Forum: Markt Bode 100 Netzwerkanalysator


von Rainer R. (Firma: Reusch Elektronik) (reusch)


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Hallo Forum-Mitglieder!
Ich bin bei meiner Recherche auf den folgenden 
Vektor-Netzwerk-Analysator gestoßen:

Bode 100 Vector Network Analyzer
(https://www.picotest.com/products_BODE100.html)

Sowohl bei den technischen Daten als auch im Preis liegt das Gerät in 
einem für mich akzeptablen Bereich. Auch der Umstand, dass es ein an 
einem Windows-PC zu betreibendes USB-Gerät ist, stört mich nicht.

Meine Frage an diejenigen, die dieses Gerät kennen oder schon damit 
gearbeitet haben: Was gibt es Positives und Negatives darüber zu 
berichten? Hat das Gerät oder die zugehörige Software etwas, das 
besonders gut oder schlecht ist?
Der Hintergrund meiner Fragen ist, dass ich einen eventuellen Fehlkauf 
vermeiden möchte (bei einem Nettopreis von 4200€ wohl nachvollziehbar).

Die folgende Frage ist in anderen Beiträgen eigentlich schon beantwortet 
(aber vielleicht gibt es doch noch neue Erkenntnisse):
Gibt es vielleicht noch bessere Alternativen, die in der Leistung 
(10Hz...40MHz), dem Funktionsumfang und im Preis (<5000€) ähnlich 
gelagert sind wie der "Bode 100"?

Ich bin gespannt auf eure Antworten!

von René H. (dj1yr)


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Hallo,

mal eine Frage, was für einen Frequenzbereich benötigst du?
1Hz - 40Mhz?

Hast du die mal den VNWA3 angeschaut?

von Ralph B. (rberres)


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Wenn man schon bereit ist über 5000 Euro zu investieren, dann würde ich 
nach einen gebrauchten Gerät eines namhaften Herstellers suchen.

Agilent oder Rohde&Schwarz wäre da die richtigen Geräte.

Für den Preis dürfte man schon ein relativ modernes gebrauchtes Gerät 
bis 3GHZ oder 4 GHz bekommen.

Unterschätze aber bitte die Kosten für das notwendige Zubehör nicht, wie 
Messkabel ( da gehen nun mal keine Kabel für 30 Euro von der Stange 
mehr, und das notwendige Kalibrierkit, bestehend aus Open Source Match 
und Durchgang.

Da sind bis 4GHz schnell auch mal 1000 Euro weg.

Aber der VNWA3 von DG8SAQ ist auch nicht schlecht. Aber auch da werden 
gute Kabel und ein Kalibrierkit benötigt.

Ralph Berres


Ralph Berres

von Rainer R. (Firma: Reusch Elektronik) (reusch)


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Die klassischen Vektor-Netzwerk-Analysatoren gehen gerne in den 
GHz-Bereich als obere Grenzfrequenz, was ja nicht schlecht ist, aber 
auch seinen Preis hat. Unten fangen sie üblicherweise bei 100kHz oder 
bestenfalls bei 9Khz an. Da ist das "VNMW3" mit 1kHz schon deutlich 
besser. Bei den (zwar günstigen) Bastellösungen* aus dem 
Amateurfunkbereich bin ich allerdings etwas skeptisch, insbesondere was 
den Funktionsumfang der Software betrifft.

*) die Amateurfunker mögen mir diese etwas despektierlich anmutende 
Einstufung ihrer Leistung verzeihen

Mir geht es in erster Linie darum, Messverstärker und Filterschaltungen 
aus dem Bereich der Industrieelektronik aus zu messen. Da sind 10Hz als 
untere Grenzfrequenz schon gut (der "Bode 100" geht bis 1Hz). Die obere 
Grenzfrequenz von 40MHz würde dafür ausreichen, hätte aber auch nichts 
dagegen, wenn es mehr wäre. Und wenn es eine vergleichbare Alternative 
zum "Bode 100" zu einem günstigeren Preis gäbe, wäre ich auch nicht 
unglücklich.

