Forum: Offtopic Wie schneidet ein Messer?


von Bernd F. (metallfunk)


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Neulich hatten wir eine kleine Diskussion: " Warum schneidet
ein Messer besser, wenn es bewegt wird?"

Gehen wir mal davon aus: Das Messer ist rattenscharf.
Die letzte Schneide ist nur noch eine Atomlage dick.

Nun müsste es doch egal sein, ob ich nur senkrecht drücke,
oder gleichzeitig das Messer bewege.

Bei einem stumpferen Messer habe ich mikroskopische Scharten,
das wirkt beim Bewegen wie eine Säge.

Meinungen?

Grüße Bernd

von Falk B. (falk)


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Ich würde vermuten, dass die seitliche Bewegung beim Schneiden eine 
dynamische Druckerhöhung bewirken, denn die Kraft wirkt ja nicht exakt 
parallel, sondern sie hat auch eine senkrechte Komponente.

von Rick M. (rick-nrw)


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Haftreibung - Roll- bzw. Bewegungsreibung.

von Andreas H. (kupferblau)


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>Gehen wir mal davon aus: Das Messer ist rattenscharf.
>Die letzte Schneide ist nur noch eine Atomlage dick.

Ich nehme mal an, dass genau diese Forderung in der Praxis nicht erfüllt 
werden kann und deshalb bei einem real existierenden Messer die 
"Sägescharten-Funktion" eine wesentliche Rolle spielt.

von Bernd F. (metallfunk)


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Ein bewegtes Messer ist ja deutlich besser als ein feststehendes.

Ein einfaches Beispiel sind die Allesschneider/ Brotmaschinen.

Wenn man hier versucht das Brot ohne laufenden Motor durchzudrücken,
hat man keine Chance.

Der Unterschied ist sofort spürbar.

Aber warum? Das Messer ist ja nicht schärfer als vorher.

Grüße Bernd

von Paul B. (paul_baumann)


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Bernd F. schrieb:
> Wenn man hier versucht das Brot ohne laufenden Motor durchzudrücken,
> hat man keine Chance.
>
> Der Unterschied ist sofort spürbar.
>
> Aber warum? Das Messer ist ja nicht schärfer als vorher.

Wenn man das Messer nicht bewegt, drückt man das zu schneidende Material
nur zusammen und durch dieses Verdichten wird das Schneiden schwer oder 
gleich ganz unmöglich. Wenn man das Messer bewegt, dann befördert man 
die
"Sägespäne" aus dem Spalt und schneidet gleich wieder das noch 
unverdichtete Material tiefer ein.

What's the Messer?
;-)

MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Falk B. schrieb:
> Ich würde vermuten, dass die seitliche Bewegung beim Schneiden eine
> dynamische Druckerhöhung bewirken, denn die Kraft wirkt ja nicht exakt
> parallel, sondern sie hat auch eine senkrechte Komponente.

Das könnte ich mir jetzt beim Schneiden der Fleischwurst vorstellen,
ein starres Messer drückt auf einen flexiblen Körper mit wenig
Wirkung.

Die seitliche Bewegung schneidet die Haut ein.

Aber: Warum geht das leichter?

Grüße Bernd

von Won K. (Firma: Outside the Asylum) (the_sane)


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Bernd F. schrieb:
> Das könnte ich mir jetzt beim Schneiden der Fleischwurst vorstellen,
> ein starres Messer drückt auf einen flexiblen Körper mit wenig
> Wirkung.

Dann stell Dir mal vor ein Weisbrot nur mit senkrechtem Druck schneiden 
zu wollen

von Bernd F. (metallfunk)


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Won K. schrieb:
> Bernd F. schrieb:
>> Das könnte ich mir jetzt beim Schneiden der Fleischwurst vorstellen,
>> ein starres Messer drückt auf einen flexiblen Körper mit wenig
>> Wirkung.
>
> Dann stell Dir mal vor ein Weisbrot nur mit senkrechtem Druck schneiden
> zu wollen

Das ist doch der Punkt.

