Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 3 Phasen Trafo mit + und - 5% Anschlüssen


von Stefan (Gast)


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Hallo Miteinander,

Ein Freund von mir ist gerade dabei eine CNC Maschine zu bauen und 
möchte diese mit einem (alten) Trafo betreiben, den er mir gestern 
gezeigt hat.
--> Bevor hier Leute schreien "Nicht als Laie tun"--> Ich machs ned, ich 
frage nur weil es mich interessiert, er selbst kennt einen Elekriker, 
der ihm die Stromversorgung entsprechend baut. Der wird entsprechend 
wissen worauf zu achten ist und ob man den Trafo überhaupt brauchen 
kann.

Zu meiner Frage:

Es ist ein 3-Phasen-Travo, mit verschiedenen Anschlüssen, dabei waren 
mehrere mit +5% und -5% beschriftet. Leider kann ich mir da drunter 
garnichts vorstellen. Kann mir jemand sagen wozu man solche Anschlüsse 
brauchen könnte? Würde mich brennend interessieren, im Studium 
Grundlagen Elektrotechnik wird man mit sowas nunmal nicht konfrontiert^^

Mit besten Grüßen, Stefan

von Stb (Gast)


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Guten Morgen!


Ein (echter) Drehstromtrafo hat ja 3 Wicklungen, eine je Schenkel.

in der Regel gibt es primärseitig (Eingangsseitig) dann die Anschlüsse:


U -5%  400V   +5%

V -5%  400V   +5%

W -5%  400V   +5%

PE

und sekundärseitig (Ausgangsseite) z.B.

0V und 24V (wenn mit B6 Gleichrichter dann eben 0V(-) und +24V.)


Das + / - 5% hat mit der Eingangsspannung des Trafos zu tun..

Die Netzspannung ist ja nicht überall genau 400V. Daher kann man mit den 
+/- Anschlüssen die Ausgangsspannung "etwas" regeln.

Also, wenn die Netzspannung 400V beträgt, schließt man die 3 Außenleiter 
bei U 400V / V 400V und W 400V an. Dann erhält man am Trafoausgang etwa 
24V.

Wenn die Netzspannung nur 382V beträgt, schließt man die 3 Außenleiter 
bei  U-5% / V-5% und W-5% an. Dann erhält man am Ausgang auch wieder 
etwa 24V.

Bei einer höheren Eingangsspannung dann eben auf den +5% Anschlüssen...

Kurz gesagt, mit den +/- Klemmen kann man die Ausgangsspannung in einem 
bestimmten Bereich der Eingangsspannung anpassen.

Jede Eingangswicklung (primär) hat einfach 3 Wicklungsanzapfungen. Die 
Verschaltungsarten der Wicklungen sind auf dem Typenschild angegeben.

z.B. DY5 = primär-Dreieck, sekundär-Stern, 180°Phasenlage
     DYz5 = primär-Dreieck, sekundär-Stern-ZICKZACK, 180°Phasenlage, 
diese Schaltungsart verteilt die Sekundärwicklung auf je 2 Schenkel und 
erhöht damit die Schieflasttauglichkeit des Trafos (in der Regel bei 
größeren Trafos (z.B. den Trafos in der Umspannstation).

Gruß Stefan

von Stefan (Gast)


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Hallo Stefan^^
Das ist mal eine umfassende Erklärung und ich hab sie sogar auf Anhieb 
(so glaube ich) verstanden.

Praktisch wird man also die entsprechenden +/- 5% Anschlüsse je nach 
Eingangsspannung wählen um die angegebene Ausgangsspannung zu erhalten.

Rein theoretisch könnte man somit eine kleine Variation der 
Ausgangsspannung haben, wenn man die falschen Anschlüsse wählt. (Ob man 
es bewusst machen sollte.. eher nicht ^^)

Vielen Dank für die Ausführliche und flotte Antwort.

Gruß, Stefan.

von kleiner Besserwisser (Gast)


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Danke Stb für deine Ausführungen.
Sie erscheinen mir doch recht theoretischer Art, denn:
> Ein (echter) Drehstromtrafo hat ja 3 Wicklungen, eine je Schenkel.
- Was ist denn bitte ein unechter Drehstromtrafo?
- nur 3 Wicklungen?? Du meinst drei Primärwicklungen.

> Die Netzspannung ist ja nicht überall genau 400V.
Das hängt nicht nur vom Ort, sondern genauso von der Zeit und von der 
Belastung ab.

> Daher kann man mit den +/- Anschlüssen die Ausgangsspannung
> "etwas" regeln.
Regeln ist der falsche Begriff, ein Regler ist ganz was anderes.

