Forum: HF, Funk und Felder wann stört ein oszillator funk?


von micha (Gast)


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Hallo,

ich bin derzeit damit beschäftigt, mit verschiedenen Oszillatoren 
herumzubasteln.

Benutzen will ich diese zum Testen der Regelung eines Netzteils bzw. zum 
Testen von Verstärkerschaltungen.

Bei meiner letzten Entwicklung (einstellbarer Oszillator bis etwa 10MHz)
habe ich jetzt allerdings Bedenken bekommen, dass ich unter Umständen 
den Funk stören könnte.

Der Oszillator sitzt auf einem Steckbrett, bspw. durch die Leitungen zum 
poti zum Verstellen der Frequenz dürften bei ca 5V Spitze-Spitze mit 5mA 
Strom belastet sein.

Dass so ein Aufbau abstrahlt ist klar, unklar ist mr allerdings, wie 
weit die Reichweite des Signals ist. (5cm? 5km?)


Kann man da irgendwelche Aussagen treffen, ab wann so ein Aufbau 
bedenklich ist?

etwa: 20 kHz Rechtecksignal zum Testen eines Audioverstärkers sollte 
nicht verwendet werden, da...

von micha (Gast)


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.. oder anders gefragt: gibt es eine Faustformel zum Berechnen der 
Sendeleistung eines Drahtes?
Und ab welcher Sendeleistung wird's bedenklich?

Habe auch nach mehreren Stunden googeln im Internet nichts Vernünftiges 
gefunden :(

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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micha schrieb:
> gibt es eine Faustformel zum Berechnen der Sendeleistung eines Drahtes?

Nein. ;-)

Einigermaßen effektiv strahlen antennenartige Gebilde so in etwa ab
lambda/10.  Benachbarte Leitungen heben sich mit ihren Feldern auf,
entscheidend ist, was größere flächige Öffnungen hat oder offene
Drahtenden.

Wenn du jetzt eine Öffnung von 20 cm hast, wird alles ab etwa 2 m
Wellenlänge (150 MHz) dadurch nennenswert abgestrahlt.  Es ist nun
eine Frage, wie stark deine potenziellen Leitungstreiber bis zu
dieser Frequenz noch sind, oder anders gesagt, welche maximalen
Anstiegs- und Abfallgeschwindigkeit sie überhaupt noch schalten.

von micha (Gast)


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Unter Öffnung kann ich auch die Länge eines Drahtes verstehen?

-> würde bedeuten, dass ich mir um Funkstörungen wohl keine Sorgen zu 
machen brauche.

Die Leitung vom Aufbau zum Poti ist zwar gut 20cm lang, aber ich 
bezweifle, dass ich 150MHz bei den Oberschwingugen erreiche.
Im Oszilloskop sehen die Ecken der Rechteckschwingung schon recht 
rundlich aus.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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micha schrieb:
> Unter Öffnung kann ich auch die Länge eines Drahtes verstehen?

Wenn er frei herumhängt, ja.

von Wolfgang (Gast)


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micha schrieb:
> Im Oszilloskop sehen die Ecken der Rechteckschwingung schon recht
> rundlich aus.

Liegt das am Oszi oder an den Rechteckschwingungen?

von micha (Gast)


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Danke, dann bin ich erleichtert.

Hatte im Netz halt schon alles mögliche gefunden,
auch Horrormeldungen über etwa die Störung des Flugfunkes durch einen 
Radiowecker, etc.

Im Umkehrschluss ist es also ratsam, beim Testen eines Audioverstärkers 
auch die Leitungen zu den Lautsprechern und nicht nur die Lautsprecher 
abzuklemmen..:)

Der fragliche Audioverstärker dürfte durchaus eine Bandbreite von ein 
paar MHz haben, wenn dann da 10m Kabel lose dranhängen..

von micha (Gast)


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@Wolfgang:
kann ich nicht sagen.

Oszilloskop ist ein C1-94 aus DDR Beständen,
der Oszillator baut auf dem Logikchip HEF4093BP auf.
(Gestern aus einer alten Großrechnerplatine ausgelötet)

von Possetitjel (Gast)


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micha schrieb:

> Hatte im Netz halt schon alles mögliche gefunden, auch
> Horrormeldungen über etwa die Störung des Flugfunkes
> durch einen Radiowecker, etc.

