Forum: Ausbildung, Studium & Beruf IT Projektleiter - Arbeitszeit, Tätigkeiten


von FRAGE (Gast)


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Guten Tag,

Ist ein Job als IT Projektleiter in einem Konzern wirklich so stressig? 
Ich habe öfters gehört, dass sie teilweise mehr als 50 h pro Woche 
arbeiten obwohl sie einen 35/40 h Vertrag haben. Was ich nicht ganz 
verstehe, warum haben die meistens so viel zu tun? Wenn ich das richtig 
sehe in den stellenbeschreibungen geht es ja sehr häufig darum 
Lieferanten zu steuern, Budgets zu verwalten und den ganzen Papierkram 
sprich Projektdokumentationen zu verfassen, aber warum schafft man das 
so selten in 35 h pro Woche?

Noch dazu würde mich interessieren, wo der Anspruch in solchen Berufen 
liegt? Was für Eigenschaften sollte man mitbringen?

Ich danke euch.

von asdade (Gast)


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Das wäre bestimmt auch in 35-40h zu schaffen, aber du bist 
Ansprechpartner für alle und bist stückweise daran gebunden wann die 
Leute mit ihren Problemen zu dir kommen und bis wann das geregelt sein 
muss. Es ist einfach schlechter planbar als klare Entwicklungsaufgaben. 
Der Anspruch besteht darin, dass du mit zich verschiedenen Leuten 
klarkommen musst, die nicht immer rational sind und irgendwie alle 
befriedigen musst ohne bekloppt zu werden.

von FRAGE (Gast)


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Danke!

Das klingt ja nicht so spannend wie ich dachte... Das klingt fast so als 
wäre man der Depp vom Dienst der sowohl vom internen Kunden als auch von 
den Lieferanten aufs Maul bekommt... Also der depp vom Dienst. Ich gehe 
aber mal davon aus, dass man so auch ungemein wachsen kann und sich 
evtl. für höhere Aufgaben qualifizieren könnte, oder?!

von Quatsch mit sosse (Gast)


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FRAGE schrieb:
> für höhere Aufgaben

Was sind denn für dich "höhere Aufgaben"

Windkraftwerksmonteuer?
Fensterputzer am Burj Khalifa?
Pilot?

von Sina A. (sinapse)


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FRAGE schrieb:
> Das klingt fast so als
> wäre man der Depp vom Dienst

Papa vom dienst trifft es eher, der wie so schoen gesagt wurde:

asdade schrieb:
> irgendwie alle
> befriedigen musst ohne bekloppt zu werden

von Quatsch mit sosse (Gast)


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Um mal zum Thema zurückzukommen.

Der Job ist stressig weil:
Der Verkäufer dem Kunden ein Ferrari zum Preis eines Golfs versprochen 
hat.
Der Kunde dann einen Porsche zum Kauf eines Hyundais gekauft hat.
Deine Firma aber Gabelstapler produziert.
Nach der Hälfte des Projekts der Kunde merkt, eigentlich braucht er 
einen Traktor.
Das Beratungsunternehmen, das der Kunde teuer bezahlt hat ihm einen 
Traktor geplant hat, der schneller als ein Formel 1 Auto ist, und die 
Nutzlast eines Supertankers hat.
Die Softwareentwickler genau in der kritischen Phase des Projekts sich:
- Den Haxen brechen
- In Vaterschftsurleub gehen
- Auf 60% Arbeitszeit wechseln wegen der Life Work Balance

Und dann der Chef mit den neuesten Analysen von Mc Kinsey kommt und die 
komplette Abteilung umstrukturiert, worauf sich die besten 30% der 
Entwickler schnellstens einen besseren Job suchen.

Und der Projektleiter sitzt mitten drin und soll das ganze Chaos zu 
einem guten Ende bringen, damit der Chef und der Vertrieb sich die 
fetten Prämien teilen können.

von guest (Gast)


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von oszi40 (Gast)


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Quatsch mit sosse schrieb:
> Projektleiter sitzt mitten drin und soll das ganze

Schön formuliert. Zu ergänzen wären nur noch ein paar klitzekleine, 
zusätzliche Wünsche, damit dieses Ding wunschgemäß zertifiziert werden 
kann nach DIN/ISO usw. ... Jedenfalls haben solche Leute meine 
Hochachtung verdient, wenn sie das Ding zu einem glücklichen Ende 
bringen können. Bei BER wird bestimmt noch einer gesucht?

von Der Andere (Gast)


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Ich schaue mir den Wahnsinn schon seit über 20 Jahren an und bis nach 2 
1/2 jahren Ausflug dahin wieder Softwareentwickler.
Wir haben einen Projektleiter, der hat ganz im Ernst auf eine 4 Tage 
Woche gewechselt (mit entsprechend 20% weniger Gehalt) weil er dann 
wenigstens eine 40 Stunden Woche hat.

