Forum: Offtopic Unbürokratische Waren-Briefsendung vs. ISO9001


von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Nach einer (seltenen) Bestellung bei einem kleinen deutschen E-Versender 
war ich dieser Tage ganz positiv überrascht, die Ware mal als 
gewöhnlichen Brief zu erhalten. Endlich mal einer Sendung zum 
quittierten Empfang nicht hinterherlaufen... Super.
Auf die Nachfrage bei einem größeren Versender, warum dies nicht auch 
dort optional möglich ist hieß es: ISO9001 zertifiziert = nur noch 
quittierter Empfang möglich wg. Warenkontrolle, Versicherung usw. usf.
Wenn ich als Kunde das Versandrisiko für ein paar öfter zu bestellende 
kleine Bauteile gern selbst übernehmen würde (was bei der relativ 
sicheren Postzustellung leicht möglich ist) geht das so leider nicht. 
Nun frage ich mich, was diese Art "Qualitäts"sicherung nun soll, wenn 
sie den Kunden eines Shops dermaßen gängelt ,sprich den 
Versand/Warenempfang verzögert, zusätzliche Mühen zum Erlangen der Ware 
bei Nichtanwesenheit erforderlich macht, für wenige Bauteile zu große 
Verpackungen erzwingt und, nicht ganz unwichtig, die Versandkosten in 
die Höhe treibt ???
Lt. Auskunft besagten "grösseren" Versenders gibt es in D nur noch ganz 
wenige Versandhändler, die nicht dermaßen ISO9001 geknebelt daherkommen. 
Stimmt das?

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Dem steht das Peter-Prinzip entgegen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

(Hier der Spezialfal der sog. seitlichen Arabeske)

Überlege Dir, wieviel zusätzliche Arbeitslose es gäbe, wenn nicht durch 
gezielten Aufbau von sinnlosem Mist Leute mit Aktionismus an einen 
"Arbeitsprozeß" gebunden wären. Ab einer bestimmten Größe braucht so 
eine Struktur dann nämlich keine produktiv Beschäftigten, sondern kommt 
prima alleine klar.

MfG Paul

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


Lesenswert?

>Überlege Dir, wieviel zusätzliche Arbeitslose es gäbe, wenn nicht durch
>gezielten Aufbau von sinnlosem Mist Leute mit Aktionismus an einen
>"Arbeitsprozeß" gebunden wären.

Was qualifiziert dich jetzt ausgerechnet zu einem Experten für 
Zertifizierung?

Du könntest zu Beginn ja mal erläutern, wie Privatpersonen rechtssicher 
das Versandrisiko übernehmen. Soweit ich weiß, ist das sogar gesetzlich 
geregelt.

von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Kara B. schrieb:
> wie Privatpersonen rechtssicher
> das Versandrisiko übernehmen.

Da sehe ich glatt das Ende aller einfachen Briefsendungen am Horizont 
;-)
Was zum Teufel muß in diesem Land noch alles tausendfach abgesegnet und 
versichert werden...

[ X ] Ich übernehme das Versandrisiko und stelle im Schadensfall keine 
weiteren Ansprüche.

... wäre jedenfalls bei Kleinzeug mein Kreuz der Wahl.

Würde ein Verlust nun tatsächlich (öfter) auftreten kann ich zukünftig 
immer noch

- Anbieter wechseln
- Versandform wechseln
- Versandunternehmen wechseln

Eigenverantwortlich.
Ist das schon zu suspekt?
Darf man das?

: Bearbeitet durch User
von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


Lesenswert?

Es ging um den Begriff "rechtssicher". Da dürfte auch dein tolles 
Kreuzchen nicht unbedingt ausreichen.

Sobald der erste seine Lieferung nicht erhält geht doch das übliche 
Abzocke-Gegreine los.

>Eigenverantwortlich.

Große Worte

>zusätzliche Mühen zum Erlangen der Ware bei Nichtanwesenheit erforderlich
>macht,

Ja, anwesend sein oder seinen Nachbarn bitten, die Sendung anzunehmen 
für überfordert so manchen mit hoher Eigenverantwortlicheit.

Aber du wohnst bestimmt in der weiten Pampa ohne jede Nachbarschaft.

> und, nicht ganz unwichtig, die Versandkosten in die Höhe treibt ???

Um wie viel triebt das denn deiner Berechnung nach die Versandkosten in 
die Höhe?

