Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem mit Hallsensor-Verständnis


von Schlaumy W. (schlaumy)


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Hallo!

Ich hab mit diesem Hallsensor-Beitrag ein Problem:
[[http://de.wikipedia.org/wiki/Hall-Sensor]]

Meine Frage ist: Warum wird die Spannung Uh an den flächenartigen 
Elektroden angelegt und bei den kleinen Elektroden für Ih ein Strom 
eingespeist?

Was ist Ursache, was ist Wirkung - das Feld B ist sicher mal Ursache, 
aber was ist mit den anderen beiden?

Wird so ein Hallsensor mit einer Konstantstromwquelle betrieben und die 
Spannung Uh wird dann verarbeitet, oder betreibt man den Sensor an einer 
normalen Spannungsquelle und muß dann einen Strom verarbeiten?

Ich hab die Funktion so eines Hallsensors als Schüler ganz anders 
gelernt, als er im Internet gezeigt wird.

MfG,
Schlaumy

von Stefan (Gast)


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Hallo,

Schlaumy Woswasi schrieb:
> Ich hab die Funktion so eines Hallsensors als Schüler ganz anders
> gelernt, als er im Internet gezeigt wird.

wie hast du das denn in der Schule gelernt?

Falls der Lehrer nur ein bisschen was verstanden hat, dann hat er sicher 
gesagt dass bewegte Elektronen (Strom) in einem Magnetfeld gemäss der 
"Rechte-Hand-Regel" abgelenkt werden. Dies bedeutet dass sich auf der 
einen Seite ein Elektronenüberschuss und auf der anderen ein 
Elektronenmangel bildet was gleichbedeutend zu einer "Spannung" ist. 
Fertig!

von MaWin (Gast)


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Schlaumy Woswasi schrieb:
> Meine Frage ist: Warum wird die Spannung Uh an den flächenartigen
> Elektroden angelegt und bei den kleinen Elektroden für Ih ein Strom
> eingespeist?

Häh?

Hast du da was falsch verstanden?

Absichtlich falsch verstanden?

Es steht sogar direkt daneben was richtig ist, mit Ursache und Wirkung.

Man kann es gar nicht nicht verstehen.

von Wolfgang (Gast)


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Schlaumy Woswasi schrieb:
> Ich hab mit diesem Hallsensor-Beitrag ein Problem:
> [[http://de.wikipedia.org/wiki/Hall-Sensor]]
>
> Meine Frage ist: Warum wird die Spannung Uh an den flächenartigen
> Elektroden angelegt und bei den kleinen Elektroden für Ih ein Strom
> eingespeist?

Lies mal wenigstens die Bildunterschrift zum allersrsten Bild. Die 
dürfte deine Frage beantworten.

Nomen est Omen?

von Schlaumy W. (schlaumy)


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Der Effekt der Lorentzkraft ist mir vollkommen klar - auch die 
Rechte-Hand-Regel kenne ich gut.

Mir geht es um die Form der Elektroden für die entsprechende elektrische 
Größe. Ich hab so einen Hallsensor in Natura noch nie gesehen - ihm 
meine damit das INNERE so eines Sensors. Den Teil mit den Haxn kenne ich 
gut.

Ich hab selbst so kennengelernt, daß man über die schmalen Elektroden 
einen Strom einspeist. Durch die Lorentzkraft werden die Ladungsträger 
an den Rand des Hallsensors "gedrückt", und durch das Gefälle der 
Ladungsträgerkonzentration entsteht eine elektrische Feldstärke und 
somit eine elektrische Spannung genau normal zur Stromflußrichtung. Die 
Spannung wird an den BREITEN Elektroden abgegriffen, die die Funktion 
eines Kondensators haben. Ist also genau anders als in Wikipedia.

Ich habe zwar dasselbe Bild kennengelernt, aber die Anschlüsse für 
Spannung und Strom habe ich anders gelernt. Das ist schon ewig her - ich 
habe das nie hinterfragt. Es wurde halt jetzt für mich ein aktuelles 
Thema.

Die Erklärung, die ich damals hört, ist für mich irgendwie plausibler 
als die im Internet - wobei IMHO der Beitrag auf Wikipedia sehr 
unwissenschaftlich geschrieben ist, im Vergleich zu anderen 
Wiki-Beiträgen.

LG,
Schlaumy

von F. F. (foldi)


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Schlaumy Woswasi schrieb:
> wobei IMHO der Beitrag auf Wikipedia sehr
> unwissenschaftlich geschrieben ist, im Vergleich zu anderen
> Wiki-Beiträgen.

