Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Inverser Aufdruck auf älteren ICs von Texas Instruments


von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Vor etlichen Jahren war mir aufgefallen, dass einige ICs von Texas 
Instruments mit einem inversen Aufdruck versehen sind, d.h. es befindet 
sich auf der Obverfläche des Bausteins ein silbrig-weißes Rechteck mit 
der eigentlichen Beschriftung in schwarz bzw. kunstofffarben.

Als ich vorhin kurz nach dem TCA150 Ausschau hielt, war ich auf das 
folgenden Foto gestoßen:
http://bauteile24.de/aktive-bauteile/ic/audio/7233/texas-instruments-tca150c-5.5w-audio-power-amplifier-dip14

Eine meiner Vermutungen ist, dass es sich z.B. um Musterbauteile 
handelte, die eigentlich nicht in den freien Handel gelangen sollten. 
Ich hatte in den 80er Jahren aber definitiv auch solche Bauteile im 
Laden erworben, z.B. TL497(A?) oder TL071.

Oder wird dadurch z.B. eine Ausführung für den erweiterten 
Temperaturbereich gekennzeichnet?

Hat jemand hierzu verlässliche Informationen?

Stellt TI heuzutage immer noch Bauteile mit solch einem Aufdruck her?

Verwenden auch andere Herseller solche Sonderaufdrucke?

von Bernd G. (Gast)


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Das war in den 70/80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine oft geübte 
Praxis, die die weißen/silbernen Stempelungen abgelöst hat.
Vllt gab es Probleme mit der Laserbeschriftung direkt auf dem Plastik?

von dolf (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Hat jemand hierzu verlässliche Informationen?

nein aber der mda2020 von tesla sieht auch so aus.
das rechteckige ding ist n stück metall.
die dinger muß man ausreichend kühlen.

von Georg G. (df2au)


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Bernd G. schrieb:
> Vllt gab es Probleme mit der Laserbeschriftung direkt auf dem Plastik?

In den 70ern und 80ern Laserbeschriftung? Entweder bist du sehr jung 
oder du hast ein schlechtes Gedächtnis. Tampon Druck war damals 
angesagt.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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dolf schrieb:
> nein aber der mda2020 von tesla sieht auch so aus.
> das rechteckige ding ist n stück metall.
> die dinger muß man ausreichend kühlen.

Bei den Aufdrucken von TI handelt es sich defintiv nicht um Kühlflächen. 
Leider konnte ich kein besseres Foto eines TL497A finden:

http://www.surplus-electronics-sales.com/images/180-1063%20TL497ACN%20Switching%20Voltage%20Reg%20sm.jpg

Und ich habe damals Lieferungen des TL497(A) in beiden Aufdruckvarianten 
erhalten.

von hinz (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Und ich habe damals Lieferungen des TL497(A) in beiden Aufdruckvarianten
> erhalten.

Es gibt halt mehr als eine Firma fürs Back-End.

von Bernd G. (Gast)


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> In den 70ern und 80ern Laserbeschriftung? Entweder bist du sehr jung
> oder du hast ein schlechtes Gedächtnis.

Ich habe schon Schaltkreise verbaut, da bist du noch mit der Trommel um 
den Christbaum gerannt .-))
Sie dir mal den Datecode auf dem abgebildeten Teil an: 7729.
Die Laserbeschriftung erfolgte unter Benutzung einer Metallschablone.

von Georg G. (df2au)


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Bernd G. schrieb:
> Die Laserbeschriftung erfolgte unter Benutzung einer Metallschablone.

