Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Labornetzgeräte für physikalische Experimente


von Thomas S. (tom_builder)


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Guten Tag liebes microcontroller.net-Forum,

ich bin als fast fertiger Physik-Lehramtsstudent zwar eher fachfremd, 
dennoch war ich die letzten Wochen häufig stiller Mitleser, um mir ein 
wenig Grundwissen in Sachen Labornetzgeräten anzueignen.

Meine "praktische Ausbildung" in Form von schlappen 4 Wochen 
Experimentieren, auf 4 Jahre verteilt habe ich nun hinter mir, wobei die 
Versuche meistens eh schon aufgebaut waren. Das ist an sich nicht so 
tragisch, Anleitungen gibt es ja in Internet und Literatur zur Genüge.

Was mir ein bisschen Sorgen macht, ist das in jeder Anleitung immer nur 
von "Netzgerät" oder "regelbarem Netzgerät" gesprochen wird, manchmal 
wenigstens mit erforderlichem Spannungs- und Stromstärkebereich. Näher 
wird auf die Anforderungen fast nie eingegangen.

Nachdem ich u.a. hier ein wenig recherchiert habe, weiß ich ja wie 
vielfältig die Eigenschaften solcher Geräte sein können, das sieht man 
ja alleine schon, wenn man sich bei conrad ein paar Datenblätter 
anschaut. Ich würde nicht behaupten, dass ich alles bis auf 
Schaltplanebene verstanden habe, aber ich habe eine grobe Idee was 
möglich ist und worauf man bei der Auswahl achten könnte/sollte.

Meine große Hoffnung ist, dass hier vielleicht der ein oder andere ein 
wenig Experimentiererfahrung hat und mir bei folgender Frage 
weiterhelfen kann:

Reicht es in der Physik tatsächlich für die meisten (Schul-)Experimente 
aus, bei der Auswahl des Netzgeräts auf einen geeigneten U/I-Bereich zu 
achten und sind Dinge wie eine gute Lastausregelung und eine geringe 
Restwelligkeit etc. eher ein nice-to-have? Anders gefragt, gelingen die 
Experimente so oder so und ich bekomme lediglich Qualitätsunterschiede 
in den Ausgangsdaten, wenn ich auf ein qualitativ hochwertigeres Gerät 
zurückgreife?

Oder kennt jemand Versuche, die mit z.B. schlechter Stabilisierung 
scheitern würden?

Ich wäre für jede Erfahrung, jedes Experiment oder jeden Literaturtipp 
furchtbar dankbar! :)

Einen schönen Tag,

Tom

von Jürgen D. (poster)


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Also zu meiner Schulzeit sahen die Labornetzgeräte noch so aus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Flachbatterie

Ansonsten, was für Versuche laufen den da heute so?
Für einfache Stromkreise mit Leuchten oder Relais sollte eigentlich 
jedes Netzgerät passen.

von Jay (Gast)


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Also, ob Experimente mit schlechten Netzteilen gelingen, musst du doch 
wissen. Das sagt dir doch die Theorie hinter den Experimenten. Also 
vorher mal rechnen ob/was passiert wenn ...

Viel lustiger sind aber:

http://www.kmk.org/bildung-schule/allgemeine-bildung/sonstiges-einzelfragen/sicherheit-im-unterricht.html

http://www.arbeitsschutzdigital.de/ce/sicher-experimentieren-mit-elektrischer-energie-in-schulen/detail.html

Man beachte u.a. die Vorschrift zu Sicherheitsbuchsen und Steckern.

von Thomas S. (tom_builder)


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Hallo Jürgen,

das kommt natürlich auf die Schule an, aber einige sind tatsächlich mit 
modernen Schaltnetzgeräten ausgestattet. In der Schule kann man fast 
alles machen, was man in der Uni auch macht, ein Beispiel:

Der Franck-Hertz-Versuch zum Nachweis der diskreten Energieniveaus von 
Atomen benötigt zum Heizen der Kathode eine möglichst stabile Spannung 
bei geringer Stromstärke.

möglichst stabil ist natürlich vage, aber traurigerweise die genaueste 
Anforderung die ich bisher finden konnte. Daher habe ich mich gefragt, 
ob die Wahl des Netzgeräts in der Physik einfach keine so große Rolle 
spielt..

von Thomas S. (tom_builder)


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Danke für die Links, Jay.
Sicherheit spielt natürlich eine Rolle, da hast du Recht

von Michael K. (Gast)


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Für Schulexperimente gelten ohnehin bestimmte Bestimmungen für max. 
Spannung und Gerätesicherheit.

Nehm was 'Erstschlagssicheres' mit einer idiotensicheren Bedienung.
Alte solide Trafotechnik und schwer wie ein Kühlschrank, sonst ist es 
schnell kaputt oder weg.
Sowas hier: http://www.statron.de/details/11
Viel zu teuer und nicht wirklich gut, aber in der richtigen 
Gewichtsklasse.

