Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Promotion vs Brerufseinstieg


von dbdb (Gast)


Lesenswert?

Hi Leute, ich probiere mal, hier einen Thread aufzumachen, vielleicht 
wird er ja gleich wieder geschlossen ;)

Folgende (schon eher luxuriöse) Situation:
Ich habe meinen Master ET/IT im Schwerpunkt Regelungstechnik/Robotik an 
einer Uni sehr erfolgreich abgeschlossen. Leider habe ich mich erst nach 
der Bewertung der Arbeit dazu durchgerungen, nach einer möglichen 
Promotion am Lehrstuhl zu fragen und hielt es für eher unwahrscheinlich, 
eine zu bekommen, da zwei Kommilitonen ihre Stellen bereits sicher 
hatten und sich deutlich früher gekümmert haben. Es wurde dennoch eine 
Industriepromotion angeboten, die ich auf Grund der Nebenbedingungen und 
eines Themas, das mich nicht 100% interessierte ablehnte. Damit dachte 
ich sei die Geschichte gegessen.

Parallel führte ich ein Vorstellungsgespräch in dem Unternehmen, in dem 
ich schon längere Zeit als HIWI (einige Jahre) beschäftigt war durch. 
Die Firma beschäftigt international etwa 3000 Mitarbeiter und wurde 
jetzt von einer riesigen (ca. 96k Angestellte, aber weitgehend eine 
andere Sparte) amerikanischen Firma übernommen. Dort erhielt ich ein 
sehr gutes Angebot mit etwa 50k € (es gibt dennoch keinen Tarif...), und 
würde in einer sehr kleinen Abteilung eingesetzt werden, in der ich 
relativ wenig Entwicklungsmöglichkeiten sehe.
Mir gefällt der Laden, meine Kollegen und Vorgesetzten sind top, ich 
habe einige Freiheiten, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Aufgaben 
mich längerfristig so richtig reizen. Bisher habe ich in der Uni viel 
simuliert, modelliert, Regelungen entworfen, relativ abstrakt und 
modellbasiert gearbeitet. In der Firma geht es eher "klassischer" zu, es 
gibt kein matlab/simulink, keine großen Fem Werkzeuge, nur ein paar 
jeweils auf den Anwendungsfall zugeschnittene Octave Skripte. Meine 
Aufgabe wird es sein, die (Embedded Software-) Entwicklung etwas mehr zu 
modularisieren und zu modernisieren. Finde ich sehr interessant, aber 
auf längere Sicht weiß ich nicht, ob mich das für immer 'kickt' und ich 
modelliere halt nix aufwendiges mehr.

Jetzt kam gestern ein völlig unerwarteter Anruf des Profs, er hat vllt 
doch noch was. Es wäre eine Kooperation mit einer anderen Firma, die 
evtl Gelder locker machen könnte, sodass mind. 1 Jahr am Lehrstuhl im 
Auftrag der Firma forschen könnte und in der Zeit einen Forschungsantrag 
ans Land stellen könnte, wäre damit sozusagen für meine weitere Zukunft 
selbst verantwortlich. Wenn der Antrag nicht durch kommt, sitze ich nach 
einem Jahr auf der Straße und habe meinen jetzigen Chef sehr verärgert, 
weil ich doch noch abgesprungen bin und schlage mir somit die Türen dort 
vermutlich zu.
Das Promotionsthema ist weitgehend frei, könnte aber in die 
(interessante) Richtung der Fahrerassistenz in Kombination mit 
Mehrkörpersimulation gehen.

Im Moment bin ich so unglaublich hin- und hergerissen, dass ich sogar 
hier einen Thread aufmache ;-) Gibt es Erfahrungswerte, die ich 
möglicherweise noch garnicht bedacht habe, die ich auf meine Pro/Con 
Liste schreiben könnte? Muss mich zeitnah entscheiden.

