Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik CAN-Daten aufzeichnen mit einer Auflösung deutlich unter 1 ms?


von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Bei USB-CAN-Adaptern, z. B. dem MICROCHIP CAN BUS Analyzer (der bei 
Datenpaketen innerhalb 1 ms um 50 % der Daten verliert/nicht anzeigt) 
und dem Canalyst-II (kein Datenverlust) hat man ja schon durch das 
USB-Framing eine Auflösung von theoretisch bestenfalls 1 ms, und 
praktisch zeigen sich mehr als 10 ms. Das heißt alles was in 10 ms 
eingeht wird als gleichzeitig angezeigt, von Programmen wie CANalyzer 
oder USB_CAN Tool.
Das ist ungenügend, wenn man in einer Millisekunde 10 oder mehr 
Datenpakete hat und die nicht nur mit dem Oszilloskop zeitlich separat 
sehen möchte.

Deshalb suche ich Adapter mit denen es das Problem nicht gibt. Können 
PCI- oder PCIe-CAN-Karten das, also zumindest auf 10 bis maximal 100 
Mikrosekunden genau die Zeiten der Datenpakete angeben?

Bei einfachen Ports wie Parallelport oder serieller Schnittstelle, 
onboard oder per PCI(e)-Karte, sehe ich nur eine Latenz von maximal 2 
Mikrosekunden. Also sollte das auch mit CAN-Adaptern gehen, aber ein 
Adapter kann ja lange zwischenpuffern und auch der Treiber kann lange 
zwischenpuffern. Und die Hersteller schweigen ja zur Latenz.

von Peter D. (peda)


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In der Regel hat jedes CAN-Paket auch einen Timestamp. Die Firmware wird 
diesen aber wohl nicht mit ausgeben.

von Stefan (Gast)


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Das ist nicht das Problem des USB, sondern ein Problem der 
Softwarearchitektur. Wenn der CAN-to_USB-Adapter selbstständig die 
Zeitstempel erzeugt und zusammen mit den CAN-Daten an den PC 
weiterleitet, dann kannst Du fast beliebige Latenzen auf der 
USB-Übertragung haben und trotzdem eine korrekte Anzeige bekommen.

Gruß, Stefan

von Steffen R. (steffen_rose)


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Und im Gegensatz dazu kann es bei passiven CAN PCI Karten passieren, 
dass die Zeitstempel erst "sehr spät" durch das OS erzeugt werden.

Wenn ich mich recht erinnere, haben die USB Interfaces von EMS Wünsche 
eine hohe Auflösung und Genauigkeit. Am besten explizit wegen der 
Genauigkeit nachfragen.

http://www.ems-wuensche.de/product/datasheet/html/can-usb-adapter-converter-interface-cpcusb.html

Dass Vector gute Interfaces hat, sollte bekannt sein.

von CAN-Fan (Gast)


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Also bei den Vector Produkten gibt es meines wissens einen Hardware 
Zeitstempel. Ich hab nur mit 10ms Intervall bei 15 Knoten was gemacht, 
das ging problemlos. Und wie viele Kommastellen der Zeitstempel hat kann 
ich dir nicht genau sagen, bzw müsste ich später nach schauen.

Aber ich denke der Support von Vector kann dir da weiter helfen. Ich 
gehe mal davon aus, dass bei 100% Buslast bei 1 MBaud kein Verlust sein 
sollte.

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Stefan schrieb:
> Wenn der CAN-to_USB-Adapter selbstständig die
> Zeitstempel erzeugt und zusammen mit den CAN-Daten an den PC
> weiterleitet, dann kannst Du fast beliebige Latenzen auf der
> USB-Übertragung haben und trotzdem eine korrekte Anzeige bekommen.

Ja, nur gibt es die in der Praxis nicht, also CAN-to_USB-Adapter die 
selbstständig Zeitstempel erzeugen.
Zumindest MICROCHIP CAN BUS Analyzer und Canalyst-II arbeiten nicht so 
oder sie haben über 10 ms Zeitauflösung.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Rolf F. schrieb:
> also CAN-to_USB-Adapter die
> selbstständig Zeitstempel erzeugen

Zumindest haben viele CAN-Controller einen Timer, dessen Wert in jedem 
MOB mit gespeichert wird, dagegen kannst Du nichts machen.
Nur muß die Firmware diesen Wert auch über USB mit übertragen. Und dann 
muß das PC-Programm ihn mit anzeigen.

von Decius (Gast)


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Ich danke es kommt darauf an, wieviel Funktionalität im CAN-Adapter 
steckt und wieviel vom PC erledigt werden muss. Wenn ich mich recht 
erinnere lag die minimale Intervallzeit der Windows-Timer bei 10ms, die 
der hochauflösenden Timer bei 1ms. Mit einer PC-Lösung kommst du da also 
nicht weiter, es sei denn, der CAN-Adapter erledigt selbstständig 
PC-unabhängig die zeitkritischen Aufgaben.

