Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Motortreiber Zerstört TB6612FNG


von Tino A. (tinooo)


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Hi,
Ich hoffe ich bin hier im richtigen Bereich.

Ich habe folgendes Problem. Mir ist eben mein Motortreiber (TB6612FNG 
https://www.sparkfun.com/datasheets/Robotics/TB6612FNG.pdf) abegraucht 
(schön mit einer kleinen Flamme).

Nun hab ich leider keine Ahnung wieso. Alles soweit richtig 
Angeschlossen. Ich betreibe Ihn mit 12V für den Motor und 5V VCC

Laut Datenblatt:
1,2 A max und 3,2A peak.
PWM max 100kHz


Ich betreibe daran einen kleinen Motor 
(https://www.pololu.com/product/640/specs)

die Daten:
Free-run speed @ 6V:  71 rpm
Free-run current @ 6V:  50 mA
Stall current @ 6V:  533 mA


PWM läuft mit 31,25 kHz

momentan noch ohne Last. Jedoch mit direktem Drehrichtungswechsel, auch 
unter Vollast. (Ich weiß der motor ist nur bis 6V ausgelegt, aber 12V 
werden später nur kurzzeitig genutzt).

Alles ging kurze Zeit gut, aber nach mehrmaligem Lastwechsel, hat sich 
mein Motortreiber mit einer kleinen Flamme verabschiedet.

Wichtig wäre auch noch zu sagen, dass alles etwas länger gut ging, aber 
mein µC (Atmega2560) immer mal wieder ausgestiegen ist, aufgrund der 
Störungen vom Motor.
Darauf hin habe ich 4,7nF (hatte leider keine größeren da) Kerkos 
zwischen die Motoranschlüsse gepackt. Geändert hat sich nichts, der 
Atmega ist trotzdem bei Lastwechseln o.ä. kurz abgeschmiert. und kurze 
Zeit später, dann wie gesagt der Motortreiber.

Leider habe ich nurnoch 2 dieser Treiber da, und sie sind hier nur per 
oversea zu bekommen. Von demher würde ich nur ungern ein Risiko 
eingehen.


Irgendwelche Tipps oder Ideen? Sind Tatsächlich die Kondensatoren 
schuld? Mir ist bewusst, dass diese im Einschaltmoment sehr 'viel' Strom 
ziehen, aber bei nur 4,7nF dürfte dass doch kein problem sein, oder etwa 
doch aufgrund der 31,25 kHz?



gruß,
Tino

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hast du den Motor denn auch anständig verdrosselt? Die Kondensatoren 
sind wesentlich wirksamer, wenn du in die Zuleitungen noch Drosseln 
schaltest, die natürlich den Motorstrom vertragen müssen.
Die Dinger verrunden die Spitzen vom Bürstenfeuer und vermindern auch 
die kapazitive Belastung des Treibers durch die Entstörkondensatoren.

von Tino A. (tinooo)


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Hi,
danke für den Denkanstoß, nein habe ich nicht und würde wohl Sinn 
ergeben. Könnte wohl meinen µC vorm Absturz bewahren. Dennoch beunruhigt 
mich der Zerstörte Motortreiber. Denkst du, dass tatsächlich die 
Kondensatoren/kapazitive Belastung das Problem war?

Ich kenne mich in der Hinnsicht leider zu wenig aus, aber mir erscheinen 
die kondensatoren zu klein um Schaden an zu richten, da der Motortreiber 
eigentlich dicke ausreichen sollte.



Zur auslegung der Drossel, liege ich in meinem Vorgehen richtig?

PWM mit 31,25kHz -> Periodendauer 0,32 µs

L = (di / dt) / U

Welche werte nehme ich nun, da ja nichts konstant ist, außer meine 12V, 
und auch der Strom ändert sich bei Belastung. Wobei ich mir fast denke, 
dass das wohl alles nicht ganz so wichtig sein wird, oder?
(Die PWM wird über einen analogstick geregelt und muss nicht wirklich in 
100% linearem Zusammenhang mit dem Motor stehen)

Und wie sieht es mit der Zeit aus? gibt es einen Richtwert oder so? ich 
würde jetzt für dt einfach mal 1/8 der Periodendauer nehmen, evtl. noch 
weniger.