Vielen Dank,
dbdb

von lalala (Gast)


Lesenswert?

dbdb schrieb:
> Jetzt kam gestern ein völlig unerwarteter Anruf des Profs, er hat vllt
> doch noch was. Es wäre eine Kooperation mit einer anderen Firma, die
> evtl Gelder locker machen könnte, sodass mind. 1 Jahr am Lehrstuhl im
> Auftrag der Firma forschen könnte und in der Zeit einen Forschungsantrag
> ans Land stellen könnte, wäre damit sozusagen für meine weitere Zukunft
> selbst verantwortlich. Wenn der Antrag nicht durch kommt, sitze ich nach
> einem Jahr auf der Straße und habe meinen jetzigen Chef sehr verärgert,
> weil ich doch noch abgesprungen bin und schlage mir somit die Türen dort
> vermutlich zu.
> Das Promotionsthema ist weitgehend frei, könnte aber in die
> (interessante) Richtung der Fahrerassistenz in Kombination mit
> Mehrkörpersimulation gehen.

Vergiss es, vergiss es und vergiss es. Zu viele evtl und vllt; es ist 
kein echtes Interesse vom Prof vorhanden. Thema frei bedeutet nur der 
Prof hat keine Ideen.
Wenn Du ein ernsthaftes Angebot zur Promotion hättest, dann könntest Du:

dbdb schrieb:
> Im Moment bin ich so unglaublich hin- und hergerissen,

sein. Das hast Du aber nicht. Nimm den Job. (oder hole Dir eine echte 
Promotionsstelle)

von dbdb (Gast)


Lesenswert?

lalala schrieb:
> Vergiss es, vergiss es und vergiss es. Zu viele evtl und vllt; es ist
> kein echtes Interesse vom Prof vorhanden. Thema frei bedeutet nur der
> Prof hat keine Ideen.
> Wenn Du ein ernsthaftes Angebot zur Promotion hättest, dann könntest Du:
>
Was das Thema angeht, hat er mir durchaus 1, 2 Vorschläge gemacht, 
möchte die aber nicht so breit treten hier, aber die Ideen waren eher 
vage. Was für mich aber doch auch ein Vorteil sein kann zwecks freier 
Gestaltung?
Wäre kein Interesse vom Prof vorhanden, hätte er dann überhaupt nochmal 
nachgehakt und mich nach der ersten Absage gefragt? Gegenüber seinen 
Mitarbeitern lässt er duchschimmern, dass er mich gerne hätte.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Eine Promotionsstelle würde für mich nur noch in frage kommen, wenn die 
Vertragslaufzeit min. 4 Jahre, besser 5 beträgt. Mit der 
Aneinanderstückelung von Jahresverträgen, hat der Prof. ein maximal 
mögliches Druckmittel gegen dich. D.h. Mehrarbeit, Lehre, und sonst 
alles, was der Prof. gern abdrückt. Erfüllst du keine Frohndienste 
bekommst du keine Verlängerung. Und irgendwann ist der Punkt of no 
return erreicht.

von Dirk K. (Gast)


Lesenswert?

Bei diesen Bedingungen: Ganz klar der Job, da gibt es doch gar nichts zu 
überlegen!

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Karl,

> Eine Promotionsstelle würde für mich nur noch in frage kommen, wenn die
> Vertragslaufzeit min. 4 Jahre, besser 5 beträgt.

Das gibt es aber nicht. Üblich sind 2 Jahre mit anschließender 
Verlängerung. Üblich ist auch, dass man selbst Forschungsanträge 
schreiben muss. Dumm nur, wenn die alle abgelehnt werden...

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ dbdb (Gast)

Du hast also die Wahl zwischen Brot und Butter

>Mir gefällt der Laden, meine Kollegen und Vorgesetzten sind top, ich
>habe einige Freiheiten, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Aufgaben
>mich längerfristig so richtig reizen.