Kannst du das bitte mal näher erläutern. DIE Technik kannte ich bisher 
noch nicht.

von Bernd G. (Gast)


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Der Laserstrahl wird mit einem Kollimator aufgeweitet und trifft auf das
beschichtete Plastikgehäuse mit der flachaufgelegten Metallschablone.
Ich glaube, mich zu erinnern, dass dafür ein  CO2-Laser mit einer großen 
Wellenlänge (10 µm - kann das stimmen?) benutzt wurde.
Das wurde Anfang der 80er auch in der DDR für irgendetwas benutzt und 
dafür wurden Anwendungen gesucht. Da die Ergebnisse aber wegen der 
Schablone mit ihren Stegen in den Buchstaben und Zahlen aber immer 
irgendwie bescheuert aussahen, versackte das irgendwie (zumindest bei 
uns im Osten) - keiner wollte das anwenden:; für die BE-Beschriftung war 
das damals von der Anschaffung viel zu teuer und es wurde weiter 
gestempelt.

von dolf (Gast)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Bei den Aufdrucken von TI handelt es sich defintiv nicht um Kühlflächen.

klar die farbe kühlt ja auch nicht...
und?
5w und dil 14 wie willst da die verlustwärme los werden?
nur über´s gehäuse oder die dünnen beinchen?
wohl eher nicht.
also hat man dem tca150 ne kühlfläche ins gehäuse eingebaut.
dil 14 und kühlfläche ist aber unbequem zu handhaben.
to220/5 war dann die bessere lösung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das wurde aber auch bei Nicht-Leistungs ICs gemacht. Ich habe hier noch 
ein paar schöne metallic-hellblaue LM339 von TI.

von Bernd G. (Gast)


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Ja, der TCA 150 ist nun wirklich ein schlechtes Beispiel...

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Das sind TL074 im Keramikgehäuse.
Diese silberne Schicht auf den TL074 fühlt sich nicht wie Farbe, eher 
wie Metall an. Vielleicht beschriftete Metallschildchen ... Die blauen 
Punkte sehen aufgetupft aus. Aber diese OV wurden damals serienmässig in 
der Industrie eingesetzt und sind mit Sicherheit keine Prototypen und 
auch keine selektierten Muster oder ähnliches.

Bei den AD648 im Plastikgehäuse ist das weisse Feld eindeutig Farbe.

von Franz B. (rcs)


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Wenn ich mich recht erinnere, gab es diesen "negativen" Aufdruck von 
allerhand verschiedenen Herstellern.
Lasern gab es noch nicht, und der normale Tampondruck war mit einem 
Wisch weg. Auch nach der Baugruppenreinigung in der Linie gab es dort 
Ablösungen von der Tamponbeschriftung. Diese negativen Aufdrucke wurden 
wesentlich dicker aufgetragen und sind erfühlbar. Und nein, keine 
Blindenschrift.
Mitte der achtziger Jahre haben sich dann die Laser langsam duchgesetzt.

von Wolfgang (Gast)


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Der Vorteil ist, daß da, wo die Beschriftung zu sein scheint, 
tatsächlich "nichts" ist. Die Zeichen können nicht weggewischt werden, 
nur das Drumherum, und das ist massiver als ein dünner Strich. Ein 
Kratzer oder Druckfehler durch eine gedruckte 6 oder 8 hindurch kann die 
Zahl verfälschen. Im "Nichts" kann nichts verschwinden, und Kratzer im 
Drumherum sind leichter als solche zu erkennen.

Ansonsten fallen mir neben dem Einfach-so-Ausprobieren von was Neuem 
noch drucktechnische Gründe ein.
Beim Siebdruck hat man mit der inversen Methode den Vorteil, daß das 
Zeichen garantiert deckend, nämlich undurchlässig, ist und höchstens der 
Rand ausfranst. Nebenan kann man vermutlich dicker Farbe auftragen, als 
andersherum wenn das Zeichen durch das Sieb gepreßt wird.

Mich wundert, daß die Zeichen auf den ganzflächig angemalten Chips Stege 
haben. Ich würde da einfach aus einer Gummiplatte invers die Zeichen 
rausfräsen und die als Stempel verwenden. Das wäre auch noch ein 
Vorteil. Wäre ich Gutenberg, hätte ich wie beim Linolschnitt inverse 
Holzlettern geschnitzt und nur ein Viertel der Zeit für erhabene 
Holzlettern gebraucht. :)

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Auf der Unterseite der TL074 sind übrigends noch völlig normale weisse 
Zeichen aufgedruckt.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Kann es vielleicht sein, dass der inverse Druck insbesondere dann 
verwendet wurde, wenn die eigentliche Festlegung der Bauteilebezeichnung 
erst nach dem Verguss und finalen Fertigungstest erfolgte? 
Möglicherweise waren die damals eingesetzten Laser zwar gut genug, um 
eine dünne Farb- oder Metallschicht freizubrennen, nicht jedoch die 
Gehäuseoberfläche deutlich zu strukturieren.

