Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OPV in Reihenschaltung, bitte dringend um Hilfe!


von Michi (Gast)


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Hallo Fachwelt,

im Rahmen meiner Klausurvorbereitung quäle ich mich schon seit einiger 
Zeit mit einer Aufgabe, siehe Anhang.

Hierbei sind alle Widerstände gleich groß, die Spannungen an den OPVs 
variabel und die OPVs selbst sind als ideal zu betrachten. Gesucht ist 
die Ausgangsspannung von U2 als Funktion der Widerstände und Spannungen 
V1 und V2.

Meine derzeitgen Lösungsansätzen sind:
1.
....dass U1 eine Verstärkung von 2 hat (R2/R1)+1, und U2 auch (R3/R4)+1 
da keine Spannung über R5 abfällt. Aber das ist nur der Fall wenn beide 
Spannungen gleich sind. Somit liefert U1 20V, am neg. Eingang von U2 
habe ich dann nur noch 10V und U2 liefert dann somit 0V. Hier stellt 
sich mir schon die erste Frage. Sind die 10V am neg. Eingang von U2 die 
der Spannungsquelle V2 (weil idealer OpAmp und somit kein 
Eingangswiderstand) oder sind es die 10V die durch den Spannungsteiler 
R2 und R4 zustande kommen?

Wie Ihr euch sicherlich denken könnt, ist dieser Lösungsansatz 
gescheitert.

2.
Ich rechne R5, R2 und R4 zu einem Ersatzwidertsand um. Dieser wäre in 
dem Fall ca. 66.66Ohm. Dann mache ich R2 und R4 jeweils zu 33,33 Ohm und 
entferne R5 komplett. Nun dachte ich mir, dass ich jetzt (R3/R4)+1 als 
Verstärkung für U2 nehmen kann. Aber das funktioniet auch nicht da ja 
die restlichen Widerstände auch irgendwie mit ins Gewicht fallen. Ich 
hatte mir gedacht dass ich U1 mit V1 weglassen, R1, R2, R4 und R5 zum 
Ersatzwiederstand zusammenrechne und diesen dann in den Nenner der 
Verstärkungsformel für U2 einsetze. Aber natürlich war das falsch....

Mir ist schon klar dass sich die Spannungen irgendwie in der 
Gesamtschaltung überlagern. Aber ich komme einfach nicht drauf wie ich 
die Schaltung soweit vereinfachen kann dass sie zu berechnen ist.


Ich wäre euch wirklich um jede Hilfe dankbar. Die Klausur findet in zwei 
Tagen statt :-(


Gruß, Michi

von MaWin (Gast)


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Neulinge rechnen, Erfahrene sehen sofort den 
Differenz(Instrumenten)verstärker mit 2 OpAmps und wissen das Ergebnis.

https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentenverst%C3%A4rker

von Wolfgang (Gast)


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Wenn die Verstärkerstufe mit U2 richtig arbeitet, liegt am 
invertierenden Eingang von U2 die Spannung V2.

Die Stufe U1 ist ein Summier-/Differenzverstärker, der über R1 mit Gnd, 
über R5 mit V5 und direkt mit V1 gefüttert wird.

Die Stufe mit U1 ist ein Summier-/Differenzverstärker, der über R5 mit 
V1, über R4 mit der Ausgangsspannung von U1 und direkt mit V2 gefüttert 
wird.

Vielleicht hilft dir diese Betrachtungsweise.

von Michi (Gast)


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Danke euch für die Antworten.

@Wolfgang


Hast du einen Absatz zu viel gepostet? Die letzten beiden scheinen sich 
ein wenig zu unterscheiden.

Dass U1 ein Addierer ist, daran habe ich nicht gedacht :-/

Du schreibst dass der neg.-In von U1 mit 0V+dem Spannungsabfall an R5 
gefüttert wird. Richtig so ?

Oder doch eher neg.-In von U1 = V(R1) + V(R4)+V(R5) ?

von Michi (Gast)


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Wie Ihr sicherlich bemerkt habt, bin ich nicht der Praktiker ;-)

Ich weiss jetzt zwar wie die Schaltung funktioniert, aber ich muss trotz 
der Unwissenheit über das Verhalten auf die Funktion kommen.

Noch irgendwelche anderen Denkanstöße wie ich mit der Verstärkungsformel 
auf den Rest komme?

von Helmut S. (helmuts)


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> Noch irgendwelche anderen Denkanstöße wie ich mit der Verstärkungsformel
auf den Rest komme?

Meinst du damit die Herleitung der Formel?
Falls ja, dann häng mal deine Schaltplandatei .asc an zum Einzeichnen 
von Hilfsspannungen.

von Michi (Gast)


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Vielen Dank! :-)

von Michi (Gast)


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PS: ja die Herleitung fehlt mir.

von Helmut S. (helmuts)


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Waren da wirklich alle Widerstandswerte gleich?

Stimmt die Nummerierung R1 bis R5 mit der Aufgabe überein?

