Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Schutzschaltungen


von Schüler H. (htlprojekt)


Lesenswert?

Hallo,
Ich befinde mich gerade mitten in meinem Projekt für meine 
Abschlussarbeit und muss eine Schutzschaltung für einen µControler 
dimensionieren.
Ich habe mich auch schon eingelesen, jedoch habe ich keine Lösung 
gefunden, welche allgemein empfohlen wird.
Ich habe ein Eingangssignal zwischen 0-10V welches mittels eines 
Spannungsteilers auf eine Range von 0-3,3V geteilt wird. Da das Endgerät 
jedoch von Schülern benutzt werden soll, muss es gegen dauerhafte 
Überspannung und ESD-Fehler geschützt sein.
Nun stellt sich mir die Frage ob gegen ESD eine einfache Supressordiode 
ausreicht oder ob ich auf mehr Rücksicht nehmen soll.
Bei der dauerhaften Überspannung würde ich gerne wissen ob hier ein 
Überspannungsschutz mit Dioden ausreicht und wie ich sie dimensionieren 
müsste?

Bitte daher um Hilfe
Danke.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Wenn der Spannungsteiler aus ausreichend hochohmigen Widerständen 
besteht, sagen wir 220k und 100k, dann reichen bereits die internen 
Schutzdioden  des ICs.

Da du aber von 0-10V redest, meinst du wohl Analogsignal, und da möchten 
uC gerne weniger als 10k Eingangsimpedanz sehen. Das kann man durch 
einen 10nF Kondensator erreichen. Der verlangsamt natürlich die Reaktion 
auf schnelle Signale. Besonders robust wird es, wenn man noch einen 
Vorwiderstand vor den Eingang setzt, dann kommt so was bei raus:

                     BAV99
                   +--|>|-- VCC (3.3V)
                   |
In --220k--+---+---+----1k------|uC
           |   |   |
         100k 10nF +--|<|--+
           |   |           |
          GND GND         GND

Da der ESD Funke aus einem Acrylpullover leicht 2kV erreichen kann, 
sollte der 220k Widerstand auch bei 2000V noch keinen Funken 
drüberlassen, also kein SMD und möglichst 2 x 100k in Reihe.

Die Eingangsschaltung übersteht also alle im Schulalltag vorkommenden 
Spannungen, von SELV über 230V bis mehreren kV einer Funkenentladung 
(falls der Aufbau sinnvoll ist und den Funken weder kapazitiv noch durch 
zu kleine Abstände drüberlässt).

von Schüler H. (htlprojekt)


Lesenswert?

Danke für die rasche Antwort.
Jedoch ergibt sich das Problem, dass es die Signaleänderungen so schnell 
als möglich erkennen sollte. Hättest du dafür auch noch eine Lösung oder 
wird dies dann in Kombination schwierig?
lg

von Florian W. (Firma: Pesch Marinescheinwerfer) (seematzfw)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Da der ESD Funke aus einem Acrylpullover leicht 2kV erreichen kann,
> sollte der 220k Widerstand auch bei 2000V noch keinen Funken
> drüberlassen, also kein SMD und möglichst 2 x 100k in Reihe.

Hallo MaWin,

ich hätte da noch mal eine Frage zu dem oben zitierten Textteil. Sollte 
es nicht eigentlich auch gehen, wenn man SMD-Widerstände größerer 
Bauform (1206 oder gar 2012 z.B.) benutzt? Ich bin der Meinung, dass 
eine Funkenstrecke etwa 3kV/mm benötigt, um durchzuschlagen, so dass ein 
solcher Widerstand, trotz der unter den Widerstand reichenden Pads, 
vermutlich auch 2kV aushalten müsste.

Kannst du dem zustimmen, oder liege ich da komplett falsch?

Mich würde deine Meinung dazu interessieren.

MfG
Florian

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Florian W. schrieb:
> SMD-Widerstände größerer Bauform (1206 ...) ... auch 2kV aushalten müsste.
Das hält dann evtl. die Platine zwischen den Pads "aus". Aber nicht der 
Widerstand an sich. Bei dem ist in diesen Bauformen meist bei 200V 
Schluss. Mit ein wenig Glück kommst du bis 500V:
http://de.farnell.com/yageo-phycomp/rv1206jr-07330kl/widerstand-1206-high-voltage-5/dp/1377006

: Bearbeitet durch Moderator
von Florian W. (Firma: Pesch Marinescheinwerfer) (seematzfw)


Lesenswert?

