Forum: PC Hard- und Software Warum sind die Steckverbinder auf dem Motherboard und nicht auf den Karten?


von Armin (Gast)


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Auf einem Motherboard sind alle Steckplatze mit Verbindern 
("Federkontaktleisten"?) versehen, die Kartenkontakte sind direkt auf 
der Leiterplatte und damit ohne Verbinder.

Warum ist es nicht umgekehrt? Jede Karte braucht einen Verbinder, aber 
nicht alle Steckplätze werden genutzt. Man könnte also Verbinder 
einsparen.

Oder gibt es auch dafür entsprechende Systeme?

von STK500-Besitzer (Gast)


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Einerseits ist es billiger den Steckverbinder an der Steckkarte per 
Platinen auszuführen und andererseits würde mich interessieren, wie man 
senkrechte Steckverbindungen anders herstellen sollte.

von Max D. (max_d)


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Ich sehe 3 Gründe:

1. Es ist einfacher den Connector senkrecht auf dem MB zu haben als 
irgendwie ein cut-out in die PCB zu fräsen und da die Karte 
draufzuschieben.
(So Stecker kosten in Masse fast nichts)

2. Ist es einfacher die Stecker bei dem MB als Großpackung mitzukaufen 
als jeden Kartenhersteller zu zwingen für seine (teils winzige) Auflage 
eigene Stecker zu organisieren

3. Ist es so leichter das MB an spezielle Bedingungen anzupassen indem 
man den Connector entsprechend einrichtet.

von Armin (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Einerseits ist es billiger den Steckverbinder an der Steckkarte per
> Platinen auszuführen
Genau das ist doch der Punkt. Am Motherboard ist es es auch billiger.

> und andererseits würde mich interessieren, wie man
> senkrechte Steckverbindungen anders herstellen sollte.

Na genau andersherum. Die Karte bekommt die Federkontakte, das 
Motherboard ein vergoldetes "Pad".

Max D. schrieb:
> irgendwie ein cut-out in die PCB zu fräsen

Wieso? Sind die Verbinder nicht überwiegend THT und brauchen daher auch 
ein mechanisch bearbeites MB? Ein Bohrung und ein Langloch würden 
reichen.

Max D. schrieb:
> 2. Ist es einfacher

Aus Sicht der Kartenhersteller ja, aber die MB-Hersteller würden sich 
bestimmt freuen, wenn die Steckverbinder wegfielen.

Max D. schrieb:
> 3. Ist es so leichter das MB an spezielle Bedingungen anzupassen indem
> man den Connector entsprechend einrichtet.

Verstehe ich nicht. Bitte erläutern.

von (prx) A. K. (prx)


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Armin schrieb:
> Aus Sicht der Kartenhersteller ja, aber die MB-Hersteller würden sich
> bestimmt freuen, wenn die Steckverbinder wegfielen.

Man benötigt dann eine ausgefeilte Haltemechanik und Kartenführung für 
die Steckkarten, um sie exakt passend zu den Kontakten und mit exakt 
passendem Anpressdruck zu versehen. Und zwar fest genug, damit eine 
mitunter nicht unerhebliche und wechselnde Kraft an Steckern am 
Slotblech sich nicht auf die Kontaktqualität auswirkt. Wahrscheinlich 
würde das deshalb auch die Länge von Steckkarten festlegen.

Die üblichen Methode hat demgegenüber eine weit höhere Toleranz 
gegenüber geringfügigen mechanischen Abweichungen und eine restiktive 
und oft hinderliche Kartenführung und -fixierung im Gehäuse entfällt.

: Bearbeitet durch User
von Max D. (max_d)


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Armin schrieb:
> Wieso? Sind die Verbinder nicht überwiegend THT und brauchen daher auch
> ein mechanisch bearbeites MB? Ein Bohrung und ein Langloch würden
> reichen.

Das dürfte von der Stabilität absolut bescheiden sein. Gerade eine 
Grafikkarte wird von dem Connector nicht unerheblich gestützt.

Armin schrieb:
> Na genau andersherum. Die Karte bekommt die Federkontakte, das
> Motherboard ein vergoldetes "Pad".

Hier ist das Problem die Oxidation. Wenn man eine Karte einSTECKT dann 
findet schon ein gutes Stück Reibung statt. Das macht die Kontakte 
sauber.

Ausserdem ist so eine "Blattfeder" (übrigens aus einem einzigen Stück 
metall) deutlich billiger als ein Pogo-Pin oder dgl.

Armin schrieb:
> Aus Sicht der Kartenhersteller ja, aber die MB-Hersteller würden sich
> bestimmt freuen, wenn die Steckverbinder wegfielen.

