Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug ABS Oberflächen glätten


von Lackie32 (Gast)


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3D Druckteile aus ABS aus einem 3D Drucker sind oft nicht gerade schön 
anzusehen.

Ich möchte die raue Oberfläche von gedruckten ABS Teilen in eine glatte 
und glänzende Oberfläche verwandeln.
Dabei möchte ich auf das schleifen möglichst verzichten.

Gibt es nicht irgendwelche Stoffe die man auf den Kunststoff auftragen 
kann, damit die kleinen Rillen der Oberfläche gefüllt werden und man 
eine gleichmäßige glatte Oberfläche bekommt?

von Klaus (Gast)


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Ich habe einmal vor dem gleichen Problem gestanden und bin nach 
Recherche im Internet auf das Aceton-Verfahren gestossen. Mein Teil war 
etwa 1cm^3 groß. Die geringste Materialdicke ca. 0,8mm.

Um es kurz zu machen. Das Verfahren benötigt Erfahrung und einige 
Fehlversuche muss man wohl akzeptieren.

Acton wird in ein verschliessbares Glas gegeben. Ein paar Milliliter 
reichen für etwa 1 cm^3. Das Teil in das Glas getan, ABER so dass es 
nicht das Aceton berührt. Ich habe mir dazu aus blankem Draht, eine Art 
Gitter gebastelt.

Jetzt kommt der kitzlige Teil: Das Aceton verdampft, der Dampf kommt mit 
dem ABS in Kontakt und löst das Teil an. Daher zerfliesst es an der 
Oberfläche. Je länger der Aufenthalt des Teils in dem Dampf, desto mehr 
glättet es sich, aber desto runder werden Kanten.

Ich würde in jedem Fall noch zusätzlich nach Erfahrungsberichten, 
Anleitungen und so weiter suchen.

Bei meinem ersten Versuch ist zwar die Grundstruktur erhalten geblieben, 
aber der Aufenthalt im Dampf war so lang, dass es recht "rund" geworden 
ist. Man wird also ein paar Mal versuchen müssen.

Ein anderer Weg wäre, das Teil ein wenig grösser fertigen zu lassen und 
am Schluss mechanisch, d.h. durch Abtragung, nach zu bearbeiten. Das 
habe ich noch nicht selbst versucht.

von Timmo H. (masterfx)


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Geht wunderbar mit Aceton Dämpfen.
Ich verwende einfach ein Glas, in dem ich ein in Aceton getränktes Tuch 
mit Magneten auf dem Glasboden befestige (ein Magnet von außen, einer 
von innen am Tuch). Dann tränke ich das Tuch mit Aceton und stelle es 
Kopfüber auf das in ABS gedruckte Objekt. Das Objekt steht dabei auf dem 
Deckel des Glases, sodass man es bei überstülpen verschließen kann. Dann 
warte ich 1-2 Stunden und entferne dann das Glas.
Das Ergebnis, siehe Bild.

von Paul B. (paul_baumann)


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Timmo H. schrieb:
> Das Ergebnis, siehe Bild.

Schönes Mädchen. Hast Du auch ein Bild vom Aussehen vor der Behandlung?

MfG Paul

von Timmo H. (masterfx)


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Habe leider kein Bild vom Ausgangsmodell gemacht. Das Modell ist 70mm 
hoch und wurde mit 0.2mm Layer-Height gedruckt. Kein Infill, kein 
Support, 2 Shells.

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Timmo H. schrieb:
> Habe leider kein Bild vom Ausgangsmodell gemacht.

Schade, ich dachte, daß ich mir so eine bessere Vorstellung von der 
"Rauheit" des Werkstückes hätte machen können bzw. von der Wirksamkeit 
der chemischen Hautstraffung
;-)
MfG Paul

von Lackie32 (Gast)


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Die Methode mit Aceton schaut sehr gut aus.

Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Was passiert wenn ich ABS ordentlich lackiere, kriegt man damit auch 
eine glatte Oberfläche?

von Timmo H. (masterfx)


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Lackie32 schrieb:
> Welche Möglichkeiten gibt es noch?
> Was passiert wenn ich ABS ordentlich lackiere, kriegt man damit auch
> eine glatte Oberfläche?
Geht auch. Etwas schmirgeln und dann Filler drauf und dann Lackieren.

Man kann auch mal Epoy testen (Z-Poxy PT-39 30) so wie dieser Typ: 
https://www.youtube.com/watch?v=g0TGL6Cb2KY

Es gibt auch extra 3D-Druck Coating: 
http://www.smooth-on.com/Epoxy-Coatings-XTC/c1397_1429/index.html
https://www.youtube.com/watch?v=TPHTPQchO1M

: Bearbeitet durch User
von Walter T. (nicolas)


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Lackie32 schrieb:
> Was passiert wenn ich ABS ordentlich lackiere,

ABS läßt sich nicht besonders gut lackieren. Deswegen nimmt man 
heutzutage für die Stoßstangen von Autos auch Polycarbonat und nicht 
mehr ABS.

: Bearbeitet durch User
von Lackie32 (Gast)


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Danke euch, dass hilft mir weiter.

von Laie (Gast)


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Hallo

also kann ich immer noch davon ausgehen das ein 3-D Drucker im 
Hobbybudgetbereich immer noch wenig echten nutzen hat wenn es um 
detaillierte, maßhaltige und feste Kunststoffbauteile wie z.b. belastete 
Kunststoffzahnräder oder "echten" Modellbau geht?

Denn bei diesen Aceton-Verfahren sowie bei allen Schleifverfahren wird 
ja auf nicht genau vorhersagbarer weise Material abgetragen.
Auch waren tatsächliche alle(!) Objekte welche ich von Hobby-3D Druckern 
sehen konnte immer nur "Kunst"-objekte  oder sehr grobe und einfache 
Mechanische Bauteile die den Aufwand und Kosten eigentlich nur dadurch 
rechtfertigen weil es den 3D Druckeranwender Spaß macht und deren Hobby 
ist.

Es würde mich freuen wenn ihr jetzt aufschreit und mich mit belegbaren 
und belastbaren Gegenbeispielen bombardiert - aber bitte nicht aus den 
Profi 3-Druckbereich wo die Preise bei mehreren 10000 Euro anfangen und 
bei 100000 Euro noch lange nicht Schluss ist.

mfg

   Laie

P.S. echter Modellbau sind für mich z.B. H0 Zugmodelle wie sie von der 
Industrie angeboten werden, oder belastbare Kunststoffgetriebe wie sie 
in einigen Werkzeugen eingesetzt werden.

von Olaf (Gast)


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> P.S. echter Modellbau sind für mich z.B. H0 Zugmodelle wie sie von der

Ich haette gedacht das ist Spielzeug. :-) Echter Modellbau sind Teile 
von gelernten Modellbauern die in der Industrie eingesetzt werden.

> oder belastbare Kunststoffgetriebe wie sie
> in einigen Werkzeugen eingesetzt werden.

Schau dir mal die Extruder an die bei den billigen 3D-Druckern genutzt 
werden. Da sind die Zahnraeder auch gedruckt und sie sind gut.

Es ist aber natuerlich richtig. Mit einem preiswerten 3D-Drucker für 
300Euro bekommst du nur etwa eine Genauigkeit/Auflösung von 0.2mm und 
damit auch eine entsprechend rauhe Oberflaechengenauigkeit hin.
Andererseits geht es schon etwas besser als du bei vielen Leuten im 
Internet sehen kannst. Du darfst nicht vergessen das die meisten Leute 
die mit den preiswerten Druckern rummachen noch jugendliche oder 
Studenten sind denen oft der Hintergrund einer vernuenftigen Ausbildung 
fehlt. (positive Ausnahmen gibt es natuerlich)

Ich selber habe schon M8 und M16 Schrauben und Muttern mit einem 300Euro 
Drucker gedruckt die man hinterher zusammenschrauben konnte. Es ist aber 
sicherlich illusorisch eine M3 Schraube drucken zu wollen.

