Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromverbrauch Elektronik-Komponente Spannungsabhängig?


von Dorian H. (dorianh)


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Hallo zusammen

ich bin dabei ein batteriebetriebenes Gerät zu machen. Die 
Batteriespannung beträgt 3,6V.
Meine Komponenten auf dem Board (Processor, Opamps, usw) können alle 
(mindestens) mit Spannungen zwischen 1,8 und 3,6 Volt arbeiten.
Nun haben wir eine Diskussion darüber, ob man um weniger Strom zu 
verbrauchen, die Speisungsspannung für die Komponenten über einen Regler 
auf 1,8 Volt herabsetzen sollte oder nicht, ein Kollege setzt den 
MCP1703 ein. Die Frage bezieht sich ausschliesslich aus energetischer 
Sicht, keine Schutz oder andere Funktionen.

1. Wenn ich mir z.B. das Datenblatt meines Prozessors anschaue (MKL46) 
braucht der bei 3,6V 6.0 mA, bei 1,8V 6.3 mA. Da würde sich das schon 
lohnen, allerdings nur wenn man einen geschalteten Regler einsetzt und 
nicht einen Linearregler. Oder sehe ich das falsch?
2. Macht es aus Sicht des Energieverbrauches Sinn die Spannung auf 1,8V 
runterzuregeln, oder hat man besser dabei alle Komponente direkt auf 
Batteriespannung zu hängen? (Schutz brauchts dann klar, wenn die 
Batterie mehr als 3,6V hat, aber das ist eine andere Geschichte)

Ich hoffe ihr könnt mir da weiterhelfen.

Schönen Gruss
Dorian

: Verschoben durch User
von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Dorian H. schrieb:
> 1. Wenn ich mir z.B. das Datenblatt meines Prozessors anschaue (MKL46)
> braucht der bei 3,6V 6.0 mA, bei 1,8V 6.3 mA. Da würde sich das schon
> lohnen, ...

Das ist meistens so.

> 2. Macht es aus Sicht des Energieverbrauches Sinn die Spannung auf 1,8V
> runterzuregeln, oder hat man besser dabei alle Komponente direkt auf
> Batteriespannung zu hängen?

Das musst du schon selbst ausrechnen. Wenn der Mikrocontroller (der MKL 
ist kein Prozessor) die meiste Zeit schläft, ist es wahrscheinlich 
besser auf den Regler zu verzichten. Aber so eine Rechnung ist nicht 
gerade nebenbei erledigt und erfordert das Wissen um Viele 
Randbedienungen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Dorian H. schrieb:
> Die Batteriespannung beträgt 3,6V.
> Meine Komponenten auf dem Board (Processor, Opamps, usw) können alle
> (mindestens) mit Spannungen zwischen 1,8 und 3,6 Volt arbeiten.
> Nun haben wir eine Diskussion darüber, ob man um weniger Strom zu
> verbrauchen, die Speisungsspannung für die Komponenten über einen Regler
> auf 1,8 Volt herabsetzen sollte oder nicht

> 1. Wenn ich mir z.B. das Datenblatt meines Prozessors anschaue (MKL46)
> braucht der bei 3,6V 6.0 mA, bei 1,8V 6.3 mA. Da würde sich das schon
> lohnen, allerdings nur wenn man einen geschalteten Regler einsetzt und
> nicht einen Linearregler.

Im Prinzip richtig. Allerdings kommt speziell bei µC ein weiterer Punkt 
hinzu: einen µC betreibt man typisch die meiste Zeit in irgendeinem 
Sleep-Mode und läßt ihn nur dann aufwachen (und Strom verbrauchen) wenn 
es etwas zu tun gibt. Nun kann ein µC bei 3.6V aber meist schneller 
laufen als bei 1.8V - heißt er ist auch schneller fertig und kann dann 
länger schlafen. Deswegen ist es oft (aber nicht immer) energetisch 
günstiger den µC bei voller Spannung und vollem Speed laufen zu lassen 
und ihn dafür dann längere Zeit schlafen zu lassen.

> 2. Macht es aus Sicht des Energieverbrauches Sinn die Spannung auf 1,8V
> runterzuregeln, oder hat man besser dabei alle Komponente direkt auf
> Batteriespannung zu hängen?

Das hängt von vielen Faktoren ab. Nicht zuletzt braucht ein 
Spannungsregler selber ja auch Energie. Und vielleicht ist ja auch der 
Regler mit seiner Dropspannung das Hemmnis, die Batterien bis auf den 
letzten Rest leer zu machen.

von Amateur (Gast)


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In vielen Fällen steht hinter der Versorgungsspannung noch wie's mit der 
maximalen Tick-Tack aussieht.

Oft aber gilt die Regel: Mehr Spannung, mehr Strom.

Also Deine Rechnung stimmt nur, wenn Du den "nackten" Prozessor 
betrachtest.

von Lurchi (Gast)


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Bei getakteten CMOS Schaltungen wie µCs ist der Stromverbraucht oft etwa 
proportional zum Takt und der Spannung. Weniger Spannung hilft da also 
schon.
Im Idealfall also etwa der halbe Stromverbrauch bei 1,8 V gegen 3,6 V. 
Die höhere geschwindigkeit bei höherer Spannung ist eigentlich nur ein 
Argument, wenn auch noch analoge Teile mit versorgt werden müssen - da 
hat man aber oft feste Wartezeiten bis es sich stabiliisert.

