Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Vorwiderstand LED dimensionieren bei PWM?


von René W. (mikrokibo)


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Hallo,

ich möchte für mein Lasertag Projekt eine LED auf 36kHz mithilfe eines 
Mikrocontrollers takten und einen entsprechenden Empfänger verwenden. 
Das Programm dafür steht soweit, jetzt geht es um die Dimensionierung 
der Schaltung, speziell um die, der LED.

Ich habe schon nachgelesen, wie man den Vorwiderstand für eine LED 
dimensioniert, wenn sie mit einem Gleichstrom versorgt wird. Ich bin mir 
allerdings jetzt unsicher, wie es bei einer PWM aussieht.

Ich möchte die TSAL6100 verwenden. Ich verstehe das Datenblatt nicht 
ganz, kann mir das vielleicht jemand erklären?

"Absolute Maximum Ratings"
Hier finde ich Werte für den Peak Forward Current (200mA) bei einem Duty 
Cycle von 50% und bei einer Pulslänge von 100μs. Dies ist so wie ich 
verstanden habe der maximale Wert für den gepulsten Dauerbetrieb.

Ebenfalls für eine Pulslänge von 100μs beträgt der Surge Forward Current 
1,5A, allerdings ist das doch, wie ich es Fig.3 entnehme nur der Wert 
für den Fall, dass man mit der LED nur einen einzigen Puls erzeugt und 
sie nicht im Dauerbetrieb verwendet, liege ich da richtig?

"Basic Characteristics"
Hier finde ich die Forward Voltage für 100mA bei einer Pulslänge von 
20ms einen Wert von 1,35V. Für einen einzelnen Puls der Länge 100μs und 
mit 1A beträgt die Spannung 2,2 Volt.

Sind meine Interpretationen des Datenblatts bis hierhin richtig?

Wie lege ich jetzt meinen Vorwiderstand aus?
Ich erzeuge ein Signal von 36kHz und einem Duty Cycle von 50%. D.h. ein 
Puls hat die Länge von 0,00002775s (27,75μs). Damit sind die 
Randbedingungen festgelegt. Einen anderen Duty Cycle wollte ich nicht 
verwenden, da im Datenblatt des Empfängers ein Duty Cycle von 50% 
verwendet wurde, und so wie ich das verstehe, da der beste "Empfang" 
besteht.

Die Spannung darf im Schnitt also doppelt so groß sein, wie die LED im 
Dauerbetrieb vertragen würde, aber wie groß genau? Im Datenblatt stehen 
keine Werte für den Dauerbetrieb, sondern beziehen sich schon auf den 
gepulsten Betrieb. Von welchen "Grundwerten" könnte ich ausgehen?

Wie lege ich jetzt meinen Vorwiderstand fest?

Liebe Grüße,
René

von Falk B. (falk)


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@René W. (mikrokibo)

>Sind meine Interpretationen des Datenblatts bis hierhin richtig?

Ja.

>Die Spannung darf im Schnitt also doppelt so groß sein, wie die LED im

Der Strom.

>Dauerbetrieb vertragen würde, aber wie groß genau?

Deine LED verträgt 200mA bei 100us Pulslänge, also kannst du bei 27us 
auch 200mA durchjagen.

>Wie lege ich jetzt meinen Vorwiderstand fest?

Ausgehend von 200mA Pulsstrom.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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René W. schrieb:
> einen Wert von 1,35V. ... Spannung 2,2 Volt.
Und auch das sind nur exemplarische Werte mit gewaltiger Streuung.

Ich würde sagen: berechne deinen Vorwiderstand mit Uf = 1,6V. Denn die 
Uf wird bei 200mA sicher höher sein als bei 100mA. Und bessere Zahlen 
hast du nicht... ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von René W. (mikrokibo)


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Ok, danke für die schnellen Antworten. Jetzt sind grad drei neue Fragen 
aufgekommen:

1. Das Puls-Pause-Verhältnis ist 1:1. Das heißt wenn ich kurze 
Pulszeiten verwende, ist danach die Pause zum Abkühlen ebenfalls 
geringer. Kann man trotzdem pauschal sagen, dass kürzere Pulszeiten (mit 
kurzen Pausen) die LED weniger belasten als längere Pulszeiten (mit 
längeren Pausen)? Also dass ich, wenn ich 27us Pulsdauer habe durchaus 
etwas mehr als 200mA verwenden könnte?

2. Also kann ich jetzt meine LED ausmessen und eine Kennlinie erstellen 
und erhalte dann für einen bestimmten Strom eine bestimmte Spannung, die 
ich verwenden kann, um den Vorwiderstand zu bestimmen. Geht dann 
eventuell die LED kaputt, bevor ich bei 200mA angekommen bin?