Warum ist ein bewegtes Messer ,nicht nur gefühlt, so viel schärfer?

Grüße Bernd

von Robert L. (lrlr)


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auch wenn es perfekt glatt WÄRE
die atome sind ja auch "kuppen" und dazwischne "täler"

real aber ja natürlich größere kuppen und tiefere täler..

allein dadurch erzeugt man (lokal) abwechselnd einen massiv höheren 
druck, und gleich darauf wieder weniger, denke ich mal (und zerstört) 
die Brotstruktur..

vom prizip wie ein Keil:

http://www.lehrerfreund.de/medien/_assets_bilder/tec_lehrerfreund/Technische_Mathematik/Einfache%20Maschinen/Keil_klein.png

durch "ziehen" mit F ist Fg VIEL höher, also würde man mit F drücken..

: Bearbeitet durch User
von Won K. (Firma: Outside the Asylum) (the_sane)


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Bernd F. schrieb:
> Warum ist ein bewegtes Messer ,nicht nur gefühlt, so viel schärfer?

Nur durch die Sägewirkung, mehr steckt nicht dahinter.

von Justin C. (towika)


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N'Abend,

man sollte nicht nur das Messer betrachten, sondern auch das Schnittgut.
In dem gibt es Fasern und mechanische Spannungen. Außerdem gibt es das 
beschriebene ideale Messer nicht, insofern wird die Schnittbewegung 
immer einen Einfluß auf den Schnitt haben. Im Extremfall bis zur 
spanabhebenden Bearbeitung.

Hier steht noch etwas mehr dazu, besser als ich es erläutern könnte:

http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2007/3185/pdf/Ue_133_Cudakov.pdf

von Michael B. (alter_mann)


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Das Schneidegut eines Haushaltsmessers ist alles andere als homogen.
I.d.R. besteht es aus vergleichsweise langen Molekülen. Moleküle aber 
zerschneidet das Messer nicht, es entwirrt die sozusagen. Und das geht 
eben besser mit der Bewegung seitlich zur Schnittrichtung.
Stelle Dir einfach vor, die "verfitzten Molekülenden" werden in 
Bewegungsrichtung des Messers in die Schnittebene umgelegt und so der 
Zusammenhalt des Materials gestört.
Ohne seitliche Schneidebewegung müßten diese Enden in noch nicht 
geteiltes Schnittgut gepreßt werden -> deutlich höhere Kraft 
erforderlich.
Und da haben wir wieder das gute alte mechanische Prinzip der 
Verringerung der Kraft durch Vergrößerung des Weges (Hebel, Flaschenzug 
etc.).

von Bernd F. (metallfunk)


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Won K. schrieb:
> Bernd F. schrieb:
>> Warum ist ein bewegtes Messer ,nicht nur gefühlt, so viel schärfer?
>
> Nur durch die Sägewirkung, mehr steckt nicht dahinter.

Wenn keine bessere Erklärung kommt, akzeptiere ich das.
Es war ja auch meine erste Vermutung.

Grüße Bernd

von Paul B. (paul_baumann)


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Moleküle? Gute Idee -ich stelle mir mal eine Molle kühl.
;-)
MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Michael B. schrieb:
> Das Schneidegut eines Haushaltsmessers ist alles andere als homogen.
> I.d.R. besteht es aus vergleichsweise langen Molekülen. Moleküle aber
> zerschneidet das Messer nicht, es entwirrt die sozusagen. Und das geht
> eben besser mit der Bewegung seitlich zur Schnittrichtung.
> Stelle Dir einfach vor, die "verfitzten Molekülenden" werden in
> Bewegungsrichtung des Messers in die Schnittebene umgelegt und so der
> Zusammenhalt des Materials gestört.
> Ohne seitliche Schneidebewegung müßten diese Enden in noch nicht
> geteiltes Schnittgut gepreßt werden -> deutlich höhere Kraft
> erforderlich.
> Und da haben wir wieder das gute alte mechanische Prinzip der
> Verringerung der Kraft durch Vergrößerung des Weges (Hebel, Flaschenzug
> etc.).