>modellbasiert gearbeitet. In der Firma geht es eher "klassischer" zu, es
>gibt kein matlab/simulink, keine großen Fem Werkzeuge, nur ein paar
>jeweils auf den Anwendungsfall zugeschnittene Octave Skripte. Meine
>Aufgabe wird es sein, die (Embedded Software-) Entwicklung etwas mehr zu
>modularisieren und zu modernisieren. Finde ich sehr interessant, aber
>auf längere Sicht weiß ich nicht, ob mich das für immer 'kickt' und ich
>modelliere halt nix aufwendiges mehr.

Dort kannst du eine Weile bleiben, wenn es zu fade wird, kannst du ggf. 
in eine andere Position oder Abteilung wechseln, im Ernstfall eine 
andere Firma. Du hast ein vernünftiges Einsteigsgehalt und damit 
mateterielle Freiheit.

Die 2. Möglichkeit ist das Leben als freier aber armer "Künstler" / 
Wissenschaftlicher Mitarbeiter.

>Bisher habe ich in der Uni viel
>simuliert, modelliert, Regelungen entworfen, relativ abstrakt und
>evtl Gelder locker machen könnte, sodass mind. 1 Jahr am Lehrstuhl im
>Auftrag der Firma forschen könnte und in der Zeit einen Forschungsantrag
>ans Land stellen könnte,

Also eher diffus rumhänge und so machen was anfällt, mit etwas Glück ein 
wenig, was dich interessiert.

> wäre damit sozusagen für meine weitere Zukunft
>selbst verantwortlich. Wenn der Antrag nicht durch kommt, sitze ich nach
>einem Jahr auf der Straße und habe meinen jetzigen Chef sehr verärgert,
>weil ich doch noch abgesprungen bin und schlage mir somit die Türen dort
>vermutlich zu.

Vermutlich.

>Das Promotionsthema ist weitgehend frei, könnte aber in die
>(interessante) Richtung der Fahrerassistenz in Kombination mit
>Mehrkörpersimulation gehen.

Oder auch alles in Luft auflösen. Greifbar ist da ger nichts, reine 
Wunschdenken.

>Im Moment bin ich so unglaublich hin- und hergerissen, dass ich sogar
>hier einen Thread aufmache ;-)

> Gibt es Erfahrungswerte, die ich

Ich hab keine. Hab nie promoviert und auch nie dran gedacht ;-)

>möglicherweise noch garnicht bedacht habe, die ich auf meine Pro/Con
>Liste schreiben könnte? Muss mich zeitnah entscheiden.

Die Wahl heißt:

Entweder sicherer Brot- und Butter Job ohne hohe, außergewöhnliche 
Herausforderungen (aka Routine + bissel Zucker)

Oder

akademische Höhenflüge ohne Sicherheit um der Wissenschaft wegen.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Obacht  bei  der Auswahl der Promotionsstelle.
Ich habe  5 Jahre  bei  FhG  Duisburg  vertrödelt:

keine klare Zielsetzung, Prof nicht interessiert
an Industriearbeit. Zum Glück  hat  FhG ja  Ruf
wie Donnerhall,  daher  nach  5 Jahren fette Gehaltserhöhung
beim Wechsel  in die Industrie.

Wenn der Prof  keine klaren Ziele hat  und man
selbst  auch  keine: dann Finger weg  von der Promotion.

von lalala (Gast)


Lesenswert?

Thorsten Ostermann schrieb:
> Üblich sind 2 Jahre mit anschließender
> Verlängerung. Üblich ist auch, dass man selbst Forschungsanträge
> schreiben muss. Dumm nur, wenn die alle abgelehnt werden...

Und ganz besonderst dann ist es wichtig, dass der Progf hinter einem 
steht, einem u.U. für 1 Jahr auf ein anderes Projekt bucht; irgendeine 
Lösung findet, und nicht von vorneherein die Ansage: wenn der Antrag 
nicht durchkommt gibst nichts mehr für sie.
Sondern: das bekommen wir irgendwie hin.

Und vor allem: Wenn das eine Kooperation mit einer Firma sein soll, wie 
soll das dann mit dem Thema aussuchen gehen? Da stimmt doch was nicht. 
(oder die Firma gibt es noch nicht)

von dbdb (Gast)


Lesenswert?

