Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wie gefragt ist Bildverarbeitung?


von Tokio Hotel Fan (Gast)


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Hallo,
ich hätte da mal ne Frage an euch!
Ich überlege, zwecks meiner BA etwas in Richtung Bildverarbeitung zu 
machen, damit ich endlich mal C++ lerne, bin da von selbst nie drauf 
gekommen, da ich ehrlicherweise in meiner Freizeit lieber was anderes 
gemacht habe.

Nun wollte ich mal fragen, ob mir einer sagen kann, inwiefern 
Bildverarbeitung zukunftssicher ist im Vergleich zu anderen "grossen" 
Disziplinen der TI / ET, also zb. Antriebe, oder Hochfrequenztechnik.
Es ginge um Berlin.
VG

von MaWin (Gast)


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Tokio Hotel Fan schrieb:
> inwiefern Bildverarbeitung zukunftssicher ist

Auf jeden Fall. Alle zukünftigen Maschinen und Roboter und 
selbstfahrenden Autos benötigen viel viel bessere Bildverarbeitung als 
heute.

von Dampfnilp (Gast)


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Deshalb aber nicht abhaengen. Man benoetigt hunderte solcher Gebiete, um 
als Fachmann durchzukommen.

von Henry G. (gtem-zelle)


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Ist gefragt, da aber nur die Besten! Jobs/Gehalt ist in diesem Bereich 
in Berlin sehr begrenzt. Es rennen ja seit einiger Zeit die Leute in die 
Bildverarbeitung. Da musste halt herausstechen. Und ob die Entwicklung 
für Bildbearbeitung in DE bleibt, ist mehr als fraglich. Sicher ist da 
garnix. Wenn es dich interessiert und es dir Spaß macht, dann mache es! 
Wenn du glaubst, dass du damit beruflich im sicheren Hafen ankommst, 
könnte es ein böses Erwachen für dich geben. Anders gesagt, wenn du 
nicht richtig was auf der Pfanne hast, ist es brotlose Kunst.

: Bearbeitet durch User
von Marx W. (Gast)


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Henry G. schrieb:
> Anders gesagt, wenn du
> nicht richtig was auf der Pfanne hast, ist es brotlose Kunst.

Genau!

von Mark B. (markbrandis)


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Tokio Hotel Fan schrieb:
> etwas in Richtung Bildverarbeitung zu machen, damit ich endlich mal
> C++ lerne

Das eine ist ein Themengebiet, das andere ist eine Programmiersprache. 
Beide sind vollkommen unabhängig voneinander.

von Elektroingenieur mit Ambitionen (Gast)


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BV ist genau mein Thema. Allerdings muss ich dem zustimmen, was oben 
schon anklang: BV gibt es schon ewig und die Zeiten, wo man da abstauben 
konnte, sind lange vorbei. Es wird ja immer mehr von den Herstellern der 
Sensorik und Kamerasysteme selber geleistet. Hintendran hängen nur noch 
ein paar Bibs.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Tokio Hotel Fan schrieb:

> Ich überlege, zwecks meiner BA etwas in Richtung Bildverarbeitung zu
> machen, damit ich endlich mal C++ lerne, bin da von selbst nie drauf
> gekommen, da ich ehrlicherweise in meiner Freizeit lieber was anderes
> gemacht habe.
>
> Nun wollte ich mal fragen, ob mir einer sagen kann, inwiefern
> Bildverarbeitung zukunftssicher ist im Vergleich zu anderen "grossen"
> Disziplinen der TI / ET, also zb. Antriebe, oder Hochfrequenztechnik.
> Es ginge um Berlin.


Bildverarbeitung oder Bilderkennung? Bildver- oder bearbeitung wie bei 
Photoshop und Co. ist reichlich ausgelutscht Millionen wie damals bei 
Kai Krause sind da heute nicht mehr für ein Greenhorn drin.
 Spannend ist noch Bilderkennung, pattern regognition, machine vision 
und so weiter und so fort.

