Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik wie ist Pegel bei XLR definiert?


von Andreas W. (andy_w)


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Hallo,
XLR Audioverbindungen haben ja ein symmetrisches Signal, oft mit "Hot" 
und "Cold" bezeichnet. Beide Signale haben gleiche Amplitude, "Cold" ist 
dabei das invertierte Signal von "Hot". Studiopegel für 0dB 
Vollaussteuerung ist auch definiert, wenn es auch zwei verschiedene 
Definitionen gibt: +6dBu (1.55V Effektivwert) als sog. "ARD-Norm" 
hauptsächlich in Europa und +4dBu (1.23V Effektivwert) hauptsächlich in 
den USA verwendet.

Aber wie ist dieser Pegel zu messen? Ist das die Spannung von "Hot" und 
"Cold" jeweils gegen Masse oder ist das die Spannung zwischen "Hot" und 
"Cold"? Das ist ein Unterschied mit Faktor zwei. Leider bin ich 
nirgendwo fündig geworden, was genau diese Frage beantwortet, immer 
finde ich nur obige Pegelangaben, aber keine Meßvorschrift. Auch ein 
paar Schaltungen von sog. DI-Boxen, die unsymmetrische Signale in 
symmetrische für XLR umwandeln, bringen keine Erkenntnis. Unsymmetrische 
Signale von Hifianlagen sind in den USA meistens mit -10dBv (0.136V 
Effektivwert) festgelegt. Ein Symmetrierer müßte also um 13.8dB 
verstärken um von 0.136V auf 1.55V für "Hot" und "Cold" zu kommen - oder 
eben um Faktor 2 weniger... Keine der gefundenen Schaltungen hat aber um 
eine dieser Alternativen verstärkt, man schert sich da offensichtlich 
nicht um Referenzpegel.

Kennt da jemand eine Quelle, die Klarheit bringt? Ich tippe zwar auf 
Pegel, die gegen Masse gemessen werden, bin mir aber nicht sicher.

Gruß

von Statler (Gast)


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Andreas W. schrieb:
> Ich tippe zwar auf
> Pegel, die gegen Masse gemessen werden, bin mir aber nicht sicher.

Falsch. Das ist von HOT nach COLD. Nimmst Du nur dann eine Phase (HOT) 
gegen Screen hast Du nämlich 0dBm und somit (europäischen) 
Consumer-Pegel. Damit kannst Du ganz einfach elektronisch symmetrische 
Ausgänge auf Cinch anschliessen...

von Tom (Gast)


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Hifikram ist gar nicht festgelegt. Von deinen -10dbV bis 2Vrms (wie bei 
meinem CD-Player) ist alles möglich. "Consumer-Pegel" gibt es 
hauptsächlich in der Theorie.

DI-Boxen sind dafür da, "irgendwas unsymmetrisches" zu symmetrieren und 
werden normalerweise an einem Mikrofoneingang betrieben. Bei der 
klassischen Kombination Gitarre/Bass in passive DI-BOX (mit 
10:1-Übertrager) passen die Pegel ganz gut dazu.

Pegel gilt zwischen Hot und Cold. Bei vernünftiger Technik mit 
Übertragern (oder elektronischen Nachbildungen davon) und demzufolge 
floatenden Ein- und Ausgängen misst man zwischen einer Signalader und 
Masse nur Streukapazitäten und andere Dreckeffekte.

von MaWin (Gast)


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Andreas W. schrieb:
> ist das die Spannung zwischen "Hot" und "Cold"?

Ja.

Zwischen hot (oder cold) und Masse können durchaus 48V liegen 
(Phantomspeisung).

> man schert sich da offensichtlich nicht um Referenzpegel.

So lange man per Poti justieren kann: Nein. Im Studioumfeld mit 
eingemessenen Schaltungen: Sehr wohl.

von Andreas W. (andy_w)


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Hallo,
inzwischen habe ich auch woanders die Definition, daß die Spannung 
zwischen Hot und Cold gemessen wird, gefunden, allerdings auch nur 
einmal in irgendeinem anderen Forum (Radioforum). Schwebende Ausgänge 
sind auch mit OPAMPs machbar, die Frage ist noch, ob so eine Schaltung 
etwas mehr rauscht als eine, die zwei symmetrische Spannungen mit Buffer 
und Inverter erzeugt, deren Gleichspannungspotiential feststeht (z.B. 
auf Masse). In meinem Vorverstärkerprojekt werde ich wohl beide 
Varianten umschaltbar realisieren. Zumindest herrscht jetzt Klarheit, 
welchen Pegel ich brauche.

Gruß

von Andreas W. (andy_w)


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Hallo,
jetzt hat sich die Sache entgültig geklärt, da man diesen Thread sogar 
mit google zum Thema XLR-Pegel öfters findet, ergänze ich das mal hier:

Mein Heimkino-Surrounddecoder hat auch XLR-Ausgänge, ich habe mal 
Audiofiles mit 1kHz Sinus und Vollaussteuerung abgespielt und die 
Ausgangsspannung gemessen. Die war deutlich höher als zuerst erwartet. 
Wikipedia nennt als Referenzpegel +4dBu (international) oder +6dBu 
("ARD-Standard"). 0dBu sind 1mW an 0.6kOhm, also 0.7746V 
Effektivspannung. Etwas weiter unten habe ich schließlich gesehen, daß 
das bei digitalen Signalen -9dB bzgl. Vollaussteuerung sind(!) Also 
kommt Vollaussteuerung mit +13dBu bzw. +15dBu heraus. Und das stimmt 
dann tatsächlich mit den Meßergebnissen meines Surrounddecoders überein, 
bei dem kommen +13dBu, also 3.46V heraus. Bei +15dBu wären es 4.356V. 
Jeweils als Effektivwert gemessen zwischen "Hot" und "Cold", d.h. 
zwischen Pin 2 und 3 des XLR-Anschlusses. Pin 1 ist Schirm und nicht 
unbedingt direkt mit der Schaltungsmasse des Gerätes verbunden.

So eindeutig habe ich bisher noch keine Beschreibung gesehen, daher habe 
ich das hier mal ergänzt. Es gibt also zwei verschiedene Definitionen, 
zum Glück aber nicht mehr. Fragt sich nur, wie weit der "ARD-Standard" 
weltweit verbreitet ist und wie viel Studioequipment für die 
ARD-Extrawurst umschaltbar sind (Mischpulte usw. müssen nicht 
umgeschaltet werden, wenn sowohl Ein- als auch Ausgänge betroffen sind, 
wohl aber die Aussteuerungsanzeigen)...

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