L = 12V / (50mA / 2,67µs)

-> L = 640µH

Wäre etwas in diese Richtung ein denkbarer Wert? Und soll ich dann in 
jede Zuleitung L/2 hängen, oder nur auf eine Seite L?


Sorry, kenne mich mit der Motorentstürung usw. nicht so gut aus. Bin 
auch für gute Lektüre (natürlich erstmal kein ganzes Buch, da ich noch 
geren zu einem Ergebnis kommen würde) dankbar!


gruß,
Tino

von m.n. (Gast)


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Der Motortreiber ist eher für VM = 5 V gedacht und vermutlich an 
Überspannung gestorben. 12 V sind an der oberen Grenze.
Hast Du die VM mit 1000 - 2200 µF gepuffert? Andernfalls kann VM beim 
Bremsen zu hoch werden.

Einfach zu beschaffen und robust sind L6202 / L6203. Die können ab 9 V 
betrieben werden.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tino A. schrieb:
> Ich kenne mich in der Hinnsicht leider zu wenig aus, aber mir erscheinen
> die kondensatoren zu klein um Schaden an zu richten, da der Motortreiber
> eigentlich dicke ausreichen sollte.

Du vergisst die Anstiegszeit. Die Periodendauer ist schön und gut, der 
Kondensator wird aber innerhalb der viel kürzeren Anstiegszeit geladen 
und fordert damit vom Treiber, das er innerhalb dieser Zeit den 
Kondensator voll auflädt. Die Drosseln wirken dem entgegen. Im 
Abschaltfall muss der Treiber die Ladung des Kondensator auch innerhalb 
der Abfallzeit aufnehmen.

Tino A. schrieb:
> -> L = 640µH

Klingt doch schon mal ganz gut. Aus dem Gefühl heraus hätte ich jetzt 
sowas wie 470µH vorgeschlagen - nah am Motor plaziert.

m.n. schrieb:
> Einfach zu beschaffen und robust sind L6202 / L6203. Die können ab 9 V
> betrieben werden.

Ich finde auch die Dinger von Rohm recht praktisch und robust. BA6209 
und BA6219 sind tausendfach bewährt und richtig billig. Direkte 
Logiklevel Inputs und SIL Gehäuse.

: Bearbeitet durch User
von Tino A. (tinooo)


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Danke erstmal!

Leider ist ein anderes Bauteil keine Option.

Das mit der Ladezeit vom Kondensator ist mir bewusst, dennoch muss ich 
doch theoretisch (wenn ich kein gefühl besitze :p) auch rechnerisch auf 
einen Wert kommen. Ich dachte 1/8 periode als anstiegszeit, da die PWM 
wohl weitgehend >1/8 Tastverhältnis aufweisen wird, und ich 
dementsprechend auch meinen Motorstrom erreiche. Ich würde dt gerne noch 
kleiner wählen, aber kann mir leider nicht vorstellen bis wie weit okay 
ist, dass die drossel dennoch eine Wirkung zeigt.


Und VM habe ich leider nicht gepuffert. VM wird aus einem goßzügig 
ausgelegten (China)Netzteil bezogen. Könnte wohl tatsächlich auch schuld 
sein, klingt für mich fast Logischer, als die Sache mit dem Überstrom, 
da meines erachtens nach in dieser Hinsicht der Treiber groß genug 
ausgelegt sein sollte.

Aber auch hierzu eine kleine Anmerkung, die Max Ratings vom Motortreiber 
sind für VM nicht 12V, sonder 15V.

In welcher größenordnung kann ich mir denn so eine Bremsspannung 
vorstellen?