> z.B. DY5 = primär-Dreieck, sekundär-Stern, 180°Phasenlage
5 * 30° = 150°, nicht 180°

> und erhöht damit die Schieflasttauglichkeit des Trafos (in der
> Regel bei größeren Trafos (z.B. den Trafos in der Umspannstation).
Das stimmt zwar teilweise (Umspannwerke haben oft Trafos mit 
Ausgleichswicklung), spielt jedoch bei dieser Anwendung überhaupt keine 
Rolle, da durch den Gleichrichter die Last symmetrisch ist.


Stefan:
> Rein theoretisch könnte man somit eine kleine Variation der
> Ausgangsspannung haben, wenn man die falschen Anschlüsse wählt.
> (Ob man es bewusst machen sollte.. eher nicht ^^)
Doch, wie oben geschrieben hängt die Ausgangsspannung ja auch von der 
Last ab, das kann man auch mit den Klemmen anpassen. Ist aber eher 
Feintuning, da die Netzspannung sowieso um +-10% schwanken kann (auf dem 
Land noch stärker).

Mit diesem Netzteil schränkt man sich ein wenig ein, da Drehstrom nicht 
überall verfügbar ist.  Welche Daten hat es?
Welche Steuerung soll damit gespeist werden?

von Stefan (Gast)


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Die Daten des Trafos kenne ich leider nicht, zumindest habe ich diese 
nicht in Erinnerung (Ist ja nicht meiner), da muesste ich nochmal zum 
Kumpel hin, und das Typenschild genauer lesen.

Da er mit diesem Trafo, bzw. späteren Netzteil damit 3 Schrittmotoren 
mit je 2A/Ph ansteuren will, wirds im schlimmsten Fall 12A liefern 
müssen, wieviel Volt der Trafo liefert weiss ich nicht, ich meine mich 
zu erinnern, das es 24V waren, aber ich bin mir da auch nicht sicher.
Welche Schrittmotorsteuerungen er nun dazischen schaltet kann ich nicht 
sagen. Da muss ich nochmal nachhorchen.

Also alles in Allem: Ich weis nix genaues^^

Ich werde am Sonntag ohnehin wieder vorbeischauen, dann werde ich mal 
das Typenschild abknipsen und genaueres zur geplanten CNC erfragen.
Drehstrom müsste meines erachtens im dortigen Keller/Garage gegeben 
sein, da dort ohnehin schon eine Drehbank und eine schöne Maho-Fräße 
laufen-->Macht Spass damit zu arbeiten, leider keine CNC.

Aber für mich hat sich die Grundlegende Frage wegen den 5%-Anschlüssen 
geklärt:

Dafür nochmals ein riesiges Dankeschön.

Gruß, Stefan

von L. H. (holzkopf)


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Stb schrieb:
> Also, wenn die Netzspannung 400V beträgt, schließt man die 3 Außenleiter
> bei U 400V / V 400V und W 400V an. Dann erhält man am Trafoausgang etwa
> 24V.
>
> Wenn die Netzspannung nur 382V beträgt, schließt man die 3 Außenleiter
> bei  U-5% / V-5% und W-5% an. Dann erhält man am Ausgang auch wieder
> etwa 24V.

Dazu will ich noch etwas ergänzen, das die vielen (noch in Umlauf 
befindlichen) älteren D-Trafos betrifft.
Diese wurden ja gebaut, als das D-Netz noch 380 V lieferte.

Wenn so ein älterer D-Trafo mit 380 V (+/- 5%) gewickelt wurde, kann man 
ihn bedenkenlos bei Anklemmung von 380 + 5% an das heutige 400 V-D-Netz 
anschließen.

Hat er die (+/-)-Wicklungen nicht, kann man ihn auch an 400 V 
anschließen.
Muß sich dann aber darüber im Klaren sein, daß er bei 400 V-Betrieb in 
einem anderen Magnetisierungsbereich seiner Kennlinie betrieben wird.
Was i.d.R. zu unerwünschter Erwärmung von ihm führt.
Erfahrungsgemäß "schlucken" das aber ordentlich gebaute Trafos.


Stefan schrieb:
> Ich werde am Sonntag ohnehin wieder vorbeischauen, dann werde ich mal
> das Typenschild abknipsen und genaueres zur geplanten CNC erfragen.

Ja - mach das; denn dann läßt sich dazu auch Näheres sagen.

von Stefan (Gast)



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Soo, ich konnte folgendes in Erfahrung bringen:

Mit diesem sollen 3 Schrittmotoren à 2,2A/Phase betrieben werden. Somit 
insgesamt max. 13,2A, wobei mir gesagt wurde, dass die 3.te Achse 
(Z-Achse) eher selten betrieben wird, bzw garnicht wenn sich X- und Y 
bewegen. Also scheint der Trafo überdimensioniert zu sein^^. Alles 
andere wird seperat gespeist.

Anbei 2 flotte Schnappschüsse aus dem dortigen Keller vom Trafo.

Gruß

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