Bilderkennung allein ist kein verkaufbares Produkt, du musst dich also 
umschauen wo Bilderkennung eingesetzt wird. Das sind:

-Automatisierungstechnik (machine vision, Automatische optische 
Inspektion)
-Überwachung (Video survailance, gesichtserkennung)
-Life science (Bildgebende Verfahren, Eye tracker)
-Defense (focal plane seekers)
-automotive (Autonomes Fahren, Laserscanner,lane departure warning 
system)

Wie man sieht ist Bilderkennung ein Thema das sich durch viele Branchen 
zieht. Hinzu kommt das viele der bei Bilderkennung genutzten 
Technologien ( paralleles FPGA-processing, streaming architectur) auch 
für andere Branchen wie telekom zum Rüstzeug gehoren.

In deutschland beschäftigen sich dutzende Firmen mit dergleichen (SICK 
AG, Magna, Hellas, AVT, Baumer Group, ...) Für Berlin wäre wohl "Aglaia 
Mobile Vision" (Jetzt bei Hella) und "SensoMotoric Instruments GmbH" zu 
nennen.
Beides sind typisch Berliner Unternehmen entstanden als StartUp von 
zugereisten Akademikern also ohne jahrhundertaltes Industriefundament 
wie bspw bei der Sick AG oder Bosch. meines Erachtens nicht die besten 
Vorrausetzungen für einen gerecht entlohnten Ingenieursjob.

MfG,

von P. M. (o-o)


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Mark Brandis schrieb:
> Das eine ist ein Themengebiet, das andere ist eine Programmiersprache.
> Beide sind vollkommen unabhängig voneinander.

Und deshalb ist es eine gute Kombination. Du lernst zwei verschiedene 
Dinge, auf zwei verschiedenen "Ebenen". Ingenieure sollen ja nicht nur 
die "hohe Ingenieurskunst" (in diesem Fall die Bildverarbeitung) 
beherrschen, sondern auch das fachliche "Handwerk" (in diesem Fall C++). 
Ich würde immer darauf achten, dass solche Studienprojekte beides 
beinhalten. So bildet man sich zu einem Ingenieur, der das Fach versteht 
und sein Wissen auch in der Praxis verwenden kann.

Noch ein Hinweis zu C++: Wer einmal in irgend einer Sprache 
programmieren kann, der lernt jede weitere Programmiersprache fast 
on-the-fly. Für C++ gilt das nicht. C++ bietet einen so grossen Satz an 
zusätzlichen Möglichkeiten und Paradigmen, dass es auch für gute 
Programmierer eigentlich obligatorisch ist, sich 1, 2 Bücher über die 
fortgeschrittenen Konzepte einzuverleiben. Ansonsten kann man ziemlich 
auf die Schnauze fallen oder zumindest die Sprache kaum zweckmässig 
einsetzen. (Und ich hielt mich für einen unglaublichen Programmierheld, 
aber C++ machte mich dann mal wieder ziemlich bescheiden ;-) )

von Fpgakuechle K. (Gast)


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P. M. schrieb:
> Mark Brandis schrieb:
>> Das eine ist ein Themengebiet, das andere ist eine Programmiersprache.
>> Beide sind vollkommen unabhängig voneinander.

> Noch ein Hinweis zu C++: Wer einmal in irgend einer Sprache
> programmieren kann, der lernt jede weitere Programmiersprache fast
> on-the-fly. Für C++ gilt das nicht. C++ bietet einen so grossen Satz an
> zusätzlichen Möglichkeiten und Paradigmen, dass es auch für gute
> Programmierer eigentlich obligatorisch ist, sich 1, 2 Bücher über die
> fortgeschrittenen Konzepte einzuverleiben. Ansonsten kann man ziemlich
> auf die Schnauze fallen oder zumindest die Sprache kaum zweckmässig
> einsetzen. (Und ich hielt mich für einen unglaublichen Programmierheld,
> aber C++ machte mich dann mal wieder ziemlich bescheiden ;-) )

Wobei ich anfügen muß das bei der Kern der Algorithmen für die 
Bilderkennung etc. in C oder wenn man so will "in VHDL geschrieben" wird 
(jedenfalls die Projekte die ich genauer kenne). Das Userinterface in 
C++ aber die ganze sensoransteuerung, bildvorverarbeitung, Segmentierung 
etc alles in plain C oder aus Simulink generiert.
Kann heute anders sein, aber es ist schon wichtig das 
Programmierfähigkeiten nicht zum selbstzweck werden. Es interessiert nur 
oberflächlich ob man den Schwarzern Gürtel in OOP und dem Lotusorden der 
erleuchteten C++-Coder angehört, wichtig ist das man in der Lage ist ein 
marktfähiges Produkt mitzuentwickeln.

