Forum: Offtopic Digitale Datenarchivierung privat sinnvoll?


von Julian V. (torten_juli)


Lesenswert?

Hallo,

ich mache mir seit einiger Zeit um das Thema digitale Datenarchivierung 
Gedanken. Es geht dabei darum, ob es sinnvoll ist, zu Hause ein 
digitales Datenarchiv aufzubauen. Das Archiv soll alles übliche 
enthalten. Von Versicherungsverträgen bis zu alten Rechnungen (natürlich 
nur sinnvolle wie z.B. Elektrogeräte) etc. Ich möchte dafür natürlich 
keine teure Software kaufen. Ich dachte primär an eine gute 
Ordnerstruktur mit sinnvollen Dateinamen.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, soviel Zeit in die 
Digitalisierung meiner Dokumete zu stecken?

Hat schon jemand Erfahrungen damit?

Welche Überlegungen für und wieder gibt es noch dazu?

Des Weiteren sollte das Dokumentearchiv natürlich gut erweiterbar sein 
und leicht zu pflegen, d.h. neues Dokument einscannen und abspeichern 
mit entsprechenden Dateinamen. Reicht das aus? Finde ich so meine 
Dokumente gut wieder?
Die Suche soll entweder über die Windowssuche oder über die Suche mit 
Linux-Kommandos funktionieren? ODer gibt es vielleicht was besserer?

Ich hoffe auf gute Anregungen und eine breite Diskussion.

Julian

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Überlege aber, was du da reinstellst. Dokumente, die missbraucht werden 
können, sind in Papier sicherer als in Bits. Ein klitzekleiner Trojaner 
auf dem PC und deine ganzen Verträge, Bankunterlagen etc verschwinden 
vollautomatisch in die grosse weite Welt.

von Jan H. (j_hansen)


Lesenswert?

Julian V. schrieb:
> Das Archiv soll alles übliche
> enthalten. Von Versicherungsverträgen bis zu alten Rechnungen (natürlich
> nur sinnvolle wie z.B. Elektrogeräte) etc. Ich möchte dafür natürlich
> keine teure Software kaufen. Ich dachte primär an eine gute
> Ordnerstruktur mit sinnvollen Dateinamen.
>
> Jetzt stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, soviel Zeit in die
> Digitalisierung meiner Dokumete zu stecken?

Da muss wohl jeder für sich selbst herausfinden, was für einen selbst am 
besten klappt.

Ich mache das schon länger, und habe für mich selbst festgestellt, dass 
ich so gut wie nie Dokumente aus meinem Archiv benötige. Wenn ich etwas 
benötige, dann stören auch wenige Minuten Suche nicht. Bei mir muss also 
das Erfassen flott gehen, sonst verschwende ich viel Zeit. Ich schmeiße 
alle Dokumente in einen Ordner (sonst weiß ich erst nicht, ob meine 
Versicherungspolizze unter "2011", "KFZ", "Verträge" oder 
"Versicherungen" liegt). Natürlich kann man sich ein ausgefeiltes System 
überlegen, aber bei mir gab es immer wieder solche Überschneidungen. 
Daher alles in einem Ordner und Dateiname führend mit Datum: "2011-04-11 
KFZ-Versicherung Hals&Abschneider-Versicherung AG".

Außerdem habe ich alle Scans als PDF und lasse da noch eine 
Texterkennung drüberlaufen, somit kann ich auch im Volltext einfach 
suchen.

von Julian V. (torten_juli)


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> Überlege aber, was du da reinstellst. Dokumente, die missbraucht werden
> können, sind in Papier sicherer als in Bits. Ein klitzekleiner Trojaner
> auf dem PC und deine ganzen Verträge, Bankunterlagen etc verschwinden
> vollautomatisch in die grosse weite Welt.

Dazu sollte doch eine ausreichend starke Verschlüsselung des Archives 
ausreichend sein. Und sehr wichtige Dokumente könnte man noch mal extra 
verschlüsseln. Dann hat ein Angriefer zwar die Dateien, kann damit aber 
nichts anfangen.

von Julian V. (torten_juli)


Lesenswert?

Jan H. schrieb:
> Außerdem habe ich alle Scans als PDF und lasse da noch eine
> Texterkennung drüberlaufen, somit kann ich auch im Volltext einfach
> suchen.

Welches Programm nutzt du zur Texterkennug? Wie gut funktioniert diese?

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Julian V. schrieb:
> Dazu sollte doch eine ausreichend starke Verschlüsselung des Archives
> ausreichend sein.

Festplatten und Dateien zu verschlüsseln ist gut, wenn die Platte 
geklaut wird. Ein Trojaner hingegen hat den gleichen Zugriff wie du 
selbst. Files einzeln zu verschlüsseln ist als Kompromiss evtl. ok, weil 
man dir dann schon über die Schulter schauen muss oder einen Keylogger 
braucht, also eher gezielt vorgeht. Disks oder Filesysteme zu 
verschlüsseln, evtl. auf einem Homeserver, behindert einen automatisch 
Daten sammelnden Trojaner hingegen wenig, so lange du selbst die Daten 
unverschlüsselt siehst.

von Jan H. (j_hansen)


Lesenswert?

