Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Video-Liveübertragung zur analogen Zeit


von So lala (Gast)


Lesenswert?

Ich habe mal eine eventuell etwas blöde Frage:
Wie hat man eigentlich zur analogen Zeit Liveaufnahmen im Fernsehn 
übertragen? Als die Fernseher aufkamen, waren die größten "Events" ja 
eher solche Liveberichte, wie Krönung der Queen, Ansprachen des 
Präsidenten oder etwas später die Mondlandung.

Aber hat man zu der Zeit nicht auf Filmrollen aufgenommen? Wie konnte 
sowas denn live übertragen werden?

von John (Gast)


Lesenswert?

So lala schrieb:
> Aber hat man zu der Zeit nicht auf Filmrollen aufgenommen? Wie konnte
> sowas denn live übertragen werden?

Videokamera -> Sender

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Die Frage erscheint mir wirklich etwas blöd. Wo siehst du das Problem?
Bereits 1901 wurde über den Atlantik gefunkt und kabelgebundene 
Datenübertragung ist noch älter. Natürlich war das 1901 noch kein 
Fernsehsignal, aber fast 70 Jahre später (bezogen auf die Mondlandung) 
waren die Systeme doch schon weiter entwickelt.

So lala schrieb:
> Aber hat man zu der Zeit nicht auf Filmrollen aufgenommen?
Natürlich. Genau wie heute.

von John (Gast)


Lesenswert?


von John (Gast)


Lesenswert?

* befor er Videokameras gab.

von Jürgen D. (poster)


Lesenswert?

Ich hatte mal einen Bericht gesehen über das Fernsehen im 3. Reich.
Da gab es tatsächlich ein Kamerawagen (LKW) der, fast, Live gesendet hat 
und dabei Film verwendet hat.
Der Film lief von der Kamera auf dem Dach ins Wageninnere, durchlief 
dort die Entwicklerbecken und wurde dann optisch abgetastet und 
gesendet.
Es gab halt ein paar Minuten Verzögerung für den Entwicklungsvorgang.
Die Filme gibt es noch heute, daher stammen dann z.B. die Aufzeichnungen 
von der Olympiade in Berlin.

EDIT:  John war schneller :)

: Bearbeitet durch User
von So lala (Gast)


Lesenswert?

Ah, das ist ja interessant. Gut, dann war wohl Mondlandung schon ein 
gutes Stück zu spät, aber das Zwischenfilmverfahren beantwortet meine 
Frage.
Faszinierend, ich hätte nicht gedacht, dass man das so schnell 
entwicklen und direkt abtasten konnte.

von Thomas S. (thommi)


Lesenswert?

Ist eigentlich ein Wunder, dass die Filme noch verwertbar sind, denn siw 
wurden damals echt grenzwertig entwickelt, Entwicklungsbad, Stoppbad, 
dann Fixierbad, und das Fixieren dauerte eigentlich am längsten, als ich 
noch die Ilfordfilme selbst entwickelte. das war aber nicht 1936 :-), 
war 1985

Schnelle Fixierung der Filme ermöglichte ne Nachbelichtung, aber die 
filme wurden damals schon in lichtdichten Dosen gelagert, waren 
allerdings der Schiessbaumwolle sehr ähnlich. Schiessbaumwolle ist 
Nitrozellulose, Filmmaterial Zelluloid.

Damals gab es noch keine Bildaufnahmeröhren, wie es sie später gab, da 
wurde noch mit einem Abtaster gearbeitet.

Livenachrichten haben die Nachrichtensprecher in einer dunklen Zelle 
gesprochen, die Kamera war eine rotierende Scheibe mit spiralförmig 
angeordneten Löchern und Fotozellen dahinter, Simultan gab es ne 
zweiteScheibe, welche sich synchron dazu drehte, und die 
Nachrichtensprecherin Bogen für Bogen beleuchtete, so entstanden die 
Zeilen im TV. Google mal nach Nipkowscheibe. So wurde auch ein Film 
abgetastet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Nipkow#Nipkow-Scheibe

von M.N. (Gast)


Lesenswert?

