Forum: HF, Funk und Felder leitungsgeführte Störaussendung


von emvler (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Frage zu 55016-2-1. Wir haben ein Produkt entwickelt und 
dieses wird mit einem zugekauften Netzteil betrieben. Das Netzteil ist 
laut Hersteller mit 55016-2-1 nach Wohnstandart getestet worden. Bei 
Messungen bei uns übetritt das Netzteil mit ageschossener Platine die 
Grenzwerte für leitungsgeführte Emissionen. Ich würde jetzt sagen der 
Hersteller ist in der Pflicht sein Netzteil an uns anzupassen oder was 
sagt ihr? Ich weiß auch nicht, was auf der Platine so stört....es ist 
pcb mit mit mehreren Layern und breiter Massefläche.

gruß emvler

von tacheles13 (Gast)


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Meinem Kenntnisstand nach ist es folgendermaßen:

Hersteller haben Ihre Produkte so zu prüfen wie sie sie verkaufen. Wenn 
Du also Deine Platine zusammen mit dem Netzteil prüfst war das natürlich 
richtig.

Der Hersteller des Netzteils hat scheinbar eine Last verwendet, die zu 
einem harmloseren Ergebnis führt als wenn Eure Platine angeschlossen 
ist. Falsch ist das nicht.
Der Hersteller kann ja auch nicht alle möglichen Endgeräte anschließen 
und prüfen bzw. darauf anpassen! Physikalisch ist es völlig logisch, 
dass sich die Gesamtemissionen von Last zu Last ändern und vielleicht 
ist es ja tatsächlich weniger sein Netzteil als Eure Platine die stört.

Vielleicht ist er ja so freundlich und schickt Euch konkrete Infos zu 
seinen Prüfergebnissen zu.
(Wenn er sich weigert, hat er ggf. keine Prüfung durchgeführt oder macht 
eine Falschaussage. Dann würde ich die Finger vom Netzteil lassen, denn 
sobald Ihr Eure Platine damit verkauft, seid in erster Linie Ihr als 
Systemlieferant verantwortlich. Die BNetzA ist an einem solchen Fall 
sicherlich auch interessiert.)

Du kannst ja mal versuchen eine "ideale Prüfung" nachzustellen indem Du 
nicht Deine Platine an das Netzteil anschließt, sondern einen 
entsprechenden Widerstand der einen ähnlichen Strom zieht bzw. einen der 
dem Nominal-Strom des Netzteils entspricht (Stichwort 
"Bestimmungsgemäßer Gebrauch"). (Abwärme nicht vergessen! ;-)

Was kam bei Eurer Messung denn raus? QP und AV jeweils über Class B oder 
beide sogar bereits über Class A?

Du solltest schon rausfinden, was auf der Platine stört. Gibt es 
periodische Träger im Spektrum, die man ggf. bereits mit ein paar 
Drosseln unterdrücken könnte? Oder ist alles eine breitbandige Suppe?

von emvler (Gast)


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Messung Netzteil an ohmscher Last:
Ja habe das ganze shcon mit einem Widerstad gemacht 100 Ohm bis 50 Ohm. 
Es war okay mit Average Nachmessung von 1s. Es kam aber doch recht viel 
dreck raus.


Messung mit Prüfling:
Ich habe erst mit dem Peak detecter gemessen und dann halt bei 
Grenzüberschreitungen bzw. wenn der Peak zu nah am Class B war dort eine 
entsprechende 1 sekündige Averagemessung gemacht.

Vorallem zwischen 300 und 400 kHz treten die Probleme auf. Die anderen 
Peak Grenüberschreitungen waren mit Average nachmessung okay.

Aber der Peak bei 300 bis 400 kHz steht mit average immernoch wie ne 
eins.

Habe mal einen Ferrit an die Leitung gepackt. Dieser hilft, aber es ist 
noch grenzwertig zwischen 300 und 400 kHz. Da liegt der average dann 
genau auf der Grenzlinie, womit ich nicht zufrieden bin :).

Danke für deine hilfreiche Rückmeldung.

von Andreas L. (andi84)


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Die Norm müsste doch die Störungen in Richtung Netz beschreiben.
Das sagt nämlich nur bedingt was über die Qualität der Ausgangsspannung.

von emvler (Gast)


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irgendwie verstehe ich nicht was d mir sagen willst andreads?

ich messe die emissionen meines wechselspannungsanschlusses, welche 
richtung netz wirken mittels einer netznachbildung.

von tacheles13 (Gast)


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Du hast bei Grenzwertüberschreitungen mit MaxPeak hoffentlich 
unterschieden ob der QP-Grenzwert oder der Avg-Grenzwert überschritten 
wird, oder? Die müssen ja beide eingehalten werden und normalerweise 
liegt der QP irgendwo zwischen MaxPeak und Avg.

