Hallo Gemeinde, in den letzten fünf Jahren bin ich so durch mein Studium geritten, habe also erst den Bachelor und danach gleich den Master an einer FH gemacht. Nun blicke ich so zurück und erschrecke darüber, wie viel eigentlich so hängen geblieben ist. Nebenbei habe ich immer gearbeitet. Nun zur Zeit bin ich als Softwareentwickler angestellt. Ich staune immer wieder über Kollegen, wie die noch ihr Wissen über Regelungstechnik, Elektrotechnik oder mathematische Grundlagen präsent haben und sogar richtig anwenden können, während ich wohl erstmal längere Zeit nach meinen Unterlagen aus dem Studium suchen müsste. Darüber hinaus kenne ich mich noch gar nicht mal mit den Dingen aus, die in meiner Entwicklungsabteilung so entwickelt werden. Da fehlen mir irgendwie vollständig die Grundlagen. Ich fühle mich im Moment auch nicht wirklich innovativ. Eher bin ich so der Code-Monkey, der sich um die groben und unwichtigen Sachen kümmert, die ihm aufgetragen werden. Diese Dinge könnte wohl auch ein Fachinformatiker besser erledigen. Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl als wäre ich in der Lage etwas ingenieurmäßiges oder konzeptionelles leisten zu können. Kann mir vielleicht jemand von euch sagen, was es überhaupt bedeutet ein Ingenieur zu sein? Zu was seid ihr so im Stande? Wie schnell könnt ihr euch einarbeiten? Womit verdient ihr euer täglich Brot? Viele Grüße
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Erst einmal als Antwort auf die Frage im Betreff: "Gut." Und zum Rest: Immer daran denken: Der TÜV-Prüfer ist auch Ingenieur.
schlechterIngenieur schrieb: > Kann mir vielleicht jemand von euch sagen, was es überhaupt bedeutet ein > Ingenieur zu sein? Für mich ist ein Ingenieur ein Erfinder. Er erdenkt neue Dinge. Du müsstest wissen, ob Du sowas kannst. Dazu kann er sein Fach. Auch dazu müsstest Du selber wissen, wie gut Du das verinnerlicht hast, was man Dir beigebracht hat. Der Rest ist Tagesgeschäft. > Zu was seid ihr so im Stande? Software mit wenig Aufwand und wenigen bugs bauen, damit sie schnell fertig ist. Zweitens ist sie effektiv und lastet die CPU gut aus. > Wie schnell könnt ihr euch einarbeiten? Gefühlt ohne Verzögerung, d.h. ich lese und verstehe alle Anforderungen direkt. Neue Softwarethemen und CPU-Aspekte muss ich einmal lesen, um sie zu verstehen - selten zweimal, sehr selten gab es Misverständnisse. Support von den Hestellern brauche ich keinen. > Womit verdient ihr euer täglich Brot? Mit dem Schreiben von Pflichtenheften, Gerüsten und Softwarestücken. Dazu mit vielen Meetings und politisch motivierten Diskussionen mit der PL und dem TL sowie den Zulieferern. Immer mehr befasse ich mich mit QM und der Debatte mit unseren QM-Leuten, die ich immer mehr im Griff habe - auch rhetorisch. Zudem verfasse ich seit etwa 15 Jahren Fachbeiträge und seit 10 Jahren verstärkt Comedyprogramme und Sketche, die ich verkaufe und vereinzelt auch selber aufführe. Ich plane da mein 3. Standbein, wenn es mal mit Ingenieur nichts mehr ist.
Firmwareprofi schrieb: > Software mit wenig Aufwand und wenigen bugs bauen, damit sie schnell > fertig ist. Zweitens ist sie effektiv und lastet die CPU gut aus. > Gefühlt ohne Verzögerung, d.h. ich lese und verstehe alle Anforderungen > direkt. Neue Softwarethemen und CPU-Aspekte muss ich einmal lesen, um > sie zu verstehen - selten zweimal, sehr selten gab es Misverständnisse. > Support von den Hestellern brauche ich keinen. > Zudem verfasse ich seit etwa 15 Jahren Fachbeiträge und seit 10 Jahren > verstärkt Comedyprogramme und Sketche, die ich verkaufe und vereinzelt > auch selber aufführe. > Ich plane da mein 3. Standbein, wenn es mal mit Ingenieur nichts mehr > ist. Toll, ich bin begeistert!