Theoretisch vielleicht möglich; kommt mir aber recht
unwahrscheinlich vor. Hieb- und stichfester Beleg
wäre nicht schlecht...

> Im Umkehrschluss ist es also ratsam, beim Testen eines
> Audioverstärkers auch die Leitungen zu den Lautsprechern
> und nicht nur die Lautsprecher abzuklemmen..:)

Schadet nix, ist aber sicher nicht erforderlich: Wenn
das Zwillingslitze ist, liegen Hin- und Rückleiter direkt
nebeneinander. Da ist dann nicht viel Feld, was abgestrahlt
werden kann.

> Der fragliche Audioverstärker dürfte durchaus eine Bandbreite
> von ein paar MHz haben, wenn dann da 10m Kabel lose dranhängen..

Merkwürdiger Audio-Verstärker. Fledermaus-Disco?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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micha schrieb:
> Oszilloskop ist ein C1-94 aus DDR Beständen,

Also ein sowjetisches.  Hatte ich auch mal, geht nicht allzu hoch
in der Grenzfrequenz, kannst du nicht zur Begutachtung schneller
Flanken benutzen.

> der Oszillator baut auf dem Logikchip HEF4093BP auf.

Die alten 4000er CMOS sind ziemlich gemütlich, erst bei einer
Versorgung mit 15 V werden die einigermaßen schnell.  Ich glaube,
da muss man sich keine Sorgen um zu steile Flanken machen.

von Helge A. (besupreme)


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Das mit den Radioweckern ist eine andere Sache: Der Oszillator von den 
Dingern war im Bereich 110-119MHz zu hören, weil da dran die 
Radioantenne hängt. Ganz grob gesagt.

--

Wofür baut man Audioverstärker, die als Mittelwellensender taugen?

--

Jörg Wunsch schrieb:
> geht nicht allzu hoch in der Grenzfrequenz

hmnaja. Y-Endstufe mit schnellen Videotransistoren, dann sind 15-20MHz 
drin ;)

: Bearbeitet durch User
von ArnoR (Gast)


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Possetitjel schrieb:
>> Der fragliche Audioverstärker dürfte durchaus eine Bandbreite
>> von ein paar MHz haben, wenn dann da 10m Kabel lose dranhängen..
>
> Merkwürdiger Audio-Verstärker. Fledermaus-Disco?

Du hattest doch kürzlich geschrieben, dass du dich intensiv mit 
Verzerrungen in NF-Verstärkern beschäftigt hättest. Da müsste dir doch 
aufgefallen sein, dass man für geringe Verzerrungen eine große 
Leerlaufverstärkung über den gesamten NF-Bereich braucht. Also z.B. 
Faktor 1000 bis 20kHz. Das ergibt dann eine notwendige Bandbreite von 
20MHz. Damit wäre der genannte Bereich durchaus plausibel.

Das gilt natürlich nur, wenn man den doofen Weg zur Klirrreduktion über 
starke Gegenkopplung geht. Wenn du solche Fragen stellst hast du wohl 
was besseres?

von Possetitjel (Gast)


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Helge A. schrieb:

> Das mit den Radioweckern ist eine andere Sache: Der
> Oszillator von den Dingern war im Bereich 110-119MHz
> zu hören, weil da dran die Radioantenne hängt. Ganz
> grob gesagt.

PATSCH

Ich Depp. Logisch. - Wobei das Ding dennoch eine rechte
Fehlkonstruktion sein müsste, denn der Mischer dämpft ja
das Oszillatorsignal in Richtung Antenne, und eine
Vorstufe wird's ja wohl auch geben, da ist erstmal die
Rückwirkung zu überwinden. Aber denkbar ist das schon,
das stimmt.

von ArnoR (Gast)


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ArnoR schrieb:
> eine große Leerlaufverstärkung über den gesamten NF-Bereich braucht

Schon zu spät für mich, meinte Schleifenverstärkung.

von micha (Gast)


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> Wofür baut man Audioverstärker, die als Mittelwellensender taugen?

