Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 470uF Kondensator mit niedrigem Leckstrom gesucht


von Frank (Gast)


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Hallo liebe Elektronikfreunde

Ich bin gerade auf der Suche nach einem Kondensator 470 Mikrofarad 
(gerne auch mehr) mit 16 Volt (auch hier gerne mehr).

Das wäre an sich trivial, allerdings kann ich nur welche verwenden, die 
einen sehr niedrigen Leckstrom aufweisen.

Bisher habe ich folgendes rausgefunden:

Aluminiumelko: Nichicon WT-Serie: 75,2 uA Leckstrom ca. 1,50 Euro
Keramikkondensator: MLCC X7(5)R: 320 uA Leckstrom ca. 18 Euro 
(Parallelschaltung)
Tantal-Polymer: >23,5 Mikroampere, ca. 6 Euro
wetted Tantal: 3 uA Leckstrom, allerdings 120 Euro
Folienkondensatoren würden zwar theoretisch gehen, aber auch sehr teuer. 
Praktisch geht es aber nicht, weil das Volumen nicht mehr sinnvoll ist.

Ich brauche einen Leckstrom von möglichst weit, aber mindestens unter 20 
Mikroampere und möglichst günstig, also 20 Euro sind okay, weniger ist 
besser. Der Kondensator wird langsam über eine hochohmige Quelle von 240 
KOhm auf eine DC-Spannung aufgeladen und verbleibt dann auf dieser 
Spannung. Das geht natürlich nur, wenn durch diesen 240 KOhm Widerstand 
mehr Strom fließt, als ich durch den Leckstrom des Kondensators 
verliere. Daher das Limit von 20 Mikroampere, am liebsten ware mir 
natürlich 0 Lecksrom.

Der feuchte Tantal wäre mit 3 Mikroampere schon okay, nur ist der 
verdammt teuer zumal ich gleich einige davon brauche (6 Stück -> 720 
Euro).

Was mich besonders erstaunt hat, ich wollte 10 * 100 uF MLCC 
Kondensatoren zusammenschalten (Kosten ca. 18 Euro), aber die weisen den 
größten Leckstrom von allen Kondensatorarten auf (noch schlechter als 
Standardelkos).

Was mir nicht wichtig ist: Genaue Kapazität (mehr ist besser), 
Kapazitätstoleranz, Temperaturabhängigkeit (ist eh kalt), Ripplestrom 
(der bewegt sich im Mikroamperebereich), Induktivität, ESR, u.s.w.

Habt ihr da was oder eine Idee?

von Oleg A. (oga)


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Frank schrieb:
> Was mir nicht wichtig ist: Genaue Kapazität (mehr ist besser),
> Kapazitätstoleranz, Temperaturabhängigkeit (ist eh kalt), Ripplestrom
> (der bewegt sich im Mikroamperebereich), Induktivität, ESR, u.s.w.

Warum nimmst Du dann keinen Akku?

von S. Landolt (Gast)


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> Bisher habe ich folgendes rausgefunden
Datenblatt.

Vermutlich verhalten sich einzelne Exemplare in der Realität besser. 
Beispiel, da ich diese gerade zur Hand habe:
Panasonic FR-Serie: EEUFR1C221(H) 220 uF 16 V (bei Reichelt: RAD FR 
220/16 für 8 ct):
bei 14 V und 23 °C nach 5 min (4 Stück wahllos herausgegriffen):
0.44 uA, 0.65 uA, 0.59 uA, 0.58 uA

von Frank (Gast)


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Oleg A. schrieb:
> Frank schrieb:
>> Was mir nicht wichtig ist: Genaue Kapazität (mehr ist besser),
>> Kapazitätstoleranz, Temperaturabhängigkeit (ist eh kalt), Ripplestrom
>> (der bewegt sich im Mikroamperebereich), Induktivität, ESR, u.s.w.
>
> Warum nimmst Du dann keinen Akku?
Du meinst abgesehen davon daß ein Akku ja eher tödlich ist, was 
Leckströme anbelangt, und es sich bei einem Akkumulator um keinen 
Kondensator handelt?

Abgesehen von diesen Auschlußgründen würde ein Akkumulator natürlich 
ewig brauchen um sich auf die Spannung aufzuladen (unter der 
hypothetischen Annahme wir hätten einen idealen Akkumulator ohne 
Leckstrom, sonst lädt sich sowieso nichts auf).

Okay ich fasse mich etwas präziser: Ich brauche einen Kondensator mit 
470 Mikrofarad, gerne darf er aber auch 680 uF, 1000 uF oder mehr 
betragen, nur wird es bei größerer Kapazität natürlich immer schwerer im 
Budget bzw. vor allem bei kleinem Leckstrom zu bleiben (vom Volumen mal 
abgesehen, falls es sich um eine großvolumige Technik handelt).

von MaWin (Gast)


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15uA: https://www.mikrocontroller.net/attachment/40310/XICON_LLRL.pdf
16uA: http://www.illinoiscapacitor.com/pdf/RLR.pdf
15uA: http://www.nichicon.co.jp/english/products/pdf/e-kl.pdf
15uA: http://www.vishay.com/docs/28313/013rlc.pdf

Beschaffung unklar, aber offensichtlich haben viele Hersteller low 
leakage electrolytics und die sind alle gleich spezifiziert.

von eagle user (Gast)


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Vom Vishay/BC 013 RLC würden 5 Stück 100u/35V genau passen ;) 8uA pro 
Stück macht 40uA, aber das bei Nennspannung. Bei kleinerer Spannung wird 
der Leckstrom überproportional kleiner.

http://www.vishay.com/search?query=rlc&searchChoice=part
https://www.mewa-electronic.de/mal201350101e3-vishay.html

Praktisch sind die Leckstöme wahrscheinlich deutlich kleiner. Im 
Datenblatt steht der max. Wert nach 2 oder 5 Minuten. Nach 1 Stunde ist 
er schon deutlich kleiner, z.B. 15% davon.