Wenn die Schüler heute nur halb so wie Quatsch im Kopf haben wie ich 
damals dann ist Lastausregelung nicht Dein Problem.

von Amateur (Gast)


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Wenn Du einen Traktor kaufen willst, ist die erste Frage: "Was willst Du 
damit machen". Es besteht nämlich ein Unterschied, ob Du die Radieschen 
hinterm Haus umpflügen willst oder einen riesigen Fug durchs Feld ziehen 
willst.
Das eine ist für ein paar Kiloeuro zu haben, für das andere kannst Du 
deinen neuen Maserati abbestellen.

Bei einem Netzteil bedeutet dies:
Welche Spannungen - und wie viele,
welchen Strom brauchst Du.

Die Bastler hier kommen oft mit 3 Spannungen 0 bis 30/40V aus und mit 
Strömen bis 3A. Natürlich werden gleich einige sagen: Mir reicht das 
nicht, ich brauche mindestens…

Im Allgemeinen gilt: Oberhalb von 50V sollte man auch die Sicherheit im 
Auge behalten.

von senke (Gast)


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Diese Broschüre von Arbeitsschutzdigital ist ja wohl ne Lachplatte!
Da wird im Text etra auf die bescheuerten 
Blödmanexperimentiermessschnüre verwiesen und auf dem Titelbild kommen 
die von mir favorisierten Messschnüre mit freiliegenden Stiften und nur 
dazu passenden Experimentiermodulen zum Einsatz.
Wenn ich mir nun vorstelle, dass auf den Modulen die 
Sicherheitsbuchsenscheiße nachgerüstet würde...

Mir dem Dreck sollten die Leute die das so toll finden mal vier Wochen 
im wirklichen Experimentierbetrieb im Labor oder Hobbywerkstatt arbeiten 
müssen...

von Tcf K. (tcfkao)


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Hi,

keine Ahnung welche Experimente Du machen möchtest. Aber laststabil, 
geringe Restwelligkeit und stabil gegen Netzspannungen ist heute so 
ziemlich jedes Netzgerät, sonst wäre es für Elektronik unbrauchbar. Für 
die meisten Anwendungen dürfte ein 0...30V / 0...3A wohl reichen, damit 
kannst Du elektronische Schaltungen versorgen oder etwas Elektrolyse 
machen. Sinnvoll ist ein simultane Spannungs- und Stromanzeige. Diese 
Dinger gibt es aus dem Reich der Mitte zu einem beschämend lächerlichen 
Preis, dafür kriegt man hier vielleicht mal den Trafo und das Gehäuse.
Ein Profilabor wird um solche Geräte einen weiten Bogen machen, und die 
Langlebigkeit bei Dauerbelastung oder Toleranz gegenüber Fehlbehandlung 
(Überspannung, Rückspeisung etc.) ist sicherlich nicht vergleichbar wie 
bei einem wirklich guten Gerät eines klassischen Herstellers. Aber wie 
gesagt, bei dem Preis...

von Skyper (Gast)


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Ich würde mal einen Blick auf das Portfolio der Firma Phywe riskieren, 
die statten Schulen, Unis, etc... mit Material für Versuche und Labor 
aus. Die können bestimmt zu vielen Experimenten Ihre Erfahrung beistern, 
wo es jeweils drauf ankommt...

von Thomas S. (tom_builder)


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Danke für die Antwort!

Ich habe vermutet, dass es im laufenden Unterricht ziemlich egal ist.

Falls noch jemand Erfahrung mit einem anspruchsvolleren Experiment 
gemacht hat, bin ich aber weiterhin interessiert.

Ansonsten, danke an alle!

von Georg (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Ich habe vermutet, dass es im laufenden Unterricht ziemlich egal ist.

Wenn es wirklich mal drauf ankommt, dann schliesst du eben ein präzises 
Digitalinstrument an, dann siehst du ja, wie genau und stabil z.B. die 
Spannung ist.

Georg

von Der Andere (Gast)


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Sorry das ist doch ein Trollbeitrag.
Ein fast fertiger Physiklehrer sollte zumindest grundlegende Ahnung von 
Physik haben. Und das schliesst mit ein, dass er Fehlerrechnung kann, 
und sich bei den fast immer trivialen Versuchen selbst ausrechnen kann 
welche max. Abweichungen tolerierbar sind.

Ausserdem gelten für Ausbildung und Schulen besondere Bestimmungen bzgl 
der verwendeten Geräte. Dazu solltest du dir ggf. ein solches Buch 
besorgen, bzw. deine Schule müsste das oder was Gleichwertiges 
eigentlich haben:
https://www.vde.com/de/fg/ETG/Studium-Beruf/Aktuelles/Seiten/DIN-VDE-TB%20503.aspx

Und in der Lehrerausbildung bzgl. Experimentieren sollte dazu Infos 
vorgekommen sein!

von Der Andere (Gast)


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Nachtrag: Geräte die im (Schul)unterricht eingesetzt werden müssen m.W. 
konform zu der sogenannten RiSU sein. Das steht für "Richtlinien für 
Sicherheit im Unterricht".
Man kann also nicht einfach was von Conread Reichel und Co kaufen.