Julian V. schrieb:
> azu sollte doch eine ausreichend starke Verschlüsselung des Archives
> ausreichend sein. Und sehr wichtige Dokumente könnte man noch mal extra
> verschlüsseln. Dann hat ein Angriefer zwar die Dateien, kann damit aber
> nichts anfangen.

Du wirst auf deinem PC ja deine Daten auch einmal entschlüsseln. Und 
dann hat Herr Angreifer auch das Passwort.

Julian V. schrieb:
> Welches Programm nutzt du zur Texterkennug? Wie gut funktioniert diese?

Im Moment verwende ich gscan2pdf unter Ubuntu mit Tesseract als 
Texterkennungsengine. Gratis und Open Source, aber so ganz zufrieden bin 
ich nicht damit.
Davor habe ich eine ältere Adobe Acrobat Version verwendet (ich glaube 
9). Die hat meiner Meinung nach sehr gut funktioniert. Kostet halt dann 
auch etwas, aber vielleicht sind ältere Versionen ja günstig zu 
bekommen. Auf alle Fälle gab es da auch immer Trial-Versionen zum 
Ausprobieren.

von Reinhard S. (rezz)


Lesenswert?

Für mich wäre fraglich ob Finanzamt/etc. eine digitalisierte Variante 
akzeptiert. Oder nimmst du di digitale Variante nur zum einfacheren 
Suchen?

Andere Möglichkeit: Scanner mit Scan-to-Mail-Funktion und alles an 
(interne?) E-Mail-Adresse schicken. Hat man zumindest den Teil mit dem 
Datum geklärt.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Reinhard S. schrieb:
> Andere Möglichkeit: Scanner mit Scan-to-Mail-Funktion und alles an
> (interne?) E-Mail-Adresse schicken. Hat man zumindest den Teil mit dem
> Datum geklärt.

Das erinnert dann aber schon stark an jene Witze, in denen man die NSA 
bittet, die Daten der defekten Festplatte wiederherzustellen. ;-)

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

@ Reinhard S. (rezz)
>Für mich wäre fraglich ob Finanzamt/etc. eine digitalisierte Variante
>akzeptiert. Oder nimmst du di digitale Variante nur zum einfacheren
>Suchen?

Dann druckt man das eben wieder aus.
Man darf natürlich nicht gleich jeden Brief mit irgendwelchen offiziell 
nötigen Daten digitalisieren und wegschmeißen, wenn man weiß, daß das 
Original im laufenden Jahr vom Finanzamt noch benötigt wird. Solange 
sollte man es noch aufheben ...

>Das erinnert dann aber schon stark an jene Witze, in denen man die NSA
>bittet, die Daten der defekten Festplatte wiederherzustellen. ;-)

Naja, die haben ja das einzige Backup der Platte ...

von Rick M. (rick-nrw)


Lesenswert?

Julian V. schrieb:
> ich mache mir seit einiger Zeit um das Thema digitale Datenarchivierung
> Gedanken.

WAS willst du WO archivieren?

Sinnvoll:
Zeugnisse, Abschlüsse, Diplome, gewisse Bankunterlagen, 
Versicherungsunterlagen (KFZ, Hausrat etc.), ...

WO:
Schwierig, deutscher Anbieter, Speicherung innerhalb Deutschlands.
Ist schwierig!

Verschlüsseln, prima!

Ob nun irgendjemand, also NSA, BND, YXC, ... auf Deine Daten zugreifen 
kann, Du wirst es höchstwahrscheinlich nie erfahren.

Ich habe meine Steuernummer, Diplome und ein paar wichtige Zeugnisse bei 
Web.de archiviert, falls mir mal die Bude abfackelt.

Als Otto-Normaler-Privatmensch ist das ganze nicht das große Problem.
Man muss sich halt überlegen, was will ich sicher(?) archiviert haben.

Geschäftlich sieht das ganze etwas anders aus.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


Lesenswert?

Ich speichere Dokumente auf einem NAS mit Raid, nach ca. 1 Jahr 
schmeisse ich die Originale weg. Ausser bei speziellen Urkunden mit 
Stempel und Original-Unterschrift oder gar Prägung vom Notar, ist es ja 
eh egeal, weil es auch nur Ausdrucke sind. Viele Ämter und Firmen liefen 
zum Glück gleich PDF und man spart sich das Drucken.

Als Scanner habe ich mir vor einigen Jahren einen Dokumentenscanner 
günstig in der Bucht geschossen, der tut bis heute, auch zweiseitig. Die 
zugehörige Software ("Scantango" für Mac) liefert gleich mehrseitige 
PDF.

Es gibt einige Open-Source Dokumetenmanagement-Systeme, komplett in PHP 
und HTML/CSS - damit kann man sowas auch auf dem NAS installieren (z.B. 
QNAP und Synology). Habe ich noch nicht ausprobiert, werde ich aber 
demnächst tun.

