Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Welche Drossel ist die richtige?


von Johann (Gast)


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Hallo Leute,

Ich habe eine Display Controller gebaut und war mit diesem im EMV test. 
Das Ergebnis war leider ernüchtern :-( Darum muss ich einige Massnahmen 
vorsehen um dieses zu verbessern.

Eine der Maßnahmen ist ein Drossel an der 12V Betriebspannung 
hinzuzufügen. Ich habe mir von vielen Drossel die Datenblätter 
angeschaut und habe nun 2 Drossel zur Auswahl:

1. Würth 744235801
2. TDK ACM7060-701-2PL-TL01

Nur weiß ich nicht genau welche von beiden ich bevorzugen soll. Die 
Drossel von Würth besitzt eine bessere Filterung im Common Mode hat 
jedoch eine deutlich schlechtere Filterwirkung im Differential Mode.

Bei der TDK Drossel ist es genau umgekehrt. Diese besitzt eine sehr gute 
Unterdrückung der Störungen im Differential Mode.

Bis jetzt hatte ich noch keine Drossel auf dem Board verbaut. Ich habe 
einen PixelClock von ca. 65Mhz und einen 28Bit Cmos 3,3V Parallelbus. 
Der Parallelbus wird durch einen 7 auf 1 Serializer auf 4 LVDS Streams 
gewandelt und dann über ein Kabel an einen Bildschirm übertragen. Die 
LVDS Frequenz liegt somit bei 7x65MHz = 455MHz. Das Bild kommt auch 
einwandfrei und ohne sichtbare Störungen beim Empfänger an.

Beim EMV-Test konnte ich jedoch deutlich die Grundfrequenz von 65MHz 
messen (lag auch über dem erlaubten Grenzwert), obwohl die Leiterbahnen 
auf der Platine sehr kurz waren und in der Innenlage geroutet wurden. 
Das Kabel zum Bildschirm besitzt auch einen angeschlossenen Schirm. Ich 
hätte bei der EMV Messung Probleme bei 455MHz erwartet jedoch noch bei 
65MHz. Ich kann mir das nur so erklären das die 65MHz auf die Masse 
überkoppeln und der Schirm an der Masse angeschlossen ist.

Eine weitere Möglichkeit ist ja auch noch Drosseln direkt an den LVDS 
Transmitterausgängen anzuschließen, jedoch bin ich mir da unsicher ob 
das nicht auch mein Signal das ich übertragen möchte zerstörrt.

von WehOhWeh (Gast)


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Eine Differential-Mode-Dämpfung wirst du nicht wollen. Die wirkt nämlich 
auf dein Nutzsignal.

Die von dir genannten Drosseln sind für 455MHz oder wasauchimmer 
untauglich. Das sieht man daran, dass die da mehrere 100 Ohm in deine 
LVDS-Leitung einbringen. Ich glaub nicht, dass die dann noch gescheit 
funktionieren.

Nimm was für USB-High-Speed, das sollte besser gehen. Da hat Würth auch 
was dafür, z.B. 744231091. Selbst das ist schon fragwürdig, von der 
genannten weiß ich aber wenigstens, dass zumindest USB-High-Speed noch 
geht.

Bist du dir sicher, dass deine Störung überhaupt eine 
Common-Mode-Störung ist?
Weil gegen was anderes ist die Drossel sinnlos. Schlimmer als sinnlos, 
sie macht dir deine Signale kaputt.

Testen kannst du das, indem du einen Klappferrit um deine Leitungen 
machst und misst. Nimm einen, der deiner Drossel entpricht. Für die von 
mir genannte, wäre einer mi 90E @ 100MHz sinnvoll. Beachte aber, dass 
der Klappferrit vermutlich deutlich besser ist, weil er um alle 
Leitungen geht.

von Johann (Gast)


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Mit Klappferriten konnte ich die Störungen mindern.

