Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik NEMA 17 Schrittmotor vergleichen


von Dominik (Gast)


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Hallo,

ich habe ein Umbau-Kit für einen kleine 3-Achen Frästisch ins Auge 
gefasst, wo NEMA 17 Schrittmotoren direkt (ohne Getriebe) an die 
Spindeln gekuppelt werden. Nun frage ich mich, ob die genug Kraft (bzw. 
Drehmoment) aufbringen, um die recht schwergängigen Spindeln überhaupt 
ohne Getriebe zu drehen (insbesondere die Z-Achse mit dem schweren 
Fräsmotor nach oben braucht einiges an Kraft). Deshalb möchte ich 
eigentlich den "kräftigsten" Motor auswählen. Dummerweise habe ich mich 
von jemanden dazu hintreiben lassen, den Motor mit den höchsten 
Strangstrom, den ich in der Bauform finden konnte, bestellt. Wenn ich 
die Daten nun vergleiche, war das wohl ein Fehler:

Ich habe den Typ 42BYGHW811 mit 2,5A Strangnennstrom bestellt, wo auch 
auf der Verkäufer Seite Stand, dass die 20% mehr Drehmoment als die 
üblichen hätten. Dummerweise ist meistens nur das Haltemoment angegeben, 
aber nicht das Anlaufmoment. Mit viel Glück findet man manchmal noch 
Drehzahlabhängige Drehmomentangaben (je schneller, desto weiter sinkt 
das Drehmoment). Aber welches Drehmoment erreicht ich beim Anlauf? Kann 
man da das Haltemoment als Vergleich nehmen? Sprich hat ein Schrittmotor 
mit höheren Haltemoment i.d.R. auch ein höheres Anlaufmoment?

Mal ein paar Daten (Haltemoment) vom Nema 17 Motoren im Vergleich:
42BYGHW811 2,5A 3,1V 0,48NM
(meist verbreitet) 1.68A 2,8V 0,44NM
M1173040 0,7A 0,5Nm
17HS6002-N27B 1,5A 4V 0,65NM

Demnach wäre wohl letztere der stärkste (obwohl von der Leistung U*I her 
immer noch meiner vorne ist)? Die andere Frage ist, ob die Angaben auch 
so stimmen. Vor allem der vorletzte fällt ziemlich aus der Reihe. Das 
kann eigentlich nur sein, wenn die Nennspannung extrem nach oben 
abweicht von den anderen?

Wo wir beim nächsten Thema wären: Ich habe vor den bekannten 
China-Treiber TB6560 zu verwenden mit 12V Versorgungsspannung 
(PC-Netzteil). Nun habe ich mehrfach gelesen, dass man besser 24V 
verwenden soll. Obwohl die Nennspannung der Motoren ja deutlich unter 
12V liegen, würde durch die Spulen zum Ummagnetisieren eine deutlich 
höhere Spannung erforderlich. Ist das wirklich so, dass bei 24V das 
Drehmoment deutlich höher ist? Oder ist das nur bei höheren Frequenzen 
der Fall?

Danke im Voraus,
Dominik

von Rainer V. (rudi994)


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Um das Thema nochmal nach vorne zu schieben: Laut folg. Datenblatt
http://shop.boxdrive.ch/de/lam-m1173040-schrittmotor-050-nm-07-a-nema17.html
hätte der M1173040 mit 9.3 Ohm Wicklungswiderstand 6.6V Nennspannung.

von Walter S. (avatar)


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Ich würde dir auch 24V empfehlen, der Treiber macht daraus schon den 
passenden Strom was er bei 12V vielleicht gar nicht schafft,
dann musst Du dih auch noch entscheiden ob du die Spulen parallel oder 
seriell schaltest, seriell braucht natürlich auch mehr Spannung

von Peter X. (peter_x)


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Dominik schrieb:
> Ich habe den Typ 42BYGHW811 mit 2,5A Strangnennstrom bestellt, wo auch
> auf der Verkäufer Seite Stand, dass die 20% mehr Drehmoment als die
> üblichen hätten.

Kannst du hier deine Berechnungen diesbezüglich veröffentlichen?
Wäre für die nächste Generation wohl sehr hilfreich.

von hm (Gast)


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Man bedenke, dass der Strangstrom erstmal nichts über Dreh/Haltemoment 
aussagt. Typen mit wesentlich geringerem Strangstrom als deine 2,5 A 
können da durchaus höhere Momentwerte aufweisen.

von Noch einer (Gast)


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Beste Lösung: Nur von Herstellern kaufen, die vollständige Datenblätter 
zusammenstellen. Wenn ein Hersteller keine Drehmomentkurfen für 
unterschiedliche Spannungen veröffentlicht - einfach bankrott gehen 
lassen.

von Thorsten O. (Firma: mechapro GmbH) (ostermann) Benutzerseite


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Hallo Dominik,

> Deshalb möchte ich
> eigentlich den "kräftigsten" Motor auswählen. Dummerweise habe ich mich
> von jemanden dazu hintreiben lassen, den Motor mit den höchsten
> Strangstrom, den ich in der Bauform finden konnte, bestellt. Wenn ich
> die Daten nun vergleiche, war das wohl ein Fehler:

Allerdings. Von interesse sind viel mehr die 
Drehmoment-Drehzahlkennlinien. Wobei bei vergleichbaren Randbedingungen 
(z.B. Varianten eines Motors mit verschiedenen Wicklungen vom selben 
Hersteller) schon der Motor mit dem höchsten Strom auch der sein wird, 
der im oberen Drehzahlbereich das meiste Drehmoment bringt.

> Ich habe den Typ 42BYGHW811 mit 2,5A Strangnennstrom bestellt, wo auch
> auf der Verkäufer Seite Stand, dass die 20% mehr Drehmoment als die
> üblichen hätten.

Das ist doch Marketing-BlahBlah. Eine Kennlinie wird er aber vermutlich 
nicht liefern können?!

> Demnach wäre wohl letztere der stärkste (obwohl von der Leistung U*I her
> immer noch meiner vorne ist)? Die andere Frage ist, ob die Angaben auch
> so stimmen. Vor allem der vorletzte fällt ziemlich aus der Reihe. Das
> kann eigentlich nur sein, wenn die Nennspannung extrem nach oben
> abweicht von den anderen?

Ja, vermutlich. U*I sind die ohmschen Verluste (Abwärme), dich 
interessiert aber die mechanisch abgegebene Leistung. Die kannst du nur 
aus der Kennlinie bestimmen.

> Wo wir beim nächsten Thema wären: Ich habe vor den bekannten
> China-Treiber TB6560 zu verwenden mit 12V Versorgungsspannung
> (PC-Netzteil). Nun habe ich mehrfach gelesen, dass man besser 24V
> verwenden soll. Obwohl die Nennspannung der Motoren ja deutlich unter
> 12V liegen, würde durch die Spulen zum Ummagnetisieren eine deutlich
> höhere Spannung erforderlich. Ist das wirklich so, dass bei 24V das
> Drehmoment deutlich höher ist? Oder ist das nur bei höheren Frequenzen
> der Fall?

Das gilt nur für den mittleren bis oberen Drehzahlbereich. Aber genau da 
wirst du vermutlich mit den Motoren hin wollen.

Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Ostermann

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