Hi, vielen Dank für die Antworten und das Ernstnehmen des threads.
Die Firma existiert, und das Geld für das erste Jahr angeblich auch. Ich 
soll konkret was für die modellieren und in einen Simulator integrieren. 
Dieser wird validiert und ich kann meine Promotion daran fortführen. 
Ziel ist, die Firma mit ins Boot zu holen.

von Matthias (Gast)


Lesenswert?

Karl schrieb:
> Eine Promotionsstelle würde für mich nur noch in frage kommen, wenn die
> Vertragslaufzeit min. 4 Jahre, besser 5 beträgt.

Is' klar, und selbstverständlich eine Landesstelle und keine 
Drittmittelstelle.

von asdf (Gast)


Lesenswert?

Was ich gelernt habe, dass Firmen einen relativ schnell fallen lassen 
können. Daher würde ich, gerade wenn du unzufrieden bist, nicht zu sehr 
auf eine Stelle setzen. Wenn du gut bist, findest du in der Industrie 
eine neue Stelle. Öfters zu wechseln (wenn es von dir aus geht) spiegelt 
sich oft positiv im Gehalt.

Zum promovieren: Ich will eine sichere Stelle (E13) und danach würde ich 
erst den Prof und die Hochschule suchen. Das mit den Forschungsanträgen 
solltest du nur machen, wenn a) der Prof komplett hinter dir steht b) 
das Thema deines Lebens ist und c) du unbedingt promovieren willst.

c) würde ich ausschließen, da du ja überlegst. Ich würde auch bei 
anderen Profs/Institute/Firmen fragen. So kommt mir das vor wie 
''Auftragsforschung'' der HiWi/Doktorand arbeitet fast für lau und die 
Firma verkauft es teuer und der Prof hat bisschen mehr Geld für sich.

Wenn du es wirklich willst und es dir liegt, wirst du in Deutschland ein 
passendes Thema finden.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Thorsten Ostermann schrieb:
> Das gibt es aber nicht. Üblich sind 2 Jahre mit anschließender
> Verlängerung. Üblich ist auch, dass man selbst Forschungsanträge
> schreiben muss. Dumm nur, wenn die alle abgelehnt werden...

Matthias schrieb:
> Is' klar, und selbstverständlich eine Landesstelle und keine
> Drittmittelstelle.

Da stand ein eindeutiges würde = Konjunktiv!

Da ich in der Forschung bin weiß ich wie es abläuft. Nur muss man auch 
ehrlich sein und sagen, dass es Sche... ist wie es derzeit läuft, dass 
hat mittlerweile sogar unsere Bildungsministerin mitbekommen:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/arbeitsbedingungen-wanka-will-ausbeutung-von-wissenschaftlern-stoppen-a-1013667.html

Also nochmal, da nach Erfahrung gefragt wurde: Ich würde es unter den 
o.g. Voraussetzungen nicht machen. Ich würde nur nochmal anfangen, wenn 
ich einen Vertrag über min. 4 Jahre bekommen würde.

von ja! (Gast)


Lesenswert?

Also Verträge über 2 Jahre sind in der Tat unrealistisch aus meiner 
Erfahrung an der Uni. Aber ich würde auch auf min. 2 Jahre pochen, und 
Industriemittel für 1 Jahr und danach offen... Absolutes LASS ES!

Das kann gut gehen, wird aber zu 95% darin enden, dass du in einem Jahr 
in der Luft hängst, hingehalten wirst und schlimmeres. Wenn du wirklich 
an einer Promotion interessiert bist, schau dich doch mal an anderen 
Unis um, ich weiß von diversen die händeringend gute Leute suchen. Aber 
lass dich nicht mit Industrieprojekten mit unklaren 
Finanzierungsverhältnissen abspeisen.

Erwarten darfst du in unserem Bereich eine E13 Stelle, 100% sollten auch 
drin sein (evtl 75% fürs erste Jahr, kenne ich auch so) und Verträge 
mindestens immer ein Jahr.

