Forum: PC Hard- und Software Ping-Zeit Verständnisfrage


von Peter (Gast)


Lesenswert?

In diversen Online-Speed-Tests wird neben der Up- und Downloadrate auch 
die Pingzeit gemessen.
Wie ich das verstanden habe wird beim Ping-Test ein bestimmtes 
Datenpaket vom PC als Anfrage an einen Server geschickt, der als Antwort 
nach einer Bearbeitungszeit ebenfalls ein Datenpaket als Antwort 
zurückschickt. Die dafür benötigte Zeit ist die Ping-Zeit.
Was mich stutzig macht: Up- und Downloadrate werden ebenfalls ermittelt.
Wenn ich nun die Dateigröße des Ping-Paketes weiß, kann ich doch mit 
Hilfe der Up- und Downloadzeit, die "minimale" Pingzeit berechen, unter 
der Annahme, das der Server sofort antwortet.
Für die "normal gemessene" Pingzeit müsste doch dann folgende Formel 
näherungsweise gelten:

Pingzeit=
(Pingpaketgröße/Uploadgeschwindigkeit)
+BearbeitungszeitDesServers
+(Pingpaketgröße/Downloadgeschwindigkeit)

Wenn die obige Formel so stimmen würde, würden bereits gemessene Up- und 
Downloadrate (abhängig von der Antwortzeit eines Servers) doch alleine 
schon ausreichen, um die Pingzeit zu berechnen.
Warum wird die Pingzeit dann trotzdem extra gemessen?

von Peter II (Gast)


Lesenswert?

Peter schrieb:
> Warum wird die Pingzeit dann trotzdem extra gemessen?

stell dir ein LKW mit Festplatten vor der von A nach B fährt. Wenn er 
nach 1 Stunde ankommen ist hat er mehrere 100GB/s übertragen.

Aber die Pingzeit war nicht so gut.

von Peter II (Gast)


Lesenswert?

Nachtrag:

Wenn man 10Byte in 10 Sekunde übertragen kann, heißt das nicht das man 1 
Byte in einer Sekunde übertragen kann.

von ich (Gast)


Lesenswert?

Richtig, um das Bild gänzlich zu verkomplezieren:
Ping ist ja oberhalt der IP-Schicht (Layer 3 ?):
DAs heist du gehst zur Poststelle und stellst denen ein Packet hin mit 
Angabe wohin und woher: Nun liegt erstmal das Packet unbeckante Zeit in 
der Poststelle, dann wird es mit dem Postauto/zu Fuß/Drohne/etc. zur 
Nächsten Sammelstelle getragen, dort wird es Ausgeladen sotiert wohin es 
muss (also der Switch) wenn die Addresse nicht von der Sammelstelle 
erreichbar ist wird es zum Verteilzentrum Geschickt (also Router) 
sotiert, gelagert, verladen, transportiert ...... es kommt beim 
Empfänger an, von dort wird es geöffnet und drin steht ich bin ein ICMP 
packet der Empfänger verarbeitet das Packet und schickt dir die Antwort 
über den Oberen pfad (halt rückwärts) zurück.
die Zeit die Zwischen deinem Abschicken und dem Empfang bei dir Liegt, 
ist die "ping" Dauer, bzw. RoundTripTime.
MfG
ich

von Rolf Magnus (Gast)


Lesenswert?

ich schrieb:
> die Zeit die Zwischen deinem Abschicken und dem Empfang bei dir Liegt,
> ist die "ping" Dauer, bzw. RoundTripTime.

Kurze Vervollständigung: Ob du jetzt ein Paket oder fünf da hinstellst, 
macht für die Transportzeit keinen großen Unterschied. Es dauert bei 
fünf Paketen nicht automatisch fünfmal so lange.

von N. A. (hannilein)


Lesenswert?

Rolf Magnus schrieb:
> Kurze Vervollständigung: Ob du jetzt ein Paket oder fünf da hinstellst,
> macht für die Transportzeit keinen großen Unterschied. Es dauert bei
> fünf Paketen nicht automatisch fünfmal so lange.

Die fünf Pakete werden aber bestenfalls parallel übertragen und nicht 
seriell.

von npn (Gast)


Lesenswert?

N. A. schrieb:
> Die fünf Pakete werden aber bestenfalls parallel übertragen und nicht
> seriell.

Da brauchst du aber viele Datenleitungen :-))

von Georg (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Rolf Magnus schrieb:
> Kurze Vervollständigung: Ob du jetzt ein Paket oder fünf da hinstellst,
> macht für die Transportzeit keinen großen Unterschied.

Da kann man aber Überraschungen erleben, siehe Bild. Ich habe auch 
einige Zeit gesucht, bis ich draufgekommen bin: das ist mein Snartphone, 
das ist zwar eingebucht im WLAN, muss aber anscheinend erst aufwachen.

Georg

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

Das ist der WLAN-Sparmodus, es wird nur "selten" der Empfang 
angeschaltet. Auf dem WLAN-Layer gibt es ja auch nochmal ACKs. Da wird 
das Paket vom AP solange wiederholt, bis das Gerät das mitbekommen hat 
und das ACK zurückschickt.

von Christian B. (casandro)


Lesenswert?

Die Antwortzeit vom Server ist, wenn das nicht gerade ein Windows XP 
oder ein Rechner mit USB Netzwerkadapter ist, meistens völlig 
vernachlässigbar.