Insbesondere der AD648JN (immerhin von 1996!) wäre dafür doch 
prädestiniert, da die Festlegung der Toleranzklasse (JN vs. KN) erst 
durch ausmessen erfolgt.

Werden die OPs TL031, TL051, TL071, TL081 eventuell auch aus demselben 
Chip hergestellt und anschließend nur selektiert?

von Georg G. (df2au)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> die damals eingesetzten Laser

Dann lies dich doch mal etwas ein in die Geschichte der Laser 
Entwicklung. Noch Anfang der 70er waren Laser etwas für das exotische 
Institut an einer Uni. Eine Verbreitung in der Industrie gab es noch 
nicht.

Und wenn ich dann hier was lese von "Laser breitwürfig über eine 
Schablone" zwecks Beschriftung, dann bekommt mein Monitor Kaffeeflecken.

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Andreas Schweigstill schrieb:
> Kann es vielleicht sein, dass der inverse Druck insbesondere dann
> verwendet wurde, wenn die eigentliche Festlegung der Bauteilebezeichnung
> erst nach dem Verguss und finalen Fertigungstest erfolgte?
> Möglicherweise waren die damals eingesetzten Laser zwar gut genug, um
> eine dünne Farb- oder Metallschicht freizubrennen, nicht jedoch die
> Gehäuseoberfläche deutlich zu strukturieren.
>
> Insbesondere der AD648JN (immerhin von 1996!) wäre dafür doch
> prädestiniert, da die Festlegung der Toleranzklasse (JN vs. KN) erst
> durch ausmessen erfolgt.
>
> Werden die OPs TL031, TL051, TL071, TL081 eventuell auch aus demselben
> Chip hergestellt und anschließend nur selektiert?

Üblicherweise erfolgt Selektion und evtl. Laserabgleich direkt auf dem 
Wafer, denn du hast ja keine 100% Ausbeute. Das Kleben ins Gehäuse und 
Bonden ist für den Ausschuss dann schnell ein teurer Spass.

Vielleicht war die inverse Beschriftung auch nur zur Kontrasterhöhung 
gedacht um die ersten automatischen Bestückungstester zu unterstützen.
Mit Verbesserung der Kameras und der Drucker hat sich das dann mit der 
Zeit erledigt.

von Alex W. (a20q90)


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Das hat man damals gemacht um die Kopien aus chinesischer Produktion 
besser erkennen zu können :-D

scnr

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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push Gibt es vielleicht jemanden, der eine deutlich plausiblere 
Erklärung als die damaligen Versuche auf Lager hat?

von Kurt (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Als ich vorhin kurz nach dem TCA150 Ausschau hielt, war ich auf das
> folgenden Foto gestoßen:
> 
http://bauteile24.de/aktive-bauteile/ic/audio/7233/texas-instruments-tca150c-5.5w-audio-power-amplifier-dip14
>
> Eine meiner Vermutungen ist, dass es sich z.B. um Musterbauteile
> handelte, die eigentlich nicht in den freien Handel gelangen sollten.

Die Forenleiche ist im Wartungsmodus.

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Und TCA ist europäisch. Was meint der TE denn, Logographikerspiele?

von Harald K. (kirnbichler)


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Kurt schrieb:
> Was meint der TE denn, Logographikerspiele?

Sowas wie im Anhang hier.

von Sinus T. (micha_micha)


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Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern, 
also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal 
beschriftet wurden

von Carsten S. (dg3ycs)


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Sinus T. schrieb:
> Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern,
> also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal
> beschriftet wurden

Bei normalen 74/4000er Logik-IC habe ich die auch noch nicht gesehen...
Wohl aber häufiger bei diversen anderen IC wie hier im Thread 
abgebildet.
Auch in Baugruppen aus normalen Serienprodukten großer Player wie 
Motorola (Funk) oder Siemens.

