrieb:
>> Man kann doch an dieser Stelle einen Optokoppler nehmen, oder?
>
> Nein, Optokoppler übertragen keine Spannung.

Was übertragen die dann? Ich dachte, dass das evtl. meine Lösung ist. Es 
gibt doch analoge Optokoppler?!

von Johannes (Gast)


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Eine weitere Möglichkeit wäre ein Isolierverstärker wie der ISO124. Der 
bringt Dir die Analogsignale über die galvanische Trennung.

von Frank K. (fchk)


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Steffen schrieb:
> MaWin schrieb:
>>> Man kann doch an dieser Stelle einen Optokoppler nehmen, oder?
>>
>> Nein, Optokoppler übertragen keine Spannung.
>
> Was übertragen die dann?

Licht. Vorzugsweise Licht an/Licht aus.

> Ich dachte, dass das evtl. meine Lösung ist. Es
> gibt doch analoge Optokoppler?!

Jaaa (gedehnt). Teuer und selten.

Über eine Isolationsbarriere überträgt man normal nur digitale Signale. 
Du musst halt vorher die AD-Wandlung machen.

fchk

von Wolfgang A. (Gast)


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Steffen schrieb:
> Es gibt doch analoge Optokoppler?!
Ärgerlich ist dabei, dass man bei denen viel Aufwand treiben muss, um 
ein konstanten Übertragungsfaktor ("Verstärkung") zu erreichen. Digital 
ist es wesentlich einfacher.

Aber vielleicht verrätst du erstmal, welche Genauigkeitsanforderungen du 
hast und welche Abtastrate du benötigst.

von Amateur (Gast)


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Du musst den Prozess des Messens in zwei Schritte zerlegen.
1. Die Messung auf Potential "A".
2. Die Messwertübertragung zum Potential "B".

In dem Moment, in dem Du eine leitende Verbindung zwischen den zwei 
Potentialen herstellst, ist es aus mit der Trennung. Schon das 
Herstellen eines gemeinsamen Massepotentials erzeugt eine Verbindung.

Zur Übertragung des Messwertes gibt es viele Möglichkeiten.
U.a. Mit Licht (Optokoppler)
     Induktiv (Transformator)
     Funk (433MHz)
     Über eine kapazitive Barriere
     u.s.w.

Kapazitiv und induktiv schaffen aber eine Wechselstromverbindung. Kann 
sein, dass das stört - möglicherweise aber auch nicht.

von Amateur (Gast)


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Noch was zum Thema Optokoppler.

Die in Optokoppler verwendeten Leuchtdioden unterscheiden sich 
prinzipiell nicht von 08/15 LEDs.

Das bedeutet aber die Kennlinien (Helligkeit vs. Strom) sind extrem 
krumm.
Man kann dies zwar, durch entsprechenden Schaltungsaufwand 
zurechtbiegen, aber die Genauigkeit ist meist nicht gerade Umwerfend und 
die Geschwindigkeit leidet. Ganz billig sind die Teile auch nicht.

Darüberhinaus gibt es noch ein paar Lösungen, die die Übertragunsmedien 
verstecken bzw. integriert haben.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Steffen schrieb:
> MaWin schrieb:
>>> Man kann doch an dieser Stelle einen Optokoppler nehmen, oder?
>>
>> Nein, Optokoppler übertragen keine Spannung.
>
> Was übertragen die dann?

Für gewöhnlich Strom. Und weil die Primärseite eine (Infrarot) LED ist, 
muß das zum einen Gleichstrom sein. Und zum anderen ist der Zusammenhang 
zwischen Spannung und Strom auch mit Vorwiderstand eher nicht linear 
(und ohne schon gar nicht).

Auf der Sekundärseite hat man entweder eine Fotodiode, die man wahlweise 
im Kurzschluß (ziemlich linear) betreiben kann. Oder im Sperrbetrieb 
(nichtlinear, aber empfindlicher). Oder es ist ein Fototransistor, der 
auch wieder nichtlinear ist. Und außerdem langsam.

> Es gibt doch analoge Optokoppler?!

Nahezu alle Optokoppler sind analog. Allerdings sind sie weder 
sonderlich linear, noch haben sie eine auch nur ansatzweise 
vorhersagbare Stromverstärkung. Wobei man bei Optokopplern statt von 
"Stromverstärkung" von CTR = current transfer ratio spricht.

Für lineare Anwendungen nimmt man i.d.R. ein Paar Optokoppler, um die 
Nichtlinearitäten wegkompensieren zu können.

Angesichts des Preisverfalls bei µC mit eingebauten ADC ist es meist 
deutlich preiswerter, auf der galvanisch getrennten Seite analog zu 
messen und ein Digitalsignal zu übertragen.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Steffen schrieb:
> Was übertragen die dann?

