Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik induktive Last, Spannungsspitze


von peter (Gast)


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Hallo,

Da ich mehrere Induktive Lasten Schalten in KFZ umgebung Schalten muss 
setze ich mich gerade mit der Entstehung von Spannungsspitzen 
auseinander.
Nun Erschliesst sich mir das Problem dieser Spitzen nicht ganz.

Nehmen wir als bsp. Eine Relais Spule.
Diese sind sehr oft bereits mit Dioden oder Wiederständen Beschalten.

In allen Beispielen ( zum Thema induktive Last Schalten ) welche ich 
gesehen habe, wurde die Last Masse seitig geschalten.

Mir ist völlig klar das nun eine Spitze entsteht falls der Verbraucher 
nicht zusätzlich Beschalten wurde.

Wenn nun aber 12V seitig Geschalten wird, bleibt der Verbraucher ja auf 
Masse...
Eine Spannungsspitze kann nun doch gar nicht erst entstehen! oder?

Weshalb also sind diese Spitzen so ein Riesen Thema wenn Sie in eine 
Gleichstrom umgebung doch gar nicht erst entstehen müssten?

Oder stehe ich einfach auf der Leitung und habe Grundsätzliches nicht 
Verstanden?

Ich hoffe nun nicht gesteinigt zu werden und würde mich über ein paar 
Hilfreiche Antworten sehr freuen.

Vielen dank,

Grüsse
Peter

von F. F. (foldi)


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Habe das nur gerade auf die Schnelle gefunden. Das eigentliche PDF weiß 
ich gerade nicht, aber ließ mal über Schaltnetzteile was nach. Danach 
wirst du verstehen warum das so ist.
http://www.attempo.com/Daten/Vortrag%20SNTweb.pdf

von peter (Gast)


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Hallo,

Vielen dank für den Link...
Muss es noch in Ruhe durch gehen.
In der PDF im Link gibt es einen Teil der die Spannugsspitzen behandelt.
Die gezeigte Schaltung schaltet jedoch wieder die Lowside... Unter 
diesen Umständen ist es mir klar!

Mit einem Transistor auf der Highside würde das doch anders aussehen!?

Frage 1: deren Antwort ich kenne.

Entsteht ein Spannungsspitze wenn ein Induktive Last ohne weitere 
Beschaltung, Low seitig abgeschalten wird?

Nach meinem Verständniss: Ja Selbstverständlich!

Frage 2: dere Antwort ich glaube zu kennen.

Entsteht ein Spannungsspitze wenn ein Induktive Last ohne weitere 
Beschaltung, High seitig abgeschalten wird?

Nach meinem Verständniss: Nein, vorallem aufgrund der niedrigen 
Impedanz.

Liege ich da Falsch?

von John D. (Gast)


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Es ist doch völlig egal, ob du low- oder high-seitig abschaltest. Du 
versuchst damit den Stromfluss durch die Induktivität zu unterbrechen. 
Damit baut sich an der Induktivität eine entsprechend hohe Spannung auf, 
welche versucht - wenn diese simple Vorstellung erlaubt ist - den 
Stromfluss aufrecht zu erhalten.

Schaltest du low-seitig ab, hast du auf der "oberen" Seite der 
Induktivität eine negative Spannungsspitze. Schaltest du high-seitig ab, 
hast du halt auf der "unteren" Seite der Induktivität eine positive 
Spannungsspitze.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die Spannungsspitze entsteht immer, wenn du eine Spule abschaltest. 
Erinnere dich an das Induktionsgesetz: ein sich änderndes Magnetfeld 
erzeugt in einem Leiter eine Spannung.
Schaltest du nun die Spule/Relais ab, bricht das Magnetfeld zusammen - 
lies: es ändert sich. Dadurch erzeugt die Spule die Spannung (EMK) die 
durch die Freilaufdiode abgefangen wird. Da das Magnetfeld 
zusammenbricht, ist die Spannung andersherum gepolt als der Erregerstrom 
beim Aufbau des Magnetfeldes.
Da ist es auch egal, ob du die Spule gegen Masse oder gegen Plus 
schaltest, die Spannungsspitze entsteht immer.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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peter schrieb:
> In allen Beispielen ( zum Thema induktive Last Schalten ) welche ich
> gesehen habe, wurde die Last Masse seitig geschalten.
>
> Mir ist völlig klar das nun eine Spitze entsteht falls der Verbraucher
> nicht zusätzlich Beschalten wurde.

