Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Reparatur Trace Elliot Commando 15


von Sebastian P. (sebl)


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Hi, ich hab letzte woche günstig einen alten Trace Elliot Commando 15 
Bass Combo gekauft mit Beschreibung "Ständig lautes brummen".

Ohne weiter zu messen hab ich die Elkos gegen neue ersetzt, das Brummen 
hatte den Eindruck von 50 bzw 100Hz Brumm hinterlassen, daher der erste 
Gedanke. Verbaut waren dubilier 4700µF 100V 85°C Elkos, die hab ich 
gegen äquivalente Epcos typen ausgetauscht habe, alles andere war zu 
breit oder hoch.

Das erste Einschalten hat reichlich Krach verursacht (lautes Knacken...) 
und der Lautstärkepot war anfällig auf "körperliche nähe", sprich Finger 
auf die Metallachse und der amp hat zu Brummen begonnen/aufgehört zu 
Brummen/die Brummstärke nach belieben geändert. Das Signal vom Bass 
kommt bis zum Speaker durch, Endstufentransistoren scheinen heile zu 
sein.

Nächste aktion war, den Lautstärkepot rauszuholen und mal genauer zu 
Messen. Leider hab ich kein analoges Ohmmeter zur Hand, aber mein 
PEaktech 3415 hat beim drehen am Pot werte zwischen einigen wenigen Ohm 
bis kOhm am Linksanschlag mit Spitzenwerten bis über 30M(Mega)Ohm, 
sprich der Pot dürfte ziemlich durch sein, Feuchtigkeit abbekommen, 
irgendwas in der Größenordnung, Nennwiderstand sind laut Schaltplan 1M 
vorn mit einem A dran (linear?)
Frage wäre jetzt, welche Auswirkung es nun hätte, wenn der J-Fet, der 
wohl die Lautstärkestellung bewerkstelligt (TR3) extrem hochohmig 
beliefert wird (Antenne für den Netzbrumm?) bzw was noch typischerweise 
zu überprüfen wäre an besagtem Amp.
Eine brauchbare bezugsquelle für Pots mit gerändelten Achsen wäre auch 
nicht schlecht.

Einzige optische Auffälligkeit ist, dass R39 (1 Ohm, 4W)Etwas 
"mitgenommen", soll heißen die äußere Glasurschicht ist an den Kanten 
fleckig/hell.
Bilder von der Platine kann ich mal noch nachliefern.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sebastian P. schrieb:
> Eine brauchbare bezugsquelle für Pots mit gerändelten Achsen wäre auch
> nicht schlecht.

Die Achsen werden auch 'Zahnachsen' genannt:
http://www.segor.de/#Q%3DPOMZlo10k%28Kurzachse%29%26M%3D1

Laustärke Potis sind immer logarithmisch.

Für mich klingt das so, als wäre da irgendwo eine zentrale 
Masseverbindung zum Gehäuse unterbrochen. Der Netztrafo kommt im 
Schaltplan nicht vor, aber die Wicklung für die Endstufe müsste eine 
Mittenanzapfung haben, die mit dem Chassis verbunden ist.
Gerne wackeln sich auf oft benutzte Potis einfach aus der Platine. Nimm 
die Platine mal raus, soweit es geht, und schau dir die Lötstellen an. 
Dann stelle sicher, das die Eingangsbuchsen auch am Chassis geerdet 
sind, das ist meistens der zentrale Erdpunkt für die kleinen Combos. Die 
Masse geht dann von der Buchse auch auf die Platine.

: Bearbeitet durch User
von sebl (Gast)


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Den Poti hatte ich direkt als erste Maßnahme nachgelötet, was keinen 
Erfolg gebracht hat. Die klinkenbuchsen sind isoliert montiert, sonst 
gäbe ja Probleme mit brummschleifen. Der Trafo hat keine 
mittelanzapfung, liefert unbelastet 116 V ac für die Endstufe und um die 
35? V für die Endstufe. Die Masse liegt virtuell zwischen den Elkos. 
Masse ist einmal zentral aufs Metallgehäuse geführt. Daheim kann ich 
versuchen, mehr Infos zu liefern.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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sebl schrieb:
> Die klinkenbuchsen sind isoliert montiert, sonst
> gäbe ja Probleme mit brummschleifen.