3. Sind die 200mA die Grenze für den Strom für jeden Puls, oder der 
maximale Durchschnittswert? Soll ich die Schaltung also für 200mA oder 
400mA auslegen?

Liebe Grüße

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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René W. schrieb:
> Soll ich die Schaltung also für 200mA oder 400mA auslegen?
Für 200mA. Das ist noch der beste Wert für dein Vorhaben. Und sogar der 
steht schon bei "Absolute Maximum Ratings"...

> 2. Also kann ich jetzt meine LED ausmessen ... Geht dann
> eventuell die LED kaputt, bevor ich bei 200mA angekommen bin?
Wenn du diesen Strom dauerhaft anlegst (mit genug Zeit zum Messen), 
dann sicher!

> Kann man trotzdem pauschal sagen, dass kürzere Pulszeiten (mit kurzen
> Pausen) die LED weniger belasten als längere Pulszeiten (mit längeren
> Pausen)? Also dass ich, wenn ich 27us Pulsdauer habe durchaus etwas mehr
> als 200mA verwenden könnte?
Nein. Denn es kommt darauf an, wo die Energie eingelagert und abgeführt 
werden kann. Im schlimmsten Fall ist nur der Bonddraht der einzig 
verbliebene "Widerstand" und muss diese ganze Energie aufnehmen können. 
Oder eben anteilig mehr.

Ich hatte mal einen Widerstand, der nur 1..2x pro Tag für 1/5 Sekunde um 
den Faktor 10 überlastet wurde. Den Rest des Tages wurde er nur mit 
1/100 seiner Nennleistung "unterlastet". Und trotzdem ging das Ding 
regelmäßig kaputt. Warum?
Weil es nicht näher spezifiziert war, hatte der Bestücker einen 
Schichtwiderstand verwendet. Und weil die Energiezufuhr so pulsartig und 
damit Überhitzung so kurz war, dass die Wärme nicht abtransportiert 
werden konnte, konnte die dünne Widerstandsbahn die Wärme nicht mehr 
aufnehmen und brannte ab.
Nach einer Umstellung auf einen Drahtwiderstand mit mehr thermischem 
Volumen in der "Widerstandsbahn" gab es keinerlei Ausfälle mehr...

von Matthias L. (Gast)


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Wenn Du Dich für 200mA entschieden hast, ist das wichtigste Diagramm 
eigentlich Fig4. Dort kannst Du ablesen, welche Spannung über der LED 
bei 200mA abfallen.

Vf = 1,65V @ 200mA.

Damit kannst Du den Rv berechnen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias L. schrieb:
> Vf = 1,65V @ 200mA.
Da bin ich mit meinen geratenen 1,6V gar nicht mal so weit daneben 
gelegen ;-)

> eigentlich Fig4.
Ein wenig nachdenklich stimmt mich dort das angegebene Tastverhältnis 
von 1/1000...

von René W. (mikrokibo)


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Gut, warum da jetzt dieses Tastverhältnis in Fig.4 angegeben ist, weiß 
ich auch nicht. Vielleicht war das nur die Messbedingung.

Sonst hört sich das aber alles plausibel an. Unter "Absolute Maximum 
Ratings" ist als Forward Current 100mA für den Dauerstrombetrieb 
angegeben, als Peak Forward Current wird 200mA angegeben bei 50% Duty 
Cycle. Klingt soweit auch logisch, dass der Strom dann entsprechend 
höher werden darf. Dann ist da noch eine Pulslänge angegeben, damit die 
Frequenz nicht zu langsam gewählt werden kann.

Ich werd das wohl einfach mal ausprobieren ab welchem Wert die LED 
durchbrennt :) und ob ich 1,65V und 200mA nehmen kann.

von René W. (mikrokibo)


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Eine Verständnisfrage habe ich noch:

Die Strom- und Spannungswerte, die angegeben sind, sind doch unabhängig 
von der Frequenz bzw. dem Puls-Pausen-Verhältnis, oder? Also die LED 
Kennlinie, die sich aus diesen Werten ergeben würde, wäre doch 
unabhängig, ob ein Duty Cycle von 50% oder 10% genommen wird.

Einziger Unterschied ist doch, dass die LED ab einer gewissen Höhe des 
Stroms, diesen nur noch im Pulsbetrieb aushält, ist das richtig?

von Falk B. (falk)


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@ René W. (mikrokibo)

>von der Frequenz bzw. dem Puls-Pausen-Verhältnis, oder? Also die LED
>Kennlinie, die sich aus diesen Werten ergeben würde, wäre doch
>unabhängig, ob ein Duty Cycle von 50% oder 10% genommen wird.

Ja.