Ist der Peak zwischen 300 kHz und 400 kHz schmalbandig? Dann müsste ja 
recht leicht nachzuvollziehen sein, von wo er stammt.

Wieviel dB konntest Du durch das Ferrit dämpfen? Ich glaube, dass wenn 
bereits ein Kabelferrit die Messung signifikant verbessert, ist ein 
Drossel direkt in der Leitung/auf der Platine umso effektiver.

Was für eine LISN verwendest Du denn?

von emvler (Gast)


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Also in der Norm ist doch nur maßgeblich, dass der AVERAGE unter der 
Average Linie ist. Zumindest habe ich das so vestanden. Bist du dir 
sicher, dass beides passen muss? Ich muss mir die Norm bezüglich dessen 
nochmal lesen.

Ja der Peak zwischen 300 und 400 ist ziemlich schmalbandig. Die Sache 
ist halt, dass das Gerät nicht viel Leistung zieht und deswegen ist es 
für mich um so verwunderlicher, woher das kommt.

Also der Ferrit den ich benutzt habe ist folgender.
http://katalog.we-online.de/pbs/datasheet/74270091.pdf

Ich habe den Ferrit 2 mal gewickelt mit den beiden Zuleitungen. Es wäre 
wohl besser, wenn ich einen Ferrit habe, der passend für den 
Frequenzbereich ist. Weißt du ob es diese Ferrite auch für den Bereich 
100kHz bis 1MHz gibt?
Klar ist es besser das ganze auf der Platine zu integrieren, aber zu 
testen sind diese Beads super praktisch.

Die lisn ist eine env216.

von emvler (Gast)


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hast recht. muss für beides eingehalten werden! Danke.

von oszi40 (Gast)


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tacheles13 schrieb:
> 300 kHz und 400 kHz

Wenn ich das so lese,
könnTE evtl. die Frequenz des Schaltnetzteils die Ursache sein? Bei den 
paar kHz scheint mir die Anwendung von Klappferrit eher ein 
homöopathisches Arzneimittel zu sein? Zur Gegenprobe würde ich mal 33nF 
Kerkos verteilen. Wenn das nicht hilft, dann bis 70 Windungen durch 
einen Ringkern in der Nähe des Übels testen.

von tacheles13 (Gast)


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Jo, es gilt QP UND Avg. Hoffe Du hast Zugriff auf einen Analysator mit 
QP-Detektor?

Bzgl. Ferrit stimme ich oszi40 zu.
Vielleicht hast Du ja sowas zur Hand:
http://katalog.we-online.de/pbs/datasheet/7447032.pdf
...oder kommst über den WE-Vertrieb kurzfristig dran?
Die haben bei so niedrigen Frequenzen eine deutlich höhere Impedanz.

Wie ist das mit den KerKos gemeint? Wo könnte man die platzieren?? Von 
Versorgung gegen Masse?

Wenn es das Schaltnetzteil ist, müsste der Peak zwischen 300...400 kHz 
ja auch sichtbar sein, wenn nicht die Platine, sondern ein normaler 
Widerstand angeschlossen ist, oder?

Mit der ENV216 habe ich auch gearbeitet. Gut erden ist wichtig und vor 
allem beachten, dass die das gemessene Signal um 10 dB dämpft! Die 
Messkurve muss auf Basis der ENV216 also nochmal um 10 dB angehoben 
werden...

von emvler (Gast)


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Ja also wie gesagt das Schaltnetzteil ist in Ordnung nur mit ohmscher 
last. Wenn unsere Platine dran kommt ist es nichtokay. Ja wir haben 
einen analyzer mit qp und av. die 10 DB der netznachbildung habe ich 
inder Software berücksichtigt. Ich muss mal morgen schauen wie ich da 
jetzt weitervorgehe.

Grüsse

von Schreiber (Gast)


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tacheles13 schrieb:
> Wie ist das mit den KerKos gemeint? Wo könnte man die platzieren?? Von
> Versorgung gegen Masse?

Ja. Wenn möglich/vorhanden zusätzlich noch je einen Kondensator an die 
Schirmung liegen.