:) wie weiter oben schon angemerkt, Fledermausdisco :)

Ich bin über Audioverstärker wieder an die Elektronikbastelei geraten,
hatte festgestellt, dass es sehr einfach ist, mit einer Handvoll 
Bauteilen einen gut klingenden Verstärker zu bauen.

Die Leistung dürfte 2 Watt RMS betragen, was aber schon reicht, um die 
Wände zum Wackeln zu bringen.


Im Prinzip besteht der Verstärker nur aus einer Gegentaktendstufe, 
aufgebaut aus BC327 /BC337, und einem Ausgangskondensator.

Gegenkopplung habe ich weggelassen, demzufolge scheint ein Filter am 
Ausgang gegen RF Einstrahlung auch nicht notwendig zu sein. Daher also 
die hohe Bandbreite.

>hmnaja. Y-Endstufe mit schnellen Videotransistoren, dann sind 15-20MHz
drin ;)

Das ist interessant, gibt es da evtl. sogar Umbauanleitungen im Netz?

von micha (Gast)


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.. meine mit Gegenkopplung Spannungsgegenkopplung,
Stromgegengekoppelt in den einzelnen Stufen ist er natürlich schon.


> Das gilt natürlich nur, wenn man den doofen Weg zur Klirrreduktion über
> starke Gegenkopplung geht.

Ich habe letztlich keine Ahnung, warum ich den Klang meines Verstärkers 
besser als etwa die Stereoanlage finde.
Im Audiobereich scheint mir alles letztlich zu einem Gutteil aus Vodoo, 
Marketing und Ähnlichem zu resultieren. :)


Den Verdacht habe ich allerdings schon, dass eine starke Gegenkopplung 
nicht unbedingt positiv für die Differenziertheit des Klangbildes ist.

Insofern, warum bezeichnest du eine starke Gegenkopplung als einen 
"doofen Weg" ?

von Helge A. (besupreme)


Angehängte Dateien:

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micha schrieb:
> gibt es da evtl. sogar Umbauanleitungen im Netz?

Das war damals geboren aus der Not. Ungefähr 1982. Das war mein erstes 
Oszilloskop, hab ich immer noch. 7,5MHz-Scope und rumstochern im 
CB-Funkgerät vertrug sich nit :)

Notfalls könnte ich mal aufschrauben und schauen, was ich damals 
eingebaut hatte. Könnten BF459 oder BF469 gewesen sein statt der KT940. 
C9, C11 optimieren, parallel zu R3, R5 kam noch ein kleiner Kondensator, 
paar pF, ausprobieren. Die Sperre des Zeitbasisschalters ließ sich auch 
verstellen, hatte dann noch eine Ablenkstufe schneller eingebaut. Da war 
der Trigger aber schon extrem an der Grenze. Zum TV reparieren noch 
einen gefährlichen handgeschnitzten 1:100-Tastkopf gebaut mit passend 
ausprobiertem Widerstand und abgestimmter Kabellänge :)
Originalschaltplan 
http://www.mikrocontroller.net/attachment/171475/c1-94-schematic_rus.pdf

von Possetitjel (Gast)


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ArnoR schrieb:

> Du hattest doch kürzlich geschrieben,

Ja.

> dass du dich intensiv mit Verzerrungen in NF-Verstärkern
> beschäftigt hättest.

In Transistor-Verstärkern allgemein.

> Da müsste dir doch aufgefallen sein, dass man für geringe
> Verzerrungen eine große Leerlaufverstärkung über den
> gesamten NF-Bereich braucht.

Nein, ist mir nicht aufgefallen.

Das ist das OPV-Prinzip, das überall totgeritten wird. Mich
hat primär interessiert, was mit lokaler Gegenkopplung machbar
ist, und ob es noch andere Möglichkeiten als Gegenkopplung
gibt (ja, gibt es).

Das heißt nicht, dass ich grundsätzlich was gegen OPV hätte.
Es war einfach nicht mein Thema.

> Also z.B. Faktor 1000 bis 20kHz. Das ergibt dann eine notwendige
> Bandbreite von 20MHz. Damit wäre der genannte Bereich durchaus
> plausibel.