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Kara B. schrieb:
> Was qualifiziert dich jetzt ausgerechnet zu einem Experten für
> Zertifizierung?

Nichts. ...und Dich?
Habe ich jetzt zielsicher in's Schwarze getroffen und einen 
Zertifizierer in freier Wildbahn erlegt?

Kara B. schrieb:
> Du könntest zu Beginn ja mal erläutern, wie Privatpersonen rechtssicher
> das Versandrisiko übernehmen.
Warum sollte ich das tun, wenn Du das offenbar schon weißt?
> Soweit ich weiß, ist das sogar gesetzlich
> geregelt.


MfG Paul

von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Kara B. schrieb:
> Sobald der erste seine Lieferung nicht erhält geht doch das übliche
> Abzocke-Gegreine los.

Da würde ich mehr auf den freien Markt vertrauen...
Abzocker haben recht kurze Beine. Da bestellt man nämlich nichts mehr. 
Und wer das Versandrisiko übernimmt wird kaum Abzocker rufen sondern 
handelt selbstständig nach o.g. Stichpunkten...

>>Eigenverantwortlich.
>
> Große Worte

Ja ich weiß. Die wirken sehr suspekt und werden hier und heute keinem 
mehr zugetraut.

> Aber du wohnst bestimmt in der weiten Pampa ohne jede Nachbarschaft.

Diese Deine Sorgen sind hier gerade  nicht das Thema...

> Um wie viel triebt das denn deiner Berechnung nach die Versandkosten in
> die Höhe?

Nix Berechnung. Fakt: Locker auf mehr als das Doppelte.

: Bearbeitet durch User
von Thomas E. (thomase)


Lesenswert?

Moby A. schrieb:
> Lt. Auskunft besagten "grösseren" Versenders gibt es in D nur noch ganz
> wenige Versandhändler, die nicht dermaßen ISO9001 geknebelt daherkommen.
> Stimmt das?

Nein, das stimmt nicht.

ISO9001 ist ein Qualitätsmanagementsystem. Das schreibt einer Firma 
inhaltlich gar nichts vor. Das kann jede Firma machen, wie sie will.
Die Norm verlangt lediglich, dass es dokumentiert und nachvollziehbar 
ist. Und natürlich, dass es auch so gemacht wird, wie es dokumentiert 
ist.

Moby A. schrieb:
> Nach einer (seltenen) Bestellung bei einem kleinen deutschen E-Versender
> war ich dieser Tage ganz positiv überrascht, die Ware mal als
> gewöhnlichen Brief zu erhalten. Endlich mal einer Sendung zum
> quittierten Empfang nicht hinterherlaufen... Super.

Das ist für einige Firmen als Empfänger aber nicht akzeptabel. Die 
wollen, dass der Empfang quittiert wird, weil die Buchhaltung sonst 
durchdreht, SAP das so haben will und sie sich das auch in ihrer 
ISO9001-Zertifizierung so auferlegt haben. Der Versender, Kunde ist 
König, passt sich natürlich an.

Wenn sie also ins QM-Handbuch reinschreiben, dass sie nur versichert 
versenden, müssen sie das auch tun. Schreiben sie rein, dass sie auf 
Kundenwunsch auch per Brieftaube versenden, können sie das ohen weiteres 
tun. Steht aber meistens nicht drin.

Moby A. schrieb:
> hieß es: ISO9001 zertifiziert = nur noch
> quittierter Empfang

Das wird natürlich auch gerne behauptet, wenn man sich vom Kunden 
genervt fühlt. Es erspart einem jegliche weitere Diskussionen.

Tatsächlich ist das Unfug. Das weiss der Mitarbeiter im Versand aber 
nicht. Eigentlich weiss überhaupt keiner, ausser dem QMB, in der Firma, 
was im QM-Handbuch steht und was es mit ISO9001 auf sich hat.
Denn eine Vorschrift der Norm ist und das ist wirklich eine Vorschrift, 
ist die Durchführung von Mitarbeiter-Audits. Diese finden aber oft und 
gerne aus "betrieblichen Gründen" nicht statt.

mfg.

: Bearbeitet durch User
von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Besten Dank für die Aufklärung! Das beruhigt ja etwas und lässt die 
Hoffnung zu, daß sich hier und da noch was zum Positiven ändert.

Die Reaktion des großen Versenders auf meine Anfrage hier im Wortlaut:


"Sehr geehrter Herr ****

da wir nach der ISO 9001 zertifiziert sind, müssen wir den Versand aller
Artikel nachweisen und in einem versicherten Paket versenden. Dieses
bietet nicht nur unseren Kunden, sondern auch uns die Sicherheit, dass
ein Paket bei Verlust ersetzt wird.