Wenn die Störungen aus dem Netzteil raus kommen, dann baut man den Kerko 
idealerweise ins Netzteil ein, kommen die Störungen aus der Last dann 
muss der Kerko in diese.

von emvler (Gast)


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Also Schirmung ist nicht vorhanden. Der Prüfling hat keinen pe, also nur 
neutralleiter und L1.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Ich tippe auf eine kapazitive? Rückwirkung deiner Last in das 
Schaltnetzteil welche dort zu einer Verschiebung der Resonanzpunkte 
führt und so die Filterung im Schaltnetzteil aushebelt. Eventuell hilft 
schon eine Drossel den cos phi bei besagter kritischer Frequenz zu 
kompensieren. Möglich ist auch das deine Platine periodisch Strom zieht 
und das Schaltnetzteil dadurch außer Tritt kommt, mit dem nachregeln. 
Das wird dann beim Hersteller kaum in den Prüfbedingungen 
nachzuvollziehen sein. Außerdem stellt sich die Frage ob der Hersteller 
sein Netzteil entsprechend eurer Pflichtenheftvorgaben fertigt, oder ob 
ihr ein NT von der Stange zukauft. ;)

My2cent

Namaste

: Bearbeitet durch User
von emvler (Gast)


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ich werde mal nachschaue, was für eine last unser prüfling darstellt.

Jedenfalls haben weitere Tests ergeben, dass die Störung massiv runter 
geht, wenn die Zuleitung im Ghäuse weniger spiel hat, bzw kürzer ist. 
Also die eigentliche Leitungslänge insgesamt bleibt gleich, aber die 
Leitung im Gheäuse führe ich direkter zur Gehäusedurchführung. So habe 
ich eine massive Verbesserung!

von emvler (Gast)


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habe mal mit nearfieldprobes gemessen und am Netzteil sind starke 
emissionen am Trafo und am Spannungsregler. ich habe das gefühl, dass 
sich das in die Leitung gestrahlt einkoppelt, da die Störungen sich 
stark beeinflussen lassen, je nachdem wie viel Leitung in der Nähe des 
Netzteils ist(230V af 24V).

von emvler (Gast)


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Andere Frage. Ich habe bei Würth Elektronik Entstörkomponenten Kits 
gesehen. Dort steht, dass diese immer wieder nachgefüllt werden 
können...gratis? Das kann doch nicht oder?:D

http://www.we-online.de/web/de/electronic_components/produkte_pb/design_kits/form_1001477_laborsortimente_de_en_fr.php

von tacheles13 (Gast)


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Hehe... doch, das ist denen ihr Deal.
In EMV-Labors siehst Du fast immer so ein Klappferritregal rumstehen; da 
gilt das gleiche.

Wenn Du jeden Tag nachfüllen möchtest, ist das was anderes. Aber für den 
experimentellen Bedarf in quartalsweisen Abständen ist das soweit ich 
weiß normal.

von Emv L. (beginner_90)


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Jedenfalls ist das Fazit des Tages. Die Störungen messe ich massiv am n 
channel mosfet der vom schaltregler betrieben wird. der schaltregler hat 
ne betriebsfrequenz von 75 kHz. wenn ich die oberwellen betrachte ist da 
ca. faktor 5,3 zwischen. klar wäre es besser die störung an der ursache 
auf der platine zu bekämpfen, aber jetzt ist es zu spät und erst wenn 
eine neue serie produziert wird, kann dies berücksichtigt werden. mein 
plan ist den prüfling mit klappferriten und geschrickter leitungslegung, 
eventuell schirmung mit blech unter die grenzwerte zu drücken.

grüße emvler

von tacheles13 (Gast)


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Sehr sehr interessante Erkenntnisse! Danke für Deine Fragestellung.

Wenn Du mit der Leitungslegung schon so extrem gute Ergebnisse erzielen 
konntest, dann ist das doch super. Ferrit finde ich zwar toll, aber da 
stellt sich immer so die Frage der Ergonomie und der Kosten... :-)

von Emv L. (beginner_90)


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Wie gesagt toll finde ich es auch nicht, aber wir haben davon so viele 
netzteile im lager...deswegen ist es zu spät. bei der nächsten charge 
muss das dann vernünftigt gefixt werden. danke für eure tipps :P.

aber es ist schon spannend zu sehen, wie heftig sich die Leitung was im 
nahfeld einfangen kann und wie ein wenig andere leitungsverlegung 
einiges rausholt.

btw. wollte ich eig. nicht mit meinem main account schreiben 
:D...verdammt!:)

edit:achja das nachmessen, was der prüfling für eine last darstellt habe 
ich ganz vergessen.