Licht.

> Ich dachte, dass das evtl. meine Lösung ist. Es
> gibt doch analoge Optokoppler?!

Jaaa, die meisten Optokoppler könnte man auch im Analogbetrieb 
verwenden. Nur solche mit empfängerseitigem Schmitt-Trigger oder gar 
TRIAC würden entfallen. Wie aber schon von den anderen Teilnehmern 
erwähnt, ist das ganze nicht sonderlich linear, was sich aber auch noch 
mit Hilfe einer zuvor aufgenommenen Messkurve linearisieren ließe.

Optokoppler altern, d.h. insbesondere die Leuchtstärke der LED lässt im 
Laufe der Zeit nach. Außerdem ist das Übertragungsverhältnis 
temperaturabhängig.

Für die analoge Signalübertragung gibt es Optokoppler mit zwei 
Fotodioden. Das Signal der einen Fotodiode wird dabei senderseitig in 
den Gegenkopplungszweig eines Verstärkers aufgenommen. Ich empfehle Dir 
einen Blick in die Datenblätter des Avago HCNR200 und Vishay IL300, um 
Dich mit dieser Schaltungstechnik vertraut zu machen, auch wenn Du diese 
Schaltungen für Deine reale Anwendung dann doch nicht verwenden 
solltest. Insbesondere lernt man dabei auch einiges über die Einbringung 
nichtlinearer Elemente in OP-Schaltungen.

Ein gewisser Kompromiss zwischen analoger und rein digitaler Übertragung 
wäre noch die Nutzung von Pulsbreitenmodulation (PWM), bei der zwar mit 
wertdiskreten Zuständen gearbeitet wird, aber die Pulsbreiten analog 
sind. Hierbei muss man aber unbedingt auf die Steilheit der 
Signalflanken achten. Gerade einfache Optokoppler besitzen eine sehr 
starke Asymmetrie zwischen 0->1- und 1->0-Flanke.

Wenn Du etwas lernen willst, empfehle ich Dir durchaus ein paar 
Experimente mit Optokopplern, bei denen Du die Eingangs- und 
Ausgangssignale betrachtest. Für solche Experimente kann man das 
Bezugspotential beider Seiten auch verbinden, um z.B. mit einem normalen 
Oszilloskop zu messen.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang A. (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Wie aber schon von den anderen Teilnehmern
> erwähnt, ist das ganze nicht sonderlich linear, was sich aber auch noch
> mit Hilfe einer zuvor aufgenommenen Messkurve linearisieren ließe.

Mit einer Messkurve wird das wohl nichts. Man braucht das ganze 
Kennliniefeld über Eingangsspannung und Temperatur. Einen Optokoppler 
analog ohne Regelung zu betreiben, hat mit Messen im Sinnen von 
quantitativer Bestimmung eines Wertes eher weniger zu tun.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Wolfgang A. schrieb:
> Andreas Schweigstill schrieb:
>> []

Wenn Du meine Nachricht vollständig gelesen und verstanden hättest, dann 
wüsstest Du, dass ich genau auf die von Dir erwähnten Punkte eingegangen 
war. Durch Dein sehr selektives Zitieren hingegen versuchst Du nur, mir 
das Wort im Mund umzudrehen.

von Stefan F. (Gast)


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Eine einfache Methode zur Messung von Gleichspannungen >2,5V geht so:
1
 
2
          R2       OK2                       R3
3
VCC o---[===]-----|>|---+        +---------[===]-------o VCC (z.B. 5V)
4
                        |        |
5
In o---+                |        |
6
       |                |        +---------------------o >Feedback
7
      |~|               |        |
8
   R1 |_|            ___|___      / OK2
9
       |            |       |    |
10
       +----+-------| TL431 |    |          R4
11
       |    |       |_______|    +---|<|---[===]-------o <Entladen   
12
   C1 ===    / OK1      |        |   OK1 
13
       |    |           |        |
14
- o----+----+-----------+        +---------------------o GND

Die Idee ist folgende: Es wird gemessen, wie lange der Kondensator C1 
sich über R1 auflädt, bis er 2,5V erreicht hat. Dan schaltet der TL431 
die LED des Optokopplers 2 ein, dessen Ausgang das Feedback Signal zum 
Mikrocontroller leitet.

Um die Messung zu starten, wird zunächst der Kondensator C1 mittels 
Optokoppler 1 entladen. Dann schaltet der Mikrocontroller die LED von 
Optokoppler 1 wieder aus und misst die Zeit, bis das Feedback Signal auf 
Low geht. Je höher die Spannung ist, umso schneller geht das.

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