Man kann sich aber auch in Wissenschaft verlieren.
Sicher, es ist gut die physikalischen Hintergründe zu kennen und seit 
ich im T&S das Kapitel Dioden gelesen habe, weiß ich auch mehr, aber 
praktisch kommt das doch kaum zur Anwendung.
Denke du weißt schon ganz genau wie so ein Hallgeber funktioniert und 
wenn du das nicht für die Uni oder ähnliches brauchst, dann reicht es zu 
wissen was Wiki in diesem Satz aussagt:
"Wird ein einfacher Hall-Sensor von einem Strom durchflossen und in ein 
senkrecht dazu verlaufendes Magnetfeld gebracht, liefert er eine 
Ausgangsspannung, die proportional zum Produkt aus magnetischer 
Feldstärke und Strom ist (Hall-Effekt)."

von Max M. (jens2001)


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Schlaumy Woswasi schrieb:
> Warum wird die Spannung Uh an den flächenartigen
> Elektroden angelegt und bei den kleinen Elektroden für Ih ein Strom
> eingespeist?

http://de.wikipedia.org/wiki/Hall-Sensor#/media/File:Halleffekt.svg

Guck dir das Bild noch mal an!

von MaWin (Gast)


Angehängte Dateien:

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Schlaumy Woswasi schrieb:
> Ich hab so einen Hallsensor in Natura noch nie gesehen

Google kaputt, Internet #Neuland ?

Ja, der Hallsensor ist voll symmetrisch.

von F. F. (foldi)


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Hallo MaWin, kaum zu glauben, anfangs konnte ich dich nicht ausstehen, 
aber heute gehörst du zu den Top Ten in meiner Beliebtheitsscala.

Du hast einen gesunden Menschenverstand und auch viel Wissen und das in 
vielen Bereichen.
Schade, dass du dich nicht anmeldest. Aber wenn du magst, kannst du mir 
mal gern deine Mail Adresse per PN zukommen lassen.
Würde ab und an gern mit dir schreiben.

von ahjam (Gast)


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F. Fo schrieb:
> Schade, dass du dich nicht anmeldest. Aber wenn du magst, kannst du mir
> mal gern deine Mail Adresse per PN zukommen lassen.
Für einen nicht angemeldeten Benutzer dürfte eine PN ziemlich unmöglich 
sein. Um an MaWins Mailadresse zu kommen reicht ein Blick in die von ihm 
immer wieder mal verlinkte DSE-Faq.

Zum Thema: Auch in anderen, mir bekannten Prinzipdarstellungen (auf 
totem Baum) wird der Strom über verstärkten Seiten eingespeist, während 
die Spannung an zwei Punkten in der Mitte abgenommen wird. Dadurch wird 
die Stromdichte im relevanten Teil des Querschnitts gleichmäßiger (ohne 
Magnetfeld).

http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Halleffekt_und_Stromlinien.svg

von F. F. (foldi)


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ahjam schrieb:
> Um an MaWins Mailadresse zu kommen reicht ein Blick in die von ihm
> immer wieder mal verlinkte DSE-Faq.

Ich weiß sogar wo er wohnt, aber ich überfalle niemanden.

von asdf (Gast)


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ahjam schrieb:
> Zum Thema: Auch in anderen, mir bekannten Prinzipdarstellungen (auf
> totem Baum) wird der Strom über verstärkten Seiten eingespeist

Die Kanten sind nicht verstärkt, sondern verlängert. Dadurch bekommt man 
über die Sensorfläche insgesammt ein homogeneres Feld, weil die 
Randbereiche anteilig eine geringere Rolle spielen.

von Schlaumy W. (schlaumy)


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MaWin schrieb:
> Ja, der Hallsensor ist voll symmetrisch.

Ich hab auf Google diese Bilder nicht gefunden. KA warum.

Wo ist bei Bild 2&3 der Sensor? Die ganze geteilte Fläche?

Und die Begründung mit der homogenen Stromverteilung kam mir auch schon 
in den Sinn, nur fragte ich mich, ob man mit punktförmigen Anschlüssen 
wirklich eine Spannung messen kann. Aber rein nach U=Int(E*ds) müßte es 
gehen.
Das letzte Wikibild war schon sehr gut.

So wie es MaWin in seinen Bildern gezeigt hat - ein Hallsensor ist 
symmetrisch - obwohl mir noch immer die Begründung fehlt - aber lassen 
wir das mal so als Fakt im Raum stehen.

LG,
Schlaumy

von Ulrich H. (lurchi)


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Die Bilder 2 und 3 sind nach dem Namen zu urteilen gar keine Hall 
Sensoren, sondern Brücken aus 4 magneto-resitiven Elementen. So sieht es 
auf den Bilder auch aus.

Die Spannung kann man vor allem Punktförmigen Kontakten messen - mit 
größeren Kontakten wird es schwer die zu messende Spannung zu 
interpretieren.

