Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OpAmp-Frage: Differenz-Verstärker und Anhebung


von Dirk K. (dekoepi)



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Hallo zusammen,

ich bastele derzeit mit Shunts, OpAmps und ADCs herum. Ich habe nach den 
ersten Versuchen mit Low-Side-Shunts ein Einsehen gehabt und auf 
HighSide Shunt umgestellt. Das beeinflusst die zu messenden 
LiIon-Lader/-Ladezyklen am wenigsten. Das klappt beispielsweise mit 
15mOhm-Shunt und MCP6001 als Differenzverstärker ganz hervorragend. Das 
schaffen die µC-ADCs von ATmel und ST sowie der 16-bittige ADS1115.

Jetzt stehe ich vor dem Problem, dass diverse ADCs um Vcc/2 den 0V-Punkt 
legen, um auch negative Spannungen messen zu können. Mit dem bisherigen 
Differenzverstärker erhalte ich eine GND-basierte Ausgabe. Ich muss das 
Ergebnis also um Vcc/2 anheben. Die hole ich mir ganz einfach via 
Spannungsteiler.

Bevor ich blödsinn löte, habe ich LTspice angeworfen und das 
zusammengeklickt. Es kommen jedoch nicht die erwarteten Ergebnisse raus: 
Bei 1A Ladestrom fallen 10mV über den Shunt ab. Wenn ich jetzt anstatt 
GND als Bezugspunkt Vcc/2 für den R4 einsetze, erhalte ich anstatt:
Vcc 5V
Vcc/2 2,5V
Ushunt 10mV
Verstärkung 10x, -> 100mV

Es sollten also am OpAmp 2,6V rauskommen. LTspice sieht jedoch 3V dort.
Ist das so überhaupt machbar? Also mit einem OpAmp? Oder benötige ich 
zwei in Reihe - einen für die Differenz, und einen zweiten, um das 
Ergbnis auf Vcc/2 anzuheben?

Das dürfte mit den MCP6001 zu ambitioniert im Bezug auf Störungen sein; 
habe jetzt eine größere Anzahl AD8628 im Zulauf, die den Drift und 
Offset bändigen können und daher auch "in Serie" vernünftige Ergbnisse 
liefern sollten. Kennt sich da jemand etwas mit aus und kann mich 
dahingehend erleuchten? Danke schon mal! :)

: Bearbeitet durch User
von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Mit dem ADS1115 kannst du doch differentiell messen, also legst du den 
+Eingang an den Ausgang vom Differenzverstärker und den -Eingang an den 
Referenzpin. Du kannst auch das PGA-Feature nutzen udn deine 
Eingangsfifferenz um bis zu Faktor 64 verstärken.

von Heinz V. (heinz_v)


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sind R6 und R7 mit 100k für eine 'schwebende Masse' nicht etwas groß 
gewählt? Da R4 nur 10k hat würde ich R6 und R7 deutlich niederohmiger 
wählen, oder noch einen OP als Puffer/Impedanzwandler dazwischensetzen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)



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Um eine Verstärkung von 10 zu erhalten, musst du R1 und R2 vertauschen,
ebenso R3 und R4.

R4 hängt an einer Spannungsquelle mit hohem Innenwiderstand, der sich zu
R4 hinzuaddiert. Lass R4 weg und dimensioniere den Spannungsteiler R6/R7
so, dass dessen Ausgangswiderstand (d.h. R6||R7) gerade die gewünschten
100kΩ ergibt.

von Helmut S. (helmuts)


Angehängte Dateien:

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Hier mal ein korrigiertes Beispiel.

von Dirk K. (dekoepi)


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Danke für die Rückmeldung, Kevin.

Deshalb schrub ich ja - mit den ADCs der µCs und dem ADS1115 klappt das.

Single-Ended und/oder GND-basiert (hab das mal brutal auf einem PCB 
gelötet) klappt das jedoch nicht etwa mit AD7705. Direkt den 
HighSide-Shunt auf Ain1+ und Ain1- legen traue ich mich nicht, weil ich 
da nur GND +50mV bis Vdd - 1,5V anlegen darf laut Datenblatt. Ähnlich 
sieht das bei anderen ADCs aus, ich möchte zum Beispiel mal schauen, ob 
man so einen billigen HX711 nicht für solche Shunt-Messungen 
missbrauchen kann. (Es ist klar, dass ich bei dem keine 24 Bit verwenden 
kann; 16 Bit davon in stabil wären aber auch schon fein für den Preis.)

Edit: Wow, Danke für die Antworten! Da muss ich mich erst mal 
durcharbeiten, Kürze-Würze mit ordentlich was nachzuvollziehen.

: Bearbeitet durch User
von Dirk K. (dekoepi)


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Die Idee mit Puffer-OpAmp / Impedanzwandler ist auch gut, aber weniger 
Bauteile gefällt mir als Grobmotoriker besser :) Die Widerstände zu 
vertauschen war natürlich eine bemerkenswerte kognitive Fehlleistung 
meinerseits.

Die Variante von Yalu X. ist genau das, wie es passt und sogar einfacher 
aufzubauen ist.

Vielen lieben Dank an alle Helfenden!

: Bearbeitet durch User
von Helmut S. (helmuts)


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> Die Variante von Yalu X. ist genau das, wie es passt und sogar einfacher 
aufzubauen ist.

Woher bekommst du die 200kOhm Widerstände? Dafür mußt du wahrscheinlich 
4 100kOhm Widerstände verwenden.
Dual-Opamps gibt es doch für das gleiche Geld wie die single-Ausführung.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Helmut S. schrieb:
> Woher bekommst du die 200kOhm Widerstände? Dafür mußt du wahrscheinlich
> 4 100kOhm Widerstände verwenden.

200kΩ sind doch in E24 und damit in praktisch jeder Serie von
Metallfilmwiderständen drin. Falls – aus welchen Gründen auch immer –
Kohleschichtwiderstände (E12) genügen müssen, kann man R6 = R7 = 180kΩ
und R4 = 10kΩ nehmen, was insgesamt ebenfalls 100kΩ entspricht. Dann
braucht man zwar wieder einen Widerstand mehr, aber dafür sind
Kohleschichtwiderstände billiger als Metallfilmwiderstände :)

Deine Variante mit dem Impedanzwandler am Spannungsteiler ist vor allem
dann von Vorteil, wenn man die halbe Versorgungsspannung noch an anderen
Stellen benötigt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Dirk K. (dekoepi)


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