MfG,

von Christian B. (casandro)


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Fpga Kuechle schrieb:
> -Automatisierungstechnik (machine vision, Automatische optische
> Inspektion)
> -Überwachung (Video survailance, gesichtserkennung)
> -Life science (Bildgebende Verfahren, Eye tracker)
> -Defense (focal plane seekers)
> -automotive (Autonomes Fahren, Laserscanner,lane departure warning
> system)

Da sieht man leider auch das Problem mit solchen interessanteren 
Bereichen, Geld kann man damit fast nur dort machen, wo es um die 
Unterdrückung oder das Töten von Leuten geht.

Mein Tipp, wenn Dich das Thema interessiert, arbeite Dich darin ein. Es 
ist unsinnig einem "Bedarf" nach zu hetzen der sich bis da hin eh 
geändert hat.

von DrTech (Gast)


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Christian Berger schrieb:
> Da sieht man leider auch das Problem mit solchen interessanteren
> Bereichen, Geld kann man damit fast nur dort machen, wo es um die
> Unterdrückung oder das Töten von Leuten geht.
Nicht ganz , eigentlich nicht!

Gilt für den Bereich nicht:

Christian Berger schrieb:
>> -Automatisierungstechnik (machine vision, Automatische optische
>> Inspektion)

Durch verschiedene IBNs als Ing. damals konnte ich einige Bereiche 
kennenlernen, hier zwei praktische Beispiele:

Machine vision:
-Stahlproduktion: erkennen von Produktionsungenauigkeiten in der 
Automation, Temperaturen nach Schmelzprozess etc.
-Intralogistik: erkennen von Packstücken (Anzahl z.B, Grösse) am 
Förderband.

Ist dann sicher auf Verpackungsindustrie etc. ähnlich anwendbar.

Im Bereich industrielle Automation/Sensorik  gibt es da schon 
Möglichkeiten!

von P. M. (o-o)


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Fpga Kuechle schrieb:
> Es interessiert nur
> oberflächlich ob man den Schwarzern Gürtel in OOP und dem Lotusorden der
> erleuchteten C++-Coder angehört, wichtig ist das man in der Lage ist ein
> marktfähiges Produkt mitzuentwickeln.

Die Fähigkeiten im Software Engineering werden in ET-Kreisen IMHO immer 
noch vernachlässigt. Wenn es um Leiterplattendesign oder digitale 
Synthese geht, so wird viel Wert darauf gelegt, dass man es ordentlich 
macht und sich an zahllose "best practices" hält, bei Software hingegen 
gilt oft noch "es muss einfach irgendwie laufen". Da herrscht teilweise 
einfach noch die Kultur der Leute, die in den 80ern/90ern mit ein 
bisschen Computerkenntnissen gross rausgekommen sind. Hier wird aber 
sicher ein Umdenken einsetzen, da der Anteil an Software in 
elektronischen Systemen stetig steigt und in immer mehr Firmen einen 
kritischen Punkt überschreiten wird, wo einem die Software um die Ohren 
fliegen wird, wenn man sie nicht genau so sauber plant wie die Hardware. 
Ich denke hier z.B. auch an Sicherheitsaspekte durch immer höhere 
Vernetzung.

von peter83 (Gast)


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P. M. schrieb:
Hier wird aber
> sicher ein Umdenken einsetzen, da der Anteil an Software in
> elektronischen Systemen stetig steigt und in immer mehr Firmen einen
> kritischen Punkt überschreiten wird, wo einem die Software um die Ohren
> fliegen wird, wenn man sie nicht genau so sauber plant wie die Hardware.
> Ich denke hier z.B. auch an Sicherheitsaspekte durch immer höhere
> Vernetzung.

klar man denke nur an Industrie 4.0, wenn die immer stärker einsetzt und 
auch die Industrieprozesse immer stärker ans Web gekoppelt werden..

von Top .NET-Entwickler (Gast)


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Tokio Hotel Fan schrieb:
> damit ich endlich mal C++ lerne

Bildverarbeitung wird heute in C# geschrieben. C++ ist bald Schnee von 
gestern.

von MaWin (Gast)


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Top .NET-Entwickler schrieb:
> Bildverarbeitung wird heute in C# geschrieben.