1936 gab es kein mechanisches Fernsehen mehr in Deutschland.
Und die BBC war sogar noch etwas weiter. Die hatten schon über 400 
Zeilen.
Un bedingt empfehlenswert: 
http://www.amazon.de/Die-Geschichte-Fernsehens-Herwig-Walitsch/dp/3770537408/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1442505472&sr=8-4&keywords=geschichte+des+Fernsehens

von Thomas S. (thommi)


Lesenswert?

Ist eigentlich ein Wunder, dass die Filme noch verwertbar sind, denn siw 
wurden damals echt grenzwertig entwickelt, Entwicklungsbad, Stoppbad, 
dann Fixierbad, und das Fixieren dauerte eigentlich am längsten, als ich 
noch die Ilfordfilme selbst entwickelte. das war aber nicht 1936 :-), 
war 1985

Schnelle Fixierung der Filme ermöglichte ne Nachbelichtung, aber die 
filme wurden damals schon in lichtdichten Dosen gelagert, waren 
allerdings der Schiessbaumwolle sehr ähnlich. Schiessbaumwolle ist 
Nitrozellulose, Filmmaterial Zelluloid.

Damals gab es noch keine Bildaufnahmeröhren, wie es sie später gab, da 
wurde noch mit einem Abtaster gearbeitet.

Livenachrichten haben die Nachrichtensprecher in einer dunklen Zelle 
gesprochen, die Kamera war eine rotierende Scheibe mit spiralförmig 
angeordneten Löchern und Fotozellen dahinter, Simultan gab es ne 
zweiteScheibe, welche sich synchron dazu drehte, und die 
Nachrichtensprecherin Bogen für Bogen beleuchtete, so entstanden die 
Zeilen im TV. Google mal nach Nipkowscheibe. So wurde auch ein Film 
abgetastet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Nipkow#Nipkow-Scheibe

M.N. schrieb:
> 1936 gab es kein mechanisches Fernsehen mehr in Deutschland.

Ja, da muss ich dir Recht geben, da war schon ein ...kon in den Kameras 
verbaut.

von Christian B. (casandro)


Lesenswert?

Ja das "mechanische Fernsehen" ist relativ schnell ausgestorben, weil es 
zu unpraktikabel war. Die BBC hatte lange Zeit "elektronisches" (mit 
Bildaufnahmeröhre) und "mechanisches" Fernsehen parallel laufen, sprich 
einen Tag das eine, danach eine Wiederholung im anderen System.

Die BBC hatte sogar ein Zwischenfilmverfahren mit Wiederverwendung des 
Filmmaterials. Dieses wurde gewaschen und dann neu beschichtet und 
belichtet. Angeblich soll deren Technik des Öfteren mal Lecks gehabt 
haben und die giftigen Substanzen zum Entwickeln sippten raus.

Nach dem 2. Weltkrieg war aber "mechanisches" Fernsehen im 
Rundfunkbereich am Ende, allerdings hat sich das noch relativ lange für 
Raumsonden gehalten.

von Lukas K. (carrotindustries)


Lesenswert?

Die Schlüsseltechnologie hier ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Vidicon 
Man konnte auch schon Bilder vor CCD-Sensoren abtasten.

von Christian B. (casandro)


Lesenswert?

Jürgen D. schrieb:
> Es gab halt ein paar Minuten Verzögerung für den Entwicklungsvorgang.
> Die Filme gibt es noch heute, daher stammen dann z.B. die Aufzeichnungen
> von der Olympiade in Berlin.

Bei der Olympiade hatte man schon elektronische Kameras für die 
Live-Übertragungen. Damals hatte man aber für die Reportagen auch noch 
ganz normale Filmkameras, und das ist das was heute noch erhalten ist.

von Thomas S. (thommi)


Lesenswert?

In meiner Schulzeit waren Vidicons die Regel. Wir hatten ein 
(semi)professioneles TV-Studio mit JVCs wobei eine Kamera 21.000 DM 
gekostet hat. Drei Vidicons mit Farbprismen, also Dreiröhrenkamera. die 
waren damals marktüblich für Liveevents, bei unseren ÖRs aber eher die 
von Bosch mit Schneiderobjektiv. Habe mit der JVC mal Jöhtens Faust 
aufgenommen, da hatte wir aber zum Glück zwei JVCs dabei.

