Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transformator: Bezeichnungen verstehen


von Transformatorunwissender (Gast)


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Hallo Forumsgemeinde,

Ich habe hier einen älteren Transformator "BV 0920790 A 70VA" von BLOCK, 
den ich gerne für ein simples Trafo-Netzteil verwenden würde, die Fragen 
interessieren mich jedoch auch generell. Das Typenschild habe ich 
angehängt. Ich konnte kein Datenblatt dieses Trafos finden, es scheint 
ein älteres Modell zu sein. Daher interessiert es mich, das Typenschild 
usw. vollständig zu entziffern.
Die Nennleistung ist ja offensichtlich, 70VA. Auf dem Kern steht unten 
"EI78/27", dies bezeichnet wohl die Art des Kerns, dh. dessen Form, eben 
"E" und "I" aufeinander, und dessen Leistungsdaten. Ich konnte hier 
(http://www.radiomuseum.org/forumdata/users/5100/Drosseln_Netztrafos_Uebertrager_OL_rm_v10.pdf) 
eine Tabelle dazu finden. Die Kerndaten sind aber wohl nur für die 
Herstellung eines Trafos wichtig.

Die vorgesehene max. Umgebungstemperatur ist wohl 40°C, Schutzart IP00.
Was aber bedeutet "CL. E DB"? Ist das eine Bezeichung der verwendeten 
Isolierstoffe o.ä.?
Nach den Symbolen auf dem Typenschild zu urteilen ist der Trafo nicht 
kurzschlussfest, besitzt keine Thermosicherung und soll mit 3,15A Träge 
sekundär (?) abgesichert werden. Da der Trafo aber keine Thermosicherung 
hat, wäre es doch sinnvoll, ihn auch Primär abzusichern, aber warum 
steht dies nicht auf dem Typschild?
Weiterhin steht links über dem Schutzleiteranschluss die Bezeichnung 
"21J8", was bedeutet dies?

Gruß,
Transformatorunwissender

von Andreas L. (andi84)


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Der Kerntyp ist noch für die Abmessungen relevant. Also wenn man für ein 
ggf schon bestehendes Gerät einen (neuen) Trafo sucht.

von Dieter W. (dds5)


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Transformatorunwissender schrieb:
> Was aber bedeutet "CL. E DB"? Ist das eine Bezeichung der verwendeten
> Isolierstoffe o.ä.?

Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Isolierstoffklasse unter "E".

Das DB steht für Dauerbetrieb, im Gegensatz zu KB = Kurzzeitbetrieb.

von L. H. (holzkopf)


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Transformatorunwissender schrieb:
> Da der Trafo aber keine Thermosicherung
> hat, wäre es doch sinnvoll, ihn auch Primär abzusichern, aber warum
> steht dies nicht auf dem Typschild?

Du brauchst den Trafo nicht auch noch prim. abzusichern, weil die prim. 
Wicklung mit der sek. induktiv gekoppelt ist.
Das wäre "doppelt gemoppelt" und insofern wenig sinnvoll.

Du kannst Dir das also (vereinfacht) so vorstellen:
Wenn sek. der zulässige Strom von 2,9 A fließt, dann fließt auch prim. 
der zulässige Strom.
Die großzügige Sicherung mit 3,15 AT deutet darauf hin, daß der Trafo 
ordentlich ausgelegt ist.
Deshalb brauchst Du Dir auch keine Gedanken bzgl. Thermosicherung zu 
machen.

von Noch einer (Gast)


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Als diese Geräte konzipiert wurden, gab es ja nur ein Radio im Haushalt. 
Heutzutage haben wir inklusive der Kinderzimmer so 100 Netzgeräte im 
Haus. Selbst wenn so ein Gerät 10 mal so häufig abbrannte, wie ein 
modernes - insgesamt gab es weniger Brände.

von Mani W. (e-doc)


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L. H. schrieb:
> Du brauchst den Trafo nicht auch noch prim. abzusichern, weil die prim.
> Wicklung mit der sek. induktiv gekoppelt ist.

Trotzdem schadet es nicht, die Primärseite mit 0,5A mittelträge
abzusichern, falls auf der Primärseite ein Defekt auftritt und damit
nicht der ganze Trafo abraucht...

von Hp M. (nachtmix)


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Noch einer schrieb:
> Als diese Geräte konzipiert wurden, gab es ja nur ein Radio im Haushalt.

Ach?
Als dieser Trafo gefertigt wurde, betrug die Netzspannug immerhin schon 
230V, und das war ab Mitte der 1990er Jahre der Fall.


P.S..
Transformatorunwissender schrieb:
> Weiterhin steht links über dem Schutzleiteranschluss die Bezeichnung
> "21J8", was bedeutet dies?

Das sieht nach einem Stempel aus und wird das verschlüsselte 
Herstellungsdatum sein.



Transformatorunwissender schrieb:
> den ich gerne für ein simples Trafo-Netzteil verwenden würde,

Wenn du einen Gleichrichter und Siebkondensatoren verwenden willst, 
solltest du beachten, dass die Gleichspannung gut 1,5 Mal höher sein 
kann,
 --> Elkos mit mindestens 40V Nennspannung verwenden,
und das ein Trafo kein Perpetuum Mobile ist, und dass deshalb der 
entnehmbare Gleichstrom geringer ist, als die effektiven 2,9A, die sich 
für eine Widerstandslast errechnen.
Ich würde mit den Siebelkos nicht über 3000µF gehen und nicht mehr als 
2,2A Gleichstrom entnehmen.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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L. H. schrieb:
> Transformatorunwissender schrieb:
>> Da der Trafo aber keine Thermosicherung
>> hat, wäre es doch sinnvoll, ihn auch Primär abzusichern, aber warum
>> steht dies nicht auf dem Typschild?
>
> Du brauchst den Trafo nicht auch noch prim. abzusichern, weil die prim.
> Wicklung mit der sek. induktiv gekoppelt ist.
> Das wäre "doppelt gemoppelt" und insofern wenig sinnvoll.
>


ach!! [Loriot mode]

Es wäre sogar SEHR sinnvoll, den Trafo auch primärseitig abzusichern.