Ich hab mal die Selbstentladung von einem ftcap GH, 15000u/63V gemessen. 
Die Zeitkonstante (40V bis 14.7V) war 25 Tage, also deutlich unter 1uA, 
und das bei 15mF.

von Dieter W. (dds5)


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Ich habe gerade mal einen flüssig-Tantal Siemens B42265-A5157-M 150µF 
30V gemessen. Leckstrom bei 27°C und 20V nach 5 Minuten 0,08µA, nach 20 
Minuten 0,04µA.

Der Nachteil ist: die Dinger sind schon ewig nicht mehr auf dem Markt 
(datecode 01.77) und außerdem groß (d=10, l=20mm).

von Frank (Gast)


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S. Landolt schrieb:
>> Bisher habe ich folgendes rausgefunden
> Datenblatt.
>
> Vermutlich verhalten sich einzelne Exemplare in der Realität besser.
> Beispiel, da ich diese gerade zur Hand habe:
> Panasonic FR-Serie: EEUFR1C221(H) 220 uF 16 V (bei Reichelt: RAD FR
> 220/16 für 8 ct):
> bei 14 V und 23 °C nach 5 min (4 Stück wahllos herausgegriffen):
> 0.44 uA, 0.65 uA, 0.59 uA, 0.58 uA

Das hört sich ja prima an. Die Panasonic FR von Reichelt habe ich auch 
da, werde die mal vermessen. Also Dank dafür. Was ich mich frage, die 
Datenblätter geben den Leckstrom meist nach 2/5 Minuten an. Wird der 
Leckstrom mit der Zeit größer oder kleiner oder hat er gar nach einer 
bestimmten Zeit einen Peak?

MaWin schrieb:
> 15uA: https://www.mikrocontroller.net/attachment/40310/XICON_LLRL.pdf
> 16uA: http://www.illinoiscapacitor.com/pdf/RLR.pdf
> 15uA: http://www.nichicon.co.jp/english/products/pdf/e-kl.pdf
> 15uA: http://www.vishay.com/docs/28313/013rlc.pdf
>
> Beschaffung unklar, aber offensichtlich haben viele Hersteller low
> leakage electrolytics und die sind alle gleich spezifiziert.

Das ist super, ich habe mir von Vishay einen Low Leakage angesehen, aber 
der hatte viel mehr (0,01 CV) als die, die Du gefunden hast (0,002 CV). 
Beschaffung ist wohl kein Problem, irgendein Anbieter wird sie schon 
haben, solange sie noch hergestellt werden. Also vielen Dank dafür.

Die Nichicon KL 470 Mikrofarad, 16 Volt gibt's bei Digikey für 0,82 
Euro.

eagle user schrieb:
> Vom Vishay/BC 013 RLC würden 5 Stück 100u/35V genau passen ;) 8uA pro
> Stück macht 40uA, aber das bei Nennspannung. Bei kleinerer Spannung wird
> der Leckstrom überproportional kleiner.
Okay, ist es also besser den Kondensator mit 50 Volt zu nehmen und mit 
10 Volt zu betreiben anstatt mit 16 Volt zu nehmen und 10 Volt 
dranhängen. Nominell ist der Leckstrom beim 50 Volt Typen 3,125 fach 
höher. Du meinst daß der niedrigere Betrieb somit mehr als linear ist 
und das überkompensiert?

> Praktisch sind die Leckstöme wahrscheinlich deutlich kleiner. Im
> Datenblatt steht der max. Wert nach 2 oder 5 Minuten. Nach 1 Stunde ist
> er schon deutlich kleiner, z.B. 15% davon.
1 Stunde dauert zu lange, es ist natürlich vorteilhaft, wenn der 
Leckstrom weiter abnimmt, aber am Besten wäre es, wenn er spätestens 
nach 1 Minute nicht mehr als 20 uA Leckstrom hat.

> Ich hab mal die Selbstentladung von einem ftcap GH, 15000u/63V gemessen.
> Die Zeitkonstante (40V bis 14.7V) war 25 Tage, also deutlich unter 1uA,
> und das bei 15mF.
Interessant. Das könnte bedeuten, daß die Angaben für die maximale 
Betriebstemperatur gelten. Bei mir ist die Betriebstemperatur aber nicht 
über 30°C.

Dieter W. schrieb:
> Ich habe gerade mal einen flüssig-Tantal Siemens B42265-A5157-M 150µF
> 30V gemessen. Leckstrom bei 27°C und 20V nach 5 Minuten 0,08µA, nach 20
> Minuten 0,04µA.
>
> Der Nachteil ist: die Dinger sind schon ewig nicht mehr auf dem Markt
> (datecode 01.77) und außerdem groß (d=10, l=20mm).
Ja Tantal ist Spitze, nur leider bei 470 Mikrofarad sehr teuer. ca. 120 
Euro s.o. Diese Größe ist noch überhaupt kein Problem, auch das 
vierfache wäre noch kein Problem. Ein Foko hätte da allerdings schon das 
>100-fache Volumen, das ist dann zuviel.

Vielen Dank für die Infos, Ihr habt mir sehr geholfen.

