Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisproblem bei Gleichtaktspannung


von Tamer M. (kaffee89)


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Guten Morgen,

ich habe einige Fragen zum Begriff "Gleichtaktspannung" beim 
Operationsverstärker. Die Gleichtaktspannung ist definiert, als die 
Summe der beiden Spannungen an den Eingängen geteilt durch zwei. Wieso 
wird dieser Wert denn gemittelt?

Ich habe das bisher so verstanden, dass eine Gleichtaktspannung NUR dann 
vorliegt, wenn sich die Spannungen an den OP Eingängen um den gleichen 
Betrag verändern. Idealerweise sollte dann am Ausgang die verstärkte 
Differenzspannung gleich bleiben, da die Differenz der beiden Spannungen 
am Eingang gleich bleibt, wenn beide um den gleichen Betrag steigen. 
Allerdings ist das in der Realität aufgrund von Exemplarstreuungen oder 
anderen Asymmetrien in der Eingangsdifferenzenschaltung nicht möglich. 
Auch wenn an beiden OP-Eingängen die gleichen Spannungen anliegen wird 
am Ausgang eine Restspannung messbar.

Ist das so weit richtig? Wenn ja, dann versteh ich nicht, wieso die 
Formel für die Gleichtaktspannung nicht den Gleichtaktanteil beinhaltet, 
sondern einfach die Spannungen die an den OP Eingängen anliegen. Wenn 
ich an P 10 V anlege und N an 5 V anlege, habe ich laut der Formel für 
die Gleichtaktspannung 7,5 V. Aber dies wäre doch keine 
Gleichtaktspannung, oder?

von spontan (Gast)


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>Die Gleichtaktspannung ist definiert, als die  Summe der beiden Spannungen
>an den Eingängen geteilt durch zwei.

Wer sagt das?

von Tamer M. (kaffee89)


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von Uwe B. (uwe_beis)


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Die Definition ist offensichtlich sinnvoll, nur ihre praktische 
Anwendung, und damit deine Frage, nicht: In dem Moment, indem bei einem 
realen OPV eine geringe Differenz an den Eingängen ansteht, ist er 
bereits "außer Betrieb".

Es scheint mir müßig zu sein, zu diskutieren, ob die Gleichtaktspannung 
bei 5 und 10V 7,5 V oder etwas anderes ergibt. Und dass bei 10,000000 V 
und 10,000002 V die Gleichtaktspannung per Definition 10,000001 V ist - 
da sinniere ich weniger drüber. Außer hier...

von Tamer M. (kaffee89)


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Ich verstehe jetzt noch weniger...

war meine Erklärung der Gleichtaktspannung nun falsch?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Die Formel funktioniert für Ops und auch für differentielle Signalpfade.

Bei Ops ist die Differenzspannung an den Eingängen im linearen Bereich 
halt immer 0, also kann man sich die Rechnung sparen und einfach einen 
der Eingänge gegen Masse messen.

von HHTS (Gast)


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Uwe Beis schrieb:
> Es scheint mir müßig zu sein, zu diskutieren, ob die Gleichtaktspannung
> bei 5 und 10V 7,5 V oder etwas anderes ergibt.

Na ja, ein OP Impedanzwandler (1-Verstärker) erfährt eine 
Gleichtaktaussteuerung. Wen man das Datenblatt dann liest sieht man daß 
nicht jeder Typ dafür geeignet sein muss.

von (prx) A. K. (prx)


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Welche Definition wäre besser? Denn irgendeine sollte man haben.

Dabei sollte man nicht ausser Acht lassen, dass ein Differenzverstärker 
mit Verstärkungsfaktor 10 sind nicht grundlegend von einem 
Operationsverstärker mit Verstärkungsfaktor 1000000 unterscheidet und 
sich diese Definition auch für einen RS485 Receiver eignen sollte.

: Bearbeitet durch User
von слюнотечение Тролль (Gast)


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Im Betrieb, mit Rueckkopplung, sind die Eingaenge idealerweise auf 
derselben Spannung, unterscheiden sich nur um die Offsetspannung. Daher 
ist es nicht wirklich sinnvoll ueber einen Mittelwert zu sprechen, auch 
wenn's formal korrekt ist.

von Tamer M. (kaffee89)


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Ich versteh einfach nicht, was diese Formel mit Gleichtakt zu tun hat. 
Wenn einer vielleicht auf meinen Text oben eingehen würde, wüsste ich 
erstmal, ob ich es überhaupt verstanden habe. Denn ich kann keine 
Verbindung zwischen der Formel und der Erklärung zur Gleichtaktspannung 
herstellen.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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слюнотечение Тролль schrieb:
> Im Betrieb, mit Rueckkopplung, sind die Eingaenge idealerweise auf
> derselben Spannung, unterscheiden sich nur um die Offsetspannung. Daher
> ist es nicht wirklich sinnvoll ueber einen Mittelwert zu sprechen, auch
> wenn's formal korrekt ist.

Nur ist das der Grenzfall, in dem der Mittelwert mit dem Einzelwert 
praktisch übereinstimmt. Weshalb es der Verallgemeinerung zuliebe 
durchaus sinnvoll ist, über einen Mittelwert zu sprechen.

von Max M. (jens2001)


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Tamer M. schrieb:
> war meine Erklärung der Gleichtaktspannung nun falsch?

Nein!