: Bearbeitet durch User
von Michi (Gast)


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Ich habe dir mal die gesammte Aufgabenstellung angehängt.

von Michi (Gast)


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Du kann die Rs auch durchnummerieren dann ist es für mich wahrscheinlich 
verständlicher.

von Tcf K. (tcfkao)


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von Helmut S. (helmuts)


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ich habe Strom- und Spannungsfeile als Kommentare in den Schaltplan für 
LTspice eingefügt.
Edit -> Draw -> Line

I1 = U1/R
I5 = (U1-U2)/R
I1+I5 = 2*U1/R-U2/R

Ub = U1+(I1+I5)*R
Ub = U1+2*U1-U2
Ub = 3*U1-U2

I4 = (Ub-U2)/R
I4+I5 = (Ub-U2)/R + (U1-U2)/R
I4+I5 = (3*U1-2*U2)/R + (U1-U2)/R
I4+I5 = (4*U1-3*U2)/R

Ua = U2 -(I4+I5)*R
Ua = U2 -(4*U1-3*U2)
Ua = 4*U2 -4*U1

Man sieht auch schon den großen Nachteil dieser Schaltung,
sobald man eine größere Verstärkung wählt.
Ub wird sehr hoch wegen "3*U1-U2" und schränkt dadurch
den nutzbaren Bereich der Eingangsspannung stark ein.

Gruß
Helmut

von Helmut S. (helmuts)


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Tcf K. schrieb:
> Steht doch alles hier:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentenverst%C3%A4rker#Zwei_OPVs

Da steht keine Herleitung. Genau die wird aber gesucht.

von Helmut S. (helmuts)


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Der ganze Trick bei der Lösung der Aufgabe ist die berechtigte Annahme 
(idealer Verstärker), daß am Minuseingang des Opamps genau die gleiche 
Spannung anliegt wie am Pluseingang.

: Bearbeitet durch User
von Michi (Gast)


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Vielen vielen Dank Helmut! :-)

Denke damit werde ich sicherlich mehr Durchblick haben.

Eine Frage noch hintendran. Wenn ich eine Schaltung mit OPVs habe, dann 
gehe ich eigneltich davon aus dass die Formel für die Verstärkung die 
"Hauptrolle" spielt. Das scheint in deinem Gedankenganz nicht der Fall 
gewesen zu sein da du hauptsächlich mit den Strömen und Spannungen 
rechnest.

Also was sollte der Grundgedanke sein?

Zu den Stromrichtungen noch was:
Die Richtung von (i1+i1) und i4 verstehe ich. Strom kommt aus U1 raus 
und teilt sich entsprechend auf. Aber müsse dann nicht (i4+i5) auch aus 
U2 rauslaufen, sodass I5 auch andersherum läuft ?

von MaWin (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Der ganze Trick bei der Lösung der Aufgabe ist die berechtigte Annahme
> (idealer Verstärker), daß am Minuseingang des Opamps genau die gleiche
> Spannung anliegt wie am Pluseingang.

Richtig.

Und wir kennen die Spannung an - von U2: V2.

Und wir kennen die Spannung an - von U1: V1.

Damit wissen wir, wie man den Spannungsteiler R5/R1 über R2 belasten 
muss.

Und in Folge kennt man die Ausgangsspannung von U1.

R4 und R3 bildet einen Spannungsteiler, dessen Knotenspannung V2 sein 
muss, so dass man die Ausgangsspannung von U2 ausrechnen kann.

Also alles geradlinig ausrechnen ohne lineare Gleichungssysteme oder 
sonstige Superpositionsprinzipien.

von Helmut S. (helmuts)


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Wenn man die fertigen Formeln für die Verstärkung annehmen kann, dann 
nimmt man schon die fertigen Formeln. Bei dieser Aufgabe fällt mir aber 
für die Spannung Ub keine gängige fertige Formel ein. Dann heißt es 
zurück zu den Grundlagen der E-technik und mit Strömen und/oder 
Spannungen rechnen.


Die Stromrichtungen kann man wählen wie man gerade Lust hat. Es muß nur 
immer gelten:
Summe der Ströme an einem Knoten = 0

Du kannst ja mal die Stromrichtung anders herum pfeilen. Wenn du 
konsequent rechnest, dann kommt am Ende das gleiche Ergebnis für Ua und 
Ub heraus.

Leider denken viele immer nur in positven Stromwerten. Dabei ist es 
völlig egal, wenn man umgekehrt pfeilt. Es kommt halt dann ein negativer 
Wert heraus.

: Bearbeitet durch User
von Michi (Gast)


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Ich habe versucht mit das ganze  mal etwas klarer aufzuzeichnen. Bei der 
Abbildung ins ESB der OPVs bin ich mir nicht ganz sicher. Ist meine 
Zeichnung so korrekt?


Helmut wie kommst du darauf das:

Ub = U1+2*U1-U2
Ub = 3*U1-U2

ist? Welche Maschenumläufe sind das?