Die Drossel von Würth und TDK wollte ich ja auch nicht an die LVDS 
Treiberausgänge hängen sondern zwischen der Versorgungsspannung und GND. 
Dadurch sollte doch das LVDS Nutzsignal nicht beeinflusst werden. Oder 
sehe ich das falsch?

von Johann (Gast)


Angehängte Dateien:

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Ich hatte mir das so gedacht wie im Anhang.

von Yoschka (Gast)


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Möglich ist auch, dass der Strahler das Display himself ist.
Mal in Alu einwickeln, erden und messen.
Bisher hat mir LVDS immer den Arsch gerettet.
Zwischen MCU und LVDS Driver schon Serienwiderstände vorgesehen?

von Johann (Gast)


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Diese Drosseln habe ich für die Datenleitungen gefunden:

http://www.mouser.com/ds/2/308/EMI8141-D-470017.pdf

von Johann (Gast)


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Das Display selber besteht den EMV-Test. Wenn die Leitungen mit richtig 
vielen Ferriten und möglichst kurzes Kabel dann reicht es auch um den 
Test zu bestehen, jedoch ist das nur für das EMV Labor geeignet und 
nicht für die Serienfertigung im Gerät.

von WehOhWeh (Gast)


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Johann schrieb:
> Mit Klappferriten konnte ich die Störungen mindern.
>
> Die Drossel von Würth und TDK wollte ich ja auch nicht an die LVDS
> Treiberausgänge hängen sondern zwischen der Versorgungsspannung und GND.
> Dadurch sollte doch das LVDS Nutzsignal nicht beeinflusst werden. Oder
> sehe ich das falsch?

Ah, ok. Habe ich falsch gelesen.

Die Frage ist, ob Strom in GND = Strom in VCC gilt. Wenn nicht, dann 
wäre eine Gleichtaktdrossel eher kontraproduktiv, weil es dann die Masse 
ausheben kann. In Summe über alle Leitungen gilt das, aber nur bei der 
Versorgung? Kann man aber testen.

Ich würde zunächst noch versuchen, ob nicht ein normales Bead in der 
Versorgung (z.B. 600E @ 100MHz) etwas bewirkt, also nur in der VCC.

Dann würde ich noch versuchen, ob es etwas bringt, wenn man die Masse 
des Display (z.B. der Rahmen) und die Masse der Platine kurz und sehr 
gut zusammenhängt. Z.B. über einen Kabelschirm, mit nur wenigen cm 
Länge.

Generell wäre ich skeptisch, ohne weitere Tests ein paar Bauteile 
einzufügen, und dann hoffen, dass es besser wird. Ich würde mir 
zumindest mal auf irgendeine Art und Weise auf die Platine fädeln und 
neu messen.

von Johann (Gast)


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Die Boards und vor allem die Bauteile (BGAs) sind ja inzwischen so klein 
das es mit dem fädeln nicht mehr ganz einfach ist. Das Display ist 
natürlich so dicht an der Platine wie es nur möglich ist. VCC habe ich 
auch schon mit Beads versehen.

Am besten ist es halt wenn ich das 50cm Kabel ca. durch eine ca. 10cm 
lange Version ersetze, dann kommt man locker ohne Probleme unter den 
Grenzwert. Nur leider kann ich das Kabel nicht so kurze machen, da die 
Gerätekonstruktion das nicht hergibt.

von Yoschka (Gast)


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Das LVDS Kabel ist die Antenne, aber LVDS ist nicht die Störquelle.
LVDS ist bei mir bei 50cm überhaupt kein EMV Stör-Thema.
Bei nur 10cm ist LVDS "fast" schon zuviel des Guten, dass geht noch mit 
CMOS/TTL Pegeln.

Ich vermute, der Pixelclock koppelt irgendwie auf die LVDS Seite ein und 
strahlt über die LVDS-Kabel-Antenne ab.

Hast Du alle AppNotes zum Transceiver und dessen Layout beachtet?

