Ich habe mal eine eventuell etwas blöde Frage: Wie hat man eigentlich zur analogen Zeit Liveaufnahmen im Fernsehn übertragen? Als die Fernseher aufkamen, waren die größten "Events" ja eher solche Liveberichte, wie Krönung der Queen, Ansprachen des Präsidenten oder etwas später die Mondlandung. Aber hat man zu der Zeit nicht auf Filmrollen aufgenommen? Wie konnte sowas denn live übertragen werden?
So lala schrieb: > Aber hat man zu der Zeit nicht auf Filmrollen aufgenommen? Wie konnte > sowas denn live übertragen werden? Videokamera -> Sender
Die Frage erscheint mir wirklich etwas blöd. Wo siehst du das Problem? Bereits 1901 wurde über den Atlantik gefunkt und kabelgebundene Datenübertragung ist noch älter. Natürlich war das 1901 noch kein Fernsehsignal, aber fast 70 Jahre später (bezogen auf die Mondlandung) waren die Systeme doch schon weiter entwickelt. So lala schrieb: > Aber hat man zu der Zeit nicht auf Filmrollen aufgenommen? Natürlich. Genau wie heute.
Ich hatte mal einen Bericht gesehen über das Fernsehen im 3. Reich. Da gab es tatsächlich ein Kamerawagen (LKW) der, fast, Live gesendet hat und dabei Film verwendet hat. Der Film lief von der Kamera auf dem Dach ins Wageninnere, durchlief dort die Entwicklerbecken und wurde dann optisch abgetastet und gesendet. Es gab halt ein paar Minuten Verzögerung für den Entwicklungsvorgang. Die Filme gibt es noch heute, daher stammen dann z.B. die Aufzeichnungen von der Olympiade in Berlin. EDIT: John war schneller :)
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Ah, das ist ja interessant. Gut, dann war wohl Mondlandung schon ein gutes Stück zu spät, aber das Zwischenfilmverfahren beantwortet meine Frage. Faszinierend, ich hätte nicht gedacht, dass man das so schnell entwicklen und direkt abtasten konnte.
Ist eigentlich ein Wunder, dass die Filme noch verwertbar sind, denn siw wurden damals echt grenzwertig entwickelt, Entwicklungsbad, Stoppbad, dann Fixierbad, und das Fixieren dauerte eigentlich am längsten, als ich noch die Ilfordfilme selbst entwickelte. das war aber nicht 1936 :-), war 1985 Schnelle Fixierung der Filme ermöglichte ne Nachbelichtung, aber die filme wurden damals schon in lichtdichten Dosen gelagert, waren allerdings der Schiessbaumwolle sehr ähnlich. Schiessbaumwolle ist Nitrozellulose, Filmmaterial Zelluloid. Damals gab es noch keine Bildaufnahmeröhren, wie es sie später gab, da wurde noch mit einem Abtaster gearbeitet. Livenachrichten haben die Nachrichtensprecher in einer dunklen Zelle gesprochen, die Kamera war eine rotierende Scheibe mit spiralförmig angeordneten Löchern und Fotozellen dahinter, Simultan gab es ne zweiteScheibe, welche sich synchron dazu drehte, und die Nachrichtensprecherin Bogen für Bogen beleuchtete, so entstanden die Zeilen im TV. Google mal nach Nipkowscheibe. So wurde auch ein Film abgetastet. https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Nipkow#Nipkow-Scheibe
1936 gab es kein mechanisches Fernsehen mehr in Deutschland. Und die BBC war sogar noch etwas weiter. Die hatten schon über 400 Zeilen. Un bedingt empfehlenswert: http://www.amazon.de/Die-Geschichte-Fernsehens-Herwig-Walitsch/dp/3770537408/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1442505472&sr=8-4&keywords=geschichte+des+Fernsehens
Ist eigentlich ein Wunder, dass die Filme noch verwertbar sind, denn siw wurden damals echt grenzwertig entwickelt, Entwicklungsbad, Stoppbad, dann Fixierbad, und das Fixieren dauerte eigentlich am längsten, als ich noch die Ilfordfilme selbst entwickelte. das war aber nicht 1936 :-), war 1985 Schnelle Fixierung der Filme ermöglichte ne Nachbelichtung, aber die filme wurden damals schon in lichtdichten Dosen gelagert, waren allerdings der Schiessbaumwolle sehr ähnlich. Schiessbaumwolle ist Nitrozellulose, Filmmaterial Zelluloid. Damals gab es noch keine Bildaufnahmeröhren, wie es sie später gab, da wurde noch mit einem Abtaster gearbeitet. Livenachrichten haben die Nachrichtensprecher in einer dunklen Zelle gesprochen, die Kamera war eine rotierende Scheibe mit spiralförmig angeordneten Löchern und Fotozellen dahinter, Simultan gab es ne zweiteScheibe, welche sich synchron dazu drehte, und die Nachrichtensprecherin Bogen für Bogen beleuchtete, so entstanden die Zeilen im TV. Google mal nach Nipkowscheibe. So wurde auch ein Film abgetastet. https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Nipkow#Nipkow-Scheibe M.N. schrieb: > 1936 gab es kein mechanisches Fernsehen mehr in Deutschland. Ja, da muss ich dir Recht geben, da war schon ein ...kon in den Kameras verbaut.