@MaWin
"Damit wissen wir, wie man den Spannungsteiler R5/R1 über R2 belasten
muss.

Und in Folge kennt man die Ausgangsspannung von U1."

Du meinst weil an dem Knoten zwischen R5 und R1 V1 anliegt weiss man was 
für eine Spannug U1 hergeben muss damit das Potential bei R2 auch 10V 
sind?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Da alle Widerstände gleich groß sind und ihr konkreter Wert auf Grund
von Linearitätseigenschaften der Schaltung keine Rolle spielt, kann man
bei der Berechnung gleich versuchen, sie wegzulassen.

In der Skizze im Anhang stoßen an zwei Stellen jeweils drei gleiche
Widerstände in einem Knoten zusammen. Das Potential an diesen Knoten ist
jeweils der Mittelwert der Potentiale an den anderen Enden der drei
Widerstände. Das ergibt die folgenden Gleichungen:


Beide Gleichungen mit 3 multiplizieren und voneinander subtrahieren:


Ue1-Ue2 auf die rechte Seite bringen:


Fertig.

Das Ganze ist im Prinzip ein abgespecktes Knotenpotentialverfahren.

: Bearbeitet durch Moderator
von Helmut S. (helmuts)


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Helmut wie kommst du darauf das:

Ub = U1+2*U1-U2
Ub = 3*U1-U2

Weil ich damit begonnen habe:

Ub = U1+(I1+I5)*R


Maschenumlauf:

Ub-U1 -(I1+I5)*R = 0

Ub = U1+(I1+I5)*R

Und nun I1+I5 von der vorherigen Rechnung einsetzen.
Siehe weiter oben: I1+I5 = 2*U1/R-U2/R

von Michi (Gast)


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@Yalu X.

Die Sache mit den Mittelwerten ist mir klar. Aber gibt U2 nicht einfach 
die Differenz an seinen Eingängen raus? Demnach müsste doch U2-Ue2 am 
Ausgang anliegen oder nicht?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Michi schrieb:
> Aber gibt U2 nicht einfach die Differenz an seinen Eingängen raus?

Nicht die Differenz, sondern die verstärkte Differenz. Die Verstärkung
ist aber unendlich, da wir es mit idealen Opamps zu tun haben.

Deswegen rechnet man bei solchen Aufgaben nicht mit der (internen)
Verstärkung der Opamps, sondern setzt stattdessen die Differenz der
Eingangsspannungen gleich der Ausgangsspannung dividiert durch
Unendlich, was beim endlicher Ausgangsspannung ganz einfach 0 ergibt.

Sind ideale Opamps also so verschaltet, dass nirgend unendliche
Spannungen auftreten können, dann liegt an beiden Eingänge stets die
gleiche Spannung an. Damit lässt sich besser rechnen als mit der
Unendlichkeit ;-)

> Demnach müsste doch U2-Ue2 am Ausgang anliegen oder nicht?

Was ist U2? Das ist doch die Bezeichnung des rchten Opamps. Oder meinst
du V2? V2 in der LTspice-Simulation ist dasselbe wie Ue2 in der
orginalen Aufgabenstellung. Ich habe für die Berechnung und die bunte
Beschriftung im Schaltplan die Bezeichnungen der Originalaufgabe
genommen.

Da am nichtinvertierenden Eingang des rechten Opamps Ue2 anliegen,
liegen auf Grund der Idealität der Opamps am invertierenden Eingang
ebenfalls Ue2 an. Für den linken Opamp gilt entsprechendes.

von Michi (Gast)


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Sorry, hatte mich falsch ausgedrückt. Ich meinte dass U2 an seinem 
Ausgang V2 minus die Spannung am neg. Eingang von U2 rausgeben müsste. 
Mal die Verstärkung eben.


Ich habe es mal nach meinem Verstädnis gerechnet. Könnte da vielleicht 
noch jemand drüber schauen? Mein Ergebnis ist fast wie das von euch, 
allerdings fehlt mir noch die Hälfte von U1.

Ich habe raus:  Ua = 4*U2 - 2*U1

findet ihr eventuell den Fehler?

Wäre euch dankbar, dann lasse ich den Sonntag auch mal Sonntag sein ;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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In der dritten Zeile ist ein Fehler. Es muss dort heißen:


Bei dir fehlen rechts die Klammern.

von MaWin (Gast)


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Michi schrieb:
> Du meinst weil an dem Knoten zwischen R5 und R1 V1 anliegt weiss man was
> für eine Spannug U1 hergeben muss

Genau.

von Michi (Gast)


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Herr Gott im Himmel! Ich danke Euch vielmals! :-)


Gibts hier die Möglichkeit eine Kiste Bier zu posten ? :-D

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Michi schrieb:
> Gibts hier die Möglichkeit eine Kiste Bier zu posten ? :-D

Nö, das funktioniert leider nur mit auf Paletten gestapelten 
Bierfässern.

:D

von Michi (Gast)


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:-D

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