Verstärkungs-Bandbreite-Produkt von 20MHz. Kleiner, aber feiner
Unterschied. Bei 20MHz arbeitet dieser Verstärker quasi als
Spannungsfolger - und das auch nur, wenn wirklich ein konstanter
Abfall von 20dB/Dekade vorliegt. Sonst ist noch eher Schluss.

> Das gilt natürlich nur, wenn man den doofen Weg zur Klirrreduktion
> über starke Gegenkopplung geht.

Sarkasmus?!

Gegenkoppeln wird man immer müssen - und sei es nur, weil man
eine halbwegs defninierte Verstärkung erzielen möchte. Ich habe
auch nix gegen gegenkoppeln. Die Über-Alles-Gegenkopplung ist
aber nicht die einzige denkbare Variante.

> Wenn du solche Fragen stellst hast du wohl was besseres?

Nein.

Ich habe gefragt, weil ich unter "Bandbreite" die 3dB-Bandbreite
verstehe. Und ich habe die starke Befürchtung, der TO meint
auch die 3dB-Bandbreite.

von Possetitjel (Gast)


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micha schrieb:

> Stromgegengekoppelt in den einzelnen Stufen ist er natürlich
> schon.

"...in den einzelnen Stufen". Das ist der wichtige Punkt.

> Insofern, warum bezeichnest du eine starke Gegenkopplung als
> einen "doofen Weg" ?

Ich habe Arno so verstanden, dass er die starke
Über-alles-Gegenkopplung als "doofen Weg" bezeichnet.
(Nicht sicher bin ich, ob er es sarkastisch oder wörtlich
gemeint hat...)

Stufenweise (=lokale) Emittergegenkopplung ist eine ganz
andere Baustelle. Deren Wirkung ist zwar schwächer - sie
bleibt aber bis zu höheren Frequenzen erhalten.

von micha (Gast)


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@Helge:

Will bedeuten, du hast lediglich im Verstärkerteil die Transistoren 
ausgetauscht?

Wenn es dir nicht zu viel Aufwand macht, würde es mich schon 
interessieren, was du genau abgeändert hast..
Scheinbar komme ich ja so langsam an die Grenzen des Geräts.

..frage mich gerade, ob es auch helfen würde, den Verstärker auf die 
niedrigste Verstärkung zu stellen und das Signal extern zu verstärken?


@ Possetitjel

> Stufenweise (=lokale) Emittergegenkopplung ist eine ganz
> andere Baustelle. Deren Wirkung ist zwar schwächer - sie
> bleibt aber bis zu höheren Frequenzen erhalten.

Was meinst du mit schwächerer Wirkung, die auch bei höheren Frequenzen 
erhalten bleibt? Das eine Spannungsgegenkopplung über alles höhere 
Frequenzen nicht gegenkoppelt?

Vorteilhaft an der lokalen Stromgegenkopplung scheint mir zu sein,
dass ich nicht genötigt bin, die Bandbreite künstlich zu begrenzen, da 
keine Schwingungen aus Spannungsgegenkopplung und Phasenverschiebung 
produziert werden können.


.. bzw. wo kann ich deinen Beitrag über Verzerrungen in Audioverstärkern 
finden?

von micha (Gast)


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nee, das mit der externen Verstärkung war wohl quatsch,
wird ja nicht die Verstärkung eingestellt, sondern die Eingangsspannung 
geteilt.

von Possetitjel (Gast)


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micha schrieb:

> Was meinst du mit schwächerer Wirkung, die auch bei höheren
> Frequenzen erhalten bleibt?

Die Leerlaufverstärkung einer einzelnen Transistorstufe ist
viel geringer als die eines mehrstufigen Verstärkers. Also
kann man nur schwächer gegenkoppeln; die Schleifenverstärkung
ist auch geringer, und die Verzerrungen bleiben größer.

Allerdings ist das Ganze weniger frequenzabhängig.

> Das eine Spannungsgegenkopplung über alles höhere
> Frequenzen nicht gegenkoppelt?

Jein... ja... indirekt:

Die Leerlaufverstärkung sinkt mit 20dB/Dekade, also sinkt die
Schleifenverstärkung, also steigen die Verzerrungen.

Bei Audio-Frequenzen gewinnt trotzdem der OPV. Bei 20MHz ist
das nicht mehr unbedingt sicher.