Olaf

von Tek (Gast)


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Hier gibts ne ausführliche beschreibung und Vorher/Bacher Bilder:

http://sinkhacks.com/building-acetone-vapor-bath-smoothing-3d-printed-parts/

von Timmo H. (masterfx)


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Laie schrieb:
> maßhaltige und feste Kunststoffbauteile wie z.b. belastete
> Kunststoffzahnräder oder "echten" Modellbau geht?

Also die Maßhaltigkeit und auch die Wiederholgenauigkeit beim Drucken 
sind schon ziemlich gut. Der Druckkopf positioniert mit einer sehr hohen 
Genauigkeit (~0.01mm) (auch bei den einfachen 3D-Druckern, da überall 
mit 16 oder 32 Microsteps gearbeitet wird).
Natürlich begrenzt der Düsendurchmesser (meist 0.4mm) die minimale 
Strukturgröße die gedruckt werden kann. Für die Maßhaltigkeit ist aber 
eher der Slicer verantwortlich, der eben dafür sorgen muss, dass der 
Drucker bei einem 10mm Loch nicht den Druckkopf einen Kreis mit R=5mm 
fährt, sondern eben bei R=5,2mm, damit der äußere Rand der Wurst 
(=Wurst/2) eben einen Kreis mit 10mm Durchmessern erzeugt. Einige Slicer 
machen das nicht so gut, andere hingegen besser.

Was die Zahnräder angeht, wie Olaf ja schon sagte, ist es bei nicht 
übermäßig feinen Zahnräder kein Problem. Sogar Gleitlager (gedruckt aus 
PLA oder Iglidur) für die Linearführungen haben einige schon über ein 
Jahr im Einsatz, ohne dass sie großartig verschlissen sind.
Ich habe für einen Drehschalter mit 45°C-Rastung auch schonmal ein 
Zahnad nachmoduliert und gedruckt (siehe Bild). Sicherlich optisch nicht 
das Highlight, aber das ganze passt erstaunlich gut und dass obwohl das 
innere Zahnrad nur noch Zacken aus zwei Würsten hat. Höhe ist 14mm, 
Außendurchmesser 20mm. Und es hält schon seit über einem Jahr bei 
täglicher Nutzung.

Dazu kommt natürlich auch dass das Material beim Abkühlen auch wieder 
schrumpft, PLA weniger, ABS mehr. Das muss man ggf. schon selbst durch 
entsprechende Skalierung anpassen (musste ich aber noch nicht drauf 
zurückgreifen)

Klar irgendwie ist das alles auch ein bisschen Spielerei, aber man kann 
durchaus auch was Sinnvolles damit machen. Für optisch hochwertige 
Teile, warten wir einfach auf die Stereolithografie Drucker, bis sie 
schneller werden und stabileres und vorallem günstigeres Resin anbieten 
(momentan glaub ich so 150€ pro Liter). Die Drucker gibts schon ab 
1500€.

Laie schrieb:
> aber bitte nicht aus den
> Profi 3-Druckbereich wo die Preise bei mehreren 10000 Euro anfangen und
> bei 100000 Euro noch lange nicht Schluss ist.
Naja, wir haben in unserer Firma vor ein paar Jahren auch einen FDM 
Industriedrucker für 25t€ gekauft. Die Druckergebnisse sind jetzt nicht 
wirklich besser als die von meinem 800€ Drucker. Auch von der Auflösung 
ist der nicht besser (ebenfalls 0.1mm Schichtdicke und 0.4mm Düse). Der 
Industriedrucker kann auch nicht so schnell wie ich drucken, allerdings 
hat der dann natürlich auch weniger Corner Ringing (wo bei ich das auch 
mit Beschleunigung und weniger Druckgeschwindigkeit fast weg bekomme).

Ups irgendwie artet der Thread gerade wieder in eine Grundsatzdiskussion 
aus...

: Bearbeitet durch User
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