Diese Erklärung passt.

Von der Molekularstruktur des zu schneidenden Materials hatte ich
es noch gar nicht betrachtet.

Grüße Bernd

von Bernd F. (metallfunk)


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Paul B. schrieb:
> Moleküle? Gute Idee -ich stelle mir mal eine Molle kühl.
> ;-)
> MfG Paul

Paul,

hier geht es um ein hochwissenschaftliches Problem.

Und du spaltest Bierzellen.

( Brain kills beercells ) oder so.

Grüße Bernd

von Michael B. (alter_mann)


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Paul B. schrieb:
> Moleküle? Gute Idee -ich stelle mir mal eine Molle kühl.
> ;-)
> MfG Paul

Prost aus Thüringen nach Thüringen!

von Paul B. (paul_baumann)


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Bernd F. schrieb:
> Paul,
>
> hier geht es um ein hochwissenschaftliches Problem.

Damit habe ich mich weiter oben doch eben hochwissenschaftlich 
befasst.
Ich kam auch zu der Sägewirkung.

>
> Und du spaltest Bierzellen.

Noch nicht -es ist noch nicht gefroren und ich kann noch nicht daran 
herumsäbeln.
;-)
MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Prost Paul :)

Es ist Feierabend.


Jetzt hat doch einer die Katze aus der Nachbarschaft platt gefahren.
Die liegt jetzt tot vor meiner Werkstatt.

Das habe ich heute eigentlich nicht mehr gebraucht.

Grüße Bernd.

: Bearbeitet durch User
von Uwe R. (aisnmann)


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Michael B. schrieb:
> Das Schneidegut eines Haushaltsmessers ist alles andere als homogen.
...
> Stelle Dir einfach vor, die "verfitzten Molekülenden" werden in
> Bewegungsrichtung des Messers in die Schnittebene umgelegt und so
...
> Und da haben wir wieder das gute alte mechanische Prinzip der
> Verringerung der Kraft durch Vergrößerung des Weges (Hebel, Flaschenzug
> etc.).

das klingt ziemlich gut.
Ich denke aber es kommt oft nochwas dazu:
Wenn das Messer bewegt eindringt ist der Keil in Eindringrichtung 
(schräg) sehr viel schlanker.

Hat der Keil der Schneide z.B. 30° "Keilwinkel" kann man sich das gut 
mit einer Holzlatte vorstellen. Sieht man sich den querschnitt 90° 
durchgeschnitten an, hat man eben den Keil von 30°. Real schneidet man 
beispielsweise 2cm tief mit 10cm Messerbewegung, ergo einem Winkel von 
11,5°. Wenn man die Holzlatte so schräg durchsägt, sieht man einen sehr 
spitzen Winkel, und dennoch ist die Schneide sehr stabil.
Rasiermesser oder -klingen haben einen geringen Keilwinkel, gehen auch 
relativ gut durch die Wurstpelle zu drücken. In der Grösse eines 
Küchenmessers sind die aber ziemlich wabbelig.

bye uwe

von Ralf G. (ralg)


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Paul B. schrieb:
> ich stelle mir mal eine Molle kühl.

Müsste jetzt kalt sein! ;-)

von Arno H. (arno_h)


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"Ziehender Schnitt" ist der passende Suchbegriff:
https://www.google.de/#q=definition+ziehender+schnitt

Arno

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Paul B. schrieb:
> ich stelle mir mal eine Molle kühl.

In Thüringen jibbt's doch gar keene Molle!

von Uhu U. (uhu)


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Jörg W. schrieb:
> In Thüringen jibbt's doch gar keene Molle!