Ich werde mir mal die Nichicon KL bestellen und die Panasonic FR messen.

von Minimalist (Gast)


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Kann man die Spannung mit nem (J)FET Opamp puffern? Die haben ein paar 
zehn pA input current, damit bist du 9 Größenordnungen kleiner.

von oszi40 (Gast)


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Frank schrieb:
> Habt ihr da was oder eine Idee?

Verrate uns doch mal WOZU Du das Ding brauchst. Wahrscheinlich gibt 100 
andere Lösungen von der Sanduhr bis zur CTC-Programmierung, die genauer 
oder einfacher sind.

von ... (Gast)


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Du solltest einen LowLeakage Typen nehmen der evtl für eine höhere 
Spannung konzipiert ist.
Ein 16V-Elko hat bei gleicher Spannung mehr Leckströme als ein 63V-Typ.
Die mit höherer Spanung haben nunmal ein dickeres Oxid.

von Frank (Gast)


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Minimalist schrieb:
> Kann man die Spannung mit nem (J)FET Opamp puffern? Die haben ein
> paar
> zehn pA input current, damit bist du 9 Größenordnungen kleiner.
Das geht leider nicht. Es handelt sich vereinfacht um einen RC-Filter. 
Wenn man zwischen R und C einen OPV einfügt ist das Problem mit dem 
Leckstrom weg, aber dafür auch die Filterwirkung.

> Verrate uns doch mal WOZU Du das Ding brauchst. Wahrscheinlich gibt 100
> andere Lösungen von der Sanduhr bis zur CTC-Programmierung, die genauer
> oder einfacher sind.
s.o., die Werte für R und C ergeben sich ganz zwanglos aus Grenzfrequenz 
und akzeptablen Rauschniveau. Man könnte also lediglich C vergrößern, 
das habe ich ja bereits in meiner Frage angegeben, würde aber wegen 
Leckstrom ~ CV auch nichts bringen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Frank schrieb:
> Das geht leider nicht. Es handelt sich vereinfacht um einen RC-Filter

Mit anderen Worten: der ganze Thread ist Bullshit. Hatte ich doch gleich 
geahnt und wohlweislich kein Wort dazu verloren.

von Peter II (Gast)


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... schrieb:
> Ein 16V-Elko hat bei gleicher Spannung mehr Leckströme als ein 63V-Typ.
> Die mit höherer Spanung haben nunmal ein dickeres Oxid.

Leider brauchen Elkos mit einem dickeres Oxid wieder mehr Fläche um die 
gleiche Kapazität zu haben. Und größere Fläche bedeutet wieder einen 
höheren Leckstrom.

von Frank (Gast)


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Peter II schrieb:
> Leider brauchen Elkos mit einem dickeres Oxid wieder mehr Fläche um die
> gleiche Kapazität zu haben. Und größere Fläche bedeutet wieder einen
> höheren Leckstrom.
Ja wie schon oben einmal dazu erwähnt: Der Leckstrom ist nominell laut 
Datenblatt bei einem 63 Volt Typen 4 mal höher als bei einem 16 Volt 
Typen. Andererseits betreiben wir den 63 Volt-Typen nur mit einem 
Bruchteil seiner Nennspannung und haben dadurch wieder geringeren 
Leckstrom um einen unbekannten Faktor. Die Frage ist also, ob dieser 
unbekannte Faktor den Faktor 4 wieder aufwiegt oder nicht.

Von den Nichicon KL Typen gibt es auch welche mit 25 und 50 Volt. 
Vielleicht bestelle ich da ein paar mit und messe mal den Unterschied.

Ich hatte ja vermutet, daß die großen Abweichungen zwischen den hier von 
Euch berichteten Leckstromwerten und den Angaben im Datenblatt daraus 
resultieren, daß die Datenblattwerte wohl bei Maximaltemperatur gelten 
aber dem scheint nicht so zu sein. Für die Nichicon KL ist die 
Temperatur der Angabe für 20°C spezifiziert.

Bei den Elkos werden in den Datenblättern ja
Leckstrom = Faktor * CV Mikroampere
für die ganze Familie angegeben. Das würde genau dem entsprechen, was Du 
schreibst. CV ist dann wohl der Faktor für die Fläche. Entweder größere 
Fläche durch höhere Kapazität oder auf Grund von größerer Oxiddicke und 
daraus geringerem Epsilon(r).

Der Faktor gibt dann wohl technische Gegebenheiten in der Ausführung 
(Oxidqualität, etc.) an.

Eine höhere Spannungsfestigkeit wäre nicht schlecht, auf 16 Volt bin ich 
runtergegangen, weil die Spannungsfestigkeit bei Tantal und Keramik sehr 
preissensibel ist. Die Betriebsspannung liegt bei mir bei 15 Volt. Bei 
den Nichicon KL ist das vernachlässigbar (im Vgl. zu den 120 Euro eines 
Tantalkondensators):
Elko, niedriger Leckstrom Typ, Nichicon KL:
470 uF, 16 Volt: 0,82 Euro bei Digikey ab 1 Stück, nominell 15 uA
470 uF, 25 Volt: 1,17 Euro bei Digikey ab 1 Stück, nominell 23,5 uA
470 uF, 50 Volt: 1,28 Euro bei Digikey ab 1 Stück, nominell 47 uA
Elko, Panasonic FR:
470 uF, 16 Volt: 0,68 Euro bei Digikey ab 1 Stück, nominell 75 uA
der Tantal im Vergleich:
470 uF, 50 Volt: 86,34 Euro bei Digikey ab 1 Stück, nominell 3 uA
die X7R im Vergleich:
470 uF, 16 Volt: ca. 19 Euro bei Digikey, nominell 320 uA
(5 Stück a 100 uF parallel)

Interessant, sehe gerade die Leckstromspezifikation beim Tantal:
3 Mikroampere bei 25°C
25 Mikroampere bei 125°C
Hier ist also auch der Leckstrom bei Maximaltemperatur spezifiziert. Ist 
für meine Anwendung egal, aber ganz interessant.