LOL. Es muss ein Troll sein. WIE untauglich C#(.NET) dafür ist, sieht 
man an Paint.NET, ein erbärmlicher Abklatsch von PaintShop.

von nicht"Gast" (Gast)


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MaWin schrieb:
> LOL. Es muss ein Troll sein. WIE untauglich C#(.NET) dafür ist, sieht
> man an Paint.NET, ein erbärmlicher Abklatsch von PaintShop.

Du magst ja vielleicht Recht haben, was den Troll betrifft.

Du liegst nur Falsch bei Paint.Net. Das will keine Konkurenz zu 
PaintShop sein, sondern ein besseres Paint (das bei Win mitgeliefert 
wird).

Ich finde, es macht seinen Job ziemlich gut.

von guest (Gast)


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Fpga K. schrieb:
> Wie man sieht ist Bilderkennung ein Thema das sich durch viele Branchen
> zieht. Hinzu kommt das viele der bei Bilderkennung genutzten
> Technologien ( paralleles FPGA-processing, streaming architectur) auch
> für andere Branchen wie telekom zum Rüstzeug gehoren.

Da gebe ich dir recht, eventuell kommt auch was mit GPUs zum Einsatz 
(CUDA z.B.). Aber C++ kannst du auch noch für z.B. Embedded Systems... 
einsetzen. Vermutlich wirst du auch Matlab verwenden, was dann auch für 
"normale" Signalverarbeitung geeignet ist. Außerdem hast du im Studium 
doch nicht nur Bildverarbeitung gemacht, die BA ist ein (wichtiger) Teil 
im Studium und soll im Idealfall natürlich die Verbindung zu einer 
späteren Entwicklerstelle realisieren. Wenn du aber z.B. noch einen 
Master machst oder im Praktikum/Werkstudent/... was anderes gemacht 
hast, kannst du dich natürlich auch auf andere Stellen bewerben. Ich 
denke NUR Stellen als Entwickler im Bereich Bildverarbeitung dürften 
nicht so viele da sein, aber wenn du noch auf FPGA, Signalverarbeitung 
und so. dich ausdehnst, sollten genügend Stellen da sein (entsprechende 
Noten, Praktikas/Werkstudent... vorausgesetzt). Falls du noch Master 
machst und dann in der Masterarbeit doch was anderes, ist dass auch kein 
Problem. ABER: Du sollst das machen was dir Spaß macht und dich 
interessiert, andernfalls wirst du nicht die bestmögliche Leistung 
abliefern. Ansonsten: Rüstungsfirmen (MBDA, Diehl, Airbus DS) haben auch 
eine gewisse Nachfrage denke ich

von Autor (Gast)


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Cognex

von X. O. (overflow)


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Sich als Einstieg ins Thema mal OpenCV anzusehen, auch um zu verstehen 
welche Algorithmen in den intelligenten Kameras laufen schadet bestimmt 
nicht.
Bildverarbeitung lässt sich praktisch überall einsetzen. Und C++ lernst 
du dann nebenbei. ;)

von MaWin (Gast)


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nicht"Gast" schrieb:
> Das will keine Konkurenz zu PaintShop sein

Es ist ein 1:1 Klon, nur 100 mal grösser und langsamer.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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guest schrieb:
> Fpga K. schrieb:
>> Wie man sieht ist Bilderkennung ein Thema das sich durch viele Branchen
>> zieht. Hinzu kommt das viele der bei Bilderkennung genutzten
>> Technologien ( paralleles FPGA-processing, streaming architectur) auch
>> für andere Branchen wie telekom zum Rüstzeug gehoren.
>

> Da gebe ich dir recht, eventuell kommt auch was mit GPUs zum Einsatz
> (CUDA z.B.). Aber C++ kannst du auch noch für z.B. Embedded Systems...
> einsetzen.