Mit dem Gedanken, ein Gebrauchtgerät zu erwerben, habe ich natürlich 
auch schon gespielt. Aber gibt es in dieser Geräteklasse überhaupt 
etwas, das bereits bei so rund 10Hz los geht?

von Ralph B. (rberres)


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Du solltest dir die Software von dem VNWA3 mal ansehen.

Sie bietet heute schon mehr Komfort als viele kommerzielle NWAs der 
oberen Preisklasse.

Ob man den VNWA3 dazu bewegen kann bis 1Hr runter zu gehen, müsste man 
mit dem Autor dieses Gerätes Prof. Thomas Bayer aus der Uni Ulm DG8SAQ 
abklären.

Vielleicht weis der ja eine Lösung.

Eventuell gibt es ja Software , welche nur mit der Soundkarte im PC 
läuft.

Ralph Berres

von René H. (dj1yr)


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Nicht nur der Komfort, auch die Möglichkeiten welche die SW bietet, 
übertreffen die meisten VNWA´s, Genauigkeit ist vergleichbar mit 
kommerziellen Geräten, kann nur mit einem R&S ZVRL vergleichen.

Bis in den Hz Bereich soll wohl mit dem VNWA auch gehen, dazu gab es mal 
etwas in der Yahoo Group.

Was für genaue Schaltungen aus dem Industriebereich willst du genau 
messen, das man eine ugF von um 10Hz benötigt?

: Bearbeitet durch User
von Rainer R. (Firma: Reusch Elektronik) (reusch)


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Ok, ich werde mir das "VNWA" dann doch mal genauer anschauen. Es würde 
auf jeden Fall die höheren Frequenzen abdecken.
Ich habe bei "Testwall" mal nach gebrauchten Geräten Ausschau gehalten 
und zum Beispiel den HP 3577B 
(http://www.testwall.com/products/product.791.0.0.Agilent-HP-3577B.html) 
gefunden, der den Bereich von 5Hz bis 200MHz abdeckt. Das wäre genau das 
Richtige. Was mich an den älteren Geräten jedoch abschreckt: das sind 
riesige Trümmer! Wo bringt man so eine Kiste unter? Da ist mir ein 
smartes USB-Kästchen dann doch lieber. Und die Kurven hat man dann auch 
gleich als Datei im PC (Stichwort: Dokumentation).

Um noch die Frage, was ich mit so einem Gerät machen möchte, zu 
beantworten: In erster Linie geht es mir ganz banal um Frequenz- und 
Phasengang. In meinem aktuellen Projekt habe ich signalaufbereitende 
Eingangsstufen mit Tiefpasscharakteristik (Grenzfrequenz 35KHz und 
1KHz). Die Frequenzen des Eingangssignals können bis in den 
Hertz-Bereich hinunter reichen. Da möchte ich einfach wissen, wie 
konstant der Amplitudengang ist. Das als bei mir gerade aktuelles 
Beispiel.
Jetzt werden einige einwenden: Nimm doch einen Funktionsgenerator und 
ein Oszi! Ja wo sind wir denn? Noch in den siebzigern? Damit lass' ich 
nicht mal meine Studenten im Elektronikpraktikum die Zeit vertrödeln.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Den Bode100 haben wir hier rumliegen. Eigentlich war er gedacht um 
Schaltregler durchzumessen, aber die Ergebnisse sind leider nicht 
konsistent. Filter durchzupfeifen geht damit aber gut, und die 
mitgelieferte Software ist ausreichend. Die Software wird regelmäßig 
aktualisiert.

von Rainer R. (Firma: Reusch Elektronik) (reusch)


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@Michael X.
Vielen Dank für diese Info! Das ist doch schon mal eine Aussage.

von Bernhard B. (Firma: OMICRON Lab) (bernhard_b)


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Lieber Michael X.
meine Name ist Bernhard Baumgartner und ich arbeite für OMICRON Lab, den 
Hersteller des Bode 100.

Sie erwähnen in ihrem Post, dass Sie mit unserem Gerät keine 
konsistenten Ergebnisse bei der Analyse von Schaltreglern erzielen 
konnten. Da die Qualität der Messergebnisse von einer Vielzahl von 
Faktoren abhängt (Einspeisepegel, Impedanzverhältnis am Einspeisepunkt, 
Tastkopfkapazitäten, etc.) biete ich Ihnen gerne diesbezügliche 
Unterstützung an.