Letzte Ausfahrt:
Spread Spektrum Clock Source.

von Johann (Gast)


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Man sind die Bauteile klein. Die haben ja ein Pitch von 0,4mm. Da wird 
der Fertiger aber richtig gute Laune bekommen :-)

von WehOhWeh (Gast)


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Johann schrieb:
> Die Boards und vor allem die Bauteile (BGAs) sind ja inzwischen so klein
> das es mit dem fädeln nicht mehr ganz einfach ist. Das Display ist
> natürlich so dicht an der Platine wie es nur möglich ist. VCC habe ich
> auch schon mit Beads versehen.
>
> Am besten ist es halt wenn ich das 50cm Kabel ca. durch eine ca. 10cm
> lange Version ersetze, dann kommt man locker ohne Probleme unter den
> Grenzwert. Nur leider kann ich das Kabel nicht so kurze machen, da die
> Gerätekonstruktion das nicht hergibt.

Die Lösung mit den unterschiedlichen Drosseln ist halt etwas unsauber 
und nicht identisch mit dem Ferrit, deshalb wäre ein Test wirklich 
angebracht!

Außerdem sollte das schon gehen:
Wir reden hier ja von kleinen Frequenzen, da muss der Aufbau nicht so 
gigantisch toll sein (die Wellenlängen bewegen sich im >10-cm-Bereich). 
Da tuts das schon, wenn man das da reinflickt.

Variante 1:
Auf dem Board die Leiterbahnen durchschneiden, den Lötstopplack 
abkratzen und die Drosseln "mit den Haxen nach oben" auf die Platine 
kleben und mit Fädeldraht da anlöten.
Nimm ein Mikroskop. Und bring ruhige Hände mit, deine Bauteile sind 
klein.

Variante 2:
Das Kabel kurz nach dem Stecker abschneiden und die Bauteile da 
reinbauen. Zur Not eine kleine Platine bauen.

Viel aushalten  muss es nicht.

Wenn du irgendwelche unverifizierten Sachen da reinbaust, in der 
Hoffnung es würde besser, wirst du noch einige Runden (Redesigns) 
drehen. Hab das selber schon gemacht, es klappt nicht ;-)

Wenn die Frickellösung gute Ergebnisse liefert, dann liefert es meistens 
die gescheite Lösung erst recht. Umgekehrt gilt das noch mehr: Wenn die 
Frickellösung nicht klappt, hast du verloren.

Oben stand noch was von Spread-Spectrum : Das würde ich auch 
ausprobieren. Das ist zwar keine Lösung, aber eine exzellente 
Möglichkeit die Störungen zu kaschieren. Man verschmiert quasi die Peaks 
über den Frequenzbereich. Das hilft dann besonders gut, wenn man nur 
einzelne, schmale, Peaks hat.

von AufArbeit (Gast)


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Die Störungen werden sicher nicht von der LVDS-Seite erzeugt. Das werden 
eher die 28 Leitungen mit 65MHz sein. Wer erzeugt die Daten? Diese 
Schleife (Quelle-Leitungen-LVDS-Baustein-GND) musst du optimieren. 
Flankensteilheit so weit runter wie möglich. Gerade die Clock-Leitungen 
sollten keine Oberwellen haben. Evtl. mit AC-Abschluss arbeiten. Das 
gibt sonst eine Messerscharfe Linie im Spektrum. Gut helfen tut in jede 
Power-Leitung Beads einschleifen und nicht nur die 'Standard' 100n 
Kondensatoren. Die Kondensatoren müssen zu den Störfrequenzen passen. 
Sehr gut sind die 3-Terminal Kondensatoren (Durchführungskondensatoren).
Ohne jetzt das Gesamte System zu kennen ist eine Anaylse schwer. Wie ist 
z.B. das Display versorgt? Mit getrenntem Netzteil; oder geerdet? Hat 
das Datenkabel einen separaten GND und geht der Schirm auf GND; auf Erde 
oder... Je nach System kann eine Gleichtaktdrossel im Powerpfad helfen 
oder einfach wirkungslos sein.
Diese LVDS-Verbindung funktioniert bei Cameralink (basiert auf den 
ChannelLink-Devices von TI) bis 10 Meter und schafft damit auch die EMV 
Class-B.

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