Ne gerade beim System mit dem ich vor ca. 10 Jahren in die 
FPGA-Bildverarbeitung eingestiegen bin (FPGA mit Softcore 32 bit 
mucrocontroller und Linux) wurden die Gesichter lang als man die 
fehlende C++ Unterstützung bemerkte. GPU wie im Gaming Bereich ist da 
auch nicht, dafür ist der FPGA zuständig und auch der wird nicht in C++ 
programmiert.

> Vermutlich wirst du auch Matlab verwenden, was dann auch für
> "normale" Signalverarbeitung geeignet ist.

Ja,nein. Mathlab wird viel zum Algorithmen austesten eingesetzt auch bei 
Smart Cameras. Zum Einsatz im gerät kommt vielleicht von Matlab 
genrierter Code (C,VHDL) wobei ich hinsichtlich der Effizienz des 
FPGA-designs skeptisch bin. Wer da nur Matlab kann und keine Erfahrung 
mit FPGA-interna hat fällt da schnell wie Herr Schildkröt auf den 
Rücken.


> Ansonsten: Rüstungsfirmen (MBDA, Diehl, Airbus DS) haben auch
> eine gewisse Nachfrage denke ich

Ja, aber aber in MIL und Avionik setzt man kein c# ein. Da ist eher ADA 
gefragt und viel Erfahrung im Bereich sichere Software schreiben und 
Systeme konzipieren.

von Jojo S. (Gast)


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MaWin schrieb:
> LOL. Es muss ein Troll sein. WIE untauglich C#(.NET) dafür ist

C# wird sehr wohl in industrieller BV eingesetzt, auch in kritischen 
Prozessen mit 24/7 Laufzeit. Viele Lieferanten von Kameras liefern in 
ihren SDKs gleich C# Wrapper mit, der Kern ist oft C/C++.
Aber die Programmiersprache ist nur das Werkzeug dessen Umgang man 
erlenen kann. BV ist sehr anspruchsvoll weil man insgesamt (viel) 
Grundwissen in Mathe, Physik, E-Technik und Informatik mitbringen muss.
Wenn man solche Grundlagen hat und aus der Informatik kommt lohnt es 
sich zur Spezialisierung mit Bibliotheken wie OpenCV, Halcon oder CVB zu 
Beschäftigen. ZB geometrische Formen in einem Bild zu suchen: da merkt 
man schnell wie schwierig es ist robuste Algorithmen zu finden wo das 
für Auge/Gehirn so einfach ist.

von Elektrickser (Gast)


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Henry G. schrieb:
> Es rennen ja seit einiger Zeit die Leute in die
> Bildverarbeitung.

Das ist (leider) war. Ich habe vor 15 Jahren angefangen mit 
Bildverarbeitung auf Kamerabasis, z.B. Objekterkennung in C zu 
entwickeln, dann kam Radar und Ultraschall-Detektion. Damals gab es 
einen gewaltigen Bedarf an Fachkräften, weil es an den Unis noch nicht 
so viel Speziallehrstoff gab. So vor 10 Jahren hat es angefangen, dass 
die Hochschulen vermehrt sowas angeboten haben und seit 5 Jahren sehe 
ich, dass viele auf den Markt drängen, die da Erfahrung haben.

Insgesamt hat sich der Bedarf nach meiner subjektiven Einschätzung etwa 
verdreifacht. Die Zahl der Leute im Markt, die da was machen ist aber 
sicher verzehnfacht und bei den Absolventen, die da was können ist eher 
ein Faktor 100!

Um es genau zu nehmen, machen heute alle ein bischen BV, wobei es sicher 
die meisten nicht vertiefen.

Bildverarbeitung ist heute ein Allerweltsthema.

Ausserdem wird heute viel in die Kameras verlagert und die kommen oft 
aus dem Ausland oder werden zugekauft. Da ist alles schon drin. Ich sehe 
da eher einen stagnierenden Bedarf auf hohem Niveau aber keine 
Steigerung. Und: Der Bedarf an Leuten ist komplett gesättigt.