Eben ja nicht, die Buchse sollte der einzige Punkt sein, wo die 
Verstärkermasse mit aufs Gehäuse gelegt ist. Das macht man normalerweise 
am empfindlichsten Eingang. Aber gut, vllt. hat Trace Elliot ja neue 
Erkenntnisse.

von sebl (Gast)


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Der input ist mit Blech etwas geschirmt, Platine hat diverse 
masse"Gitter" keine vollflächigen masseflächen und ist einseitig, von 
der Platine geht ein 1.5er Draht aufn Stehbolzen wo auch der pe 
aufgelegt ist, wo der Draht auf der Platine ansetzt kann ich aus dem 
Stegreif nicht sagen. Der amp sollt ca Baujahr 99 sein, also keine 
brandaktuelle aber auch keine völlig eingestaubte technik

von sebl (Gast)


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http://www.tme.eu/de/details/r16110n-a1m/kohlenpotentiometer-1-umdrehung/#

Der könnte von der Bauart her Hin kommen, werd ich auf Verdacht mal mit 
ordern.

von Sebastian P. (sebl)


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Ich hab grad versucht, die Schaltung wie im PDF oben gesehen vom Prinzip 
her zu verstehen, hab aber mit dem Verständnis der Masse noch so meine 
schwierigkeiten.
Die Masse wird zwischen den Leistungstransistoren erzeugt, dort wo ich 
bei einer klassischen B-Endstufe den Ausgang für den Lautsprecher 
vermuten würde, hingegen liegt zwischen den beiden 4700µF elkos kein 
Massepotential sondern der Ausgang für den Lautsprecher?
Wenn zwischen den Leistungstransistoren Masseabgriff liegt muss doch der 
Strom demnach durch die Leitung auf denen via gleichrichter meine 
Betriebsspannung anliegt durch die Glättungselkos zum Lautsprecher 
fließen?
Ich hab gerade einen Knoten im Kopf.
der Trafo hat wiegesagt 2 Wicklungen, eine mit 116V im Leerlauf und eine 
kleine mit ausreichend wicklungen um die Vorstufe zu versorgen. (Was ja 
außerhalb des Schaltplans liegt)
Kann mir da mal jemand auf die Sprünge helfen?

LG Sebl

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sebastian P. schrieb:
> Ich hab grad versucht, die Schaltung wie im PDF oben gesehen vom Prinzip
> her zu verstehen, hab aber mit dem Verständnis der Masse noch so meine
> schwierigkeiten.

Der Plan ist auch garantiert falsch, was den Ausgang der Endstufe 
betrifft. Die Jungs haben den Punkt zwischen den Kollektoren der 
Endtransistoren mit '0V' bezeichnet und benutzen diesen Punkt munter im 
ganzen Schaltplan als Massebezug.
Das kann einfach nicht stimmen, denn dann wäre der Lautsprecher auf der 
einen Seite an 0V und an der anderen Seite am Mittelpunkt der beiden 
Netzteil Elkos und es würde auch nie ein Muckser Signal an ihn gelangen.
Ich lasse mich gerne überzeugen, das es so doch geht, aber gesehen habe 
ich das so noch nie.
Am besten druckst du dir den Plan mal aus und verbesserst ihn nach der 
im Gerät vorhandenen Schaltung, eine Chance, die ich hier nicht habe, 
denn ich habe ja keinen Trace Elliot hier.

Sebastian P. schrieb:
> Was ja
> außerhalb des Schaltplans liegt)

Ich habe die Vorstufe hier im Plan. Auch da wird '0V' als Masse benutzt.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian P. (sebl)


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Das mit dem Außerhalb des schaltplans meinte ich die Trafowicklungen, 
dass die Vorstufe oben abgebildet ist, ist schon klar.
Ich hab eben mal grob reingemessen und Leiterbahnen verfolgt und da merk 
ich keinen Unterschied zum Schaltplan. Der Punkt zwischen den Elkos geht 
direkt auf den Einen Lautsprecheranschluss (+), der Flachstecker der auf 
dem PCB mit (-) Beschriftet ist, ist niederohmig mit den Massen der 
Potis und der Klinkenbuchsen verbunden.
Auch ist mir aufgefallen dass ja die Endstufentransistoren "verkehrt 
rum" im Plan eingezeichnet sind, also im vergleich zu dem was ich als 
B-Endstufe kenne, die Emitter zeigen nicht auf einen gemeinsamen punkt 
sondern eben auf die Versorgungsrails.
Zwecks Schaltplan hab ich nochmal geschaut und festgestellt dass dieser 
nicht 100% mit meinem PCB überein geht, hab den von der Nummer her 
passenden nochmal angehängt, finde aber keine Maßgeblichen unterschiede 
abgesehen von Details die ich auf die Schnelle nicht feststellen konnte.
Da die Pläne direkt von TE kommen zu scheinen geh ich mal davon aus dass 
sie durchaus korrekt sind.

von mhh (Gast)


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Sebastian P. schrieb:
> Auch ist mir aufgefallen dass ja die Endstufentransistoren "verkehrt
> rum" im Plan eingezeichnet sind, also im vergleich zu dem was ich als
> B-Endstufe kenne, die Emitter zeigen nicht auf einen gemeinsamen punkt
> sondern eben auf die Versorgungsrails.