> Vorteilhaft an der lokalen Stromgegenkopplung scheint mir zu
> sein, dass ich nicht genötigt bin, die Bandbreite künstlich
> zu begrenzen, da keine Schwingungen aus Spannungsgegenkopplung
> und Phasenverschiebung produziert werden können.

Eben. Genau.

Die Schleifenverstärkung ist geringer, aber bis zu höheren
Frequenzen konstant. Die Verzerrungen sind größer, aber bis
zu höheren Frequenzen konstant.

von ungebetener (Gast)


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micha schrieb:
> Kann man da irgendwelche Aussagen treffen, ab wann so ein Aufbau
> bedenklich ist?

Ab etwa 16 Uhr. Außer Dienstags.

von ArnoR (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Ich habe Arno so verstanden, dass er die starke
> Über-alles-Gegenkopplung als "doofen Weg" bezeichnet.

Ja, so hatte ich es gemeint. Und so wie es meist angewendet wird, auch 
wörtlich.

micha schrieb:
> Den Verdacht habe ich allerdings schon, dass eine starke Gegenkopplung
> nicht unbedingt positiv für die Differenziertheit des Klangbildes ist.
>
> Insofern, warum bezeichnest du eine starke Gegenkopplung als einen
> "doofen Weg" ?

Früher (und auch heute noch) wurden viele Schaltungen so entworfen, 
dass, ohne die Pegelverhältnisse und Verzerrungen in den einzelnen 
Stufen zu beachten, einfach eine hohe Leerlaufverstärkung erreicht wird 
und man mit einer starken über-alles-Gegenkopplung die Verzerrungen 
absenkt.

Außerdem wird mit der Gegenkopplung die Bandbreite auf den notwendigen 
Wert gebracht, obwohl der erste Pol in der Größenordnung von einigen 
10Hz liegt. Diese niedrige Frequenz ist notwendig, um die 
Schleifenverstärkung  unter 1 abzusenken, bevor die Phasendrehung im 
Verstärker durch die Wirkung weiterer Pole 180° erreicht hat.

Derartige Verstärker erzielen zwar u.U. sehr kleine Klirrfaktoren, 
klingen aber trotzdem beschissen, weil mehr oder weniger starke 
TIM-Verzerrungen auftreten. Die entstehen durch Übersteuerung bestimmter 
Stufen, weil das Gegenkopplungssignal schnellen Eingangssignaländerungen 
nicht schnell genug folgen kann und daher zeitweilig gar keine 
Gegenkopplung vorliegt.

Man kann auch mit der starken über-alles-GK sehr gute Verstärker bauen, 
allerdings nur, wenn die so schnell sind, dass mit den vorgesehenen 
Signalen keine zu hohen Eingangsspannungen infolge der Signallaufzeit 
oder SlewRate auftreten. Damit kommt man für NF-Verstärker dann in den 
Bereich von 10MHz notwendiger -3dB-Bandbreite.

von Ralph B. (rberres)


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ArnoR schrieb:
> Derartige Verstärker erzielen zwar u.U. sehr kleine Klirrfaktoren,
> klingen aber trotzdem beschissen, weil mehr oder weniger starke
> TIM-Verzerrungen auftreten. Die entstehen durch Übersteuerung bestimmter
> Stufen, weil das Gegenkopplungssignal schnellen Eingangssignaländerungen
> nicht schnell genug folgen kann und daher zeitweilig gar keine
> Gegenkopplung vorliegt.

Das Problem hatte man hauptsächlich in den 60ger und 70ger Jahren, als 
Verstärker teilweise noch mit recht langsamen Germaniumtransistoren bzw 
recht langsamen Operationsverstärker aufgebaut hatte, und die Slewrate 
nicht ausreichte, um nur 10KHz zu übertragen.

TIM Verzerrungen kann man vermeiden, in dem man am Eingang einen 
Tiefpass vorsieht, welches auf eine vernünftige Grenzfrequenz 
dimensioniert ist.
( 30KHz meinetwegen aber nicht Mittelwellenbereich wie damals so gerne 
gemacht wurde ).

Dann ist die Anstiegssteilheit des Tiefpasses geringer als die Slewrate 
des Verstärkers bei offener Gegenkopplungsschleife.