Doch, die importieren sie aus China ;-)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Bernd F. schrieb:
> Jetzt hat doch einer die Katze aus der Nachbarschaft platt gefahren.
> Die liegt jetzt tot vor meiner Werkstatt.
Das hat jetzt hoffentlich nichts direkt mit deiner Frage zum 
Schneidevorgang eines Messer zu tun...  ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Robert L. (lrlr)


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Paul B. schrieb:
> Damit habe ich mich weiter oben doch eben /hochwissenschaftlich/
> befasst.
> Ich kam auch zu der Sägewirkung.
>
> ;-)
> MfG Paul


dann erklär mal "Sägewirkung" !

das ist es IMHO nämlich genau NICHT
eine Säge hat einzelne Sägezähne
(schau dir das mal bei einer Kettensäge an)
jedes Sägezahn hat eine "Messerklinge"
und diese kleine Klinge machte GENAU DAS was im 1. Posting beschrieben 
ist:
"senkrecht drücken" (und nicht parallel ziehen)

von Operator S. (smkr)


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Bernd F. schrieb:
> Gehen wir mal davon aus: Das Messer ist rattenscharf.
> Die letzte Schneide ist nur noch eine Atomlage dick.
>
> Bei einem stumpferen Messer habe ich mikroskopische Scharten,
> das wirkt beim Bewegen wie eine Säge.

Deine Überlegung geht bereits von einer intuitiven, aber falschen 
Ausgangslage aus.
Ein "rattenscharfes" Messer bezeichnest du als eine Atomlage dick. Ich 
würde annehmen diese sei homogen, entspricht einer geraden (kein 
Wellenschliff) und einem konstanten zulaufenden Winkel.

Wie bereits geschrieben, ist das intuitiv für scharf, sogar so intuitiv, 
dass ein Hersteller Skalpelle mittels Laser in diesen Eigenschaften 
"geschärft" hatte. Das Ergebnis war, dass die Messer nicht schnitten. 
Sie gleiteten eher über die Haut, als das ein sauberer Schnitt zustande 
kam.

Die Erkenntis blieb, dass ein scharfes Messer
> mikroskopische Scharten
haben MUSS, um auch scharf zu sein.

Siehe auch keramische Messer.
Quelle suche ich mal bei gelegenheit raus.

von Korax K. (korax)


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Jörg W. schrieb:

> In Thüringen jibbt's doch gar keene Molle!

Der Begriff Molle wird aber sehr oft verwendet. (bin Ex-Thüringer)

von Paul B. (paul_baumann)


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Fra N. schrieb:
> Der Begriff Molle wird aber sehr oft verwendet.

>(bin Ex-Thüringer)

Du trinkst also eine Molle in einem Zug aus?
;-)

MfG Paul

von Michael B. (laberkopp)


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Bernd F. schrieb:
> Gehen wir mal davon aus: Das Messer ist rattenscharf.
> Die letzte Schneide ist nur noch eine Atomlage dick.

Unsinnige Theoriebetrachtung. Ein Messer ist nun mal nicht so.

> Bei einem stumpferen Messer habe ich mikroskopische Scharten,
> das wirkt beim Bewegen wie eine Säge.

So ist es.

von H. O. (oster)


Angehängte Dateien:

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Bernd F. schrieb:
> Der Unterschied ist sofort spürbar.
>
> Aber warum? Das Messer ist ja nicht schärfer als vorher.

Bei Messerschnitt gibts ja keinen Frei- und auch keinen Spanwinkel.

Das zu schneidende Material wird komprimiert im Material steigt die 
mech. Spannung, wird die Festigkeitsgrenze des Material ueberschritten 
reisst es ein, entlang dieses Risses bilden sich vorauseilende Risse. 
Das Messer dringt dann ein, Material wird verdraengt usw.

Das ist viel naeher am beim Stanzen und spalten.