Und mach dir nix vor, wenn du innerhalb von einem Jahr was leisten 
sollst, wofür ein Industriepartner zahlt und du dich selbst um 
Forschungsanträge kümmern musst (was ich nicht finde, dass das die 
Aufgabe der Promotionsstudenten ist, wird bei uns auch nicht so 
gehandhabt), wird das darin münden, dass die Industrie dir im Nacken 
sitzt und du wirst auch keinen Antrag durchbekommen, dafür bedarf es 
einer gewissen Erfahrung.

von Marc S. (mirfaelltkeinerein)


Lesenswert?

Für einen Uniabgänger ist es m.E. nach nahezu unmöglich, einen 
erfolgreichen Antrag zu schreiben. Dazu braucht man schon einige 
Erfahrung und um die zu sammeln, ist ein Jahr zu kurz, insbesondere, 
wenn man da eigentlich was anderes machen muss. Außerdem muss man in dem 
Jahr ja nicht nur den Antrag schreiben, sondern es muss auch über den 
entschieden werden und das Geld nach einem Jahr tatsächlich fließen. Das 
halte ich für nahezu ausgeschlossen. Die Promotionsstelle sollte bei 
Beginn schon für min. zwei Jahre sicher sein (drei Jahre sind schon 
selten) mit entsprechender Aussicht auf Verlängerung und bekanntem 
Thema. Das kann sich immer noch ändern, wenn Probleme auftauchen.
Deshalb rate ich zu der angebotenen Stelle. Eventuell kann man ja auch 
in der Firma promovieren oder bei einer entsprechenden Promotionsstelle 
wieder kündigen. Vielleicht beurlaubt einen die Firma ja auch für die 
Zeit der Promotion.

von Dumdi D. (dumdidum)


Lesenswert?

Vor allem dauert es ja auch bis so ein Antrag vollstaendig (bei mehreren 
Partnern) und bearbeitet ist. D.h. von Antrag fertig bis Start ist 1Jahr 
nicht verkehrt.

von Richie (Gast)


Lesenswert?

Eigentlich unverantwortlich von dem Prof einen Absolventen vor so eine 
Aufgabe zu stellen. Wie andere schon geschrieben haben, braucht man um 
einen Antrag zu schreiben Erfahrung und Zeit, und die Wahrscheinlichkeit 
das innerhalb von einem Jahr auch noch Geld fließt geht gegen Null.
Auf der anderen Seite hätte der TO gegenüber anderen Doktoranden einen 
Vorteil, die mit sowas möglicherweise erst in ihrer Post-Doc Stelle 
konfrontiert werden. Wenn es nach der Promotion in die Wissenschaft 
gehen, oder sogar Professur angestrebt werden soll, dann wäre das noch 
ein zusätliches Plus.

von dbdb (Gast)


Lesenswert?

Danke!

Nur zur Klarstellung, ich muss den Antrag nicht alleine stellen, sondern 
werde von erfahreneren unterstützt. Der Lehrstuhl hat sehr hilfsbereite 
und fähige Leute angestellt.

von Richie (Gast)


Lesenswert?

dbdb schrieb:
> Nur zur Klarstellung, ich muss den Antrag nicht alleine stellen, sondern
> werde von erfahreneren unterstützt. Der Lehrstuhl hat sehr hilfsbereite
> und fähige Leute angestellt.

Das ist natürlich schon berücksichtigt, sonst wäre dieses 
"Himmelfahrtskommando" schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. 
Hier gab es vor kurzem einen thread "wie Abbruch Promotion begründen" 
oder so ähnlich. Darüber musst du dir im klaren sein,falls es nach dem 
Jahr nicht mehr an der Uni weiter geht.

von uni (Gast)


Lesenswert?