Grundsätzlich kann man also sicher sagen, die billigsten CAN-Adapter 
werden Deinen Ansprüchen nicht genügen. Eine gute Empfehlung ist es, wie 
oben schon geschrieben wurde, lass dich vom Vertrieb von Vector beraten. 
Dort gibt es CAN-Adapter unterschiedlicher Preisklassen.

von Decius (Gast)


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Alternativ könnte man natürlich auch noch über eine aktive CAN PCI-Karte 
nachdenken.

von Mike R. (thesealion)


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Steffen R. schrieb:
> Wenn ich mich recht erinnere, haben die USB Interfaces von EMS Wünsche
> eine hohe Auflösung und Genauigkeit. Am besten explizit wegen der
> Genauigkeit nachfragen.

ich benutze hier auch einen Adapter von EMS Wünsche und zeichne damit 
CANopen Kommunikation bei einer Baudrate von ~1Mbit/s auf.

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Steffen R. schrieb:

> Und im Gegensatz dazu kann es bei passiven CAN PCI Karten passieren,
> dass die Zeitstempel erst "sehr spät" durch das OS erzeugt werden.

Das ist kein Problem, denn die Verzögerung liegt bei unter zwei 
Mikrosekunden, für die Datenübertragung von der Karte zur CPU.
So mache ich Zeitstempel für passive Karten wie eine Paralleportkarte.


> Wenn ich mich recht erinnere, haben die USB Interfaces von EMS Wünsche
> eine hohe Auflösung und Genauigkeit. Am besten explizit wegen der
> Genauigkeit nachfragen.
>
> 
http://www.ems-wuensche.de/product/datasheet/html/can-usb-adapter-converter-interface-cpcusb.html

Ok, danke.

von Steffen R. (steffen_rose)


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Rolf F. schrieb:
> Ja, nur gibt es die in der Praxis nicht, also CAN-to_USB-Adapter die
> selbstständig Zeitstempel erzeugen.

Einen habe ich dir genannt. Die Systec-USBs macht es auch in board. Die 
Interfaces, die ich kenne, bieten aber nur eine Auflösung von 1ms. Zur 
Genauigkeit kann ich nichts sagen.

Peter D. schrieb:
> Zumindest haben viele CAN-Controller einen Timer, dessen Wert in jedem
> MOB mit gespeichert wird, dagegen kannst Du nichts machen.

Die wenigsten CAN Controller, die mir untergekommen sind, haben einen 
eigenen Timer. Teilweise ist dieser Timer nur einem einzigen MOB 
zugeordnet. Und die Auflösung des Timers ist von der Bitrate abhängig.
Er hat sicherlich seine Berechtigung. Als Quelle für einen allgemeinen 
Zeitstempel aus meiner Sicht ungeeignet. Falls Du hier weitere Infos 
hast, würden diese mich interessiren.

Rolf F. schrieb:
> Das ist kein Problem, denn die Verzögerung liegt bei unter zwei
> Mikrosekunden, für die Datenübertragung von der Karte zur CPU.
> So mache ich Zeitstempel für passive Karten wie eine Paralleportkarte.

OK. Die PCI Karten von EMS Wünsche sind passive Karten und enthalten 
(wenn ich mich recht erinnere) den SJA1000. Hier bildet das OS/der 
Treiber den Zeitstempel.

von CAN-Fan (Gast)


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Ich habe vom CanCase XL nochmal ins Handbuch geschaut

http://vector.com/vi_cancase_xl_log_de.html

das steht zur Timer Auflösung 1µs (das µ wird unter Linux im Okular 
nicht richtig dargestellt)

Ich nutze die Version ohne Log und habe auch 15 Knoten mit 10 ms drauf 
ballern lassen und es funktionierte. In der Software ist auch der 
Zeitstempel auf 1µs aufgelöst.

Die neuen kannst du sogar direkt extern synchronisieren.

von Steffen R. (steffen_rose)


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Je nachdem, wie genau man es möchte, ist die Auflösung nicht so relevant 
wie die Genauigkeit (z.B. 1µs +/- 10µs).

Allgemein gesprochen. Vector traue ich schon zu, direkt im CAN 
Controller den Zeitstempel zu bilden (siehe Kommentar von @Peter D.).