Walter T. schrieb: > Wie fühlt es sich an Ingenieur zu sein? Ganz normal. War nie was anderes. Auch vor dem Studium nicht. schlechterIngenieur schrieb: > Kann mir vielleicht jemand von euch sagen, was es überhaupt bedeutet ein > Ingenieur zu sein? Forschungsergebnisse in Nutzbares umsetzen. schlechterIngenieur schrieb: > Zu was seid ihr so im Stande? Die unsinnigsten Ideen zu bewerten. schlechterIngenieur schrieb: > Wie schnell könnt ihr euch einarbeiten? Hängt von der Komplexität des Tätigkeitsfeldes ab. Mansches dauert Jahre. Man lernt nie aus. schlechterIngenieur schrieb: > Womit verdient ihr euer täglich Brot? Grob umrissen: internationale Kommunikation.
Ich bin zwar aktuell erst im Pflichtpraktikum aber es ist dort recht normal, dass man sich in Bücher oder Dokumente einliest. Jeder Mitarbeiter hat irgendwo seine Büchersammlung liegen, sei es Regelungstechnik, Elektrotechnik, uC-Programmierung oder sonstiges. Wenn man etwas nicht mehr genau weiß, dann liest man es nach. Auch als ich im Thema (welches relativ umfangreich ist) eingearbeitet wurde, habe ich auch von den Mitarbeitern an einzelnen stellen gemerkt, dass die es spontan auch nicht mehr genau wissen, wieso es so ist wie es ist. Sie müssten es also auch nochmal nachlesen, da es eben vergessen wurde. Der Punkt ist doch aber der, dass man sich relativ schnell wieder einfinden kann, wenn man ein Thema schonmal behandelt hat und das Gehirn schonmal was davon gehört hat. Ich weiß nicht wie du zu deinem Arbeitsplatz und zu deiner Aufgabe gekommen bist, aber zumindest in dem Unternehmen wo ich arbeite, wird jeder Mitarbeiter erstmal in alle Themen der Abteilung eingeweiht und aufgezeigt, was denn aktuell alles ansteht. Bekommst du nun eine Aufgabe die dir noch etwas fremd erscheint, so gilt es, sich eben zu informieren -> Mitarbeitergespräche, Bücher, Unternehmensinterne Dokumente ... (Zumindest ist das bei mir bei der Forschung & Entwicklung so). Deine Kollegen werden ihr wissen wahrscheinlich auch im Tagesgeschäft einsetzen müssen und deshalb noch alles wissen. Oder du hast immernur kurzfristig auf die Klausuren gelernt und deshalb wieder alles vergessen ;-)
Also ich bin seit 2 Jahre im Job und begeistert. Elektronik ist mein Hobby und mein Beruf ist jetzt Berufung. Etwas überzeichnet, aber viel wahres dran: https://www.youtube.com/watch?v=2_O-cZ8hjV8 Zu Deiner Frage "Codemonkey": Viele Leute wollen garnicht kreativ sein, bzw. man traut es ihnen auch nicht zu. Aber bitte doch mal darum. Wenn Du einen guten Chef hast, wirst du offene Türen einrennen.
Wie es sich anfühlt? Geil. Ob man gut bezahlt bekommt? Nein. Wird der Ingenieur von anderen respektiert? Nö Ehrliche deutsche Arbeit, einst das Rückgrat der deutschen Wirtschaft soll wieder mehr respektiert werden. Weg mit dem Bolognasystem, her mit den guten alten Zeiten.
schlechterIngenieur schrieb: > Ich staune immer wieder über Kollegen, wie die noch ihr Wissen über > Regelungstechnik, Elektrotechnik oder mathematische Grundlagen präsent > haben und sogar richtig anwenden können, während ich wohl erstmal > längere Zeit nach meinen Unterlagen aus dem Studium suchen müsste. Vielleicht haben die Kollegen mehr Interesse an anderen Dingen als Du??? schlechterIngenieur schrieb: > Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl > als wäre ich in der Lage etwas ingenieurmäßiges oder konzeptionelles > leisten zu können. Es ist nicht notwendig, ein Ing. zu sein, sondern Jemand, der permanent Interesse hat an vielen Dingen. Ich bin kein sog. Ing., da ich es vorzog, eine Lehre zu machen als Nachrichtentechniker und später Industrieelektronik, Entwicklung und Produktion. Ich bin "NUR" Facharbeiter, werde aber von manchen Menschen als Ing. genannt, wenn auch nur freundschaftlich, oder Doktor... Ein Ing.-Titel ist eben ein Titel, der nichts aussagt über Fachwissen und Begeisterung für das, was man tut... Firmwareprofi schrieb: > Für mich ist ein Ingenieur ein Erfinder. Er erdenkt neue Dinge. Das tue ich schon seit Jahrzehnten und bin kein Ing. Ing. oder nicht, ohne Interesse geht nichts, auch nicht das Merken... Gruß Mani