Ein Pyroeffekt, und der war dann erstmal eingebrannt in die Vidicons, 
also Kamera abschalten, warten und wieder einschalten.

Natürlich bedarf es bei solchen Kameras eine Aufwärmzeit von 
normalerweise einer halben Stunde, der typ wurde damals auch in den SNGs 
genutzt, aber nach drei Minuten hat sie den Lichtfleck nicht mehr auf 
der Röhre gehabt.

Stress pur für die Vidicons, da ich da mehrmals ein- un d ausschalten 
musste, das mögen die gar nicht.

Wenn man so ab und zu mal "Disco" mit Ilja #richter auf dem ZDF 
Kulturkanal schaut, dann kann man noch Röhrenkameras sehen, denn die 
ziehen beim Schwenk Fahnen des alten Bildes.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Eine der raffiniertesten Fototransfer-Kameras aller Zeiten war 
vermutlich die Apparatur an Bord von Lunik 3 (Luna 3), dazu gedacht, zum 
ersten Mal die Rückseite des Mondes zu fotografieren und dann die Bilder 
an die Bodenstation zu senden. Eine Art Fototransfer-Fax:
https://en.wikipedia.org/wiki/Luna_3#Lunar_photography

: Bearbeitet durch User
von Sprengmeister (Gast)


Lesenswert?

Thomas S. schrieb:
> aber die
> filme wurden damals schon in lichtdichten Dosen gelagert, waren
> allerdings der Schiessbaumwolle sehr ähnlich. Schiessbaumwolle ist
> Nitrozellulose, Filmmaterial Zelluloid.

"Nitrozellulose wird mit Schwefel- und Salpetersäure aus Baumwollresten,
so genannten Linters, hergestellt. Dieses hochbrisante Gemenge ist 
nichts anderes als Schießbaumwolle und verfügt über eine höhere 
Sprengkraft als Schwarzpulver. Deshalb fallen Filme mit
Nitrozelluloseträger heute unter das Bundessprengstoffgesetz." 
[Wikipedia]


Wer sich für die Geschichte der professionellen TV-Studiotechnik
interessiert, dem kann ich die nachfolgend verlinkte Website
empfehlen. Sorgfältig recherchiert, umfangreich und sehr informativ!

http://www.fernsehmuseum.info/
http://www.fernsehmuseum.info/die-historie-0.html

von Christian B. (casandro)


Lesenswert?

Thomas S. schrieb:
> Wenn man so ab und zu mal "Disco" mit Ilja #richter auf dem ZDF
> Kulturkanal schaut, dann kann man noch Röhrenkameras sehen, denn die
> ziehen beim Schwenk Fahnen des alten Bildes.

Ja, wobei ich auf Vox in den 1990gern auch noch Röhrenkameras gesehen 
habe, man hat gegen Ende ja die ganzen Probleme relativ gut in Griff 
bekommen. Die gabs sogar im Rahmen des HDTV Projekts damals in den 
1990gern.

Ich glaube einer der letzten Bastionen der Röhrenkameras war der 
Vorspann für "Die Sprechstunde". Das ist eine Medizinsendung des 
Bayrischen Fernsehens die von 1973 bis 2007 lief. In der "Farbära" sah 
der Vorspann immer so aus:
https://www.youtube.com/watch?v=NvZU7AAN9Eo
Das Nachziehen war da wichtiger Teil der Bildästhetik.

von Sprengmeister (Gast)


Lesenswert?

M.N. schrieb:
> 1936 gab es kein mechanisches Fernsehen mehr in Deutschland.
> Und die BBC war sogar noch etwas weiter. Die hatten schon über 400
> Zeilen.

"Mechanische" TV-Kameras nutzten die Amis noch bei ihren Weltraumflügen.
Kameras in den Apollo-Raumschiffen besassen nur eine einzige
SW-Bildaufnahmeröhre, vor der ein mehrteiliger Farbfilter rotierte.
Aus den unterschiedlich gefilterten Einzelbildern wurde dann ein
vollständiges Farbbild generiert

https://en.wikipedia.org/wiki/Apollo_TV_camera

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ist schon fas­zi­nie­rend die alte Technik und vor allem auch mit (sehr) 
viel lernbereitschaft auch von einer einzelnen Person in Detail zu 
verstehen - also der komplette Weg von Objektiv über die Signalwandlung/ 
Farbverarbeitung usw. weiter der drahtlose Übertragungsweg und den 
Empfänger mit seinen HF Teil und den weiteren notwendigen 
Schaltungsteilen.

