Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Potentialtrennung, EMV, Kondensator


von Blurx (Gast)


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Bei uns in der Firma sind/waren einige sehr alte Schaltungen in Betrieb:

Über einen Optokoppler (und ein paar Transistoren) wird ein FET 
angesteuert, der so ca 200V und einige Ampere auf einen Verbraucher 
schaltet, der einige zigmeter entfernt steht.
Die Schaltungsteile vor  und nach dem Optokoppler werden je mit einem 
Trafo potentialgetrennt versorgt.

Nun hat jemand die Potentialtrennung durch den Optokoppler mit einem 
(ich glaub 330nF) Kondensator überbrückt.

Welchen Sinn hat dieser Kondensator?

Dank für Interesse und lieben Gruß,
Blurx

: Verschoben durch Admin
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Blurx schrieb:
> Nun hat jemand die Potentialtrennung durch den Optokoppler mit einem
> (ich glaub 330nF) Kondensator überbrückt.

* Frag diesen 'jemand'.
* 330nF? Bist du sicher, das es nicht nur 330pF sind? Das wäre dann ein 
Hinweis auf EMV Probleme auf der potentialgestrennten Seite, die dieser 
kleine Kondensator Richtung Erde ableiten soll.
330nF würden die Potentialtrennung nämlich ad absurdum führen.

von Peter D. (peda)


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Bei 330nF kriegst Du heftig einen gewischt.
Üblich sind in SNTs max 1nF und selbst das spürt man deutlich mit der 
Handoberseite.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Blurx schrieb:
> Nun hat jemand die Potentialtrennung durch den Optokoppler mit einem
> (ich glaub 330nF) Kondensator überbrückt.
Ist da noch ein hochohmiger Widerstand parallel?

> Welchen Sinn hat dieser Kondensator?
Die wechselspannungsmäßige Verbindung der beiden Schaltungsteile. So 
können HF-Störungen auf "Erde" abgeleitet werden. Ohne die genaue 
Schaltung kann man aber nur raten...

von Blurx (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> * Frag diesen 'jemand'.

Nein, ich werd ihn nicht exhumieren ...

> * 330nF? Bist du sicher, das es nicht nur 330pF sind? Das wäre dann ein
> Hinweis auf EMV Probleme auf der potentialgestrennten Seite, die dieser
> kleine Kondensator Richtung Erde ableiten soll.
> 330nF würden die Potentialtrennung nämlich ad absurdum führen.

Steht drauf und ich habs eben extra nachgemessen: sind 330nF.

Diese Kondensatoren waren auf der Platine nicht vorgesehen und sind 
fliegend verdrahtet. Ich nehme an, dass sie während der Inbetriebnahme 
nachgelötet wurden.

von Harald W. (wilhelms)


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Blurx schrieb:

> Steht drauf und ich habs eben extra nachgemessen: sind 330nF.
>
> Diese Kondensatoren waren auf der Platine nicht vorgesehen und sind
> fliegend verdrahtet. Ich nehme an, dass sie während der Inbetriebnahme
> nachgelötet wurden.

330nF ergibt bei 230V einen Strom von 24mA. Das ist etwa die Hälfte
der als potentiell tödlichen geltenden "Dosis" von 50mA. Von einer
Potentialtrennung kann man da nicht mehr sprechen. Liegen denn Teile
der potentialgetrennten Seite offen, sodas man sie mit den Fingern
berühren kann? Dann besteht sofortiger Handlungsbedarf.

von Blurx (Gast)


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Harald W. schrieb:
> 330nF ergibt bei 230V einen Strom von 24mA.

Der FET schaltet Gleichspannung von einem 19" Netzteil. An die Teile 
kommt man währen des Betriebes keiner dran.

von Blurx (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Blurx schrieb:
>> Nun hat jemand die Potentialtrennung durch den Optokoppler mit einem
>> (ich glaub 330nF) Kondensator überbrückt.
> Ist da noch ein hochohmiger Widerstand parallel?

Nein, momentan kein Widerstand parallel zum Kondensator. Wäre das nach 
deiner Meinung sinnvoll?
Dass der Ausgangskreis gleichspannungsmäßig gar nicht mit irgendwas 
gekoppelt ist, kommt mir komisch vor. Würde man das normalerweise 
machen? Wie groß etwa?

>> Welchen Sinn hat dieser Kondensator?
> Die wechselspannungsmäßige Verbindung der beiden Schaltungsteile. So
> können HF-Störungen auf "Erde" abgeleitet werden. Ohne die genaue
> Schaltung kann man aber nur raten...