Ja das "mechanische Fernsehen" ist relativ schnell ausgestorben, weil es zu unpraktikabel war. Die BBC hatte lange Zeit "elektronisches" (mit Bildaufnahmeröhre) und "mechanisches" Fernsehen parallel laufen, sprich einen Tag das eine, danach eine Wiederholung im anderen System. Die BBC hatte sogar ein Zwischenfilmverfahren mit Wiederverwendung des Filmmaterials. Dieses wurde gewaschen und dann neu beschichtet und belichtet. Angeblich soll deren Technik des Öfteren mal Lecks gehabt haben und die giftigen Substanzen zum Entwickeln sippten raus. Nach dem 2. Weltkrieg war aber "mechanisches" Fernsehen im Rundfunkbereich am Ende, allerdings hat sich das noch relativ lange für Raumsonden gehalten.
Die Schlüsseltechnologie hier ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Vidicon Man konnte auch schon Bilder vor CCD-Sensoren abtasten.
Jürgen D. schrieb: > Es gab halt ein paar Minuten Verzögerung für den Entwicklungsvorgang. > Die Filme gibt es noch heute, daher stammen dann z.B. die Aufzeichnungen > von der Olympiade in Berlin. Bei der Olympiade hatte man schon elektronische Kameras für die Live-Übertragungen. Damals hatte man aber für die Reportagen auch noch ganz normale Filmkameras, und das ist das was heute noch erhalten ist.
In meiner Schulzeit waren Vidicons die Regel. Wir hatten ein (semi)professioneles TV-Studio mit JVCs wobei eine Kamera 21.000 DM gekostet hat. Drei Vidicons mit Farbprismen, also Dreiröhrenkamera. die waren damals marktüblich für Liveevents, bei unseren ÖRs aber eher die von Bosch mit Schneiderobjektiv. Habe mit der JVC mal Jöhtens Faust aufgenommen, da hatte wir aber zum Glück zwei JVCs dabei. Ein Pyroeffekt, und der war dann erstmal eingebrannt in die Vidicons, also Kamera abschalten, warten und wieder einschalten. Natürlich bedarf es bei solchen Kameras eine Aufwärmzeit von normalerweise einer halben Stunde, der typ wurde damals auch in den SNGs genutzt, aber nach drei Minuten hat sie den Lichtfleck nicht mehr auf der Röhre gehabt. Stress pur für die Vidicons, da ich da mehrmals ein- un d ausschalten musste, das mögen die gar nicht. Wenn man so ab und zu mal "Disco" mit Ilja #richter auf dem ZDF Kulturkanal schaut, dann kann man noch Röhrenkameras sehen, denn die ziehen beim Schwenk Fahnen des alten Bildes.
Eine der raffiniertesten Fototransfer-Kameras aller Zeiten war vermutlich die Apparatur an Bord von Lunik 3 (Luna 3), dazu gedacht, zum ersten Mal die Rückseite des Mondes zu fotografieren und dann die Bilder an die Bodenstation zu senden. Eine Art Fototransfer-Fax: https://en.wikipedia.org/wiki/Luna_3#Lunar_photography
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Thomas S. schrieb: > aber die > filme wurden damals schon in lichtdichten Dosen gelagert, waren > allerdings der Schiessbaumwolle sehr ähnlich. Schiessbaumwolle ist > Nitrozellulose, Filmmaterial Zelluloid. "Nitrozellulose wird mit Schwefel- und Salpetersäure aus Baumwollresten, so genannten Linters, hergestellt. Dieses hochbrisante Gemenge ist nichts anderes als Schießbaumwolle und verfügt über eine höhere Sprengkraft als Schwarzpulver. Deshalb fallen Filme mit Nitrozelluloseträger heute unter das Bundessprengstoffgesetz." [Wikipedia] Wer sich für die Geschichte der professionellen TV-Studiotechnik interessiert, dem kann ich die nachfolgend verlinkte Website empfehlen. Sorgfältig recherchiert, umfangreich und sehr informativ! http://www.fernsehmuseum.info/ http://www.fernsehmuseum.info/die-historie-0.html
Thomas S. schrieb: > Wenn man so ab und zu mal "Disco" mit Ilja #richter auf dem ZDF > Kulturkanal schaut, dann kann man noch Röhrenkameras sehen, denn die > ziehen beim Schwenk Fahnen des alten Bildes. Ja, wobei ich auf Vox in den 1990gern auch noch Röhrenkameras gesehen habe, man hat gegen Ende ja die ganzen Probleme relativ gut in Griff bekommen. Die gabs sogar im Rahmen des HDTV Projekts damals in den 1990gern. Ich glaube einer der letzten Bastionen der Röhrenkameras war der Vorspann für "Die Sprechstunde". Das ist eine Medizinsendung des Bayrischen Fernsehens die von 1973 bis 2007 lief. In der "Farbära" sah der Vorspann immer so aus: https://www.youtube.com/watch?v=NvZU7AAN9Eo Das Nachziehen war da wichtiger Teil der Bildästhetik.