Es gibt kaum noch Versender, die nicht ISO zertifiziert sind.

Mit freundlichen Grüßen"

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Moby A. schrieb:
> müssen wir den Versand aller
> Artikel nachweisen und in einem versicherten Paket versenden

Das würde erklären, warum eine Nachlieferung wegen Nichtverfügbarkeit 
von 3 SMD-IC im Wert von 20ct in einem riesigen Paket kommt anstatt im 
Briefumschlag. Und ich sag noch: Streichen sie die raus, ich bestell die 
einfach beim nächsten Mal erneut.

Das treibt schon eigenartige Blüten...

Das Argument mit dem Nachweis ist auch Quatsch: Wenn ich Waren unter 
einem bestimmten Wert grundsätzlich im Brief verschicke, und dabei ein 
wenig Schwund ist, komme ich immer noch besser, die nochmal zu schicken, 
als immer alles im Paket.

Das Problem ist wahrscheinlich eher, daß diese Aufteilung wieder einen 
zusätzlichen Zweig in der Logistik bräuchte.

von Jan H. (j_hansen)


Lesenswert?

Moby A. schrieb:
> sondern auch uns die Sicherheit, dass
> ein Paket bei Verlust ersetzt wird.

Ich denke, dass das der echte Grund ist. "Wir möchten weder, dass uns 
$Ganzgescheiter bescheißt, noch möchten wir uns wegen 1 fuffzig mit 
$Querulant herumärgern."
Verstehe ich auch, Kundenkontakt ist teuer. Bei einem versicherten Paket 
erübrigt sich wohl schon ein Großteil der Anfragen, und beim Rest klickt 
der outgesourcte Callcenter-Mitarbeiter auf "send again" und fertig. 
Zumindest in der Managertheorie.

von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Jan H. schrieb:
> Wir möchten weder, dass uns
> $Ganzgescheiter bescheißt, noch möchten wir uns wegen 1 fuffzig mit
> $Querulant herumärgern."

Wenn der Kunde das Versandrisiko übernommen hat ist der Versender doch 
aus dem Schneider. Da erübrigen sich dann auch Kundennachfragen, wenn 
der Versender über den Ausgang der Sendung informiert hat.

Timm T. schrieb:
> Das Problem ist wahrscheinlich eher, daß diese Aufteilung wieder einen
> zusätzlichen Zweig in der Logistik bräuchte.

Ja. Von der Ersparnis an Versandkosten und Verpackungsmaterial hat aber 
auch der Versender was. Am Wichtigsten aber ist der zufriedene Kunde! 
Der bestellt sonst vielleicht woanders. Wenn ich für mich spreche spielt 
die ganze Versandabhandlung schon eine gewichtige Rolle für die konkrete 
Kaufentscheidung bei einem Versender. Ist ja nicht so, daß man bei den 
Händlern keine Auswahl hätte.

Man korrigiere mich, aber ich bin überzeugt davon daß ich partout nicht 
der einzige Interessent für unbürokratische Kleinstwarensendungen via 
Briefsendung wäre. Gerade der Bastler braucht öfter mal einzelne/wenige 
Bauteile...

: Bearbeitet durch User
von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Ich weiß nicht ob es beim Verkauf von Waren von Firmen an Privatkunden 
wirksam ist, daß der Privatkunde das Versandrisiko übernimmt und auf 
sein Widerrufsrecht verzichtet. Ich glaube nicht.

Der Privatkunde könnte evtl. einfach sagen er hat es nicht bekommen und 
macht sein Widerrufsrecht geltend. Dann ist der Händler der 
Gelackmeierte und muss den Betrag zurückerstatten, bekommt die Ware aber 
nicht zurück.

: Bearbeitet durch User
von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Gerd E. schrieb:
> Der Privatkunde könnte evtl. einfach sagen er hat es nicht bekommen

Kann er nicht wenn er das Versandrisiko übernommen hat.

Gerd E. schrieb:
> macht sein Widerrufsrecht geltend

Kann er dann nur wenn er die Ware zurücksendet.

> Ich weiß nicht ob es beim Verkauf von Waren von Firmen an Privatkunden
> wirksam ist, daß der Privatkunde das Versandrisiko übernimmt und auf
> sein Widerrufsrecht verzichtet.