eine Assistentenstelle sollte idealerweise Forschung und Lehre 
beinhalten, und auch eine enge Kooperation mit dem Prof. Eine Diss wirst 
du in 2 Jahren kaum durchbringen. Realistisch sind 3.5-4.5, je nach 
Thema und Erfolg. Diese Zeit muss fuer dich realistisch durchfinanziert 
sein. Und danach? Ohne Doktortitel waren es eher verlorene Jahre, 
Unitaetigkeit gilt fuer die Industrie als Edel-Lehrzeit, aber kaum als 
1:1 Berufszeit.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Die Türen bei deinem eventuelle AG sind wegen deiner Promotion die du 
vielleicht bekommst nicht unbedingt zugeschlagen. Solltest du auf Grund 
der Promotion das Angebot ablehnen ist das mehr als ein guter Grund.
Das weiß auch dein Chef und der wird im Normalfall auch nicht so 
nachtragend sein. Das heißt, wenn du nach einem Jahr die Promotion 
hinschmeißt bzw. diese beendet ist, aus welchen Gründen auch immer, 
könntest du trotzdem bei dem AG einsteigen.
Setzt natürlich voraus, dass es die Stelle noch gibt oder eine andere 
Stelle zu besetzen ist.
Es ist doch quatsch zu glauben, dass der Chef so nachtragend ist, dass 
er dir wegen dem abgelehntem Angebot kein Interesse mehr entgegen 
bringt.
Für die Firma bist du dann sowieso der Kandidat schlecht hin.
Bist bereits bekannt, in guter Erinnerung und sehr wahrscheinlich kann 
man für die nächsten Jahre mit dir planen

von DrTech (Gast)


Lesenswert?

Hallo Junge

Aus meiner weitreichenden Erfahrung kann ich dir sagen,  dass sich eine 
Promotion auf jeden Fall lohnt.

Im gesellschaftlichen Ansehen, im Beruf beim Kunden... und das schlägt 
sich auch positiv im Lohn nieder.

Das gilt jetzt für mich, in Österreich, ich will da nichts in der Regel 
verallgemeinern, aber in den meisten Fällen ist es so.

In z.B. einen traditionellen Wiener Kaffeehaus kennt mich die 
Belegschaft bereits, weil ich dort auch öfters mit Kunden gerne sitze. 
Ja in Österreich zählt das einfach als Lebenskultur. Bestimmt schon 
einen grösseren Anteil an Lebenszeit in Kaffeehäuser verbracht.

zB. "Darfs noch etwas sein, Herr Dr.?"
"Hat Ihnen der das Vanillestangerl gemundet, Herr Dr.?
"Noch einen kleinen Braunen, der Herr?"

Ich stehe auf sowas. Auch fast überall anders werde ich  Herr Dr. 
genannt. Nur im engeren Kreis auch mal mit Namen.

Wie könnt ihr Deutschen nur ohne einer solchen Kultur leben?

..zurück zum Thema. Wie kann man da überhaupt noch überlegen. Auf zur 
Promotion. Muss ja nicht bei dem Prof. an dem Institut sein. Arbeiten 
kann man immer noch. Es gibt genug von diesen Firmen da draußen. Wie 
Unkraut wachsen die aus dem Boden. Ein paar Jahre später kannst du immer 
noch arbeiten.

Und glaube mir, Du versäumst rein gar nichts in der Arbeitswelt. Meist 
nur Idioten ohne wirkliche Bildung. Akademische Bildung ist das höchste 
Gut und der Grundpfeiler einer guten Wirtschaft und Industrienation.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@ DrTech (Gast)

>Wie könnt ihr Deutschen nur ohne einer solchen Kultur leben?

Wir haben Eier und damit Selbstbewußtsein, auch ohne Titel!
Ausserdem haben wir den (Alp)traum der Monarchie längst hinter uns 
gelassen.

>Und glaube mir, Du versäumst rein gar nichts in der Arbeitswelt. Meist
>nur Idioten ohne wirkliche Bildung. Akademische Bildung ist das höchste
>Gut und der Grundpfeiler einer guten Wirtschaft und Industrienation.

Aha, die Grundpfeiler, die dann die Masse von Idioten ohne Bildung 
tragen müssen. Na dann. ;-)

von Gonzo (Gast)


Lesenswert?