Ein Ausnahmen gibt es ggf. bei ICs die bei kleiner Spannung intern eine 
höhere Spannung erzeugen um etwa Flash speicher zu schreiben - da wird 
es dann mit mehr Spannung ggf. effizienter.

Bei analogen Teilen hängt es von den Typen ab - es kann sparen die 
Spannung zu reduzieren muss es aber nicht. Einsparungen ergeben sich 
ggf. durch ein engere auslegung von Spannungsteilern bei geregelter 
Spannung.

von Dorian H. (dorianh)


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Hallo Zusammen

vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Antworten, wodurch mir 
einiges klarer geworden ist.

Es bestätigt zudem meine Vermutung, das man nicht pauschal sagen kann 
dass es besser ist die Spannung runterzuregeln.

Wie ihr geschrieben habt hängt es sehr von den jeweiligen Komponenten 
und Konfigurationen ab, deshalb werd ich jetzt mal ne genauere 
Berechnung machen um dann zu entscheiden.

Schöne Grüße
Dorian

von Peter D. (peda)


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Der zusätzliche Regler sollte die Ersparnis nicht wieder selber 
verbrauchen.

Dorian H. schrieb:
> 1. Wenn ich mir z.B. das Datenblatt meines Prozessors anschaue (MKL46)
> braucht der bei 3,6V 6.0 mA, bei 1,8V 6.3 mA.

Das ist ungewöhnlich, er sollte bei 1,8V weniger Strom brauchen.

OPVs sind bei 1,8V deutlich schlechter, da kaum Aussteuerbereich bzw. 
R2R nötig. Kommt also auf die Anforderungen an.
Für Präzisionsanwendungen nimmt man immer noch +/-15V für die OPVs.

von Stefan S. (mexakin)


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Das wollte ich auch schreiben, für digital und langsam kann man sicher 
runtergehen, aber analoge Schaltungen sind abhängig von der angelegten 
Versorgungsspannung, die meisten OpAmp Datenblätter haben auch 
verschiedene Angaben für die verschiedenen Versorgungsspannungen, also 
einfach "blind" die Spannung herabsetzen, spart Strom, gleichzeitig 
funktioniert aber serh wahrscheinlich das Gesamtkonzept nicht mehr 
wirklich oder deutlich ungenauer, etc pp.

von Dorian H. (dorianh)


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Peter D. schrieb:

> Für Präzisionsanwendungen nimmt man immer noch +/-15V für die OPVs.

Auch bei batteriebetriebenen Geräten?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Dorian H. schrieb:
> Peter D. schrieb:
>
>> Für Präzisionsanwendungen nimmt man immer noch +/-15V für die OPVs.
>
> Auch bei batteriebetriebenen Geräten?

Kommt drauf an. Woran denkst du?

von M. K. (sylaina)


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Peter D. schrieb:
> Für Präzisionsanwendungen nimmt man immer noch +/-15V für die OPVs.

Na das wird aber bei einem Präzisions-OPV wie z.B. dem OPA380 ganz schön 
eng. ;):D

von Dorian H. (dorianh)


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Marian B. schrieb:
> Dorian H. schrieb:
>> Peter D. schrieb:
>>
>>> Für Präzisionsanwendungen nimmt man immer noch +/-15V für die OPVs.
>>
>> Auch bei batteriebetriebenen Geräten?
>
> Kommt drauf an. Woran denkst du?

Ob sich das lohnt die Spannung mit einem Schaltregler hochzusetzen um 
mit einem +/- 15V OPV zu arbeiten, anstatt einen (wie Michael schreibt) 
Präzisions-OPV im kleineren Spannungsbereich zu arbeiten. Die 
Schaltregler  bringen ja auch noch ihre schönen Effekte mit rein.

Die Projekte bei uns laufen alle mit OPVs im kleinen Spannungsbereich, 
deshalb fragte ich wegen den +/-15V OPVs nach, um diese Möglichkeit 
nicht auszuschliessen.

von Peter D. (peda)


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Dorian H. schrieb:
> Die Projekte bei uns laufen alle mit OPVs im kleinen Spannungsbereich,

Wichtig ist, ob die Anforderungen erfüllt werden können.
Bei 20Vss Spannungshub ist vieles unkritischer (Schaltung, Layout), als 
bei nur 1Vss.

Bei R2R-OPVs habe ich immer das Problem, daß man nicht bis 0V bzw. 5V 
messen kann, sondern nur ~50mV weniger. Man muß dann z.B. eine 
Offsetspannung addieren und die muß auch hoch konstant sein.
Überschreitet die Eingangsspannung die Versorgungsspannung, haben R2Rs 
auch eine Phasendrehung, wenn nicht im Datenblatt steht: "No Phase 
Reversal on the Output for Over–driven Input Signals".
Auch haben R2R-OPVs immer eine Unstetigkeit im Übernahmepunkt der 
pnp-Stufe (negative Rail) zur npn-Stufe (positive Rail).

Für +/-15V spricht daher die einfachere Schaltung, bessere Parameter, 
günstigere Bauteile, unkritischeres Layout.

von Dirk K. (dekoepi)


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Michael K. schrieb:
> Peter D. schrieb:
>> Für Präzisionsanwendungen nimmt man immer noch +/-15V für die OPVs.
>
> Na das wird aber bei einem Präzisions-OPV wie z.B. dem OPA380 ganz schön
> eng. ;):D

Oder 15V für meine AD8628 - hab ich wohl Mist gekauft. :D

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