Inwieweit die Gesetzeslage das verbietet weiß ich auch nicht.
Wenn sie das verbietet dann beschränkt sie schlicht und einfach den 
Kunden in seinen Wahlmöglichkeiten.

Nun mußte man bei besagter Bestellung (kleiner Versender) und dessen 
unbürokratischer Briefwarensendung noch nicht mal irgend ein 
Versandrisiko auf sich nehmen. Wie können kleine Anbieter so versenden? 
Gehen sie volles Risiko? Nein, ich glaube es ist eher so, daß die weit 
überwiegende Mehrzahl ihrer Kunden einfach nur ehrlich ist (und sich 
über die Versandform freut ;-)

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


Lesenswert?

Moby A. schrieb:
> Nach einer (seltenen) Bestellung bei einem kleinen deutschen E-Versender
> war ich dieser Tage ganz positiv überrascht, die Ware mal als
> gewöhnlichen Brief zu erhalten.

Wie groß war der Wert dieser Warensendung?

Moby A. schrieb:
> Gehen sie volles Risiko? Nein, ich glaube es ist eher so, daß die weit
> überwiegende Mehrzahl ihrer Kunden einfach nur ehrlich ist (und sich
> über die Versandform freut ;-)

und sollte mal eine kleine Warensendung doch nicht ankommen, schickt das 
Unternehmen eben den Quatsch kostenfrei nochmal an den Kunden.

von Justus S. (jussa)


Lesenswert?

Moby A. schrieb:
> Inwieweit die Gesetzeslage das verbietet weiß ich auch nicht.
> Wenn sie das verbietet dann beschränkt sie schlicht und einfach den
> Kunden in seinen Wahlmöglichkeiten.

Es ist nicht verboten, nur total wirkungslos, egal was er unterschreibt, 
versichert, verspricht oder wasauchimmer. Das Versandrisiko liegt bei 
einem Verkauf gewerblich an privat grundsätzlich beim Verkäufer, das 
kann ein Käufer nicht übernehmen.

Das gibt es doch zB bei Vermietungen auch. Da kann der Mieter auch 
irgendwas den Mietvertrag schreiben lassen, dass man ihm jederzeit ohne 
Grund mit 1 Woche Frist kündigen kann. Selbst wenn der Mieter selbst 
vehement auf diesen Passus besteht, so hat er null Wirkung.

Oder bei Arbeitsverträgen. Da gibt auch das Gesetz bestimmte 
Kündigungsfristen vor, die man mit Einzelverträgen nicht unterschreiten 
kann, auch wenn der Arbeitnehmer das unbedingt wollen würde...

von Heinz L. (ducttape)


Lesenswert?

Das große Drama mit der ISO9001 ist, dass die meisten es falsch angehen. 
Und bevor jemand fragt "who died and made you the expert", ich hab das 
bei 3 Firmen bisher durchgezogen. Und sonderbarerweise funktioniert's 
bei allen 3. Weil ich eines gemacht (und teilweise gegen Widerstand 
durchgesetzt hab) was viele nicht machen: Die Leute, die da tatsächlich 
die Arbeit machen, fragen, was sie eigentlich tun.

Weil EIGENTLICH sollte ISO9001 genau das tun: Abbilden was denn im 
Betrieb so abläuft. Sprich, Du setzt Dich neben den Typen der da 
arbeitet hin und guckst zu was er macht, schreibst das auf und gut is. 
ISO9001 kümmert es einen Dreck WIE der Ablauf ist, solang es den Ablauf 
korrekt abbildet. Wenn da ein Schritt "wir setzen uns im Kreis und 
halten uns bei den Händen" dabei ist und das halt immer so läuft, dann 
gehört das da rein. Und das ist dann eben genau NICHT falsch nur weil 
irgendein "Fachmann" meint dass man das nicht machen soll, sondern eben 
genau richtig weil das eben so und nicht anders in dieser Firma gemacht 
wird.

Blöderweise läuft das selten so.

Da werden stattdessen irgendwelche Idiot... Spezialisten (mit ganz, ganz 
speziellen Bedürfnissen...) in Gremien gesetzt, die weder von der 
Materie noch vom Arbeitsablauf irgendeinen Dunst haben, die pinseln sich 
gegenseitig den Bauch und anschließend einen Arbeitsablauf zurecht, nach 
dem zwar keiner arbeiten kann, der aber auf dem Papier so richtig toll 
aussieht. Und spätestens dann quasseln auch noch die Juristen rein und 
konstruieren irgendwelche Spezialszenarien die einmal in 5 Jubeljahren 
passieren, und die müssen dann da auch noch irgendwie verwurstet werden.