Die einen sagen so...

Dirk K. schrieb:
> Bei diesen Bedingungen: Ganz klar der Job, da gibt es doch gar
> nichts zu überlegen!

...die anderen sagen so...

DrTech schrieb:
> Wie kann man da überhaupt noch überlegen. Auf zur Promotion.

@dbdb: So, und jetzt? Auf welche stimme hörst du?

von dbdb (Gast)


Lesenswert?

Ich höre natürlich auf meine eigene, das Bauchgefühl hat mich noch nie 
enttäuscht. Aber es ist wichtig, auch Meinungen von externen zu hören.
Dr Titel ist schön und nett, aber nicht überlebensnotwendig und in 
Österreich wohn ich auch nicht.
Ich möchte noch viel lernen und versuche gerade, garantierte 
Fortbildungen in den Vertrag zu schreiben.
Auf eine rein akademische Laufbahn lege ich keinen wert.

von lalala (Gast)


Lesenswert?

Eine Promotion ist nicht schlecht, und ich würde auch dazu raten. Nur in 
Deiner Situation sind zu viele rote Flaggen.

DrTech schrieb:
> Ja in Österreich zählt das einfach als Lebenskultur. Bestimmt schon
> einen grösseren Anteil an Lebenszeit in Kaffeehäuser verbracht.
>
> zB. "Darfs noch etwas sein, Herr Dr.?"
> "Hat Ihnen der das Vanillestangerl gemundet, Herr Dr.?
> "Noch einen kleinen Braunen, der Herr?"
>
> Ich stehe auf sowas.

Dazu der Unterschied von D und Ö:
https://www.youtube.com/watch?v=3r61EcyegBM
was hier passt:
1. Austrians are very polite
2. They don't mean it

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Ich würde unter diesen Umständen auch von der Promotion abraten. An 
einem gute Lehrstuhl gibt dir der Professor die Zusage, nach dem ersten 
Projekt weiterbeschäftigt zu werden (auch wenn der Vertrag offiziell 
befristet ist). Die Weiterbeschäftigung vom Erfolg eines Antrags 
abhängig zu machen, das würde ich nicht mitmachen.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Ich würde die Promotion machen. Was soll schon passieren wenn es nicht 
klappt?
Dann fängt man eben in einem Jahr an zu arbeiten.
Da hat man doch so gut wie nichts zu verlieren.
Vielleicht sollte man das auch mal etwas entspannter sehen. Hier steht 
wenig auf dem Spiel, oder meint tatsächlich wer, dass der TE nie mehr 
einen Job findet wenn er nicht jetzt gleich Einsteigt?

von Dipl.- G. (hipot)


Lesenswert?

Dirk K. schrieb:
> Bei diesen Bedingungen: Ganz klar der Job, da gibt es doch gar
> nichts zu
> überlegen!

Ich stimme zu. Insbesondere kann der Fragesteller nach 2-3 Jahren 
wechseln und diesen ersten signifikanten BE-Schub nutzen, um Schwung für 
die Karriere zu generieren.

Aufstiegschancen werden mMn überschätzt; wie schnell ist ein Manager 
ausgetauscht und der neue mag einen nicht?; wie schnell mischen sich 
Unternehmensberater ein, ergreifen indirekt die Kontrolle und kommen mit 
total unrealistischen Wachstumszielen wie Umsatzverdopplung in 5 Jahren 
um die Ecke?; wie schnell stellt sich die anfangs interessante Arbeit 
nach gewisser Zeit als hohl heraus?; wie schnell ändern sich das 
Privatleben und Wünsche nach Lebensqualität, Freizeit usw.?

Nee, man wechselt aller 3-5 Jahre. Das und nur das bringt im Mittel die 
großen Gehaltssprünge, den Aufstieg und die Weiterentwicklung.


Der Fragesteller soll den Job nehmen, soviel lernen wie er kann und dann 
für 30% woanders hinspringen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.