Beim Strom kann man den größeren Kontakt nutzen um eine homogenere 
Verteilung des Stroms zu erreichen. Absolut nötig ist das aber für den 
Hall-effekt nicht. Man kann den Strom auch über kleine Kontakte 
schicken, sofern der Strom nicht zu groß dafür wird.

von Wolfgang (Gast)


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Schlaumy Woswasi schrieb:
> nur fragte ich mich, ob man mit punktförmigen Anschlüssen
> wirklich eine Spannung messen kann.

Eine Spannung ist als die Potentialdifferenz zwischen zwei Punkten 
definiert. Warum soll man sie dann zwischen zwei punktförmigen 
Anschlüssen nicht messen können?

Jede breite Anschlusselektrode führt für etwaig vorhandene 
Potentialgradienten zu einem Kurzschluß ;-)

von MaWin (Gast)


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Ulrich H. schrieb:
> Die Bilder 2 und 3 sind nach dem Namen zu urteilen gar keine Hall
> Sensoren, sondern Brücken aus 4 magneto-resitiven Elementen.

Stimmt, KMZ10 werden als Magnetfeldsensoren bezeichnet, aber nicht als 
Hallsensoren sondern resistiv.
Bleibt der A3516 mir dem hochsymmetrischen punktkontaktierten Messfeld.

von ahjam (Gast)


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asdf schrieb:
> ahjam schrieb:
>> Zum Thema: Auch in anderen, mir bekannten Prinzipdarstellungen (auf
>> totem Baum) wird der Strom über verstärkten Seiten eingespeist
> Die Kanten sind nicht verstärkt, sondern verlängert.

Alle Bilder die ich bisher dazu gesehen habe gleichen dem aus der 
Wikipedia. Das sind aber wie gesagt Prinzipdarstellungen mit 
metallischen Leitern - wesentlich ist die Homogenität.
Praktisch gab es verschiedenste Formen.
z.B.
1959 Kreuzförmig, unterschiedliche Materialien
http://www.freepatentsonline.com/2914728.pdf

1953, Rhombus aus Wismut anstelle des nur theoretisch besseren 
Germaniums
http://www.freepatentsonline.com/2707769.pdf

Dieser sieht den heutigen Strukturen schon recht ähnlich.
http://www.allegromicro.com/en/Design-Center/Technical-Documents/Hall-Effect-Sensor-IC-Publications/Allegro-Hall-Effect-Sensor-ICs.aspx

aber man handelt sich bei dieser Geometrie verschiedene Fehler ein, 
welche durch die Auswerteschaltung minimiert werden.
http://www.allegromicro.com/en/Design-Center/Technical-Documents/Hall-Effect-Sensor-IC-Publications/Monolithic-Magnetic-Hall-Sensor-ICs-Using-Dynamic-Quadrature-Offset-Cancellation.aspx

(Woher auch Mawins erstes Bild stammen dürfte.)

von Schlaumy W. (schlaumy)


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Also, alle Achtung, super Information hab ich hier jetzt beisammen.
Es ist soviel, daß ich es bis jetzt nur überfliegen konnte - ich muß das 
noch genauer lesen. Aber die Bilder sprechen mal für sich.

Mich würde noch interessieren, ob es ein Modell von so einem Hallsensor 
gibt, daß nicht nur aus dem Zusammenhang Uh=konst*I*B besteht. Gibt es 
z.B. einen Zusammenhang zwischen den Spannungselektroden und den 
Stromelektroden? Eine ohmsche Verbindung? Die Quelle Uh - welchen 
Innenwiderstand hat die?

von ahjam (Gast)


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Unter http://nist.gov/pml/div683/hall.cfm findest du noch einiges zum 
Thema Messung - unter anderem auch für den Widerstand.

Zusammen mit dem Halleffekt können noch weitere Effekte auftreten:

* Spannungsabfall in Stromrichtung bzw. Widerstandserhöhung, wie alle 
longitudinalen Effekte proportional zu B^2

* transversale und longitudinale Temperaturdifferenzen

* Anstelle des elektrischen Stromes kann auch ein Wärmestrom diese vier 
Effekte bewirken.

1
a) I  dUt   Hall-Effekt
2
b) I  dTt   2. Ettingshausen-Nernst-Effekt https://de.wikipedia.org/wiki/Ettingshausen-Nernst-Effekt
3
c) Q  dTt   Righi-Leduc-Effekt https://en.wikipedia.org/wiki/Thermal_Hall_effect
4
d) Q  dUt   1. Ettingshausen-Nernst-Effekt siehe b)
5
6
e) I  dUl   galvanomagnetischer Thomson- bzw. Gauß-Effekt https://de.wikipedia.org/wiki/Feldplatte
7
f) I  dTl   ?
8
g) Q  dTl   Maggi–Righi–Leduc-Effekt  siehe c)
9
h) Q  dUl   ?

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