Kommt da jetzt eine Vorwaerstbewegung dazu aendern sich eben die 
Kraftverhaeltnisse.

"Je mehr das Messer 'durchgezogen' wird, desto spitzer 'sieht' das 
Schneidgut das Messer."


-----

Anhang aus,

Der Einfluss der Schneidlage auf den effektiven Keilwinkel des Messers,
eine methodische Untersuchung an Schnellschneidern.

http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/

Urheber: Dipl. Ing. Michael Desch

von Crazy Harry (crazy_h)


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btw ein Bekannter (Messerschmied) hat mal zu mir gesagt, daß die höchste 
Stufe der Schärfung erreicht ist, wenn man in einen Bach ein Blatt 
Papier legt und das durch die Strömung auf das senkrecht ins Wasser 
gehaltene Messer trift, ..... mehr sag ich nicht :oD

von Stefan S. (br4in)


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Als Rasiermesser-Sammler weiss man, dass selbst die schärfsten Schneiden 
noch einen Grat mit feinen Zähnen besitzen, der eben für die 
Schneidwirkung verantwortlich ist. Um ihn wieder "aufzurichten" wird das 
Rasiermesser vor der Rasur auf Leder abgezogen (dabei hat das Leder 
keine abtragende Wirkung).

Interessant ist hierzu: http://www.klaus-henkel.de/cut-messer.html
Vor allem Abb. 3.4 Stellt den Grat gut dar.

Es gibt in Rasiermesser-Foren diverse Diskussionen darüber, auch mit 
Mikroskop-Aufnahmen der Schneide. Zur Schärfe, ein scharfes Rasiermesser 
schneidet ein hängendes Haar ohne Probleme.
Es ist aber auch so, dass der Grat bei falscher Handhabung leicht 
beschädigt werden kann und das Messer stumpf wird.
Je feiner die Mikro-Zähne, desto schärfer, aber es kommt eben auch auf 
die Standzeit an...

von H. O. (oster)


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Stefan S. schrieb:
> Es ist aber auch so, dass der Grat bei falscher Handhabung leicht
> beschädigt werden kann und das Messer stumpf wird.

Du meinst sowas wie eine Operation, aeh Parallelschnitt, an Weissbrot :)

Es gibt, glaube ich jdf., keine allgemein gueltige Definition fuer 
Schaerfe.
Es ist ja auch schon ein Unterschied ob man etwas abtrennen und dann 
verwerfen oder eine Sache nach Mglkt. verlust-frei(-arm) in zwei Teile 
trennen will.

Beim rasieren gibt es auch einen Anstellwinkel, geht dann schon in 
Richtung spanabhebende Bearbeitung ....

von Peter N. (mikronix)


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Won K. schrieb:
> Dann stell Dir mal vor ein Weisbrot nur mit senkrechtem Druck schneiden
> zu wollen

Vielleicht kommt es ja nur auf die Geschwindigkeit an!
Wenn das Messer mit ordentlich Schmackes aufs Weisbrot zurast,
so gibt man ihm keine Chance mehr sich wegzuducken.

von Paul B. (paul_baumann)


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Peter N. schrieb:
> Wenn das Messer mit ordentlich Schmackes aufs Weisbrot zurast,
> so gibt man ihm keine Chance mehr sich wegzuducken.

Haushaltstip:
Wenn man Weißbrot lange genug liegen läßt, kann man es auch rasieren.

MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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H. O. schrieb:

>
> Bei Messerschnitt gibts ja keinen Frei- und auch keinen Spanwinkel.
>
> Das zu schneidende Material wird komprimiert im Material steigt die
> mech. Spannung, wird die Festigkeitsgrenze des Material ueberschritten
> reisst es ein, entlang dieses Risses bilden sich vorauseilende Risse.
> Das Messer dringt dann ein, Material wird verdraengt usw.
>
> Das ist viel naeher am beim Stanzen und spalten.
>
> Kommt da jetzt eine Vorwaerstbewegung dazu aendern sich eben die
> Kraftverhaeltnisse.
>
> "Je mehr das Messer 'durchgezogen' wird, desto spitzer 'sieht' das
> Schneidgut das Messer."
>
>
> -----
>
> Anhang aus,
>
> Der Einfluss der Schneidlage auf den effektiven Keilwinkel des Messers,
> eine methodische Untersuchung an Schnellschneidern.
>
> http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/
>
> Urheber: Dipl. Ing. Michael Desch

Ah ja. Einleuchtend.

Grüße Bernd

von Dipl.- G. (hipot)


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von Bernd F. (metallfunk)


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Dipl.- G. schrieb:
> http://www.uni-kassel.de/upress/online/frei/978-3-89958-836-1.volltext.frei.pdf
>
> 
http://www.massivumformung.de/fileadmin/user_upload/8_Karriere/IMU_Fachbuch_2013.pdf
>
> https://www.youtube.com/watch?v=n9_vqUGpOcs

Schärfer ist besser.

Es hätte mich auch gewundert, wenn da nicht mindestens eine
Doktorarbeit existieren würde :)

So ganz einfach ist die Thematik nicht.

Grüße Bernd

von Uhu U. (uhu)


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Auf Arte lauft noch einige Tage ein Film zum Thema:

Messer - Was macht eine Klinge richtig scharf?
http://www.arte.tv/guide/de/plus7/?em=055918-017

von Peter R. (pnu)


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Durch eine zur Schneide senkrechte Bewergung wird das Material gepresst 
und damit verhärtet, sodass es schwierig zu schneiden ist.

 Das kann man besonders bei Dämmmatten aus losen Glasfasern beobachten. 
Setzt man das Messer nur auf, bekommt man ein zu fast unschneidbares 
Etwas.

 Wenn nun noch ein ziehende Bewegung beim Schnitt stattfindet, wird 
dieses Zusammenpressen vermieden, denn die sich gegenseitig 
unterstützenden Fasern werden seitlich weggezogen. Das beim Schnitt 
gezogene Messer schneidet daher mit wesentlich weniger Widerstand.

An einem mehrfach zusammengelegten Paiertaschentuch kann man diesen 
Effekt selbst mal untersuchen. Selbst ein sehr scharfes Messer hat da 
Schwierigkeiten beim Schneiden. Das Ziehen der Klinge beim Schnitt ist 
da äußerst wirksam.

von Peter R. (pnu)


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Plastische Materialien haben auch die Eigenschaft, sich der Form der 
Schneide durch Ausweichen perfekt an die Schneide anzupassen sodass dann 
der Flächendruck durch die größere Berührfläche verteilt wird. Das 
Ziehen überfordert aber die Anpassungsfähigkeit des Materials, das an 
bestimmten Stellen der wellenförmigen Schneide besonders verformt wird.

Deshalb haben Schneiden mit Wellenschliff so hohe Schneidwirkung, die 
speziellen Messer für Tomaten oder für Dämmmaterial arbeiten z.B. mit 
diesem Effekt.

Bei der Herstellung von Messern spielt das im Mikroskopischen Bereich 
eine Rolle. Wenn es gelingt, die Kristallstruktur das Materials 
senkrecht zur Schneide entstehen zu lassen entsteht auch ein solcher 
Wellenschliff-Effekt.

von Marko ⚠. (mos6502) Benutzerseite Flattr this


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Eine Schneide ist doch nichts anderes als ein Stück extrem dünne 
Materie. Man kann damit schneiden, weil man einen extrem großen Druck 
auf eine extrem kleine Fläche ausübt.

Nehmen wir mal an, wir haben eine 1um dicke Schneide mit 1cm Länge. 
Drückt man mit 1kg darauf, dann hat man an der Schneide einen Druck von 
10 Tonnen/Quadratzentimeter. Das geschnittene Material wird dabei auf 
Zug und Scherung belastet.