: Bearbeitet durch User
von Elo (Gast)


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Mal etwas ab von eurem eigentlichen Problem, hier sind ja sicherlich 
auch Fachleute die folgende Konstellation beurteilen können?
Wie müssen Netzteile mittlerer Leistung ab 50 bis 500 Watt am 
Wechselstromnetz > 1 PH 230V ~ 50 Hz funktional konstruiert sein, um den 
deutschen Normen der Betriebs- und Funktionssicherheit zu entsprechen?
Es geht um den enormen Einschaltstromstoß bei SNT für diverse dahinter 
liegende Elektronikbaugruppen, so z.B: LED-Strahler u.ä.!
Mit PFC hat das ja nun nicht unbedingt etwas zu tun, wenn sich das Übel 
nur immer im Einschaltmoment so darstellt.
Denn ein mehr als 20-facher Einschaltstromstoß als der normale 
Dauerlaststrom ist schon nicht mehr so einfach von Außen kompensierbar.
Im Prinzip müßte doch der Hersteller solcher Komplettgeräte nur das SNT 
auf der Netzseite kompensieren > stromstoß-begrenzen? Das ist dann aber 
wohl wieder zu viel einfacher Kostenaufwand, bei den paar Cent diein der 
Serie das ausmachen würde?
Oder sind solche Umstände als normal anzusehen?
MfG

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Elo schrieb:

> 50 bis 500 Watt
~ 0.2-2A

> 20-facher Einschaltstromstoß
~4-40A da wirds heftig

Ich kann mir nicht vorstellen daß man so etwas gruppenweise schalten 
sollte!

Namaste

von Elo (Gast)


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Winfried J. schrieb
> ~4-40A da wirds heftig
na eigentlich ist der Impuls eher bei um die 80 A, womit man ein 
Überstromschaltelement sehr schlecht als B16 oder vllt. sogar nur B10 da 
funktional einsetzen kann!

> Ich kann mir nicht vorstellen daß man so etwas gruppenweise schalten
> sollte!
und das darf man wie bitte verstehen?
Das Problem ist doch "nur" die Netzseite im SNT, das was dahinter kommt 
hat damit eigentlich so gar nichts direkt mit zu tun. Oder haben LEDs 
einen so enormen Einschaltstrom? Wohl eher gar nicht!
Mir sind auch schon Steckernetzteile von mehreren OpenCom 100 beim 
Einstecken in die Steckdose mit einem leisen Knall in die ewigen 
Jagdgründer der Elektronik entfleucht.
Also so gesund und ausgereift kann die Materie eigentlich nicht sein.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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500W bei  250V  ca 2A *20 =40 A großzügig überschlagen

sagen wir 2,5A *20= 50 A


Bei einer 10 A Sicherung könnte man auf Grund des Nenstromes  bis zu 4 
solcher Netzteil in einer Gruppe mit einem Schalter schalten. Dies 
verbietet sich jedoch bei 20 fachen Einschaltrom denn der Peak läge bei 
160A - 200A

Das fliegt eine vorbelastete  HA-Sicherung leicht.

Das ist heftiger als ein Pumpenmotor eines hydraulische Aufzuges da ist 
der Faktor 3 und ich würde den  bei 40 A Nennstrom auch nicht ohne 
Anlasswiderstand/Softstart ans Netz ballern. Genau genommen habe ich 
eine so gelieferte Steueung vorgestern moniert. ;)

Namaste

von Schreiber (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Dies
> verbietet sich jedoch bei 20 fachen Einschaltrom denn der Peak läge bei
> 160A - 200A
>
> Das fliegt eine vorbelastete  HA-Sicherung leicht.

Bei einem Schaltnetzteil dauert der Einschaltstromstoß meist nur eine 
Halbwelle lang, das ist etwas anderes wie ein großer Pumpenmotor.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Das ist wohl richtig, aber neben der Überlastbegrenzung über das 
Temperatur-Zeit-Integral besitzen nicht nur flinke Sicherungen eine 
peakstromauslösecharakteristik K3,zur Kurzzschlussabschaltung, welche in 
einem solchen Fall auch schneller als während einer Halbwelle auslösen 
dürfte. Der Worstcase dürfte bei einem Phasenwinkel von ca70-80 grad im 
Einschaltmoment liegen. Da werden wahrscheinlich die Schaltkontakte 
verschweist bevor die Sicherung sich verabschiedet.

Namaaste

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