Ein anderes Feld wo mir die inverse Beschriftungsvariante noch viel 
häufiger begegnet ist sind die Transistoren. Vom BC558 bis hin zu BFR 
Typen für den GHZ bereich habe ich alles sowohl sowohl in Invers wie 
normal gesehen.

Der mittlere BF245C im obigen Bild ist übrigends dunkelblau metallic, 
das kommt auf dem Foto nicht so gut raus. Der stammt noch aus einem 
größeren Posten 245er den ich vor beinahe 30 Jahren in Münster am 
Ostausgang des HBF gekauft habe. Extra mit Ferienticket nach Münster 
gefahren.

Heutzutage bekommt da ja eher andere Dinge angeboten ;-)
(der Elektronikladen in der kleinen Gasse zwischen Bahnhof und dem 
damaligen Elektrogeschäft, heute Fitnessstudio, hat kurz danach als 
erster der drei mir in Münster bekannten Shops aufgegeben...)

Gruß
Carsten

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Sinus T.,

Sinus T. schrieb:
> Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern,
> also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal
> beschriftet wurden

wie hast Du diese feine Makroaufnahme mit so viel Tiefenschärfe 
hinbekommen?
Extrem starke indirekte Beleuchtung in Verbindung mit ganz kleiner 
Blende und Stativ und entsprechend langer Belichtungszeit?

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Solche haben sich bei mir auch irgendwann eingefunden, als SN75372P.

Philips hat das in den 1990ern auch gerne bei neueren BC-Typen und 1702L 
gemacht. Letztere gab es in Silber und in Silberblau.

Ich habe mich immer gefragt aus welcher Motivation heraus der 1702 
entwickelt wurde. Der kann ja nun wirklich nichts besonderes und in der 
Praxis sind mir nur die L-Typen mit einer ziemlich geringen 
Stromverstärkung untergekommen.

von Harald K. (kirnbichler)


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Peter M. schrieb:
> wie hast Du diese feine Makroaufnahme mit so viel Tiefenschärfe
> hinbekommen?

Ich vermute, daß Du mich meinen könntest, da die Bilder von Sinut T 
beide eher "flach" sind.

Mein Bild hab' ich ganz primitiv mit der Rückseitenkamera eines iPad Pro 
aufgenommen, kein Kunstlicht, Tageslicht von außen, kein Stativ, iPad in 
der Hand gehalten ... (Blende 1.8, 1/50 sec, ISO 320)

Das Bild hab' ich nur etwas beschnitten, da auf dem unbeschnittenen noch 
einiges von der Tischplatte meines Esstischs zu sehen war.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Sinus T. schrieb:
> Ich habe diese "negative" Art der Beschriftung bisher nur bei den 54ern,
> also den Mitilär-geeigneten gesehen, obwohl die 54er auch normal
> beschriftet wurden

Vielleicht war es ja aus militärischer Sicht ein Mangel, wenn man 
Bausteine mit den Ziffern 5,6,8,9,3 verwechseln konnte.

Könnte es drucktechnische Gründe haben?
Daß ein Stempel mit erhabenen feinen Stegen eine wesentlich kürzere 
Standzeit hat als eine Gummiplatte mit Fräsungen? Und Fräsrinnen 
wesentlich leichter von der Hand gehen als Frässtege. :)

Und nach einer Weile hat man gemerkt, daß die Farbe teuerer ist als die 
Reklamationen bei dysfunktionalen Raketen, die innerhalb der 
Garantiezeit niemand auf einen Feind abfeuerte. Z.B. die ersten 35 Jahre 
alten Exemplare von Himars wurden erstmalig letztes Jahr abgefeuert.

von Dieter W. (dds5)


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Carsten S. schrieb:
> Der mittlere BF245C im obigen Bild ist übrigends dunkelblau metallic,
> das kommt auf dem Foto nicht so gut raus.

Negativ Beschriftung in blau metallic gab es auch mal einige Zeit bei 
Motorola auf 78L Spannungsreglern im TO92 Gehäuse.

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