Dass das nicht funktioniert, sollte jedem, der mal wirklich gearbeitet 
hat, ohne weitere Erklärung einleuchten. Für Manager halte ich dazu auch 
gerne erklärende Vorträge.

Übrigens ist es auch nach ISO9001 nicht verboten, verschiedene Prozesse 
abhängig vom Umfang des abzuarbeitenden Falles zu haben. Man muss nicht 
den großen Beschaffungsprozess der für die Totalumgestaltung der 
Montagehalle vorgesehen ist für den Kauf von 5 Bleistiften abfeiern!

: Bearbeitet durch User
von Sven F. (doncarlos)


Lesenswert?

Autor: Justus Skorps (jussa)
Datum: 04.08.2015 07:27

> Es ist nicht verboten, nur total wirkungslos, egal was er unterschreibt,
> versichert, verspricht oder wasauchimmer. Das Versandrisiko liegt bei
> einem Verkauf gewerblich an privat grundsätzlich beim Verkäufer, das
> kann ein Käufer nicht übernehmen.
aber so nur deine Annahme?
denn einzelvertraglich gibt es wohl Vertragsfreiheit wenn der Käufer 
nicht unangemessen durch den Verkäufer gegen seinen Willen benachteiligt 
wird!

genau wie das Folgende

> Das gibt es doch zB bei Vermietungen auch. Da kann der Mieter auch
> irgendwas den Mietvertrag schreiben lassen, dass man ihm jederzeit ohne
> Grund mit 1 Woche Frist kündigen kann. Selbst wenn der Mieter selbst
> vehement auf diesen Passus besteht, so hat er null Wirkung.
wobei bei unwirksamen Verträgen oder Vetragsbestandteilen dann ein 
Schritt vor ein Gericht oder zu einem Anwalt nötig wird, der RA des 
Vermieters wird dem Mieter schön was vom Pferd erzählen!

aber ganz sicher nicht das

> Oder bei Arbeitsverträgen. Da gibt auch das Gesetz bestimmte
> Kündigungsfristen vor, die man mit Einzelverträgen nicht unterschreiten
> kann, auch wenn der Arbeitnehmer das unbedingt wollen würde...
denn dann lies dir mal die gesetzl. Regelungen hier durch 
http://dejure.org/gesetze/BGB/622.html
da geht schon einiges zu machen, wenn man weiß wie!

zu dem Fakt hier muß man dann wohl mal anmerken, dass sich Großhändler 
im Versand mit den Transporteuren gewisse Mengenrabatte aushandeln, die 
dann wohl hinfällig werden, wenn man jeden Furz einzeln aushandeln 
wollte!
Für ein versichertes Paket habe ich schon Portokosten von 1,90 gesehen, 
wie will das ein Kleinhändler jemals verhandelt bekommen.
Für den ist ein zufriedener Kunde mehr wert als eine für ihn 
kostenpflichtige Nachlieferung von Kleinkarm.
Noch dazu sitzen in großen Versandhäusern so viele Hirachien und 
Abteilungen die sich gegenseitig nicht über den Weg trauen, dem Käufer 
als Kunden erst recht nicht!

: Bearbeitet durch User
von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Rick M. schrieb:
> Wie groß war der Wert dieser Warensendung?

Immerhin 39 Euro. Via Paypal beglichen.

Rick M. schrieb:
> und sollte mal eine kleine Warensendung doch nicht ankommen,

...was ich persönlich noch nie erlebt habe!

> schickt das
> Unternehmen eben den Quatsch kostenfrei nochmal an den Kunden

...wenn es sehr kulant ist. Aber der Ruf und das Vertrauen ist ja heute 
im Internet-Konkurrenzgetümmel immer mehr wert.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


Lesenswert?

Heinz L. schrieb:
> Das große Drama mit der ISO9001 ist, dass die meisten es falsch angehen.

Naja, die Frage ist, ob da noch andere Zertifizierungen anstehen. Dann 
wird die Sache schon interessant und man kann eben nicht nur den 
einfachen Arbeitsablauf abbilden. Ich habe an meiner Arbeitsstelle jetzt 
auch schon einige Zertifizierungen mit gemacht. Die letzte war AEO, für 
den Zoll, dass die eben wegen dem 11.9.01 nicht bei jeder Palette Waren, 
die wir versenden, 4 Wochen lang überprüfen müssen, ob es wirklich keine 
Bombe ist. Außerdem gibts da noch Umweltzertifikate und in dem Falle 
meiner Arbeitsstelle noch die Konformitätsbewertung, früher mal Eichung.

