Hallo, mir ist bei der Suche nach einem neuen LNB aufgefallen, dass bei vielen LNBs eine Rauschzahl von 0.1 dB angegeben ist. Das gilt auch für die 10€ Klasse. Wie realistisch ist so ein Wert? Hat sich da jemand beim abtippen von 0.7 verschrieben, oder geht das mittlerweile wirklich fast rauschfrei und fast für umsonst?
Ich denke, 0.1dB Rauschmass des kompletten LNB sind in etwa zu 99% der Ehrlichkeit einer Marketingabteilungen zu verdanken. Unter 0.5dB beginnt bei normalen LNBs (also nicht Spezialvarianten z.B. mit Stickstoffkühlung) das Reich der Fabeln und Märchen, und da gibt es bekanntlich auch Trolle und bösartige Zwerge, die mal geschwind ein paar Ziffern vertauschen. Real sind immer noch eher 0.6-0.9dB möglich, wobei diese Differenz für den Normalempfang fast keinen Unterschied macht. Gruss
Das ist das gleiche wie das Schirmungsmaß der dazu verkauften Koaxkabel. Früher reichte die Angabe "Antennenkabel, weiß, 10m", so wird es auch heute noch im Baumarkt verkauft. Dann kamen die ersten mit überhaupt einer Angabe "90 dB". Inzwischen sind wir bei 120 dB angekommen. Wobei das Schirmungsmaß einer der uninteressantesten Werte ist, viel wichtiger wäre die Dämpfung (am oberen Ende bei 2,2 GHz) in dB pro 100m. Wenn man nicht gerade das Handy neben die Leitung stellt, ist es völlig egal wieviel es schirmt.
Christoph K. schrieb: > Wenn man nicht gerade das Handy neben die Leitung stellt, ist es völlig > egal wieviel es schirmt. Das Problem tritt aber bei DECT Telefonen auch auf, die sich durch recht harte Pulspakete zumindest beim damaligen Analog-Sat Empfang störend ausgewirkt haben. Bei z.B MwT bekommt man auch einen Eindruck von realen Rauschzahlen für GaAs FET. Das bewegt sich so zwischen 0,9 - 2,0 dB @12 GHz und die als extra rauscharme Typen angepreisten sind dann so bei 0,5 dB @ 12GHz. http://www.mwtinc.com/PDFs/Selection_Guide_2015_2016.pdf In den preiswerten LNB sind vermutlich eher die preiswerten Vorstufen eingebaut :-)
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Ich frage mich auch, wie diese Rauschzahlen gemessen werden, wenn schon die Rauschquelle eine Unsicherheit der Ausgangsrauschleistung von +/- 0,2 dB hat: http://literature.cdn.keysight.com/litweb/pdf/00346-90148.pdf?id=1000002290-1:epsg:man auf Seite 14 oder http://literature.cdn.keysight.com/litweb/pdf/5988-0081EN.pdf?id=1000070775:epsg:dow Seite 8 für 12 GHz +/- 0,16 dB Es kommt bei diesen "hochgenauen" Messungen auch sehr auf die Eingangsanpassung an, dazu gibts von Keysight auch Applikationen (wenn man sich registriert - früher war sowas nicht nötig). Sonst bekommt man schnell auch mal negative Rauschzahlen.
Matthias S. schrieb: > Das bewegt sich so zwischen 0,9 - 2,0 dB @12 GHz und die als > extra rauscharme Typen angepreisten sind dann so bei 0,5 dB @ 12GHz. Da gibt es seit mindestens 10 Jahren besseres. Es gibt von California Eastern Laboratories FETs, die bei 12GHz ein Rauschmass von typisch 0.35dB erreichen. Siehe NE3210S01 (Datenblatt stammt aus 2004) oder Mitsubishi MGF4953A Trotzdem bleibt ein komplettes LNB gesamt über 0.5dB, weil die Verluste im Feed und Anpassnetzwerk und das Rauschen der nachfolgenden Stufen (Mischer, Switch, Cable Driver) immer noch da sind.
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Christoph K. schrieb: > Das ist das gleiche wie das Schirmungsmaß der dazu verkauften Koaxkabel. > ... > Wobei das Schirmungsmaß einer der uninteressantesten Werte ist Das sag mal denen, die versuchen auf primär zugeteilten Funkfrequenzen geordneten Funkbetrieb zu machen. Solange leckende Koaxkabel den normalen Betrieb dort de facto unmöglich machen, würde ich das Schirmungsmaß nicht als "uninteressant" abtun. (Beispiel: Fernseh Kabelkanal S6)
HF-Werkler schrieb: > Da gibt es seit mindestens 10 Jahren besseres. Das war aber nicht die Frage - es ging darum, ob in billigen LNBs (10-20 Euro) HEMT eingebaut sind, die 0,1dB Rauschzahl bieten können. Und hier ist die Antwort klar nein. 'Türlich gibt es immer noch was besseres, und die Leute, die Raumsonden bauen, werden sicher ohne mit der Wimper zu zucken, 50 Euro für selektierte Transistoren ausgeben - aber eben nicht der normale Baumarkt Kunde.