Heute kann im Gegensatz zu damals, praktisch jeder Student 
C-Programmieren, viele sogar auch schon Perl und Python, um es auf 
highlevel verarbeiten und in Datenbasen schieben zu können. Da gibt es 
kaum noch Lücken.

Gebraucht werden Leute eigentlich nur, wenn einer wieder aus der 
Entwicklung aufhört und ersetzt werden muss. Mittelfristig sehe ich da 
Rückgang.

Ich mache seit einiger Zeit Nanoskopie, da gibt es noch einige 
unerledigte Themen und wenig Nachkommer, die schon von den Hochschulen 
was mitbringen.

von Elektrickser (Gast)


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Ach so: Die Studiengänge dazu sind Photonik, Photospektrometrie, 
Nanotechnik und Mikrotechnologie. So jedenfalls werden sie bei unserer 
Uni deklariert. Da geht es um Höchstfrequenztechnik, Laser und 
Mikrowellen als Basis für neue Technologien. Eben alles, was mit neuen 
Materialien zu tun hat und neue Pforten öffnet. Da braucht man dann 
Physikverständnis, um ein Bild rauszuholen und es gibt noch keine 
Fertiggeräte, die sowas können oder gar Massenware.

von guest (Gast)


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Fpga K. schrieb:
> Ja, aber aber in MIL und Avionik setzt man kein c# ein. Da ist eher ADA
> gefragt und viel Erfahrung im Bereich sichere Software schreiben und
> Systeme konzipieren.

Habe auch nicht gesagt, das C# dort eingesetzt wird. Generell ist VHDL 
sicher sehr sinnvoll zu lernen, weil FPGAs gerade bei Signalverarbeitung 
mit ihren DSP-Slices effizient einsetzbar sind. GPUs nimmt man durchaus 
für Bild/Signalverarbeitung  (z.B. siehe auch 
http://www.nvidia.de/object/tesla-gpu-medical-imaging-de.html). FPGAs 
sind halt flexibler weil du selbst entscheidest wie hoch der 
Parallelisierungsgrad ist (limitiert nur durch Hardwaregröße).

von M. B. (Gast)


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Elektrickser schrieb:
> Bildverarbeitung ist heute ein Allerweltsthema.

Offenbar gibt es Bildverarbeitungsexperten wie Sand am Meer! Habe mich 
vor einigen Wochen bei der Advanced Realtime Tracking in Weilheim 
beworben, einer Firma, bei der ein Mitarbeiter auf einer Bewerbermesse 
fast schon flehend bedauerte, dass sie einfach kein Fachpersonal finden 
können, weil es in Deutschland angeblich so wenige gute ausgebildtete 
Ingenieur gibt und dann nach längerer Zeit folgende Absage im 
Postkasten:

**********************************************************

Sehr geehrter Herr B., wir danken Ihnen für Ihre Bewerbung bei ART!

Aufgrund der Vielzahl der eingegangenen Bewerbungen mussten wir eine 
Vorauswahl treffen. Trotz Ihres eindrucksvollen Lebenslaufs und Ihrer 
hervorragenden Qualifikationen erfüllen Sie leider nicht ganz unser 
Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle.

Deshalb können wir Ihre Bewerbung leider nicht weiter berücksichtigen.

Wir bitten gleichermaßen um Ihr Verständnis für die Absage, wie für die 
lange Bearbeitungszeit.

Bei Ihrer weiteren Stellensuche wünschen wir Ihnen viel Erfolg.

***********************************************************

Wir halten also fest:

1) Es gibt keinen Ingenieurmangel
2) es gibt keinen Mangel an Bildverarbeitungsexperten.
3) Selbst spezialisierte Bildverarbeitungsfirmen haben so derart viele 
Bewerbungen auf dem Tisch, dass sie ein Vorauswahl treffen müssen, damit 
der arme Abteilungsleiter nicht 50 Bewerbungen von gleich guten Leuten 
lesen muss.

Und gut müssen die Leute sein, weil sie ja offenbar die Kriterien der 
Firma erfüllen, während Ich das, mit meinen 15 Jahren 
Bildverarbeitungskonwhow  nicht kann.