Wers braucht.

von oszi40 (Gast)


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Der Andere schrieb:
> weil er dann wenigstens eine 40 Stunden Woche hat

Wunder dauern etwas länger (BER). Wenn's ausreichend klemmt, wird er 
auch  Weihnachten im Büro verbringen? Falls er genügend gute Leute 
kennt+hat, geht's besser.

von asdade (Gast)


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"Ich gehe
aber mal davon aus, dass man so auch ungemein wachsen kann und sich
evtl. für höhere Aufgaben qualifizieren könnte, oder?!"

Das kann man in der Tat. Als grobe Verallgemeinerung: Je höher man 
kommt, desto wichtiger werden "people skills" und desto unwichtiger wird 
spezielles Fachwissen. Man muss einfach wissen ob man sowas tun möchte 
oder ob man an soetwas zerbricht. Gerade "logisch-denkende" Menschen, 
also vermutlich die meisten Ingenieure verstehen die Welt nicht mehr 
wenn sie mit Verrückten aus jeder Branche / Stufe zusammenarbeiten 
müssen dessen Gedankengang nicht logisch nachvollziehbar ist.

Zum Beispiel sowas:
https://www.youtube.com/watch?v=BKorP55Aqvg

von FRAGE (Gast)


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@asdade

Danke für den Hinweis. Das klingt ja für mich so, also bräuchte man ne 
dicke Haut, Stressresistenz, Durchsetzungsvermögen und eine gute Portion 
Menschenkenntniss. Die Bezahlung dieser Stellen ist ja offensichtlich 
nicht schlecht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass man in anderen 
Abteilungen meist einen chiligeren Job hat. Ein paar die ich so 
kennengelernt habe, wechselten auch nach ein paar Jahren auf die andere 
Seite und bauten dann selbst Druck auf usw. Ich glaube genau diese 
Schnittstellentätigkeit zwischen Kunden und Lieferanten ist nicht so 
leicht, wie es sich anhört...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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FRAGE schrieb:
> aber ich werde das Gefühl nicht los, dass man in anderen
> Abteilungen meist einen chiligeren Job hat.

Als Projektleiter hat man vor allem das Problem, sich mit Mitarbeitern 
herumplagen zu müssen, die ihren Arbeitsplatz nach größtmöglicher 
"Chilligkeit" ausgesucht haben und nicht nach dem Anspruch, den besten 
Beitrag zu den Projekten bzw. Produkten zu leisten. Und solche Leute 
stellen gerade in Großunternehmen nicht die Ausnahme, sondern eher die 
Regel dar.

von Der Andere (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Als Projektleiter hat man vor allem das Problem, sich mit Mitarbeitern
> herumplagen zu müssen, die ihren Arbeitsplatz nach größtmöglicher
> "Chilligkeit" ausgesucht haben und nicht nach dem Anspruch

Nicht vor allem aber auch. Siehe die obere Aufzählung.

Das (zumindest bei uns) größere Problem ist, dass die Kunden meinen eine 
"standard" -Software wäre etwas, das sie exakt nach ihren Wünschen aus 
sich zugeschnitten kriegen, mit teils sich widersprechenden 
Leistungsmerkmalen. Die Vertriebler verkaufen auf Teufel komm raus auch 
in Projekte wo die Software nicht (gut) passt und die Kunden haben für 
ein Schweinegeld externe Beratungsunternehmen engagiert, die eine 
Wunschliste erstellt haben, die keine Software am Markt auch nur zu 50% 
erfüllen kann. Da das Budget des Kunden aber schon zu 60% durch die 
Beratungsunternehmen abgeschöpft wurde, soll die Software dann billig 
sein, aber genau das können was sich das Beratungsunternehmen (meist von 
High Potential Idioten, direkt aus der Uni) ausgedacht hat. Ob es das 
tatsächliche Problem löst ist erst mal wurscht, das muss man den Kunden 
dann schmerzlich beibringen.

:-(

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