Für die günstigen (1,33 Euro) Kemet Chip-Tantal (100 uF, 16 Volt) wird 
der Leckstrom mit 0,01 CV angegeben, also 5 mal höher als bei den 
Nichicon KL (0,002 CV). Bei Panasonic FR: 0,01 CV.

Ich finde das äußerst interessant. Normalerweise denkt man bei Leckstrom 
ja: Keramik besser als Tantal besser als Elko. Zumindest laut 
Datenblättern verhält es sich aber ganz anders (Elko besser oder gleich 
gut als Tantal besser als Keramik). Lediglich die nassen Tantals sind 
nominell besser als Elkos (0,0004 CV).

Liegt wohl an Fortschritten in der Herstellung von Elkos und den 
qualitativen Rückschritten bei der MLCC-Keramik-Technik (X7R), bzw. 
Tantal-Polymer-Technik.

von oszi40 (Gast)


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Die Aufstellung ist ja schön, aber was im Datenblatt steht und was dann 
in der immer noch unbekannten Schaltung damit passiert sind 2 
verschiedene Schuhe. Wahrscheinlich gibt es 1000 besseres digitale 
Lösungen, als einen Elko zu benutzen und zu hoffen, daß sein Reststrom 
auf Ewigkeit berechenbar bleibt.

von derguteweka (Gast)


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Moin,

Axel S. schrieb:
> Frank schrieb:
>> Das geht leider nicht. Es handelt sich vereinfacht um einen RC-Filter
>
> Mit anderen Worten: der ganze Thread ist Bullshit. Hatte ich doch gleich
> geahnt und wohlweislich kein Wort dazu verloren.

Mich hat auch schon der Verdacht beschlichen, dass hier unbedingt ein 
Nagel mit einem Gewinde versehen werden muss und mit hohem Aufwand ein 
Kreuzschlitz in den Kopf gefraest werden muss, nur damit man ihn mit 
einem Akkuschrauber ins Brett kriegt (Obwohl's mit einem Hammer deutlich 
einfacher gehen würde, dieser aber aus metaphysischen, radionischen und 
verschiedenen morphogenetischen Gruenden nicht genommen werden kann)...


Gruss
WK

von Uwe Bonnes (Gast)


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Bei geringen Stroemen kann auch die dielektrischen Absorption ein 
Problem machen...

von Thomas E. (picalic)


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Servus,

ich versuche gerade nachzuvollziehen, woher man die großen Leckströme 
für die Keramik-Kondensatoren aus den Datenblättern lesen kann, hab's 
aber bislang nicht finden können. Typische Angaben, die ich gefunden 
habe, sind z.B. 500 oder 1000 MOhm * µF, was ja bei 500µF dann 1MOhm 
ergeben müsste (=> 15µA bei 15V, statt 320µA). Kann mir jemand einen 
Tipp geben?

von Frank (Gast)


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Thomas E. schrieb:
> Servus,
>
> ich versuche gerade nachzuvollziehen, woher man die großen Leckströme
> für die Keramik-Kondensatoren aus den Datenblättern lesen kann, hab's
> aber bislang nicht finden können. Typische Angaben, die ich gefunden
> habe, sind z.B. 500 oder 1000 MOhm * µF, was ja bei 500µF dann 1MOhm
> ergeben müsste (=> 15µA bei 15V, statt 320µA). Kann mir jemand einen
> Tipp geben?
Hast Du einen Link zu dem Datenblatt dieses 470 Mikrofarad Kondensators?

Der angegebene Wert stammt von hier:
http://www.yageo.com/documents/recent/UPY-GPHC_X5R_4V-to-50V_19.pdf
Seite 10 oben
Hier sieht man auch, daß für Kondensatoren ab 100nF bis 10 Mikrofarad 
(je nach Gehäuse) um 20-fach schlechtere Werte gelten. Das würde somit 
mit Deinen Werten ungefähr passen (15 uA * 20 = 300 uA).

Uwe Bonnes schrieb:
> Bei geringen Stroemen kann auch die dielektrischen Absorption ein
> Problem machen...
Inwiefern sollte sich das als Problem äußern?
Ich denke eher, daß die dielektrische Absorption in meinem Fall 
vorteilhaft ist. Wenn das Gerät aus und wieder eingeschaltet wird ist 
die Spannung am Kondensator auf Grund der dielektrischen Absorption 
schneller wieder oben auf seinem Sollwert. Die dielektrische Absorption 
verkürzt somit die Ladezeit.

von Frank (Gast)


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Um vielleicht solche Beiträge zu minimieren:

oszi40 schrieb:
> Die Aufstellung ist ja schön, aber was im Datenblatt steht und was dann
> in der immer noch unbekannten Schaltung damit passiert sind 2
> verschiedene Schuhe.
Ich glaube ja kaum, daß der Leckstrom eines Kondensators 
schaltungsabhängig ist. Glaubst Du das etwa?

Ein RC-Filterglied funktioniert so: Es wird eine Spannung auf den 
Eingang gegeben und am Ausgang erhält man eine tiefpassgefilterte 
Spannung. Die Grenzfrequenz des Tiefpasses wird durch die Werte von R 
und C bestimmt.