Jetzt wo ich aber darüber nachdenke, hat die Schaltung vorher am 
Labornetzteil funktioniert (weiß leider nicht mehr ob es lange war). 
Dieses war nicht auf 12V, sondern wohl irgendwo zwischen 8V und 10V


Übrigens sind vom Motortreiber die FETs durchgebrannt, falls das hilft.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tino A. schrieb:
> da meines erachtens nach in dieser Hinsicht der Treiber groß genug
> ausgelegt sein sollte

Erachten reicht da aber nicht, sondern kann durch Rechnen ersetzt 
werden. Mach dir klar, das in den ersten paar ns der Kondensator 
praktisch einen Kurzschluss darstellt (ist ja völlig entladen) und das 
dann nur noch die Endstufen im Treiber und die Zuleitungen (Widerstand 
und Induktivität) den Ladestrom begrenzen.
Mal in Coulomb:
Q = I * t  -> nun umstellen nach Strom:

I = Q / t  -> und nun mal Werte einsetzen, lass uns mal deine vermutete 
Anstiegszeit von 0,32µs / 8 annehmen, sind also 40ns:

I = 4,7nC / 40ns = 117mA
Ist also recht erheblich und wird noch grösser, wenn die Anstiegszeit 
kleiner ist. Wohlgemerkt, das ist nur der 4,7nF Kondensator, kein 
Motorstrom.

: Bearbeitet durch User
von m.n. (Gast)


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Tino A. schrieb:
> Und VM habe ich leider nicht gepuffert.

Sag ich doch!

> Aber auch hierzu eine kleine Anmerkung, die Max Ratings vom Motortreiber
> sind für VM nicht 12V, sonder 15V.

Das ist bekannt.


> Übrigens sind vom Motortreiber die FETs durchgebrannt, falls das hilft.

Ja, die sterben zuerst an Überspannung (Kurzschluß) und dann schlägt das 
großzügig ausgelegte Netzteil zu und verbrennt den Schrott ;-)

Matthias Sch. schrieb:
> Ich finde auch die Dinger von Rohm recht praktisch und robust. BA6209
> und BA6219 sind tausendfach bewährt und richtig billig.

Haben leider keine MOSFETs und gehen nur bis 18 V, was mir viel zu wenig 
ist. Die L62xx halten 48 V aus, was bei 24 V Betriebsspannung dann 
ausreichend ist.

von WehOhWeh (Gast)


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Tino A. schrieb:
> Aber auch hierzu eine kleine Anmerkung, die Max Ratings vom Motortreiber
> sind für VM nicht 12V, sonder 15V.

Wann werden diese Maximum Ratings endlich verboten?
Meiner Meinung nach sollte man die nur gegen eine NDA bekommen.

Die Recommendet operating conditions sind das Maß aller Dinge für den 
Normalbetrieb. Nicht die Maximum Ratings.

--> 13,5V dürfen nicht überschritten werden.
Daher sind 12V ok, setzen aber ein halbwegs passables Netzteil voraus.

Schau dir mal die Spannung deines Netzteils bei Lastwechseln an. Schalte 
einen Widerstand drauf für z.B.  etwa halbem Nennstrom und nimm ihn 
wieder weg. Und beobachte die Spannung mittels Oszilloskop.
Wie weit bricht die Spannung ein beim Zuschalten?
Wie weit schießt die Spannung hoch beim Wegschalten?

Billige Netzteile können schnelle Lastwechsel nur schlecht ausregeln. 
Bem Abschalten der Last kann die dabei auftretende Überspannung so groß 
werden, dass der Motortreiber zerstört wird.

von Tino A. (tinooo)


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danke erstmal an Matthias Sch., du hast mich auf jeden fall ein Stück 
mit der Theorie weitergebracht. Brauch wohl noch n bisschen bis es klick 
macht, aber ich denke ich bin auf dem richtigen weg!