M.N. schrieb: > 1936 gab es kein mechanisches Fernsehen mehr in Deutschland. > Und die BBC war sogar noch etwas weiter. Die hatten schon über 400 > Zeilen. "Mechanische" TV-Kameras nutzten die Amis noch bei ihren Weltraumflügen. Kameras in den Apollo-Raumschiffen besassen nur eine einzige SW-Bildaufnahmeröhre, vor der ein mehrteiliger Farbfilter rotierte. Aus den unterschiedlich gefilterten Einzelbildern wurde dann ein vollständiges Farbbild generiert https://en.wikipedia.org/wiki/Apollo_TV_camera
Hallo, ist schon faszinierend die alte Technik und vor allem auch mit (sehr) viel lernbereitschaft auch von einer einzelnen Person in Detail zu verstehen - also der komplette Weg von Objektiv über die Signalwandlung/ Farbverarbeitung usw. weiter der drahtlose Übertragungsweg und den Empfänger mit seinen HF Teil und den weiteren notwendigen Schaltungsteilen. Ob das heute bei den Digitalen Verfahren auf noch ->vollständig<- von einer einzelnen Person zu verstehen ist?, Also die Modulationsverfahren, wie der entsprechende Codec im "jeden" Detail funktioniert. Wie die Kamera angefangen beim Objektiv über den Bildsensor, der Signalverarbeitung usw. funktioniert und was im Empfänger im Detail passiert (Also nicht "einfach" auf Modulebene und mit fertig "gebastelten" Codecs welche "einfach" in den Chips bzw. als Software mitgeliefert wird). Schon "einfaches" JPG in ->Detail<- zu verstehen ("Warum so und nicht anders? - Wie funktioniert das und warum? - Wie funktioniert die ganze dahinter stehende Mathematik? ...) ist als Einzelperson (auch mit entsprechenden Beruf und Studium und viel Praxiserfahrung) halte ich für nahezu unmöglich. Amateur
Amateur schrieb: > Ob das heute bei den Digitalen Verfahren auf noch ->vollständig<- von > einer einzelnen Person zu verstehen ist?, Ja, kann man, man muss halt das große Problem in viele kleine zerlegen und dann jedes einzelne Problem und seine Abhängigkeiten verstehen. Das ist im Prinzip überall so. Unixoide Betriebssysteme haben das sogar zu einem ihrer Prinzipien erhoben. Deshalb kann man auch als Einzelperson ein komplettes kleines "Unix" schreiben.
Es gab sogar mal analoge HDTV Ü-Wagen. Die wurden gleich nach der Fertigstellung verschrottet.
Peter D. schrieb: > Es gab sogar mal analoge HDTV Ü-Wagen. > Die wurden gleich nach der Fertigstellung verschrottet. War das das HD-MAC? Soweit ich mich erinnere, scheiterte das schon am Satelliten TV-Sat 1, da war irgendwie das Solarpanel verklemmt. Das wurde dann von der Astraflotte "ersetzt". MAC war ja auch schon Multiplex, aber nur für einen Sender. Heute wird quasi nur noch in regelmässigen Abständen ein komplettbild gesendet, und dazwischen nur die Veränderungen im Bild, was dann mehrere Kanäle auf einem Transponder möglich machte, also mehrkanal-Multiplex, was auch bei DVB-t so gehandhabt wird. Das spart Transpondermietkosten, zumal man nicht nur ein Programm/Transponder übertragen kann, sondern mehrere.
Es gab in der "Funkschau" mal einen Artikel zur Übertragung der Krönung der englischen Königin (2.6.1953, ja immer noch dieselbe wie heute). Das wurde soweit ich noch weiß von einem TV-Sender im Norden bis in den Süden Deutschlands weiter übertragen. Es gab eine Karte mit den einzelnen "Richtfunk"-Strecken.
Ich hab den Artikel gefunden, drei Seiten in Funkschau 14/1978 (25 Jahre danach). Hier die Karte von 1953. Das größte Problem waren die unterschiedlichen TV-Normen, hier in der Zeilenzahl ausgedrückt. Als Normwandler wurde von einem Bildschirm mit der empfangenen Norm "abgefilmt" mit einer TV-Kamera der weitergesendeten Norm. Um die Zeilenstruktur zu verwischen wurde vertikal leicht gewobbelt, was die Unschärfe natürlich noch erhöhte. Es war doch vor allem Richtfunk, die Frequenzbereiche in MHz sind eingetragen. Nur wo "Ball" steht wurde in normalen TV-Bändern übertragen.
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