R bestimmt neben anderen Faktoren auch das Rauschen, für das es 
bestimmte Anforderungen gibt. Aus den Anforderungen zum Rauschen fällt 
eine digitale Lösung von vornherein aus. Aus diesen Anforderungen 
ergeben sich die Werte für R und C die 240 KOhm und 470 Mikrofarad 
betragen.

Da der Kondensator über den recht großen 240 KOhm-Widerstand geladen 
wird, ist in diesem Fall der Leckstrom des Kondensators relevant. Durch 
diesen relativ großen Widerstand kann nur eine bestimmte kleine 
Strommenge fließen (I = U / R). Wenn der Leckstrom des Kondensators zu 
groß ist funktioniert ansonsten der RC-Filter nicht mehr, selbst wenn 
man am Ausgang keinen Strom entnehmen würde.

Weitere Informationen findest Du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tiefpass

und ein Schaltbild findest Du hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Tiefpass.svg

Die Schaltung funktioniert einwandfrei, RC Filter werden schon seit über 
100 Jahren erfolgreich eingesetzt. Das ganze Thema dreht sich eigentlich 
nur darum, eine kostengünstigere Lösung für den Kondensator als einen 
120 Euro teuren benetzten Tantalkondensator einzusetzen.

Da Kondensatorleckströme auch von allgemein großer Bedeutung sind, z.B. 
für den Stromverbrauch von Schaltungen ist es auch interessant, das 
Thema allgemeiner zu behandeln.

von Thomas E. (picalic)


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Frank schrieb:
> Hast Du einen Link zu dem Datenblatt dieses 470 Mikrofarad Kondensators?

nein, ich ging hier von 5x 100µF parallel aus. Habe verschiedene 
Datenblätter (Kemet, TDK) überflogen, weil mich die 320 µA doch sehr 
überrascht hatten. Danke für den Link zum Yageo-Datenblatt.
Wäre jetzt mal interessant, wieviel Strom tatsächlich in der Praxis 
fließt und ob für die Kemet- oder TDK-Kondis bei 100µF/16V wirklich 
500MOhm*Microfarad gelten...

Wie dem auch sei, bei Keramik-Kondensatoren müsste man ggf. noch 
berücksichtigen, daß bei 15V DC nur noch ein Bruchteil der Kapazität 
übrig bleibt!

von Schreiber (Gast)


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Frank schrieb:
> Die Schaltung funktioniert einwandfrei, RC Filter werden schon seit über
> 100 Jahren erfolgreich eingesetzt.
danke, ist bekannt. Wir sind hier übrigens nicht blöd.

> Das ganze Thema dreht sich eigentlich
> nur darum, eine kostengünstigere Lösung für den Kondensator als einen
> 120 Euro teuren benetzten Tantalkondensator einzusetzen...
... oder eine Schaltung die auch mit günstigeren Bauteilen noch 
zuverlässig arbeitet zu finden!!!

Man kann etwa auch aktive Tiefpassfilter bauen.
Ich gehe davon aus, dass es in diesme Fall durchaus geeignetere 
Schaltungen wie einen normalen RC-Tiefpassfilter gibt.

Notfalls kann man einen größeren Widerstand und einen kleineren 
Kondensator verwenden. Am Ausgang mit einem Instrumentenverstärker 
puffern.


> Da Kondensatorleckströme auch von allgemein großer Bedeutung sind, z.B.
> für den Stromverbrauch von Schaltungen ist es auch interessant, das
> Thema allgemeiner zu behandeln.
Der Kondensatorleckstrom läuft bei größeren Elkos unter 
vernachlässigbar, wenn ich einen 470µF Elko in einem Netzteil verbaue, 
dann wird die übrige Schaltung auch einen entsprechenden Stromverbrauch 
haben. Bei Schaltungen bei denen es auf den Stromverbrauch ankommt, 
brauche ich dagegen meist keine Elkos, ein größerer Kerko reicht dann 
völlig aus.

Frank schrieb:
> R bestimmt neben anderen Faktoren auch das Rauschen, für das es
> bestimmte Anforderungen gibt.
Und wie sehen die denn genau aus?! Bei Raumtemperatur ist das thermische 
Rauschen erfahrungsgemäß meist vernachlässigbar.
Wenn die Anforderungen wirklich SOOO besonders sein sollten, dann kann 
man sie hier ja mal beschreiben.

von oszi40 (Gast)


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>> RC Filter werden schon seit über 100 Jahren erfolgreich eingesetzt.


Langzeitstabilität? Zeige mir bitte einen Elko, der nach 100 Jahren noch 
die gleichen Werte hat.

> Wir sind hier übrigens nicht blöd.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ich habe im letzten Jahr einen Dauerversuch mit einem Elko 10.000uF/16V 
gemacht, dern ich bei Conrad gekauft hatte. Hierbei habe ich den Elko 
für einige Zeit an einer Spannungsquelle aufgeladen und anschließend mit 
einem Multimeter die Selbstentladung des Kondensators bestimmt. Anfangs 
lag der Leckstrom bei einigen Mikroampere, fiel aber nach einigen 
Stunden ganz beträchtlich ab und lag dann wesentlich darunter. Nach dem 
letzten Aufladen habe ich über mehr als ein halbes Jahr(!) hin und 
wieder die Spannung nachgemessen. Nach dieser Zeit lag die Spannung 
immer noch irgendwo bei 4V.

Uwe Bonnes schrieb:
> Bei geringen Stroemen kann auch die dielektrischen Absorption ein
> Problem machen...

