Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik X2 Klasse bei Motorkondensatoren


von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Mir ist das anscheinend gängige Fehlen der X2-Klasse bei 
Motorkondensatoren für AC-Motoren aufgefallen. Normalerweise müßte ein 
Kondensator der zwischen L und  geschaltet ist, doch eine X-Klasse 
haben.
Ist durch die die sicherlich vorhandene elektrische Vorsicherung des 
Motors eine X-Klasse nicht mehr nötig? Wie ist das genau?

Und umgekehrt dann ein Gerät das eine Sicherung vor dem Kondi hat, 
brauch auch keinen X-Klasse Kondi? Scheint mir falsch zu sein, oder?


Bei Mikrowellen gibts auch einen ähnlichen Kondensator. Dieser dann aber 
deutlich spannungsfester. Sind das welche mit irgendeiner X-Klasse bzw. 
welchen Schutz gegen einen Defekt im Kondi?


Was meint ihr dazu? Danke!

von Peter R. (pnu)


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Bei vielen Geräten ist der Entstörkondensator vor dem Netzschalter 
bleibt also auch nach dem Einschalten des Geräts am Netz. Andersrum geht 
nicht, da würde der Schalter durch den vom Kondensator gelieferten 
Stromstoß schnell zerstört. Solche Kondensatoren, direkt am Netz, müssen 
die X2 Zulassung haben. (wohl aufgrund des Brandschutzes)

Der Phasenschiebekondensator liegt nicht ständig am Netz. Auch wird der 
Strom durch die zu Kondensator gehörige Wicklung begrenzt und die dem 
Motor zugeordnete Sicherung wird als Brandschutz wirksam.

Abdul K. schrieb:
> Und umgekehrt dann ein Gerät das eine Sicherung vor dem Kondi hat,
> brauch auch keinen X-Klasse Kondi? Scheint mir falsch zu sein, oder?

Stell Dir den Vorgang vor: Am Anfang des Kondensatorwickels ensteht ein 
Defekt. Der Widerstand des langen Alustreifens begrenzt den Strom auf 
unter 16A. Dann spricht die Sicherung nicht an, aber der Kondensator 
fängt an zu glühen oder wird innerhalb einiger Sekunden zu einem 
Feuerball aus verdampfter Folie und flüssigem Aluminium. Erst danach 
spricht die Sicherung an.

Abdul K. schrieb:
> Bei Mikrowellen gibts auch einen ähnlichen Kondensator

Inwieweit ist der "ähnlich"?

ständig am Netz liegend, mit den 16A abgesichert, die eine 
1,5mm²-Kupferleitung vor Brand schützen soll (und kann), aber nicht eine 
0,1mm dicke Folie aus Alu.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hm, wenn ich das richtig interpretiere: Wenn man dem normalen 
Folienkondensator also einen passend gestalteten Vorwiderstand 
spendiert, käme man ohne X-Klasse für den Kondi aus? Wie müßte dieser 
Widerstand bemessen sein?


Das mit dem Kondi in der Mikrowelle bezog sich auf dessen Aufbau und 
hochspannige Umgebung.


Bei der Sicherung gibts immer ein grundsätzliches Problem: Sie überwacht 
nicht den Brandeintrittsfall des Kondensators. Vielleicht haben manche 
Spezialtypen solcher Kondis eine passende Sicherungseinrichtung im 
Wickel eingebaut? Gesehen habe ich sowas noch nicht. Ähnliches gibts ja 
bei Varistoren.

von oszi40 (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Vielleicht haben manche
> Spezialtypen solcher Kondis eine passende Sicherungseinrichtung

Bei "selbstheilenden" MPs z.B. wurde die bedampfte Schicht einfach 
weggebrannt. Dadurch verringert sich natürlich die Kapazität mit jedem 
Schaden.

Man beachte auch den "kleinen" Unterschied zwischen einem Anlauf- und 
Betriebskondensator, der dauernd am Netz ist und dementsprechend größer 
und robuster konstruiert sein sollte.

von MaWin (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Mir ist das anscheinend gängige Fehlen der X2-Klasse bei
> Motorkondensatoren für AC-Motoren aufgefallen.

Der Kondensator hängt ja auch nicht DIREKT zwischen L und N, sondern die 
Motorwicklung ist dazwischen.

Bei kleineren Werten (0.1uF etc.) sind allerdings MP-Kondensatoren meist 
mit X2 bedruckt, daher auch der Einsatz von solchen in 
Kondensatornetzteilen. Nicht weil sie zwischen L und N hängen (tun sie 
ja nicht), sondern weil sie dieselbe Belastung (70mA/uF) aushalten 
müssen wie ein Motorkondensator.

Übrigens haben MP die NICHT zwischen L und N hängen sondern einen 
Vorwiderstand haben möglicherweise das Problem, daß deren Selbstheilung 
nicht mehr funktioniert.

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