Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ausschalten Trafo


von Hannes (Gast)


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Hallo!

Beim Einschalten eines Trafos gibt es ja den "Rush-In-Effekt", also ein 
hoher Strom beim Einschalten, den man z.B durch synchronisiertes 
Einschalten vermeiden kann.

Jz habe ich mich gefragt, ob es solche Effekte auch beim Ausschalten 
gibt?
Kann da das selbe umgekehrt passieren?
Bzw. welche Umstände muss man beim Ausschalten beachten?

Leider findet man zum Ausschaltverhalten sehr wenig..


lg.

von Trafino (Gast)


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Beim Nulldurchgang der Spannung einschalten, sonst gibt es
Stromspitzen.

Beim Nulldurchgang des Stroms ausschalten, sonst gibt es
Spannungsspitzen.

von Kater brummt - schon im Bett! (Gast)


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>Beim Nulldurchgang der Spannung einschalten, sonst gibt es Stromspitzen

Eben nicht, sondern bei Spannungsmaximum und idealerweise 
entmagnetisiertem  Kern. Somit wird der Fluß  phi = int u(t) dt + 
phianfang schon nach 5ms wieder kleiner. Einschalten im Nulldurchgang 
kann hingegen 10 ms lang Fluß in der gleichen Richtung aufintegrieren. 
Falls dann eine Vormagnetisierung in der 'richtigen' Richtung dazu 
kommt, wird der Kern in die Sättigung kommen und sein L verlieren -> 
Stromspitze.

Eine Art Outrush kann es nur dann geben, wenn der Kern durch das bzw. 
vor dem Ausschalten des Stromes in die Sättigung getrieben wird. Hm? Wie 
soll das aus dem eingeschwungenem Zustand heraus gehen ?
Es passiert höchstens, daß der Kern nach dem Ausschalten des Stromes 
teilweise aufmagnetisiert bleibt, mit den bekannten Folgen beim nächsten 
Einschalten.
Man könnte vielleicht sagen, der Ausschaltvorgang kann den nächsten 
Inrush 'vorbereiten' ...


RRR !  =^--^=  RRR ! (eingeschwungener Zustand)

von J. A. (gajk)


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...also im Schulversuch schaltet man eine Spule und eine Lampe in Reihe 
und sieht dann, wie die Lampe langsam heller wird....

Beim Abschalten beobachtet man dann in einer parallel zur Spule 
angeschlossenen Glimmlampe eine Leuchterscheinung, die auf eine hohe 
Spannung hinweist.

von Magic S. (magic_smoke)


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Wenn man den Aufwand nicht scheut, kann man den Trafokern beim 
Einschalten ein paar Halbwellen mit einem geringen Gleichstrom 
vormagnetisieren und danach im Scheitelpunkt (oder leicht davor) der 
entgegengesetzen Halbwelle einschalten. Das müßte den Einschaltstromstoß 
minimieren. Allerdings nur den, den der Trafo verursacht. Hängt an dem 
Trafo ein Gleichrichter mit einer ganzen Armada an Kondensatoren (z.B. 
Endstufen-Netzteil), verursacht deren Aufladung einen zweiten 
Einschaltstromstoß, für den der Trafo nichts kann. Dagegen hilft nur 
eine Softstart-Einrichtung, die den Trafo 1-2 Sekunden mit einem 
begrenzten Strom betreibt.

von Peter D. (peda)


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Hannes schrieb:
> Jz habe ich mich gefragt, ob es solche Effekte auch beim Ausschalten
> gibt?

Beim Ausschalten will die gespeicherte Energie irgendwo hin und es kommt 
zur Spannungsüberhöhung.
Kann man schön mit einer Graetzbrücke + Elko ohne Last testen.

von Trafino (Gast)


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Und welche Energie ist im Trafo, wenn gerade kein Strom
fließt?

von Trafino (Gast)


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Und was sollte großartig durch einen (ohmsch belasteten) Trafo
fließen, wenn er vorher ohne Remanenz hervorzurufen im Strom-
Nulldurchgang ausgeschaltet wurde? - Hier empfehle ich das
Nachlesen der physikalischen Grundlagen...