Wenn man Pech hat sind die auch noch Bundeslandspezifisch.
(Scheiß Förderalismus bei sowas Wichtigem wie der Schule)

von Der Andere (Gast)


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Noch ein Nachtrag:
Phywe gibt bei seinen Geräten sogar Versuche an, dass sich der 
Physiklehrer mittags ausruhen kann und nicht so viel Unterricht 
vorbereiten muss ;-)
Siehe z.B.
https://www.phywe.de/de/13505-93#tabs2

von Lurchi (Gast)


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Für die allermeisten Versuche sind Eigenschaften wie Lastausregelung, 
Drift , Rippel usw. unwesentlich. Beim Strom und Spannung kommt es halt 
sehr darauf an - mal braucht man 3 kV und mal 20 oder besser 50 A.

Etwas schwierig könnte es ggf. werden, wenn man so etwas wie NMR mit 
einem Elektromagneten machen will, aber das findet man eher nicht in der 
Schule. Sonst wüsste ich keine Experimente die so empfindlich auch die 
Qualität des Netzgerätes sind, dass man da besondere Anforderungen hat. 
Ein gutes Gerät hilft manchmal, aber man kann auch viel aus Versuchen 
lernen die nicht perfekt funktionieren, bzw. die Grenzen der Geräte 
aufzeigen.

Vielfach geben die in der Schule vorhanden Geräte auch einfach vor 
welche Experimente man vorführen kann, was die Schüler machen können und 
wo ein Bild oder Text ausreichen muss.

Was ander Schule da ist kann ganz verschieden sein. Die einen haben 
einen Klassensatz Digitaloszilloskope und dafür dann ggf. keine Röhre 
für den Franck-Hertz Versuch. Die Ausstattung ist nicht überall gleich - 
oft eine Mischung aus wenig neuen und vielen alten bis antiken Geräten.

von Klaus (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Etwas schwierig könnte es ggf. werden, wenn man so etwas wie NMR mit
> einem Elektromagneten machen will, aber das findet man eher nicht in der
> Schule.

Ich erinnere mich an ESR (der Professor hatte einen kleinen 
Mikrowellenaufbau dafür) mit einem unspezifizierten Magneten, der sich 
in den Tiefen der Sammlung fand. Betrieben wurde er an der Schalttafel 
mit einem der großen Schiebepotis zum Stromeinstellen. Zu der Zeit waren 
Gleichrichter, auch die in der Schalttafel, aus Selen. Geregelt war da 
nichts, alles nur schön massiv.

Viele Experimente kann man mit einem Regel(trenn)trafo ala 
Eisenbahntrafo und Gleichrichter machen. Meißt braucht man noch nicht 
mal einen Ladeelko. Wenn dann noch alte analoge Messinstrumente z.B 
Weicheisen Messgeräte zum Einsatz kommen, kommt man auch mit 
Wechselstrom oder ungeglättetem Gleichstrom gut klar.

Aber eigentlich ist das natürlich alles veraltete Technik. Heutzutage 
müßte man das alles mit Unterstützung durch PC-Messtechnik und Software 
machen. Kurven von verschiedenen Materialien, unterschiedlichen 
Temperaturen etc. übereinaderblenden oder anders in Beziehung setzen, 
dreidimensionale Darstellung usw. Und alles dann gleich auf den Beamer.

MfG Klaus

von Jay (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Nachtrag: Geräte die im (Schul)unterricht eingesetzt werden müssen
> m.W.
> konform zu der sogenannten RiSU sein. Das steht für "Richtlinien für
> Sicherheit im Unterricht".

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Der Andere schrieb:
> Sorry das ist doch ein Trollbeitrag.
> Ein fast fertiger Physiklehrer sollte zumindest grundlegende Ahnung von
> Physik haben. Und das schliesst mit ein, dass er Fehlerrechnung kann,
> und sich bei den fast immer trivialen Versuchen selbst ausrechnen kann
> welche max. Abweichungen tolerierbar sind.

Ich glaube du hast keine Ahnung wie die Lehrerausbildung an den Unis 
heutzutage aussieht. Ohne dem TE zu nahe treten zu wollen (für die 
Vorlesungspläne kann er ja nix), wird er erschreckend wenig 
physikalisches Handwerkszeug vermittelt bekommen haben. Ich spreche da 
aus Erfahrung (drei Semester Lehramtsstudium Grundschule an der Uni 
Gießen mit Schwerpunkt Sachunterricht). Dafür wird er viel über 
Heterogenität in Lerngruppen, interkulturellen Quatsch und ähnlichen 
anderen soziologischen Blödsinn gehört haben. Wir hatten in Gießen eine 
Vorlesung über Physik, die bestand aus einem Haufen Experimente und fast 
gar keiner Theorie. Und selbst dafür war eine qualitativ Bewertung 
vollkommen ausreichend, auch einfache mathematische Zusammenhänge mußten 
nicht verstanden werden.

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