In den Neunzigern des letzten Jahrtausends waren rauschwerte bei 1.1 dB schon fast das Nonplusultra. Brannte die Sonne auf das LNB, dann stieg der Wert teilweise beträchtlich, da war der Empfang mit einem 60-cm Offsetspiegel manchmal kein Spass mehr. Ein Receiver kostete damals ca 500 DM, ca 245 € und die Antenne war auch nicht billig. Heute macht 0.9 dB rauschen kaum mehr was aus, da digital übertragen wird, was dann auch bei schlechten Verhältnissen noch reproduzierbar ist. Eine 1 ist eine 1, ne 0 eben ne 0 ohne Zwischenstufen, es können höchstens mal Bits nicht übertragen werden. Daher ist es nicht tragisch, wenn man einen günstigen LNB kauft. Ein Problem bei den 4.50€-LNBs ist höchstens die schlechte Verarbeitung der Platine im Inneren, also Spannungsrisse bei Erhitzung und Kälte an den SMD-Lötpads, daher leber eteas mehr buntes Papier in die Hand nehmen, also etwas mehr ausgeben.
Matthias S. schrieb: > Das war aber nicht die Frage - es ging darum, ob in billigen LNBs (10-20 > Euro) HEMT eingebaut sind, die 0,1dB Rauschzahl bieten können. Und hier > ist die Antwort klar nein. Danke, dass du meine Antwort im ersten Beitrag nach dem TE nochmals bestätigst.
HF-Werkler schrieb: > Real sind immer noch eher 0.6-0.9dB möglich, wobei diese Differenz für > den Normalempfang fast keinen Unterschied macht. Ich habe mal bei Technisat nachgesehen. Die geben max. 0,6dB an. Bei dieser Firma glaub ich das mal. Aber es ist der maximale Wert. Auch unter ungünstigsten Bedingungen wie Frequenz, Temperatur usw. Andere geben nur den dB-Wert an. Nicht den maximalen, sondern den optimalsten. Also günstige Frequenz, Temperatur usw. Und dann gibt es welche, zu denen ich die von Sharp zähle. Die geben wahrscheinlich den Mittelwert von 0.3dB an. Wenn ich nicht wüßte, das auch das billigste LNB von NoName für ASTRA dicke ausreicht (auch für mehr als 10 Jahre), würde ich zu Sharp greifen. Es gibt aber noch mehr Parameter, wonach man ein LNB auswählen sollte. Es ist z.Bsp. die Verstärkung oder die Stromaufnahme. Die Stromaufnahme ist für mich sehr wichtig. Sie wird aber nur sehr selten angegeben. Obiges Technisat hat 160mA und das genannte Sharp hat 80mA.
michael_ schrieb: > Obiges Technisat hat 160mA und das genannte Sharp hat 80mA. Wobei weniger Strom nicht immer besser sein muß, wenn im Winter das LNB vereisen sollte. Neben Rauschzahl würde ich auch Spiegeldurchmesser und Kabeldämfung und Kabellänge ins Feld führen. Was nützt ein rauscharmes LNB was heute auf den Mond statt auf Astra ausgerichte ist oder wackelt wie ein Lämmerschwanz? Es gibt einige Faktoren, die auch in der digitalen Zeit zur Klötzchenbildung führen! :-)
HF-Werkler schrieb: > Danke, dass du meine Antwort im ersten Beitrag nach dem TE nochmals > bestätigst. Schön, nicht? Vor allem aber habe ich harte Zahlen geliefert aus dem Selection Guide eines Herstellers.
Die Frage ist auch, wie das Rauschmass wirklich gemessen wird. Da kann sich viel Varianz verbergen. Weiterhin ist das Rauschen des Oszillators nicht zu vernachlässigen. Ich setze bei Single-LNB immer noch gerne das Alps-LNB mit Raketenfeed ein.
Matthias S. schrieb: > Vor allem aber habe ich harte Zahlen geliefert aus dem > Selection Guide eines Herstellers. Was willst du damit aussagen? In meinem Post wurden die am Markt befindlichen besseren Transistoren und deren typisches Rauschmass benannt.
So schlecht scheinen die billigen LNBs jedenfalls nicht zu sein. Zur umstellung auf digitale TV habe ich auch den LNB Tauschen müssen. Der neue billige war beim analogen TV signal (gab es da gerade noch) besser als ein etwa 15 Jahre alter, noch mit Metallgehäuse. Auch damals waren die angegebenen Rauschzahlen schon so im Bereich 3 dB - also eigentlich kaum noch sichtbare Verbesserung zu erwarten. Nach der Anleitung des billig LNB ware kar, das die Werbeaussage sich auf die günstigste Frequenz bezog.
Für Astra auf 19.2 Ost reichen solche Billig-LNBs durchaus aus, selbst mit 60cm Blech (und weniger). Für Astra 2 auf 28.2 mit UK Spotbeam ist das je nach Standort selbst mit 1.2m durchaus eine Herausforderung. Ich habe im äussersten Süden Deutschlands zwar schon mit 80cm diese Beams gesehen, aber dann meist kurz vor dem Aussetzen und nur Zeitweise. Einen häufigen Tod haben manche LNBs auch wegen der gefiederten Lebewesen erlangt, die meinten die weisse Schutzkappe mal öffnen zu müssen. Das danach bei Regen eindringende Wasser hat dann dem LNB den Rest gegeben.
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