Mit den heutigen verfügbaren Transistoren welches Transitfrequenzen im 
fast 4stelligen Megahertzbereiche haben, sollten TIM Verzerrungen 
eigentlich kein Thema mehr sein.

Selbst der altgediente BC107 dürfte noch schnell genug sein. Auch 
moderne Endtransistoren haben heute Transitfrequenzen bis weit in den 
Megahertzbereich.

Übrigens macht es für mich auch keinen Sinn Klirrfaktoren von 0,000001% 
erreichen zu wollen. Ich habe irgendwie meine Zweifel das das 
irgendjemand noch hört.

Ralph Berres

Ralph Berres

von micha (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> ArnoR schrieb:
>> Derartige Verstärker erzielen zwar u.U. sehr kleine Klirrfaktoren,
>> klingen aber trotzdem beschissen, weil mehr oder weniger starke
>> TIM-Verzerrungen auftreten. Die entstehen durch Übersteuerung bestimmter
>> Stufen, weil das Gegenkopplungssignal schnellen Eingangssignaländerungen
>> nicht schnell genug folgen kann und daher zeitweilig gar keine
>> Gegenkopplung vorliegt.
>
> Das Problem hatte man hauptsächlich in den 60ger und 70ger Jahren, als
> Verstärker teilweise noch mit recht langsamen Germaniumtransistoren bzw
> recht langsamen Operationsverstärker aufgebaut hatte, und die Slewrate
> nicht ausreichte, um nur 10KHz zu übertragen.
>
> TIM Verzerrungen kann man vermeiden, in dem man am Eingang einen
> Tiefpass vorsieht, welches auf eine vernünftige Grenzfrequenz
> dimensioniert ist.

Ich frage mich schon seit längerem, wie es bei Gegenkopplung über Alles 
mit IMD Verzerrungen aussieht, bzw. wie deren Effekt auf das 
wahrgenommene Hörbild ist..
Irgendwo im Netz hatte ich mal ein Paper gefunden, in dem festgehalten 
wurde, dass durch eine Gegenkopplung zwar die THD prozentual gesenkt 
wird, jedoch der Anteil der höheren Oberschwingungen größer wird.

Dazu fand ich auch noch irgendwo den Vergleich mit einem Chor, bei dem 
auch ein sehr leiser falscher Ton eines Sängers als störend empfunden 
wird.

>
> Übrigens macht es für mich auch keinen Sinn Klirrfaktoren von 0,000001%
> erreichen zu wollen. Ich habe irgendwie meine Zweifel das das
> irgendjemand noch hört.
>

Die Frage wäre ja wohl auch, ob nicht ganz im Gegenteil gewisse 
Verzerrungen im Klangbild als angenehm empfunden werden..

von micha (Gast)


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Hab jetzt auch einen Artikel wiedergefunden,
in dem die IMD diskutiert wird,
allerdings ohne dass hier am Ende Schlüsse gezogen werden:
https://passlabs.com/articles/audio-distortion-and-feedback
(in Englisch)

von Ralph B. (rberres)


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micha schrieb:
> Ich frage mich schon seit längerem, wie es bei Gegenkopplung über Alles
> mit IMD Verzerrungen aussieht, bzw. wie deren Effekt auf das
> wahrgenommene Hörbild ist..

Normalerweise nehmen IMD Verzerrungen auch ab, solange die 
Vorraussetzungen zum Entstehen von TIM Verzerrungen unterbunden sind.

micha schrieb:
> Die Frage wäre ja wohl auch, ob nicht ganz im Gegenteil gewisse
> Verzerrungen im Klangbild als angenehm empfunden werden..

Verzerrungen die auf K2, K4 usw beruhen werden in der Regel als 
angenehmer empfunden, da sie auch als Obertöne in Instrumente vorhanden 
sind.

Es hängt glaube ich auch irgendwie mit den musikalischen Tonintervallen 
zusammen. Aber da fragst du am besten jemanden der sich mit 
Harmonielehre auskennt.

Gitarrenverstärker nützen das z.B. aus.