Und falls der Trafo irgendwann einen Windungsschluß  entwickelt, freut 
sich der Benutzer (der die Primärseitige Sicherung eingespart hat 
aufgrund des obigen Posts) dann das der haushaltsübliche B16 Automat 
nicht auslöst, sondern der Trafo abkokelt.
Eine im Gerät eingebaute primärseitige 0,63A T Sicherung hätte dagegen 
das größere Übel verhindert.

von Thomas S. (thommi)


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Wie oben geschrieben, würde ich auch primärseitig ne Sicherung setzen, 
da bist du auf der sicheren Seite, ind den € mehr kannst du auch noch in 
die Schaltung investieren, falls du nicht sowas in der Bastelkiste sogar 
liegen hast.

Ohne Primärsicherung kann deine Trafowickelung die seeehr träge 
Sicherung werden, wenn es dumm läuft. Relativ unwahrscheinlich, aber 
nicht unmöglich.

Normal brennt der Wicklungsdraht am Pin zuerst durch, aber normal ist 
nicht definiert.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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> auch primärseitig
> auch Primär
> auch noch prim.
> auch primärseitig

Also ich würde ja sagen, dass es völlig ausreichend ist den Trafo nur 
primärseitig abzusichern. In welchem Fall würde denn die sekundärseitige 
Sicherung auslösen, die primärseitige aber nicht? Falls durch ein 
kleines Missgeschick die Sicherung ausgelöst wird, darf man im "auch" 
Fall dann wahrscheinlich gleich zwei Sicherungen austauschen. Ich sehe 
da keinen Vorteil.

von michael_ (Gast)


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Also sekundärseitig würde ich es auf den Verbraucher ausrichten.
Also Flink und entsprechend der Leistung.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Das klassische Linearnetzteil -- Transformator - Gleichrichter - 
Siebelko -- kann man mit flinken Sicherungen gar nicht absichern.

von michael_ (Gast)


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Aber die dahinterliegende Schaltung wurde millionenfach bei Verstärkern 
und Radios so abgesichert.
Aber damals waren die ja alle blöd.

von Mani W. (e-doc)


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Marian B. schrieb:
> Das klassische Linearnetzteil -- Transformator - Gleichrichter -
> Siebelko -- kann man mit flinken Sicherungen gar nicht absichern.

Und wieso nicht?


Eben, wegen dem Einschaltstromstoss, darum mittelträge

von Transformatorunwissender (Gast)


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Hi,

vielen dank für die zahlreichen Antworten. Jetzt bin ich was die 
Bezeichnungen angeht schon etwas schlauer.

Ich werde auf jeden Fall zusätzlich primärseitig absichern, Sicherungen 
und entsprechende Halter habe ich eh einige rumliegen.

von L. H. (holzkopf)


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Andrew T. schrieb:
> Es wäre sogar SEHR sinnvoll, den Trafo auch primärseitig abzusichern.
>
> Und falls der Trafo irgendwann einen Windungsschluß  entwickelt, freut
> sich der Benutzer (der die Primärseitige Sicherung eingespart hat
> aufgrund des obigen Posts) dann das der haushaltsübliche B16 Automat
> nicht auslöst, sondern der Trafo abkokelt.
> Eine im Gerät eingebaute primärseitige 0,63A T Sicherung hätte dagegen
> das größere Übel verhindert.

Der gen. Trafo hat keine Thermosicherung.
Folglich handelt es sich NICHT um einen der Dreckstrafos, die am 
thermischen Limit betrieben werden.

Windungsschlüsse fallen nicht vom Himmel. sondern sind i.d.R. auf 
Überlastungen zurückzuführen.
Und wo können die Überlastungen NUR stattfinden? ;)

Es liegt eine eindeutige Hersteller-Angabe vor, wo und wie der Trafo 
abzusichern ist.
Was impliziert, daß damit der Trafo hinreichend genug abgesichert ist.

Man kann den "Sicherungs-Wahn" auch übertreiben. :)
[Loriot-Modus]:
Am besten (entgegen der Hersteller-Angabe) den Trafo auch noch prim. 
absichern und darüber hinaus auch noch mit einer Thermo-Sicherung 
versehen.
Es darf gelacht werden.

V.a. auch deshalb, weil es sich bisweilen lohnt, Typschild-Angaben eines 
Herstellers etwas genauer anzusehen.
Beim o.g. Trafo:
prim. 230 V - 0,47 A => 108,7 VA
sek. 24 V - 2,9 A => 69,6 VA

108,7 / 69,6 = 1,56
Bei ca. 50 % "Mehrleistungs-Angebot" prim.-seitig kann man es sich dann 
schon "leisten", sek.-seitig mit 3,15 AT abzusichern. ;)
24 V - 3,15 A => 75,6 VA
108,7 / 75,6 = 1,43

Im Klartext bedeutet der Faktor 1,43, daß selbst dann, wenn sek. die 
3,15 A "gezogen" werden, prim. immer noch 43 % "Reserve" vorhanden sind.
Wie sollte es unter diesen Gegebenheiten zu einem thermisch bedingten 
Windungsschluß der Prim-Wicklung kommen können??

Wenn sek. 3,15 A "gezogen" werden, "juckt" das die Prim.-Wicklung 
überhaupt nicht.:)

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