Allerdings hatte ich auch Versuche mit verschiedenen Spannungen gemacht, 
um den Einfluss der dielektrischen Absorption zu bestimmten. Da das 
verwendete Multimeter (Fluke 8846A) nur im 1V/10V-Bereich (der bis ca. 
11V geht) einen sehr hohen Eingangswiderstand besitzt, habe ich z.B. 
einige Zeit lang mit 16V vorgeladen und dann auf 10V reduziert. Nach 
Trennen der Versorgungsspannung stieg dann die Spannung am Kondensator 
noch ca. eine halbe Stunde lang um etliche 100mV an, bevor dann 
irgendwann die Entladung wieder dominierte.

Ich kann mir - im Gegensatz zum Threadersteller - nicht vorstellen, 
wieso das vorteilhaft sein sollte, insbesondere wenn man den Elko als 
Bestandteil eines Tiefpassfilters verwenden will.

Meine Versuche dienten übrigens zur Abschätzung, ob sich normale große 
Elkos dafür eignen, die gemittelte Stromaufnahme von Schaltungen mit 
sehr geringem Betriebsstrom zu messen. Dies kann durchaus sehr deutlich 
bejaht werden, d.h. sogar in den Bereich von <= 1uA. Wichtig ist jedoch, 
nach einer anfänglich Aufladung auf die Maximalspannung den Kondensator 
hinreichend lange an der Soll-Betriebsspannung hängen zu lassen, um den 
Einfluss der dielektrischen Absorption zu minimieren. Ich habe übrigens 
nicht versucht, anhand der Messreihen ein Ersatzmodell für die 
dielektrischen Effekte zu bestimmen.

von oszi40 (Gast)


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> stieg dann die Spannung am Kondensator
> noch ca. eine halbe Stunde lang um etliche 100mV an, bevor dann
> irgendwann die Entladung wieder dominierte.

Mein Test war vor Jahren Miller-Intergrator mit Elko. Interessant war 
der Unterschied zuwischen laden und entladen. Der lange GELADENE Elko 
konnte die Entladezeit genauer halten als anders herum die Ladezeit.

von Frank (Gast)


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Schreiber schrieb:
> Frank schrieb:
>> R bestimmt neben anderen Faktoren auch das Rauschen, für das es
>> bestimmte Anforderungen gibt.
> Und wie sehen die denn genau aus?! Bei Raumtemperatur ist das thermische
> Rauschen erfahrungsgemäß meist vernachlässigbar.
> Wenn die Anforderungen wirklich SOOO besonders sein sollten, dann kann
> man sie hier ja mal beschreiben.
Ist das für das Leckstromverhalten der Kondensatoren irgendwie von 
Belang?
Was willst Du eigentlich von mir? Meinst Du ich brauche keinen 470 
Mikrofarad Kondensator sondern einen anderen? Ich habe mich jedenfalls 
nicht verrechnet, falls Du darauf hinaus willst. Und wenn ich mich 
verrechnet haben sollte, würde das für die Fragestellung immer noch 
keine Rolle spielen, denn die Fragestellung ist doch unzweideutig, oder 
ist Dir an der Frage noch etwas unklar?

Du kennst die Schaltung, Du kannst auch gerne einen sinnvollen Beitrag 
machen. Wenn ich was anderes wissen wollen würde, hätte ich schon was 
anderes gefragt.

> Wie dem auch sei, bei Keramik-Kondensatoren müsste man ggf. noch
> berücksichtigen, daß bei 15V DC nur noch ein Bruchteil der Kapazität
> übrig bleibt!
Deswegen habe ich preislich mit 10 Stück a 100 Mikrofarad kalkuliert, 
habe das aber beim Leckstrom nur mit 5 Stück gemacht. Aber natürlich 
wirkt sich das auf den Leckstrom noch ungünstiger aus, wenn man noch 
mehr braucht um die 470 Mikrofarad auch bei höherer Spannung zu 
erhalten.

Andreas S. schrieb:
> Ich habe im letzten Jahr einen Dauerversuch mit einem Elko 10.000uF/16V
> gemacht, dern ich bei Conrad gekauft hatte. Hierbei habe ich den Elko
> für einige Zeit an einer Spannungsquelle aufgeladen und anschließend mit
> einem Multimeter die Selbstentladung des Kondensators bestimmt. Anfangs
> lag der Leckstrom bei einigen Mikroampere, fiel aber nach einigen
> Stunden ganz beträchtlich ab und lag dann wesentlich darunter.
Das freut mich sehr zu hören. Wenn schon ein so großer Kondensator so 
wenig Leckstrom produziert und dieser auch noch abnimmt. Nominell sind 
die Leckstromangaben für solch große Kondensatoren nämlich horrend. Oft 
nominell 0,1 CV, was dann 16 Milliampere wären.

> Ich kann mir - im Gegensatz zum Threadersteller - nicht vorstellen,
> wieso das vorteilhaft sein sollte, insbesondere wenn man den Elko als
> Bestandteil eines Tiefpassfilters verwenden will.
Für den Tiefpass spielt es keine Rolle, der Vorteil liegt bei der 
kürzeren Zeit zwischen Einschalten und Verfügbarkeit der gefilterten 
Spannung. Idealerweise wäre eine (nahezu) unendliche dielektrische 
Absorption für meinen Anwendungsfall ausnahmsweise sogar perfekt.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Frank schrieb:
> Nominell sind
> die Leckstromangaben für solch große Kondensatoren nämlich horrend. Oft
> nominell 0,1 CV, was dann 16 Milliampere wären.