Bei den Widerständen, die ich mal eben verglichen habe, steht bei 
THT-Widerständen (110k, 1/4W, Metallschicht) aber auch "nur" eine 
maximum working voltage von 500V. Ähnlicher Widerstand (110kOhm, 1206 
oder 2010) in SMD-Bauweise hat immerhin auch schon 400V maximum overload 
voltage. Demnach halten auch die THT-Widerstände solch einen ESD-Funken 
nicht aus, oder verstehe ich da jetzt das Datenblatt nicht richtig?

MfG
Florian

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Florian W. schrieb:
> Demnach halten auch die THT-Widerstände solch einen ESD-Funken nicht
> aus, oder verstehe ich da jetzt das Datenblatt nicht richtig?
Doch, korrekt. Der ESD-Funke wird schlimmstenfalls einfach über die 
Widerstandsbahn "drüberhüpfen". Das passiert zwar im "Normalfall" nicht, 
aber es wird auch nicht garantiert. Auf jeden Fall ist es aber bei 
SMD-Widerständen wahrscheinlicher...

von WehOhWeh (Gast)


Lesenswert?

Was hier auch ginge sind solche ESD-Z-Dioden wie die PESD-Serie:
http://www.nxp.com/documents/data_sheet/PESDXS2UT_SERIES.pdf

Die kann man direkt am Eingang gegen Masse schalten. Bei modernen Chips 
wie µController reicht das dank eingebautem Schutz dann aus, weil die 
Dioden die meiste Energie abbekommen. Der eingebaute ESD-Schutz des µC 
kann den Rest dann ohne Schaden schlucken. Ich bin damit schon bis 16kV 
AD gekommen.

Beim ESD wäre aber zu beachten, dass der Impuls extrem steilflankig ist 
- das steigt innerhalb von ns auf kV - ein extrem großes dU/dt bei 
passablen Strömen. Dementsprechend ist das Layout hier wichtig - kurze 
Wege, die Diode direkt auf die Leitung setzen, es darf keine "Zuleitung" 
geben.
Das Layout ist hier wichtiger, als die Bauteile. Der ESD ist direkt am 
Stecker abzufangen, der Strom (der gegen Erde fließt!) darf auf keinen 
Fall über Leiterbahnen durch die Platine gefahren werden. Jedes nH 
parasitäre Induktivität tut hier weh.

Ein Möglichkeit sind auch Funkenstrecken im Layout. Aber die haben den 
Nachteil, von Umweltbedingungen abhängig zu sein und dass man sie nicht 
exakt auslegen kann.

von Florian W. (Firma: Pesch Marinescheinwerfer) (seematzfw)


Lesenswert?

Danke für die Erklärung. Das hat beim Verständnis schon sehr geholfen.

MfG
Florian

von WehOhWeh (Gast)


Lesenswert?

WehOhWeh schrieb:
> Die kann man direkt am Eingang gegen Masse schalten. Bei modernen Chips
> wie µController reicht das dank eingebautem Schutz dann aus, weil die
> Dioden die meiste Energie abbekommen. Der eingebaute ESD-Schutz des µC
> kann den Rest dann ohne Schaden schlucken. Ich bin damit schon bis 16kV
> AD gekommen.

Korrektur:
Am Stecker muss die Diode natürlich sitzen, nicht am Eingang. Asche auf 
mein Haupt!

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

WehOhWeh schrieb:
> Ein Möglichkeit sind auch Funkenstrecken im Layout. Aber die haben den
> Nachteil, von Umweltbedingungen abhängig zu sein
Und zwar extrem!
Trockene und feuchte Luft sowie ein wenig Staub oder (Zigaretten-)Rauch 
ändern die Werte locker um den Faktor 10...

von mse2 (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Da der ESD Funke aus einem Acrylpullover leicht 2kV erreichen kann, ...
Zur Info: Elektrostatische Entladungen vom Menschen in Gegenstände 
werden bei Spannungen von unter 2kV gar nicht bemerkt. Diejenigen, die 
man bemerkt, finden also bei wesentlich größeren Spannungen statt.
Entsprechende Witterung (niedrige Luftfeuchte), passende Kleidung 
(Synthetikfasern) vorausgesetzt kann man nach dem Aufstehen aus einem 
Brürostuhl zwischen sich und demselben ohne weiteres über 20kV haben.
Die Peakströme bei der Entladung können dabei eine Größenordnung von 10 
Ampére erreichen.

Wie schon geschrieben: ESD-Schutzdiode direkt direkt an den 
Steckverbinder, Layout ist wichtig.

Zur Dauerüberspannung:
Gegen welche maximale Überspannung soll denn eigentlich geschützt 
werden?

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.