Ob das heute bei den Digitalen Verfahren auf noch ->vollständig<- von 
einer einzelnen Person zu verstehen ist?,
Also die Modulationsverfahren, wie der entsprechende Codec im "jeden" 
Detail funktioniert. Wie die Kamera angefangen beim Objektiv über den 
Bildsensor, der Signalverarbeitung usw. funktioniert und was im 
Empfänger im Detail passiert (Also nicht "einfach" auf Modulebene und 
mit fertig "gebastelten" Codecs welche "einfach" in den Chips bzw. als 
Software mitgeliefert wird).

Schon "einfaches" JPG in ->Detail<- zu verstehen ("Warum so und nicht 
anders? - Wie funktioniert das und warum? - Wie funktioniert die ganze 
dahinter stehende Mathematik? ...) ist als Einzelperson (auch mit 
entsprechenden Beruf und Studium und viel Praxiserfahrung) halte ich für 
nahezu unmöglich.

Amateur

von Christian B. (casandro)


Lesenswert?

Amateur schrieb:
> Ob das heute bei den Digitalen Verfahren auf noch ->vollständig<- von
> einer einzelnen Person zu verstehen ist?,

Ja, kann man, man muss halt das große Problem in viele kleine zerlegen 
und dann jedes einzelne Problem und seine Abhängigkeiten verstehen. Das 
ist im Prinzip überall so. Unixoide Betriebssysteme haben das sogar zu 
einem ihrer Prinzipien erhoben. Deshalb kann man auch als Einzelperson 
ein komplettes kleines "Unix" schreiben.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Es gab sogar mal analoge HDTV Ü-Wagen.
Die wurden gleich nach der Fertigstellung verschrottet.

von Thomas S. (thommi)


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Es gab sogar mal analoge HDTV Ü-Wagen.
> Die wurden gleich nach der Fertigstellung verschrottet.

War das das HD-MAC? Soweit ich mich erinnere, scheiterte das schon am 
Satelliten TV-Sat 1, da war irgendwie das Solarpanel verklemmt.

Das wurde dann von der Astraflotte "ersetzt".

MAC war ja auch schon Multiplex, aber nur für einen Sender.

Heute wird quasi nur noch in regelmässigen Abständen ein komplettbild 
gesendet, und dazwischen nur die Veränderungen im Bild, was dann mehrere 
Kanäle auf einem Transponder möglich machte, also mehrkanal-Multiplex, 
was auch bei DVB-t so gehandhabt wird.

Das spart Transpondermietkosten, zumal man nicht nur ein 
Programm/Transponder übertragen kann, sondern mehrere.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Es gab in der "Funkschau" mal einen Artikel zur Übertragung der Krönung 
der englischen Königin (2.6.1953, ja immer noch dieselbe wie heute). Das 
wurde soweit ich noch weiß von einem TV-Sender im Norden bis in den 
Süden Deutschlands weiter übertragen. Es gab eine Karte mit den 
einzelnen "Richtfunk"-Strecken.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich hab den Artikel gefunden, drei Seiten in Funkschau 14/1978 (25 Jahre 
danach). Hier die Karte von 1953.

Das größte Problem waren die unterschiedlichen TV-Normen, hier in der 
Zeilenzahl ausgedrückt. Als Normwandler wurde von einem Bildschirm mit 
der empfangenen Norm "abgefilmt" mit einer TV-Kamera der 
weitergesendeten Norm. Um die Zeilenstruktur zu verwischen wurde 
vertikal leicht gewobbelt, was die Unschärfe natürlich noch erhöhte.

Es war doch vor allem Richtfunk, die Frequenzbereiche in MHz sind 
eingetragen. Nur wo "Ball" steht wurde in normalen TV-Bändern 
übertragen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.