Wenn ein Elko jahrelang entladen herumgelegen hat, zieht er in der Tat 
anfangs einen sehr großen Leckstrom, der ihn sogar zerstören kann. Bei 
alten Röhrenradios tritt das nämlich auf. Die dortigen Kondensatoren 
müssen ggf. erst einmal mit moderater Spannung beaufschlagt werden, 
damit sich der Elektrolyt erst wieder eine neue Isolierschicht auf einer 
der Elektroden entstehen lassen kann. Bei voller Spannung hingegen 
verhält er sich dann eher wie ein Elektrolysekondensator...

Vor ewiger Zeit hatte ich ein paar "Folienkondensatoren" zur Filterung 
einer Referenzspannung eingesetzt und wunderte mich über eine ziemlich 
starke Abweichung, die durch den Lecktrom der Kondensatoren verursacht 
wurde. Später wurde mir dann klar, dass es sich um vergossene Elkos 
(Roederstein?) handelte. Das erklärte auch den Polaritätsaufdruck.

> Idealerweise wäre eine (nahezu) unendliche dielektrische
> Absorption für meinen Anwendungsfall ausnahmsweise sogar perfekt.

Das wäre sie sicherlich nicht, denn der Aufbau derselben führt natürlich 
zu einem "unechten Leckstrom". Das, was man nämlich später als 
Spannungsüberhöhung o.ä. feststellt, hat man natürlich vorher als 
Energie in den Kondensator hineingesteckt.

von Frank (Gast)


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Andreas S. schrieb:
>> Idealerweise wäre eine (nahezu) unendliche dielektrische
>> Absorption für meinen Anwendungsfall ausnahmsweise sogar perfekt.
> Das wäre sie sicherlich nicht, denn der Aufbau derselben führt natürlich
> zu einem "unechten Leckstrom". Das, was man nämlich später als
> Spannungsüberhöhung o.ä. feststellt, hat man natürlich vorher als
> Energie in den Kondensator hineingesteckt.
Wenn die dielektrische Absorption nahezu unendlich wäre, würde man zwar 
nahezu unendlich Energie reinstecken um den Spannungswert zu erreichen, 
aber wenn dies geschehen ist, kann man einfach nur noch den Kondensator 
verbauen (als Dipol mit nur Ausgang statt als Filtervierpol mit Ein- und 
Ausgang). Man hätte einen (nahezu) unendlichen Energiespeicher. Ist nur 
ein Gedankenspiel.

Die dielektrische Absorption führt zwar beim allerersten Einschalten zu 
einer erhöhten Stromaufnahme, alle folgenden Einschaltvorgänge laufen 
dafür aber schneller ab. Natürlich ist dieser Effekt wohl viel zu klein, 
um positiv ins Gewicht zu fallen und auch viel zu klein, als daß ich 
extra nach einer solchen Eigenschaft auswählen würde. Man könnte 
natürlich sagen ich verliere Energie und das ist immer schlecht. Der 
Gesamtstromverbrauch ist in meinem Fall aber irrelevant (in diesen 
Größenordnungen sowieso), die Ladezeit hingegen nicht.

Die dielektrische Absorption ist bei den allerwenigsten Schaltungen 
störend (vom Stromverbrauch abgesehen), lediglich bei Schaltungen bei 
denen der Eingang unterbrochen wird kommt es zu einem Fehler. Das sind 
eigentlich nur Integratoren (und da nicht mal alle) und 
Halteschaltungen.

von Frank (Gast)


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Gut alle Integratoren, mir fällt jetzt doch keiner ein, bei dem sich das 
nicht als Fehler auswirken würde.

von Frank (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Vor ewiger Zeit hatte ich ein paar "Folienkondensatoren" zur Filterung
> einer Referenzspannung eingesetzt und wunderte mich über eine ziemlich
> starke Abweichung, die durch den Lecktrom der Kondensatoren verursacht
> wurde. Später wurde mir dann klar, dass es sich um vergossene Elkos
> (Roederstein?) handelte. Das erklärte auch den Polaritätsaufdruck.
Wurden diese als Folienkondensatoren verkauft oder hast Du diese wegen 
der Bauform als Folienkondensatoren eingeschätzt?

Die Polarität hätte mich jetzt nicht gestört, alle Folienkondensatoren 
besitzen eine "Polarität", weil die äußerste Folie an einem Bein 
festgemacht ist, an diesem Bein muß man die Masse oder die niedrigere 
Impedanz anschließen um Störeinstreuungen zu reduzieren. Leider werden 
die meisten Folienkondensatoren heutzutage aus kostengründen falsch 
gekennzeichnet (der dicke Strich ist zu 50% am falschen Bein), so daß 
der Kunde jedes einzelne Bauteil vermessen muß.

Für die allgemeine Kondensatorfunktion sind die FoKos natürlich nicht 
polar. Und Fokos haben auch dielektrische Absorption wie alle 
Kondensatoren mit Epsilon(r) > 1. Hast Du diese aufgemacht oder wie 
warst Du Dir dann sicher, daß es Elkos waren?

Diesen Fehler durch Leckstrom kann man übrigens schaltungstechnisch 
ziemlich gut kompensieren.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Frank schrieb:
> Wurden diese als Folienkondensatoren verkauft oder hast Du diese wegen
> der Bauform als Folienkondensatoren eingeschätzt?

Ich hatte sie damals (Anfang der 1980er Jahre!) aus irgendeiner 
Sonderpostenkiste eines Elektronikladens. Wie die beschriftet war, weiß 
ich natürlich nicht mehr. Aber die Kondensatoren müssen so billig 
gewesen sein, dass ich mir etliche von meinem Taschengeld kaufen konnte.

Die Verwertung der Kondensatoren muss um 1985 herum erfolgt sein, und zu 
dem Zeitpunkt lagen sie schon für längere Zeit bei mir herum.