Folgt man der Absage objektiv, dann haben sich also allein bei der Firma 
ART geschätzt 20 Bildexperten mit wenigstens 16 Jahren Berufserfahrung 
beworben.

Nein, wir haben wirklich keinen Ingenieurmangel.

von Peter (Gast)


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Bitte dein anschreiben posten, damit wir einschätzen können ob es daran 
lag. Foto mit langen haaren oder lebenslauf schlecht?

von Henry G. (gtem-zelle)


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Peter schrieb:
> Bitte dein anschreiben posten, damit wir einschätzen können ob es daran
> lag. Foto mit langen haaren oder lebenslauf schlecht?

Hallo Ordner! :-)

von SW I. (sw-ing)


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Die Bildverarbeitung wandert immer mehr in die Informatik, insbesondere 
wegen maschinellem Lernen. Da kommt man als Etechniker nicht mehr so 
weit wie früher, außer man hat sich damit auseinandergesetzt.

Außerdem ist CV ziemlich spannend und daher unter den Studenten ziemlich 
beliebt, daher vermutlich auch viele Absolventen in dem Bereich. Ich 
habe auch vor einigen Jahren versucht in der Bildverarbeitung zu 
bleiben, nachdem ich als Student damit gearbeitet habe, aber es gab 
relativ wenig Jobs in dem Bereich in Deutschland (Süden) und wenn dann 
oft mit phd. War mir dann aber zu blöd und hab mich für eine andere 
Richtung entschieden.

von G. P. (gpnt)


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Fpga K. schrieb:
> Bildverarbeitung oder Bilderkennung? Bildver- oder bearbeitung wie bei
> Photoshop und Co. ist reichlich ausgelutscht Millionen wie damals bei
> Kai Krause sind da heute nicht mehr für ein Greenhorn drin.
>  Spannend ist noch Bilderkennung, pattern regognition, machine vision
> und so weiter und so fort.


Achtung. BildVERarbeitung != BildBEarbeitung.
Bildverarbeitung ist einfach gesagt Signalverarbeitung mit ein paar mehr 
Dimensionen (z.B. Höhe, Breite, Rot, Grün, Blau).
Wenn es dann um das Erkennen von Mustern in den Signalen geht, sprechen 
wir von der Bilderkennung. Ist also ein Teilgebiet der Bildverarbeitung.

von Datenablecker (Gast)


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Der Kamerahersteller hier sucht nur Dödel für Frontendprogrammierung in 
Qt, Leute mit BV-Wissen bewerben sich dort ungefragt massenhaft, deshalb 
schreibt man entspr. Stellen schon gar nicht mehr aus. Der REst sind 
Praktikaten und Stellen für Absolventen die ne Abschlussarbeit dort 
machen wollen und dann auch mehr Anwendernah und wenig technisch 
Grundlegend oder anspruchsvoll.

Das Thema ist sowas von ausgelutscht, höchstens noch per AI und dort 
wirds ähnlich laufen: Es werden sich ein paar Libs etablieren und man 
wendet das Zeug nur noch an, von ein paar Spezialanwendungen mal 
abgesehen wo man noch 'von Hand' rangeht, dafür gibts dann immer noch zu 
viel Personal mit dem man konkurriert.
Von solchen Themenfeldern die schnell in "Bibliothekenwissen" zementiert 
werden hält man sich konsequent fern, da ist nur in den Anfangszeiten 
mit Geld zu verdienen wenn man zur richtigen Zeit in der richtigen Firma 
anfängt, ansonsten ist das Thema schnell Mainstream und kann von jedem 
Dödel mit Highlevellibs erschlagen werden.

Mach lieber was langweiliges das aber länger bestand hat und richtig 
Schotter für bezahlt wird, das ist ausschliesslich Unternehmens-IT oder 
B2B. Da sitzt das Geld und wird schnell ausgegeben auch für schon mal 
eher zweifelhafte Produkte.

von Bildverarbeiter (Gast)


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G. P. schrieb:
> Ist also ein Teilgebiet der Bildverarbeitung.
Die Bild-BE-Arbeitung ist aber eine Voraussetzung für die Verarbeitung, 
die Erkennung und Manipulation, sowie Extraxtion von Daten und damit 
auch ein Teilgebiet.

von Qwertz (Gast)


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SW I. schrieb:
> War mir dann aber zu blöd und hab mich für eine andere Richtung
> entschieden.