Viel Schlimmer finde ich, das eben wirklich nur wenige Endkunden wissen, 
um was es in der 9001 geht. Ein Bekannter ist selbstständig, hat zwei 
Angestellte. Er wird auf Messen regelmäßig nach der 9001-Zertifizierung 
gefragt. Viele denken eben, dass diese Zertifizierung etwas mit einer 
hohen Qualität zu tun hat. Mein Bekannter kann sich auch gar nicht 
zertifizieren, man benötigt min. 5 Angestellte. Für große Unternehmen, 
mit vielen Leiharbeitern macht so etwas schon Sinn, aber gerade für 
kleinere ist es einfach bloß Quatsch. Würden die großen Firmen nicht nur 
von BWL'ern sondern von Unternehmern geführt, bräuchten wir so einen 
Quatsch wie die 9001 dort auch nicht, weil ein vernünftiger Unternehmer 
achtet von ganz allein drauf, das die Qualität stimmt. Da wird eben kein 
Leiharbeiter an einen Platz gestellt und er soll einfach mal machen, 
ohne wirklich angelernt zu werden. Passiert bei uns regelmäßig aber dank 
vernünftiger Arbeitsanweisungen bekommen die meisten das ganz gut hin, 
wenn sie nicht völlig auf den Kopf gefallen sind.

Dennis

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Sven F. schrieb:
>> Es ist nicht verboten, nur total wirkungslos, egal was er unterschreibt,
>> versichert, verspricht oder wasauchimmer. Das Versandrisiko liegt bei
>> einem Verkauf gewerblich an privat grundsätzlich beim Verkäufer, das
>> kann ein Käufer nicht übernehmen.

> aber so nur deine Annahme?
> denn einzelvertraglich gibt es wohl Vertragsfreiheit wenn der Käufer
> nicht unangemessen durch den Verkäufer gegen seinen Willen benachteiligt
> wird!

Vertragsfreiheit besteht aber nur insofern, dass nicht gegen geltende 
Gesetze verstoßen wird - ob das der Wille des Kunden ist, ist dem Gesetz 
vollkommen egal.

Und das Gesetz bestimmt, dass das Versandrisiko bis zur Türschwelle bei 
B2C eben beim Verkäufer liegt (§474 und §475 BGB)

Das kann man auch als gutwilliger Kunde nicht aushebeln - leider!

: Bearbeitet durch Moderator
von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Chris D. schrieb:
> Und das Gesetz bestimmt, dass das Versandrisiko bis zur Türschwelle bei
> B2C eben beim Verkäufer liegt (§474 und §475 BGB)

Na prima. Das begeistert ja restlos. Da kann man mal sehen, wie sich ein 
auf Kundenfreundlichkeit getrimmtes Gesetzesanliegen schnell auch ins 
Gegenteil verkehren kann. Es sich hier als Beschränkung der 
Wahlmöglichkeiten des Kunden zur selbstbestimmten Optimierung eines in 
seinem Sinne vorteilhaften Versandablaufs darstellt. Der wiederum 
natürlich stets auch auf Unkompliziertheit, Schnelligkeit und geringe 
Kosten abzielt und eben nicht immer dem Versandrisiko bzw. 
Versicherungsfragen höchste Priorität einräumen muß- was dann erstere 
drei Punkte natürlich in Mitleidenschaft zieht.

: Bearbeitet durch User
von Jörg P. R. (jrgp_r)


Lesenswert?

Dennis H. schrieb:
> Würden die großen Firmen nicht nur
> von BWL'ern sondern von Unternehmern geführt, bräuchten wir so einen
> Quatsch wie die 9001 dort auch nicht, weil ein vernünftiger Unternehmer
> achtet von ganz allein drauf, das die Qualität stimmt.

Genau so schaut es aus.
Ich als Unternehmer, muss auf die Qualität achten sonst kann ich bald 
HartzIV beantragen. Deswegen habe ich auch keine Zeit um mich für den 
Blödsinn der Versankosten zu kümmern, sondern bin froh das meine 
bestellte Ware da ist und ich und meine Mitarbeier arbeiten können.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.