> Die Polarität hätte mich jetzt nicht gestört, alle Folienkondensatoren
> besitzen eine "Polarität", weil die äußerste Folie an einem Bein
> festgemacht ist, an diesem Bein muß man die Masse oder die niedrigere
> Impedanz anschließen um Störeinstreuungen zu reduzieren.

Die Masse muss aber nicht zwingend dem Minuspol entsprechen, z.B. bei 
symmetrischer Spannungsversorgung oder der früher bei Schaltungen mit 
PNP-Transistoren üblichen Schaltungstechnik.

> Leider werden
> die meisten Folienkondensatoren heutzutage aus kostengründen falsch
> gekennzeichnet (der dicke Strich ist zu 50% am falschen Bein), so daß
> der Kunde jedes einzelne Bauteil vermessen muß.

Das ist so nicht zutreffend. Für jeden Kondensatortyp ist die 
Kennzeichnung eindeutig, aber es gibt keine herstellerübergreifende 
Standardisierung, welcher Pol (Masse/"heiß") gekennzeichnet wird.

> Für die allgemeine Kondensatorfunktion sind die FoKos natürlich nicht
> polar. Und Fokos haben auch dielektrische Absorption wie alle
> Kondensatoren mit Epsilon(r) > 1.

Gegenfrage: Welcher Kondensator besitzt ein Dielektrikum mit einem 
Epsilon < 1? Mir fiele ansonsten nur ein Vakuumkondensator mit Epsilon = 
1 ein.

> Hast Du diese aufgemacht oder wie warst Du Dir dann sicher, daß es Elkos waren?

Der Leckstrom ist nach einiger Zeit deutlich zurückgegangen, ähnlich wie 
bei meiner knapp 30 Jahre später durchgeführten Untersuchung an dem 
dicken Elko. Außerdem waren bei dem Kondensator die Anschlüsse mit +/- 
gekennzeichnet. Ich habe aber keines der Bauteile geöffnet. Meine 
Kenntnisse über die verschiedenen Bauformen von Bauelementen waren vor 
dreißig Jahren noch nicht ganz so ausgeprägt wie heute.

> Diesen Fehler durch Leckstrom kann man übrigens schaltungstechnisch
> ziemlich gut kompensieren.

Nein. Dafür bräuchte man ein brauchbares Modell für dessen Zeit-, 
Alterungs- und Temperaturabhängigkeit. Die einzige sinnvolle 
Möglichkeit, die Auswirkungen zu minimieren, besteht in einer 
Verringerung der Quellimpedanz der zu filternden Spannungsquelle.

: Bearbeitet durch User
von Minimalist (Gast)


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Ich will mal wissen, wofür das ist...
das ist eine Zeitkonstante von 2 Minuten!
Schau mal hier, da will jemand was ganz ähnliches:
Beitrag "Integrator mit großer Zeitkonstante"

von Frank (Gast)


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Minimalist schrieb:
> Ich will mal wissen, wofür das ist...
> das ist eine Zeitkonstante von 2 Minuten!
> Schau mal hier, da will jemand was ganz ähnliches:
> Beitrag "Integrator mit großer Zeitkonstante"
Der Filter ist für das Entfernen von Rauschen auf einer Gleichspannung. 
Der Kollege möchte einen Integrator zum Regeln, das ist bei mir nicht 
der Fall, aber Danke für den Hinweis.

Andreas S. schrieb:
> Das ist so nicht zutreffend. Für jeden Kondensatortyp ist die
> Kennzeichnung eindeutig, aber es gibt keine herstellerübergreifende
> Standardisierung, welcher Pol (Masse/"heiß") gekennzeichnet wird.
Man kann es kaum glauben, aber es ist wirklich so. Ich nehme von einem 
Hersteller die Fokos und der dicke Strich ist mal der Masseanschluß und 
mal nicht. Das scheint daran zu liegen, daß sie vor dem Bedrucken nicht 
mehr richtig orientiert warden. Möglicherweise ist so eine richtige 
Orientierung beim Hersteller gegen Aufpreis lieferbar. Du kannst es 
gerne testen, nimm ein paar Stück und miß nach. Warum die den dicken 
Strich dann überhaupt noch drauf machen kann ich Dir nicht sagen. Achso 
es müßten FoKos aus halbwegs neuer Produktion sein, bei eher alten 
könnte die Kennzeichnung noch richtig sein.

Gut eine direkte +/- Kennzeichnung (insbesondere das +) wäre für einen 
Foko doch eher eigenartig, das war aus Deiner Angabe 
"Polaritätsaufdruck" für mich nicht ganz ersichtlich. Kennzeichnung ist 
überlichweise mit einem Punkt oder eben dem Strich oder allenfalls "-".

> Gegenfrage: Welcher Kondensator besitzt ein Dielektrikum mit einem
> Epsilon < 1? Mir fiele ansonsten nur ein Vakuumkondensator mit Epsilon =
> 1 ein.
Ja, die dielektrische Absorption hat man fast immer, genau das wollte 
ich damit zum Ausdruck bringen. Plattenkondensator mit Luft dazwischen 
reicht schon eigentlich für Epsilon(r) ~= 1.

> Nein. Dafür bräuchte man ein brauchbares Modell für dessen Zeit-,
> Alterungs- und Temperaturabhängigkeit. Die einzige sinnvolle
> Möglichkeit, die Auswirkungen zu minimieren, besteht in einer
> Verringerung der Quellimpedanz der zu filternden Spannungsquelle.
Nein braucht man nicht, man kann eine Regelung einsetzen, die den 
Fehler, egal wie groß er im Moment ist korrigiert.

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