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Günstiger als vector aber auch nicht schlecht sind die:
https://esd.eu

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von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Decius schrieb:
> Ich danke es kommt darauf an, wieviel Funktionalität im CAN-Adapter
> steckt und wieviel vom PC erledigt werden muss. Wenn ich mich recht
> erinnere lag die minimale Intervallzeit der Windows-Timer bei 10ms, die
> der hochauflösenden Timer bei 1ms.

Unter Linux (mit RT_Preempt) habe ich eine Auflösung von 1 ns, laut 
clock_getres ().
Und clock_nanosleep () arbeitet auch bei Port-Zugriffen auf 40 µs genau, 
d. h. Polling mit bis zu 25 kHz ist kein Problem.

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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CAN-Fan schrieb:
> Ich habe vom CanCase XL nochmal ins Handbuch geschaut
>
> http://vector.com/vi_cancase_xl_log_de.html
>
> das steht zur Timer Auflösung 1µs (das µ wird unter Linux im Okular
> nicht richtig dargestellt)

0k, 1 µs Auflösung, aber wie nahe ist das am tatsächlichen Wert?
Werden beispielsweise zwei Datenpakete im Abstand von 40 µs auch mit dem 
Abstand gemeldet?

Auflösung ist ja nicht gleich Genauigkeit und zudem kommt es noch darauf 
an worauf man das bezieht. Beispielsweise zeigt CANalyzer die Daten mit 
0,1 ms Auflösung, aber nur mit 10 ms breiten Zeitscheiben, d. h. die 
Genauigkeit ist hundert mal größer als die Auflösung.

: Bearbeitet durch User
von Rudolph R. (rudolph)


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Rolf F. schrieb:
> Werden beispielsweise zwei Datenpakete im Abstand von 40 µs auch mit dem
> Abstand gemeldet?

Da eine Botschaft mit einem Byte Nutzlänge schon 52 Bit hat wird man 
wohl kaum Botschaften im Abstand von 40µs finden. :-)

Zwischen den Botschaften sind noch mindestens drei Bits 
"Interframe-Space".

Aber eigentlich stellt sich die Frage so garnicht, man stopft den Bus 
nicht auf 100% voll.

von Peter D. (peda)


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Steffen R. schrieb:
> Die wenigsten CAN Controller, die mir untergekommen sind, haben einen
> eigenen Timer.

Ich hab bisher nicht viele eingesetzt.
Der alte SJA1000 hat sowas noch nicht.
Die AT89C51CC03 und AT90CAN128 sind sehr ähnlich aufgebaut und haben 
einen Timer:
"A programmable 16-bit timer is used for message stamping and time 
trigger communication.
The capture of the timer value is done in the MOb which receives or 
sends the frame. All managed MOb are stamped, the stamping of a received 
(sent) frame occurs on RxOk (TXOK)."

Damit kann man auch sehr bequem die Uhren aller CAN-Teilnehmer 
synchronisieren. Ein Slave schickt eine Nachricht und der Master 
antwortet, wann genau er sie empfangen hat. Der Slave muß dann nur noch 
seinen Sende-Timestamp davon abziehen.

: Bearbeitet durch User
von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Rudolph R. schrieb:
> Rolf F. schrieb:
>> Werden beispielsweise zwei Datenpakete im Abstand von 40 µs auch mit dem
>> Abstand gemeldet?
>
> Da eine Botschaft mit einem Byte Nutzlänge schon 52 Bit hat wird man
> wohl kaum Botschaften im Abstand von 40µs finden. :-)

Das stimmt nicht ganz, denn ein Datenframe mit 0 Datenbytes hat 44 Bits, 
und wenn da was fehlt, kann man bei 1 Mbit/s durchaus 40 µs Differenz 
haben.
In der Praxis sehe ich meist vollständige Frames und 50 bis 80 µs 
Abstand, siehe Bild mit einer Anfrage und fünf Antworten in einer halben 
Millisekunde.

Also sollten Auflösung und Genauigkeit maximal 50 Mikrosekunden 
betragen.

von Steffen R. (steffen_rose)


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Rudolph R. schrieb:
> Rolf F. schrieb:
>> Werden beispielsweise zwei Datenpakete im Abstand von 40 µs auch mit dem
>> Abstand gemeldet?
>
> Da eine Botschaft mit einem Byte Nutzlänge schon 52 Bit hat wird man
> wohl kaum Botschaften im Abstand von 40µs finden. :-)
>
> Zwischen den Botschaften sind noch mindestens drei Bits
> "Interframe-Space".

Naja, die kürzeste Nachricht hat 0 Byte. Wenn Du meinst, dies wäre 
unsinnig (CANopen: Sync Nachricht), dann nimm eben RTR Messages. Wenn 
man dann noch Busfehler mitloggen will, kanns noch kürzer werden.

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