Da ist nicht mehr, als ich oben beschrieben habe: Der FET (mit nem 
Snubber und einem Varistor zwischen D und S ) Schaltet die Spanung eines 
19" Einschub-Gleichspannungsnetzteiles auf eine weiter entfernete 
Auslösespule.
Soweit ich das sehe alles potentialfrei.

von Anja (Gast)


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Harald W. schrieb:
> 330nF ergibt bei 230V einen Strom von 24mA.

Das schlimme ist daß es wahrscheinlich kein Klasse Y Kondensator ist.
Da hören die Werte meistens bei 22nF auf (warum wohl).

Gruß Anja

von Achim H. (anymouse)


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Blurx schrieb:
> 19" Einschub-Gleichspannungsnetzteiles auf eine weiter entfernete
> Auslösespule.

Hm, ich glaube, dass hier ein paar ganz wichtige Infos fehlen (was ist 
der Verbraucher, welche Aufgabe hat die Potentialtrennung, was ist der 
Zweck der ganzen Anlage,...), und auch dass die Potentialtrennung NICHT 
primär zum Personenschutz gedacht ist.

von Blurx (Gast)


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Achim H. schrieb:

> Hm, ich glaube, dass hier ein paar ganz wichtige Infos fehlen (was ist
> der Verbraucher, welche Aufgabe hat die Potentialtrennung, was ist der
> Zweck der ganzen Anlage,...), und auch dass die Potentialtrennung NICHT
> primär zum Personenschutz gedacht ist.

Ich glaube nicht, dass damals der Personenschutz im Vordergrund stand. 
Aber das ist nur geraten, weil die Anlage während des Betriebs nicht 
zugänglich ist.

Ich suche halt jemanden mit Erfahrung, der sich vorstellen kann warum es 
aus  unerwartet aufgetretenen, wahrscheinlich elektrotechnischen Gründen 
sinnvoll gewesen sein könnte den Optokoppler mit 330nF zu überbrücken.

Liebe Grüße,

Blurx

von Dumdi D. (dumdidum)


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Vielleicht mal ein vollständiger Schaltplan?

von Bastler (Gast)


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Vielleicht enthüllt sich der Grund für den C, wenn man ihn ausbaut und 
schaut, was dann anders funktioniert als geplant. Gefährlicher als mit 
kann es ja kaum werden.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

wenn ich richtig gelesen habe, werden doch die mit dem Kondensator 
verbundenen Teile durch 2 getrennte Trafos zum Netz potenzialgetrennt.
Der Optokoppler wird ja vermutlich von irgendwo angesteuert, das dürfte 
also auch potenzilgetrennt gegen Netzspannung sein. Die 200V Sache kann 
jetzt Erdbezug haben oder auch nicht.
Ich sehe da zumindest im Moment kein Gefahrenpotenzial in dem 330nF.

Gruß aus Berlin
Michael

von Peter D. (peda)


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Vermutlich erzeugt die Schaltung Transienten und die können auf die 
Basis des (ungeeigneten) Optokopplers einkoppeln.
Die 330nF verschleifen dann die Transienten.
Die bessere Lösung wären Optokoppler mit geschirmter Basis.

von Harald W. (wilhelms)


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Anja schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> 330nF ergibt bei 230V einen Strom von 24mA.
>
> Das schlimme ist daß es wahrscheinlich kein Klasse Y Kondensator ist.
> Da hören die Werte meistens bei 22nF auf (warum wohl).

Naja, wenn es wenigstens ein X-Kondensator ist, wäre es noch
akzeptabel. Möglicherweise ist eine Potentialtrennung an der
geschilderten Stelle aber sowieso überflüssig, sodas man den
Kondensator einfach durch eine Brücke ersetzen könnte.

von Blurx (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Blurx schrieb:
>> Nun hat jemand die Potentialtrennung durch den Optokoppler mit einem
>> (ich glaub 330nF) Kondensator überbrückt.
> Ist da noch ein hochohmiger Widerstand parallel?
> ...

Hallo Lothar,
deine Frage nach dem mit dem hochohmigen Widestand würde mich noch 
interessieren.

Mich persönlich verwundert nämlich auch, dass es einen solchen 
Widerstand nicht gibt. Ist das üblich?

Bei einer fehlenden gleichspannungsmäßigen Ankopplung könnte doch die 
Potentialdifferenz über den Optokoppler so groß werden, dass es zum 
Überschlag kommt?

Liebe Grüße,
Blurx

von Blurx (Gast)


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Dann noch, wenn auch etwas verspätet, Dank an alle!

Gruß,
Blurx

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