Wird gemacht, um die Endtransistoren unisoliert auf Masse montieren zu 
können. Das Signal zappelt also am vermeintlichen Nullpunkt vom Netzteil 
bei dieser Schaltungsart. Hier muss man etwas schräg denken.  :)

von mhh (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Ich lasse mich gerne überzeugen, das es so doch geht, aber gesehen habe
> ich das so noch nie.

Stelle Dir einen Verstärker mit nur einer Betriebsspannung vor. Die 
beiden Netzteilelkos spielen virtuell halbe Betriebsspannung statt 
Auskoppelelko für den lautsprecher. Dann erklärst Du das 
Kollektorpotential zur Masse.

 :)

von mhh (Gast)


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Satz noch vergessen:

Es verschiebt sich also nicht der Pegel des Verstärkerausganges, sondern 
die Betriebsspannung verschiebt sich entsprechend dem Signal.

von Kai K. (klaas)


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Genau. Und der Lautsprechersignalstrom fließt durch die Netzteilelkos.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Und kann mir noch einer erklären, warum die Typen das so konzipiert 
haben? Man spart nichts und handelt sich Probleme ein., u.a. eben wegen

mhh schrieb:
> Es verschiebt sich also nicht der Pegel des Verstärkerausganges, sondern
> die Betriebsspannung verschiebt sich entsprechend dem Signal.

Und der TE hat anscheinend Probleme mit der Masse.

von Tom (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Und kann mir noch einer erklären, warum die Typen das so konzipiert
> haben?

Wahrscheinlich waren sie dumm und haben nicht die Experten hier gefragt.

von mhh (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Und kann mir noch einer erklären, warum die Typen das so konzipiert
> haben?

Als einzigen Grund sehe ich die vereinfachte Montage der Endtransistoren 
und die bessere Wärmeabführung sowie den etwas billigeren Trafe wegen 
der nicht notwendigen Mittelanzapfung.

Nachteil ist die größere Schwingneigung der Endstufe.

C20, C21, R39, R29 und R44 wären erste Wechselkandidaten.
Elkos waren bei diesen Endstufen noch nie defekt. Eher die kleinen 
Kondensatoren überprüfen.

von Kai K. (klaas)


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>Und kann mir noch einer erklären, warum die Typen das so konzipiert
>haben?

Gitarrenverstärker sind eine Spielwiese der Techniker. Erlaubt ist, was 
gefällt. Hauptsache anders machen als die anderen. Je exotischer, desto 
besser. Und der "kleine feine" Unterschied erlaubt ihnen dann zu 
schreiben: "The sound that creates legends". Das ist so wie High-End, 
gemacht für Leute, die verarscht werden wollen.

Erwarte nicht irgendeinen technischen Grund für den Murks. Da gibt es 
keinen.

von Sebastian P. (sebl)


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Zum Sinn oder Unsinn der Endstufenkonstruktion kann ich nur noch sagen, 
dass die Theorie mit den Kollektoren auf gleichem Kühlkörper insofern 
keinen Sinn macht als dass die Transistoren Isoliert montiert sind aufm 
Kühlblech.
Trace Elliot haben/hatten unter Musikern schon immer nen relativ guten 
Ruf, unter Bassisten nen ausgesprochen guten. Der Amp klingt auch nicht 
übel, aber da steht natürlich sehr viel Subjektivität im Raum.

Um das ganze mal abzuschließen: Schuld war tatsächlich das Volume Poti. 
Dieses ausgetauscht war sowohl die Berührungsempfindlichkeit als auch 
das vordergründige Brummen weg, also hat der nachgeschaltete J-FET wohl 
fleißig Netzbrumm gefressen. Abgesehen von einem gesunden Grundrauschen 
das mit Stellung des Volumepots nach rechts zunimmt und einem leicht 
Kratzenden Poti im EQ is die Kiste erstmal fertig. Endergebnis siehe 
Foto.

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