Der ziehende Schnitt bringt nur was bei weichen Materialien. Je härter 
das Material, desto weniger bringt er. Beispiele: Karotten, Holz.

Das liegt daran, dass weiches Material nachgibt, bevor sich genügend 
Druck aufbauen kann. Es legt sich um die Schneide und der Druck wird auf 
das umgebende Material verteilt. Zieht man jetzt an der Klinge, dann 
wird das Material seitlich unter Spannung gesetzt, kann also weniger 
nach unten nachgeben, der Druck erhöht sich wieder und die Schneide kann 
schneiden.

von Bernd F. (metallfunk)


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Die letzten drei Beiträge waren doch sehr hilfreich.

Es ging ja um die Frage, warum ein bewegtes Messer schärfer
erscheint.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Bernd F. schrieb:
> Es ging ja um die Frage, warum ein bewegtes Messer schärfer
> erscheint.

Das haben einige Leute schon am 2.9. erzählt.

MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Da kommt anscheinend einiges zusammen.

1. Es gibt eine Schnittwinkelverkleinerung:
Beitrag "Re: Wie schneidet ein Messer?"

2. Die ( mikroskopischen) Rauigkeiten der Klinge wirken.

3. Das Material wird im molekularen Bereich leichter entflechtet.

Doch gar nicht so simpel.

Nun müsste man mal näher untersuchen, was den meisten Vorteil
bringt. Ist es das Hin- und Herbewegen, (Mit welcher Geschwindigkeit?)
Oder ist es die Rauigkeit der Schneide?

Anpressdruck oder was?
Viele Fragen bleiben noch offen.

Beim nächsten Steak will ich das wissen, es besteht immer
Optimierungsbedarf.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Richard H. (richard_h27)


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Bernd F. schrieb:
> Beim nächsten Steak will ich das wissen, es besteht immer
> Optimierungsbedarf.

Der Wunsch nach Optimierung der Schneidtechnik läßt befürchten, dass in 
der Brattechnik noch mehr Optimierungspotential steckt.

Grüße
Richard

: Bearbeitet durch User
von Bernd F. (metallfunk)


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Richard H. schrieb:
> Bernd F. schrieb:
>> Beim nächsten Steak will ich das wissen, es besteht immer
>> Optimierungsbedarf.
>
> Der Wunsch nach Optimierung der Schneidtechnik läßt befürchten, dass in
> der Brattechnik noch mehr Optimierungspotential steckt.
>
> Grüße
> Richard

Nö!

Trocken gealtertes Agnusrind vom Biometzger.

Das passt schon. Auf den Punkt gegart. Da sollte das Messer
durch das Eigengewicht durchfallen.

Grüße Bernd

von Richard H. (richard_h27)


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Ich verstehe. Es geht nicht um das Messer vom Besteck und Du bist auch 
nicht der, für den die fertig portioniert abgepackten Steaks beim Aldi 
angeboten werden.

Du hast meine Anerkennung.

Grüße
Richard

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Bernd F. schrieb:
> Trocken gealtertes Agnusrind vom Biometzger.

Heißt das nicht: "Angus-Rind", so wie Angus Young?

Mal ein wenig Musik zum Frischmachen:

https://www.youtube.com/watch?v=skoZ7j5PBE8

MfG Paul

von Bernd F. (metallfunk)


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Paul B. schrieb:
> Bernd F. schrieb:
>> Trocken gealtertes Agnusrind vom Biometzger.
>
> Heißt das nicht: "Angus-Rind", so wie Angus Young?
>
> Mal ein wenig Musik zum Frischmachen:
>
> https://www.youtube.com/watch?v=skoZ7j5PBE8
>
> MfG Paul

Ja, das war ein " Dreckfuhler "

Grüße Bernd

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