Röhrenvorstufen, welche ja in erster Linie K2 erzeugen werden einen 
warmen Klang nachgesagt, und somit als relativ angenehm empfunden, 
obwohl das mit unverfälschter Wiedergabe wenig zu tun hat. K3 K5 usw 
werden als wesentlich unangenehmer empfunden.

Ralph Berres

von ArnoR (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> TIM Verzerrungen kann man vermeiden, in dem man am Eingang einen
> Tiefpass vorsieht, welches auf eine vernünftige Grenzfrequenz
> dimensioniert ist.

Wenn man so etwas tun muss, bedeutet das, dass man einen langsamen 
Verstärker vor sich hat, der solch eine Hilfe braucht. Dieser Verstärker 
hat dann aber normalerweise auch eine rel. geringe Grenzfrequenz, also 
einen niedrigen ersten Pol, der zu geringen Gegenkopplungsfaktoren und 
Klirrfaktoranstieg schon im unteren NF-Bereich führt.

Ralph Berres schrieb:
> ( 30KHz meinetwegen aber nicht Mittelwellenbereich wie damals so gerne
> gemacht wurde ).
> Dann ist die Anstiegssteilheit des Tiefpasses geringer als die Slewrate
> des Verstärkers bei offener Gegenkopplungsschleife.
>
> Mit den heutigen verfügbaren Transistoren welches Transitfrequenzen im
> fast 4stelligen Megahertzbereiche haben, sollten TIM Verzerrungen
> eigentlich kein Thema mehr sein.

Fällt dir was auf? Transitfrequenzen im fast 4-stelligen 
Megahertz-Bereich, aber Eingangsfilter auf 30kHz, damit der Verstärker 
bezüglich SlewRate nicht überfordert wird? Einfach nur die fT betrachten 
reicht nicht aus.

von Ralph B. (rberres)


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ArnoR schrieb:
> Wenn man so etwas tun muss, bedeutet das, dass man einen langsamen
> Verstärker vor sich hat, der solch eine Hilfe braucht.

Eben. Verstärker die schnell genug sind erzeugen auch kein TIM, und 
brauchen auch keine so hohe Leerlaufverstärkung.

ArnoR schrieb:
> Dieser Verstärker
> hat dann aber normalerweise auch eine rel. geringe Grenzfrequenz, also
> einen niedrigen ersten Pol, der zu geringen Gegenkopplungsfaktoren und
> Klirrfaktoranstieg schon im unteren NF-Bereich führt.

Es sei denn man hat extrem hohe Leerlaufverstärkungen, dann hat man 
trotz niedrigen ersten Pol bei hohen Frequenzen noch genügend 
Leerlaufverstärkung um den Klirrfaktor hinreichend zu reduzieren.
Denn bei Frequenzen oberhalb des ersten Pols nimmt der Pegel mit 
20db/Dekade ab.

Handelsübliche OPs sind das beste Beispiel. Es gibt nur wenige Ops 
dessen erster Pol nennenswert über 100Hz liegt. Trotzdem kann man bei 
20KHz niedrige Klirrfaktoren erreichen. Denn hier sind 
Leerlaufverstärkungen von 100db oder mehr keine Seltenheit.

Aber hier besteht dann auch wieder die Gefahr von TIM Verzerrungen. 
Deswegen ist es auf jeden Fall ratsam ein Tiefpass am Eingang zu 
postieren. In der Studiotechnik ist das absolut üblich.

Ralph Berres

von ArnoR (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Es sei denn man hat extrem hohe Leerlaufverstärkungen, dann hat man
> trotz niedrigen ersten Pol bei hohen Frequenzen noch genügend
> Leerlaufverstärkung um den Klirrfaktor hinreichend zu reduzieren.

Nein. Du versuchst das Problem einfach theoretisch schönzureden. Eine 
höhere Leerlaufverstärkung schiebt nicht den zweiten Pol nach oben, 
sondern zwingt dazu, den ersten weiter nach unten zu schieben.

> Denn bei Frequenzen oberhalb des ersten Pols nimmt der Pegel mit
> 20db/Dekade ab.

Das ist kein Automatismus, sondern muss durch geschickte 
Schaltungsauslegung sichergestellt werden. Ist meist nicht so, siehe 
LDO-Regler oder blöde Endstufen mit dem schwachsinnigen Boucherot-Glied.

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