>Einziger Unterschied ist doch, dass die LED ab einer gewissen Höhe des
>Stroms, diesen nur noch im Pulsbetrieb aushält, ist das richtig?

Ja.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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René W. schrieb:
> Die Strom- und Spannungswerte, die angegeben sind, sind doch unabhängig
> von der Frequenz bzw. dem Puls-Pausen-Verhältnis, oder?
Man kann sich da was ausrechnen:
1) tp/T = 0.5, tp = 100 μs  --> T=200µs --> f=1/200µs
2) tp = 100 μs, tp/T= 0.001 --> T=100ms --> f=1/200ms

> ist das richtig?
Nein. Denn dort kommt implizit die Erwärmung des Dies mit hinzu. Wenn 
zuviel Energie eingelagert wird, dann läuft die LED mit -1,8mV/K 
thermisch davon.

Mit einem Konstantstrom oder einem hinreichend hochohmigen Widerstand 
ist das nicht so schlimm, denn durch die fallende Spannung fällt auch 
die Verlustleitung. Aber mit einem schlecht (zu klein) gewählten 
Vorwiderstand steigt einfach der Strom immer weiter an...

> Einziger Unterschied ist doch, dass die LED ab einer gewissen Höhe des
> Stroms, diesen nur noch im Pulsbetrieb aushält, ist das richtig?
Du klemmst dich so an diesen "Absoluten Maximalwerten" fest, das ist 
unschön. Wenn ich mein Auto nur mit Vollgas und Vollbremsung fahre, dann 
"hält" das Auto das schon aus. Aber der Verschleiß ist signifikant höher 
als "normal". Um wieviel höher, dass muss man persönlich ausprobieren, 
denn so ein Betrieb ist nicht spezifizert...

von c-hater (Gast)


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Lothar M. schrieb:

> Ich hatte mal einen Widerstand, der nur 1..2x pro Tag für 1/5 Sekunde um
> den Faktor 10 überlastet wurde. Den Rest des Tages wurde er nur mit
> 1/100 seiner Nennleistung "unterlastet". Und trotzdem ging das Ding
> regelmäßig kaputt.

Hört sich nach dem Startup-Widerstand eines SNT an.

> Warum?

Das müssen sich wohl ganze Generationen von SNT-Entwicklern fragen, denn 
Ausfälle dieses Widerstands gehörten viele Jahre lang zu den 
Hauptausfallursachen von SNTs.

Und beileibe nicht nur von SNTs aus irgendwelchen ominösen 
Hinterhof-Manufakturen, sondern durchaus auch sehr viele, die von 
bekannten Weltkonzernen stammten.

Natürlich vorrangig aus deren Consumer-Giftküchen...

von Ich (Gast)


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Ist es nötig die LED auf absolutem Maximum zu betreiben? Reicht es nicht 
da etwas Luft einzuplanen und im Zweifelsfall einfach noch eine zweite 
LED parallel zu nehmen (mit separatem Vorwiderstand!)?

von Harald W. (wilhelms)


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c-hater schrieb:

> Das müssen sich wohl ganze Generationen von SNT-Entwicklern fragen, denn
> Ausfälle dieses Widerstands gehörten viele Jahre lang zu den
> Hauptausfallursachen von SNTs.

Ja, das ist eine gute Möglichkeit,
die Lebensdauer von Geräten auf
eine für den Hersteller sinnvolle
Zeit von 25 Monaten zu begrenzen.

von Ich selber (Gast)


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René W. schrieb:
> Ich habe schon nachgelesen, wie man den Vorwiderstand für eine LED
> dimensioniert, wenn sie mit einem Gleichstrom versorgt wird. Ich bin mir
> allerdings jetzt unsicher, wie es bei einer PWM aussieht.

Sofern nicht schon beantwortet:

Gleichstrom ist identisch mit PWM bei einem Impuls / Pause Verhältniss 
von 100:0, somit ist auch der Effektive Strom, der maximale Strom der 
bei der angelegten Spannung durch die Diode fließt.

Der Vorwiederstand wird meiner Meinung anhand dieser maximalen Belastung
berechnet.

Je höher die Frequenz und je größer das Impuls / Pause Verhältniss, umso 
näher kommen Sie den Verhältnissen bei Gleichspannung, vereinfacht 
gesagt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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c-hater schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Ich hatte mal einen Widerstand...
> Hört sich nach dem Startup-Widerstand eines SNT an.
Nicht ganz, aber ähnlich und mit etwas mehr Leistung. Ich hatte ins 
Funktionsmuster wissentlich einen 3W-Drahtwiderstand eingebaut, von dem 
dann allerdings im Schaltplan und der BOM nur noch 3W übrigblieben... 
:-/

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