WehOhWeh schrieb:
>
> Schau dir mal die Spannung deines Netzteils bei Lastwechseln an. Schalte


Die Spannung ist entgegen der Erwartungen doch sehr stabil! Das Netzteil 
ist bis 5A ausgelegt und ich habe es mit ca. 2A belastet, und nur eine 
sehr geringe Schwankung am Oszi zu sehen. Der Strom in meiner Schaltung 
schnellt (Laut anzeige meines Labornetzteils) beim Lastwechsel (bei 4 
Motoren) auf irgendwas zwischen 800mA und 1,2A.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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m.n. schrieb:
> Haben leider keine MOSFETs und gehen nur bis 18 V, was mir viel zu wenig
> ist. Die L62xx halten 48 V aus, was bei 24 V Betriebsspannung dann
> ausreichend ist.

Ich meinte ja auch nicht für dich, sondern für den TE. Hier sind die 18V 
mehr als ausreichend und für den 6V Motor sollte das gut klappen.

von Tino A. (tinooo)


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Eine andere Sache,
Laut Datenblatt hat der TB6612FNG einen Übertemperaturschutz. Sollte 
dieser nicht eigentlich vor zu hohen strömen schützen?


Ich werde wohl die Tage passende Spulen und einen dicken Elko besorgen, 
und dann wohl oder übel testen, und hoffen dass es nicht abraucht, denn 
sonst hab ich ein Problem.


Über weitere Tipps bin ich dennoch dankbar!

gruß

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tino A. schrieb:
> Sollte
> dieser nicht eigentlich vor zu hohen strömen schützen?

Nö. Der schützt vor Übertemperatur (duh!). Die Überströme müssten 
erstmal den Chip aufheizen, damit die Sicherung anschlägt. Dazu kommt es 
aber gar nicht mehr, der Kiesel braucht ja eine gewisse Zeit, bis er 
warm wird.

Tino A. schrieb:
> Über weitere Tipps bin ich dennoch dankbar!

Hier einer:
Betreibe den Chip innerhalb der nominellen Specs und nicht am Rande der 
Absolute Maximum Ratings.

: Bearbeitet durch User
von m.n. (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Ich meinte ja auch nicht für dich, sondern für den TE.

Ist wohl auch egal, da andere Bauteile keine Option sind und unbedingt 
schwer beschaffbare Exoten verwendet werden müssen.
Für einen Pufferelko ist sicherlich auch kein Platz mehr. Tel aviv 
mondamin ;-)

von Tino A. (tinooo)


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m.n. schrieb:
> Matthias Sch. schrieb:
>> Ich meinte ja auch nicht für dich, sondern für den TE.
>
> Ist wohl auch egal, da andere Bauteile keine Option sind und unbedingt
> schwer beschaffbare Exoten verwendet werden müssen.
> Für einen Pufferelko ist sicherlich auch kein Platz mehr. Tel aviv
> mondamin ;-)

Tatsache, und das ist wohl doof gelaufen und man lernt immer wieder 
dazu, bin ja noch jung ;). Dennoch bekomme ich den Elko schon noch mit 
an die Anschlussleitung dazu, das sollte klappen. Und auch die Spulen 
bekomme ich noch rein.

Und nun ja am Rande der Ratings. Ich muss sagen, dass ich davon 
ausgegangen bin, dass wenn die Ratings von bis 13,5V gehen und nochmal 
ein Maximum Rating von 15V extra angegeben ist, ich mit meinen 12V ganz 
gut fahre. Selbst wenn mein Netzteil 12,5V ausspuckt, habe ich immernoch 
2,5V 'luft'... Soweit der Gedanke, scheinbar wohl doch nicht.

Und da ich auch die PWM deutlich unter MAX betreibe, dachte ich 
eigentlich nicht, dass es zu Problemen kommt.(ähnliches Setup mit 
anderen Motortreibern, hat keine Probleme gemacht)

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