Den INRUSH durch Glättungskondensatoren kriegt man nicht durch
eine nach Mondphase und Pendel optimierte Einschaltphase
minimiert, sondern viel besser durch Begrenzung des Ladestroms
der Glättungskondensatoren im Einschaltmoment.

von hinz (Gast)


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Trafino schrieb:
> Und was sollte großartig durch einen (ohmsch belasteten) Trafo
> fließen, wenn er vorher ohne Remanenz hervorzurufen im Strom-
> Nulldurchgang ausgeschaltet wurde? - Hier empfehle ich das
> Nachlesen der physikalischen Grundlagen...

Glashaus/Steine

von S. K. (hauspapa)


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Tote Dioden durch Abschalten von 50kVA Drehstromtrafos im Leerlauf hab 
ich schon geschafft. Merkt man erst am nächsten Tag beim wieder 
einschalten und fragt sich was man jetzt grad wieder falsch gemacht hat. 
Ich war jung...

Ein erstaunlich kleiner Varistor und Ruhe war. Da war aber kein 
Kondensator hinter der Gleichrichterbrücke der die Energie hätte 
aufnehmen können.

viel Erfolg
hauspapa

von Gauss (Gast)



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Trafino schrieb:
> Hier empfehle ich das
> Nachlesen der physikalischen Grundlagen...

Hier hat es etwas dazu.

von Peter D. (peda)


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Gauss schrieb:
> Hier hat es etwas dazu.

Soweit zur Werbung, aber was kosten denn die Dinger.
Ich finde nirgends eine Preisangabe.

von J. A. (gajk)


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Peter D. schrieb:
> Gauss schrieb:
>> Hier hat es etwas dazu.
>
> Soweit zur Werbung, aber was kosten denn die Dinger.
> Ich finde nirgends eine Preisangabe.

google schlägt mir vor, eines für 50 ömn in der bucht zu kaufen.

von J. A. (gajk)


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Gauss schrieb:
> Trafino schrieb:
>> Hier empfehle ich das
>> Nachlesen der physikalischen Grundlagen...
>
> Hier hat es etwas dazu.

Die Beschreibung ist sehr gut für das EINschalten.

Doch wie sieht es mir dem Ausschalten aus? Hilft da ein TSL auch?

von Gauss (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Ich finde nirgends eine Preisangabe.

Keine Ahnung, habe bisher immer über Vorwiderstand zugeschaltet, wie das 
FG-Elektronik Teil ESB 12-H.
TSE gibt es aber auch von anderen Herstellern, Garlo Gavazzi TSE6 z. B.
Der Trafo Hersteller Tauscher hatte (hat?) mal Trafos mit einer 
zusätzlichen Hilfswicklung welche das gleiche bewerkstelligen sollte, 
allerdings ohne einen Netzhalbwellenausfall zu berücksichtigen.
Trafo Sedlbauer hat sowas auch im Programm, wie der funktioniert weiss 
ich aber nicht. Genauso wie das Gerät von Block Trafo...
usw.

Mit dem Ausschalten habe ich mich noch nicht befasst, noch nicht von 
Problemen gehört, hatte bisher auch keine (nur bis wenige kVA).

von Harald W. (wilhelms)


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J. A. schrieb:

> Die Beschreibung ist sehr gut für das EINschalten.
>
> Doch wie sieht es mir dem Ausschalten aus? Hilft da ein TSL auch?

Das Ausschalten macht normalerweise keine Probleme, sodas man da
überwiegend auf Schutzmassnahmen verzichtet. Deshalb gibts da m.W.
auch keine Fertigprodukte. Man kann natürlich immer einen parallelen
VDR einbauen, sollte dabei aber auch an dessen begrenzte Lebensdauer
denken.

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