Welche denn?

von SW I. (sw-ing)


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Qwertz schrieb:
> Welche denn?

Machine Learning.
Ist zwar auch für Computer Vision relevant, aber ich bin eher im 
Webumfeld unterwegs. Da gibt es auch wesentlich mehr Jobs und 
ansprechendere Firmen.

von Joe J. (j_955)


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Schön, das jmd. mal dieses Thema wieder aus der Senke geholt hat.
Da bei mir im näheren Umfeld einige Firmen das Kerngeschäft darin haben, 
Kamerabasierte Systeme oder Sensoren zu bauen, habe ich mich auch schon 
gefragt, ob ich die Weichen neu stellen sollte. Ich gehöre persönlich 
zur E-Techniker Spezies.

Es sind einige, nicht ganz von der hand zu weisende Argumente aufgezählt 
worden.

: Bearbeitet durch User
von Stichprobe (Gast)


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https://de.indeed.com/jobs?q=bildverarbeitung+or+opencv+or+computer+vision&l=Berlin

2643 Stellen in Berlin für die Suchebegriffe: Bildverarbeitung, OpenCV 
und Computer Vision.

von Kest (Gast)


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Fpga K. schrieb:
> In deutschland beschäftigen sich dutzende Firmen mit dergleichen (SICK
> AG, Magna, Hellas, AVT, Baumer Group, ...) Für Berlin wäre wohl "Aglaia
> Mobile Vision" (Jetzt bei Hella) und "SensoMotoric Instruments GmbH" zu
> nennen.

SMI ist schon seit einem Jahr nicht mehr da -- Apple sei dank. 
Wahrscheinlich sind die ganzen Teltower Ings jetzt in Cupertino :-D

Kest

von SW I. (sw-ing)


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Stichprobe schrieb:
> 2643 Stellen in Berlin für die Suchebegriffe: Bildverarbeitung, OpenCV
> und Computer Vision.

Hast du dir die Ergebnisse mal angeschaut?
End weder man sucht richtig oder gar nicht.

von G. P. (gpnt)


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Bildverarbeiter schrieb:
> G. P. schrieb:
>> Ist also ein Teilgebiet der Bildverarbeitung.
> Die Bild-BE-Arbeitung ist aber eine Voraussetzung für die Verarbeitung,
> die Erkennung und Manipulation, sowie Extraxtion von Daten und damit
> auch ein Teilgebiet.

Ich verstehe unter BildBEarbeitung das manuelle Editieren von Fotos mit 
Photoshop usw. Also das, was Fotografen machen, wenn sie ihre Models ein 
bisschen pimpen möchten.
BildVERarbeitung ist das, was maschinell passiert. Also Algorithmen, die 
ein Bild auf bestimmte weise aufbereiten (durch Filterung etc), um 
anschließend darauf Dinge zu erkennen (durch Machine Learing etc).

Natürlich, auch Photoshop enthält bestimmte 
BildVERarbeitungs-Algorithmen, aber um die kümmert sich der 
SW-Entwickler bei Adobe und nicht der Fotografenhansel.

von Stichprobe (Gast)


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SW I. schrieb:
> Stichprobe schrieb:
>> 2643 Stellen in Berlin für die Suchebegriffe: Bildverarbeitung, OpenCV
>> und Computer Vision.
>
> Hast du dir die Ergebnisse mal angeschaut?
> End weder man sucht richtig oder gar nicht.

Jetzt suche ich richtig:
https://de.indeed.com/Jobs?q=Bildverarbeitung&l=Berlin&radius=50&from=sug

67 Treffer. Überschaubar für eine Region mit 3,5M Einwohnern. Vergleich: 
In München gibt es 142 Treffer für den Suchbegriff "BildVERarbeitung"

von SW I. (sw-ing)


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Naja ich guck nicht so gern auf Indeed, aber das Verhältnis passt. Such 
mal nach java oder data science, dann weißt du Bescheid :)

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