So liegt die Gleichtaktspannung wertemäßig immer in der Mitte zwischen 
den Spannungen an den Eingängen (U+, U-).
Die Gleichtaktspannung +/- der halben Differenzspannung ergibt wieder 
die Spannungen an den Eingängen.
Das lässt sich gut Rechnen und erscheint mir plausibel.

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Wenn an einem Eingang +5V und am anderen +10V anliegen, beträgt die 
Differenz 5V.
Bezogen auf die gemeinsame Mittellinie von 7,5V ergeben sich dann 
+/-2,5V an den Eingängen.

Und solange der OP im linearen  Bereich betrieben wird, ist die 
Differenzspannung im mV-Bereich oder darunter.

Also ist die Gleichtaktspannung mit guter Näherung gleich der Spannung 
jedes einzelnen Einganges, gemessen gegen GND / neg Versorgungsspannung.

von (prx) A. K. (prx)


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Tamer M. schrieb:
> ich an P 10 V anlege und N an 5 V anlege, habe ich laut der Formel für
> die Gleichtaktspannung 7,5 V. Aber dies wäre doch keine
> Gleichtaktspannung, oder?

Weshalb nicht? Die zugrundeliegende Systemaktik zerlegt die 
Eingangsspannungen in eine Differenz- und eine Gleichtaktspannung. Da 
aufgrund dessen die Differenzspannung keinen Gleichspannungsanteil haben 
kann müssen sich die diesbezüglichen Beträge zu 0 summieren.

Die Differenzspannung ist +5V. Für die geforderte Summe von 0V ergeben 
sich +2,5V und -2,5V gegenüber der Gleichtaktspannung.

Die Gleichtaktspannung ist folglich 7,5V.

Der gegengekoppelte OPV ist ein Grenzfall, in dem diese Systematik etwas 
sinnarm wirken mag. Aber sie lässt sich auch auch unverändert 
beispielsweise beim RS485 Receiver anwenden.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Mark Space schrieb:
> Wenn an einem Eingang +5V und am anderen +10V anliegen, beträgt die
> Differenz 5V.

Wenn an einem Eingang +5V und am anderen +10V anliegen, läuft die 
Schaltung nicht.
Bei einem funktionierenden Operationsverstärker liegt die 
Differenzspannung im Bereich Vdd/Leerlaufverstärkung.

von (prx) A. K. (prx)


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Wolfgang schrieb:
> Bei einem funktionierenden Operationsverstärker liegt die
> Differenzspannung im Bereich Vdd/Leerlaufverstärkung.

Nicht jeder Operationsverstärker arbeitet als gegengekoppelter 
Verstärker. Als positiv rückgekoppelter Schmitt-Trigger Komparator 
eingesetzt ist eine Situation mit grosser Differenz beispielsweise 
völlig normal.

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Wolfgang schrieb:
>> Bei einem funktionierenden Operationsverstärker liegt die
>> Differenzspannung im Bereich Vdd/Leerlaufverstärkung.
>
> Nicht jeder Operationsverstärker arbeitet als gegengekoppelter
> Verstärker. Als positiv rückgekoppelter Schmitt-Trigger Komparator
> eingesetzt ist eine Situation mit grosser Differenz beispielsweise
> völlig normal.

Das geht allerdings nicht mit jedem Op ; viele haben eine maximal 
zulässige Differenzspannung von +- 0.6 V (Eine BE-Strecke), weil sie 
Begrenzungsdioden zwischen den Eingängen  haben. Dafür also besser genau 
ins Datenblatt schauen bzw einen Komparator nehmen. Die kommen eh besser 
mit dem gesättigten Betrieb klar.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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(Das ist fürs Thema allerdings ziemlich wurscht.)

von (prx) A. K. (prx)


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Marian B. schrieb:
> Das geht allerdings nicht mit jedem Op

Korrekt. Allerdings ist das hier eine Betrachtung des Prinzips.

von Tamer M. (kaffee89)


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Mark Space schrieb:
> Wenn an einem Eingang +5V und am anderen +10V anliegen, beträgt die
> Differenz 5V.
> Bezogen auf die gemeinsame Mittellinie von 7,5V ergeben sich dann
> +/-2,5V an den Eingängen.
>
> Und solange der OP im linearen  Bereich betrieben wird, ist die
> Differenzspannung im mV-Bereich oder darunter.

Und genau diesen Aspekt versteh ich nicht. Ich versuch es mal klarer zu 
formulieren: Wie kann eine Gleichtaktspannung vorhanden sein, wenn sich 
die Spannung an den Eingängen garnicht um den gleichen Betrag  ändern? 
Ich lege  an P 10 V an und an N 5 V. Vorher lag am OP keine Spannung an.

So versteh ich "Gleichtaktspannung". Anscheinend habe ich den Begriff zu 
eng gefasst ... wo ist denn hier ein "Gleichtakt"?

von (prx) A. K. (prx)


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Tamer M. schrieb:
> So versteh ich "Gleichtaktspannung". Anscheinend habe ich den Begriff zu
> eng gefasst ... wo ist denn hier ein "Gleichtakt"?

Du musst das von der eher theoretischen Seite her betrachten, 
mathematisch formal. Weshalb ich oben die Zerlegung deiner 
Eingangssignale in einen Gleichspannungs- und einen Differenzanteil 
anführte.

Gleichtaktspannung = Gleichspannungsanteil.

von Wolfgang (Gast)


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A. K. schrieb:
> Korrekt. Allerdings ist das hier eine Betrachtung des Prinzips.

Selbst wenn es ums Prinzip geht, sollte man sich an die Randbedingungen 
halten.

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