Der MB-Hersteller kauft sich die Buchsen in einem RIESIGEN Kontingent 
und zahlt entsprechend wenig. PCI(e) Karten werden aber tlw. in sehr 
geringen Stückzahlen aufgelegt. Da kosten die Stecker dann doch ein 
gutes Stück.
Ausserdem lässt sich der Preis für den Stecker in einem 50-300€ MB viel 
besser unterbringen als in einer 5€ Soundkarte.

von Max M. (jens2001)


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Entweder bist du ein Megatroll oder nur Mega unterbelichtet!

Wie willst du Kartenrandkontakte mitten aus Bord kriegen???

von (prx) A. K. (prx)


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Max Mustermann schrieb:
> Wie willst du Kartenrandkontakte mitten aus Bord kriegen???

Schätze das meint er: Flächige Pads auf dem Mainboard, auf das 
Kontaktfedern vom Stecker drücken. Brauch wohl eher mehr Platz auf dem 
Mainboard als die Stecker bisher.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Flächige Pads auf dem Mainboard, auf das Kontaktfedern vom Stecker
> drücken.

Das immerhin wäre die Garantie für Kontaktprobleme. Und auch für 
mechanische Probleme; immerhin müsste die Gegenkraft von all diesen 
Kontaktfedern auch irgendwie in das Motherboard überführt werden, und 
das Motherboard darf sich unter dem Druck auch nicht verformen.

Nee, Slots und Platinenrandverbinder sind so schon ganz gut. VG-Leisten 
nach DIN41612 sind zu teuer und haben sich deswegen nicht durchsetzen 
können, auch wenn die nicht nur für Bussysteme in 19"-Rahmen verwendet 
wurden (VME-Bus etc.), sondern auch in Desktop-Rechnern von Apple 
genutzt wurden (NuBus in späten 68k-Macs).

von MaWin (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
>> Flächige Pads auf dem Mainboard, auf das Kontaktfedern vom Stecker
>> drücken.
>
> Das immerhin wäre die Garantie für Kontaktprobleme.

Och, nicht unbedingt, man braucht natürlich eine Abstützung der Platine 
dahinter, die kann das PC-Gehäuse liefern, und man muss alle 
Kontaktfedern zusammen andrücken, das benötigt viel Kraft, aber wenn man 
jede Steckkarte mit 2 Schrauben ins Motherboard schrauben würde, würde 
das schon gehen.

Bei Billigcomputern (C64) hat man es ja auch umgekehrt gebaut, aber halt 
nur 1 Slot und nicht 8. Zumal, als der IBM PC noch so teuer wie ein Auto 
war, spielte der Preis für die Federleisten keine Rolle. Und heute muss 
man den Geiz ja nicht so weit raushängen lassen. Es gibt kaum noch 8 
Steckleisten.

von STK500-Besitzer (Gast)


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MaWin schrieb:
> Och, nicht unbedingt, man braucht natürlich eine Abstützung der Platine
> dahinter, die kann das PC-Gehäuse liefern, und man muss alle
> Kontaktfedern zusammen andrücken, das benötigt viel Kraft, aber wenn man
> jede Steckkarte mit 2 Schrauben ins Motherboard schrauben würde, würde
> das schon gehen.

Für den aktuellen Aufbau braucht man maximal eine Schraube. Und die 
eigentlich auch nur deswegen, weil man noch einen Steckkontakt von 
aussen haben kann (z.B. HDMI bei Grafikkarten).

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> würde das schon gehen.

Mit viel Aufwand schon. Aber ... das wäre selbst bei Massenproduktion 
erheblich teurer als das simple und milliardenfach erprobte 
Slot/CardEdge-Verfahren.

Die "Steckplätze" an den Rand des Motherboards zu verlegen, wäre 
hingegen sehr problematisch; um mehrere Erweiterungskarten nutzen zu 
können, müsste die Konstruktion sehr groß werden, und das wiederum würde 
sich sehr negativ auf das Bustiming auswirken. Da sind parallel 
nebeneinander angeordnete Karten in möglichst geringem Abstand eindeutig 
überlegen -- und so wird es ja auch in jedem irgendwie erfolgreichen 
Bussystem gehandhabt. Sei es S100, ECB, VME, das, was Apple im Apple II 
hatte, der NuBus und jede Variante des PCs, vom ISA-Bus über EISA, 
Microchannel bis hin zu PCI.

Bei PCIe wäre es denkbar, davon abzukommen (da das kein Bus mehr ist, 
sondern jeder Slot über eigene Punkt-zu-Punkt-Verbindungen verfügt), 
aber der mechanische Aufwand ist erheblich, und einen Vorteil vermag ich 
irgendwie auch nicht zu erahnen.

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