Das glaube ich nicht.

> Wenn nun aber 12V seitig Geschalten wird, bleibt der Verbraucher ja auf
> Masse...
> Eine Spannungsspitze kann nun doch gar nicht erst entstehen! oder?

Welchen Unterschied sollte es für die Spule machen, ob du den Strom an 
ihrem einen oder dem anderen Ende unterbrichst?

> Weshalb also sind diese Spitzen so ein Riesen Thema wenn Sie in eine
> Gleichstrom umgebung doch gar nicht erst entstehen müssten?
> Oder stehe ich einfach auf der Leitung und habe Grundsätzliches nicht
> Verstanden?

Tust du und hast du. Die Induktions-Spannungsspitze tritt auf, wenn du 
den Strom durch eine Spule plötzlich abschaltest. Dann bricht das 
Magnetfeld in der Spule zusammen und in schöner Übereinstimmung mit der 
Physik (Faraday, Maxwell) wird in der Spule eine Spannung induziert.

siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetische_Induktion
und https://de.wikipedia.org/wiki/Maxwellsche_Gleichungen

Eine weniger theoretische Betrachtung der Situation: eine Spule versucht 
den fließenden Strom aufrecht zu erhalten. Vor dem Abschalten des Stroms 
war die Spule der Verbraucher, nach dem Abschalten des Stroms kann Strom 
in der Spule aber nur fließen, wenn sie als Erzeuger den Strom in 
irgendeinen Verbraucher (das wäre die Freilaufdiode) speisen kann. Je 
höher der Widerstand des Verbrauchers, desto höhere Spannung muß die 
Spule bereitstellen, um den gleichen Strom zu erreichen. Und ist der 
Widerstand des Verbrauchers unendlich, dann entsteht eine unendlich hohe 
Spannungsspitze. Natürlich nur theoretisch. Praktisch schlägt irgendwo 
ein Funke über oder es zerhaut einen Transistor.

Daß die Induktionsspannung der ursprünglichen Erregerspannung entgegen- 
gesetzt gepolt ist, ergibt sich daraus, daß der Strom in Erzeuger und 
Verbraucher jeweils in entgegengesetzter Richtung fließt.
Wenn der Strom durch die Spule gleich bleiben soll, muß sich die 
Spannung also umdrehen.

Eine noch einfachere Betrachtung: wenn Strom durch eine Spule fließt, 
dann wird im dabei aufgebauten magnetischen Feld Energie gespeichert. 
Die kann man auch einfach ausrechnen: W=I²*L/2. Wenn man den Strom 
abschaltet, muß diese Energie irgendwohin. Und wenn man ihr nicht einen 
Weg weist (mit einer Freilaufdiode) dann sucht sie sich halt einen.

von Thomas (kosmos)


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die Theorie wurde ja jetzt besprochen, praktisch solltest du die Diode 
möglichst nah an den Verbraucher setzten.

Ich habe dazu Freilaufdioden teilweise in die Stecker bzw. Gummihülle am 
Stecker integriert, so das z.B. jedes Einspritzventil seine 
Freilaufdiode hat.

von peter (Gast)


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Perfekt, vielen dank.
Ist ja klar das es eine Negative Spitze geben muss... Manchmal braucht 
es einfach input von aussen!

@Thomas

Hast du nicht Angst das somit das Timing nicht mehr stimmt?

von Thomas (kosmos)


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Habe mich ehrlich gesagt nicht darum gekümmert da ich nicht denke das da 
soviel Energie in der Spule drinsteckt um da wesentlich längere 
Öffnungszeiten zu produzieren. Ich habe im Netz in einer Automotive 
Waveform "Datenbank" ein Fahrzeug entdeckt welches diese Spikes nicht 
hatte (glaube das war ein älterer Audi 200 Turbo).

Bei einem Elektromotor sehe ich es eher problematisch da hier noch die 
Energie aus dem Schwung noch dazukommt  die ihn weiterlaufen läßt.

: Bearbeitet durch User
von peter (Gast)


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Ich werde den Test machen und eine schottky in den Stecker einer der 5 
PD Elemente löten... Im Anschluss werde ich den Rundlauf des Motors 
messen...

von Thomas (kosmos)


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