Weltweit führende Unternehmen wie Microchip, Linear Techologies, Texas 
Instruments und Infineon nutzen täglich das Bode 100 zur Analyse von 
Schaltreglern. In Deutschland sind die Field Applications Engineers von 
LT mit einem Bode 100 ausgestattet, um Probleme an Schaltreglern bei 
Kunden zu untersuchen.

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir Ihr Messproblem in den Griff 
bekommen. Bitte senden Sie uns Ihre Messergebnisse z.B. mit der in der 
Software enthaltenen Funktion "Send Bode File to Support" zu oder 
kontaktieren Sie uns unter support@omicron-lab.com.

Wir freuen uns schon auf Ihre Kontaktaufnahme.

Beste Grüße
Bernhard Baumgartner

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Hallo Herr Baumgartner,
gerne. Ich werde bei der nächsten Inbetriebnahme von Reglern auf ihr 
Angebot zurückkommen.

Freundliche Grüsse,
Michael X

von Florian V. (florianv)


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Na ja, wer einen Bode100 mit einem HF-Netzwerkanalyzer vergleicht, dem 
ist wohl nicht bewusst, dass es noch eine ganz andere Welt der VNAs 
gibt...

Geräte wie der Bode100, Venable oder der AP300 dienen z.B. der Analyse 
von geschlossenen Regelkreisen. Und da will man bei der Messung durchaus 
auch in den Bereich unter 10Hz runter, da sich die Phase ja schon eine 
Dekade unter dem Pol/der Nullstelle verändert.

Ich benutze den Bode100 hauptsächlich zur Stabilitätsanalyse von 
Schaltnetzteilen. Es braucht tatsächlich etwas Übung, eine durchgeführte 
Messung zu bewerten, ob das Ergebnis plausibel ist. Oder ob man nochmal 
am Pegel drehen muss o.ä. Aber Omicron liefert viele gute Application 
Notes, finde ich, für die verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten.

Mit Reproduzierbarkeit habe ich keine Probleme. Wenn es damit Probleme 
gibt bzw. die Ergebnisse trotz sorgfältiger Anpassung einfach nur 
merkwürdig zu sein scheinen, kann das Problem auch ganz woanders liegen: 
Gerade Schaltnetzteile haben noch viele andere Problemfelder als nur den 
Regelkreis. Verhält sich durch schlechtes Layout, Abblockung, 
Einstreuungen der Schaltregler gestört? Das kann im Bode-Plot echt 
merkwürdig aussehen und schwupps denkst du, du hättest ein 
Regelkreisproblem.

Für einen Aha-Effekt hat das Gerät bei mir auf alle Fälle gesorgt, als 
ich mal verschiedene Induktivitäten vermessen habe, die nach Datenblatt 
vergleichbar sein sollten. Was Hersteller in ihren Datenblättern so 
alles gerne verschweigen... In meinem Fall war es ESR über Frequenz, 
eine der Induktivitäten hatte bei Arbeitsfrequenz über Faktor 10 mehr 
ESR als bei DC. Klar dass die dann bei Volllast abkocht.

von Manfred L. (egonotto)


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Hallo,


was ist von solchen Lösungen wie Cleverscope oder Red Pitaya (Bode 
analyzer und Frequency Response Analyzer) zu halten?

MfG
egonotto

von Michi H. (hempels)


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Manfred L. schrieb:
> Hallo,
>
> was ist von solchen Lösungen wie Cleverscope oder Red Pitaya (Bode
> analyzer und Frequency Response Analyzer) zu halten?
>
> MfG
> egonotto


Wäre ebenfalls meine Frage, wenn sich jemand noch des alten Threads 
annehmen möchte ;)

von Schorsch X. (bastelschorsch)


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Seit über 20 Jahren nutzen wir einen HP/Agilent 35670 zur Regler 
Charakterisierung. Messwerte immer sehr orderntlich und jeder "glaubt" 
die auch.

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