Was Du da misst ist die Zeit die das Paket zum Ziel und wieder zurück 
braucht, und ja, die kleinste Zeit hier ergibt sich durch die Datenrate 
und die Paketgröße.

Pings schickt man üblicherweise mit grob 100 Octets ab (hängt davon ab 
wie viel Header dazu kommt und welches Ping man verwendet) Macht also 
grob 800 Bits. Bei einer 300 bps Verbindung misst man also Zeiten von 
mindestens 2*800*300bps=5,3s. Bei ISDN hatte man 64000 bps, also 
Pingzeiten von mindestens 2*800/64000 was den 25 Millisekunden 
entspricht, die man damals hatte.
ADSL hat heute aber mehr, das liegt daran, dass dort Interleaving 
passiert, sprich man wartet darauf, dass n Pakete kommen, fügt zu jedem 
Paket Fehlerkorrekturinformationen hinzu, und "mischt" die Pakete. Hat 
man jetzt eine kurze Störung auf der Leitung, so werden hintereinander 
liegende Bits gestört. Wäre diese Störung in einem Paket, so würde die 
Fehlerkorrektur nicht ausreichen um sie zu beheben. Dadurch dass aber 
die Pakete "gemischt" wurden, wird jedes minimal beschädigt, was 
repariert werden kann. Das war damals als ADSL konzipiert wurde wichtig, 
da man ja damit nicht Internet sondern "Interaktives Fernsehen" machen 
wollte, und da konnte man nicht einfach ein Paket neu verschicken.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Georg schrieb:
> Da kann man aber Überraschungen erleben,

Solche Effekte gibt es, wenn die Datenverbindung erst auf Anforderung 
aufgebaut wird. Was beispielsweise auch bei VPNs auftreten kann. Anfangs 
geht ggf. was in die Fritten, dann kommen 1-2 Langläufer und danach 
flutscht es.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

ich schrieb:
> Ping ist ja oberhalt der IP-Schicht (Layer 3 ?):

Das ist falsch.

Ping basiert auf ICMP Echo, und ICMP ist ein Bestandteil von IP und 
befindet sich somit auf derselben Protokollschicht befindet wie IP. 
Angesichts der Tatsache, dass dieser Sachverhalt völlig 
unmissverständlich im RFC792 dargestellt ist, handelt es sich bei Deiner 
Behauptung also um eine klare Lüge.

> muss (also der Switch)

In einem IP-basierten Netzwerk muss es keinen Switch geben. Es könnte 
sich auch um Hubs oder Direktverbindungen von Netzwerkschnittstellen 
handeln.

> über den Oberen pfad (halt rückwärts) zurück.

Der Pfad in Gegenrichtung muss nicht zwingend mit dem Pfad für die 
Hinrichtung übereinstimmen.

von Rolf M. (rmagnus)


Lesenswert?

Andreas Schweigstill schrieb:
> ich schrieb:
>> Ping ist ja oberhalt der IP-Schicht (Layer 3 ?):
>
> Das ist falsch.
>
> Ping basiert auf ICMP Echo, und ICMP ist ein Bestandteil von IP und
> befindet sich somit auf derselben Protokollschicht befindet wie IP.
> Angesichts der Tatsache, dass dieser Sachverhalt völlig
> unmissverständlich im RFC792 dargestellt ist,

Dort ist beschrieben, daß es sich um einen integralen Bestandteil von IP 
handelt in dem Sinne, daß es von jedem IP-Stack implementiert sein muß, 
sich aber durchaus wie eine eigene Protokollschicht verhält.

Andreas Schweigstill schrieb:
> handelt es sich bei Deiner Behauptung also um eine klare Lüge.

So eine Anschuldigung sollte man nicht leichtfertig aussprechen und ist 
in diesem Fall auch mit Sicherheit falsch.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Das TCP/IP Sammelsurium wurde nicht streng nach dem OSI Schichtenmodell 
entwickelt und passt nicht exakt dazu.

Da ICMP als integraler Teil der Definition des Schicht 3 Protokolls IP 
rüberkommt, aber eindeutig oberhalb von ebendiesem liegt, landet man 
wahlweise in sowas wie Schicht 3,5 - oder eben in 4, zumal keine anderen 
Schicht 4 Protokolle darauf aufbauen. Damit wäre dann IP nur eine von 
vielen TCP/IP Definitionen, die mehrere Schichten umfassen.

: Bearbeitet durch User
von Bernd K. (prof7bit)


Lesenswert?

Das geht, aber nur in gewissen Grenzen. Man kann beim Ping festlegen wie 
groß das Paket sein soll, wenn man die größtmögliche Größe nimmt und 
ausreichend viele Pingzeiten mittelt und mit bekannten Werten vergleicht 
dann kann man zum Beispiel in einem LAN grob abschätzen ob ein anderer 
Rechner im selben LAN immer noch mit 54MBit/s angebunden ist oder ob der 
wireless Link wieder schwächelt und er nur noch mit 1MBit/s erreichbar 
ist. Man kann auch noch gut einen 100MBit von einem 1GBit unterscheiden, 
das wird aber umso unzuverlässiger je größer der Anteil der Laufzeit an 
der Pingzeit wird, wenn also noch ein paar Router dazwischen liegen wird 
das unzuverlässig.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.