Ordnerstrukturen finde ich auf die Dauer zu unprofessionell. Eigentlich 
könnten alle PDFs auch 12-stellige Zufallszahlen als Dateiname haben, 
wenn eine wohlstrukturierte Datenbank dahinter steht ...

: Bearbeitet durch User
von Carsten S. (dg3ycs)


Lesenswert?

Hi,

Julian V. schrieb:
> Jetzt stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, soviel Zeit in die
> Digitalisierung meiner Dokumete zu stecken?

Letztendlich kannst nur du alleine für deine Situation entscheiden ob es 
sich für DICH privat lohnt...
Ich habe vor Jahren mal eine zeit lang für eine Firma gearbeitet die mit 
der entsprechenden Technik (im proffessionellen Bereich) ihr Geld 
verdient hat.
Erst mit Mikrofilm, dann immer mehr digital.

Ich sehe es daher recht emotionslos...

Die Faustregel ist:
Wenn man den Platzfaktor aussen vor lässt - denn in einem üblichen 
Privathaushalt wird man kaum so viele wichtige Unterlagen haben das 
Platz ein Argument wird - hat die Digtalisierung immer dann Vorteile 
wenn man mit den Unterlagen häufig arbeiten muss.

Die Originale werden geschont, nutzen sich nicht ab und gehen nicht 
verloren. Zudem braucht das erstellen eines vernünftigen (digitalen) 
Ablagesystems inkl. Erfassen und indexieren der einzelnen Dokumente über 
die Zeit betrachtet dann weniger Zeit als das ständige ernaute 
heraussuchen.
(Im kommerziellen/behördlichen Umfeld kommt dann noch dazu das mehrere 
Personen gleichzeitig die selben Akten bearbeiten/einsehen können und 
auch das Schriftstücke nicht mehr laufend quer durchs Haus transportiert 
werden müssen. Beides im Privathaushalt wohl irrelevant)

Ausserdem bietet die Digitalisierung noch den Vorteil das es einfacher 
ist "externe" Sicherungskopien zu hinterlegen. Also in erster Linie für 
den Fall das dir das Haus Abfackelt...
Allerdings ist dies natürlich auch nur für solche Dokumente wichtig wo 
es in erster Linie auf den Inhalt und weniger auf das Dokumentenoriginal 
als solches ankommt.
Den egal wie gut der Scan ist, bei bestimmten Dokumenten wird er 
allerhöchstens als Indiz akzeptiert, teilweise reicht der im Fall des 
Falles sogar nur als Klopapierersatz...

Und sowieso gilt dieser Vorteil auch nur dann wenn man die 
Sicherungskopie überhaupt extern Lagern kann, selbst drei digitale 
Kopien im selben HAus sind zusammengenommen immer noch verlustanfälliger 
als EIN Ordner mit Papieroriginalen...

Wenn man es also GANZ NÜCHTERN betrachtet, so wird man für die meisten 
(vielleicht nicht alle) Fälle von Privathaushalten zu dem Schluss kommen 
das es sich NICHT lohnt ein generelles digitales Archiv aufzubauen.
Allerhöchstens für eine sehr kleine Untermenge von Daten wo man dann 
auch eine Kopie bei Eltern/Kindern/Bankschließfach usw. lagert.

Alles darüber hinaus ist reine Spielerei. Da ist einfach abheften und 
irgendwann aussortieren um Welten einfacher und schneller. (Zumal man 
beim
Digitalisieren ja viele Originale dennoch aufbewahren muss)

Gruß
Carsten

von Martin G. (Firma: http://www.gyurma.de) (martin_g)


Lesenswert?

Aber die Datenbank mußt du dann auch noch gescheit pflegen...

Zum Dateiformat: PDF-A ist das wahre. Das ist leserlich. wird auch 
verwendet um für 30 Jahre Dokus zu speichern. Eigentlich sehr witzig.
Nur Förderprojekte brauchen so lange Speicherung. Alles andere ist für 
10 oder weniger Jahre zu speichern.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Julian V. schrieb:
> ob es sinnvoll ist, soviel Zeit in die
> Digitalisierung meiner Dokumete zu stecken

Nein, man braucht eh (Steuer, Geburtsurkunde, Zeugnisse) die Originale.

von D. I. (Gast)


Lesenswert?

Das meiste wichtige alles in einem KeePass Store

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Julian V. schrieb:
> Es geht dabei darum, ob es sinnvoll ist, zu Hause ein
> digitales Datenarchiv aufzubauen.

Nur wenn es Dir Spaß macht, als Hobby.

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Kommt auch auf die Daten an. Ich habe zB einen Fotoserver zuhause. Ganz 
einfach deshalb, weil ein zugemieteter Webspace vie zu teuer waere. Ich 
produziere ueber 200GByte Fotos pro Jahr. Die kommen auf einen 
Nicht-internet Server, waehrend die Zeigbaren, dh selektiert & skaliert, 
mit einer Story, auf einen vom Internet her sichtbaren Server lagern. 
Auch die waeren zugemietet viel zu teuer.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Frank E. schrieb:
> Ich speichere Dokumente auf einem NAS mit Raid, nach ca. 1 Jahr
> schmeisse ich die Originale weg.

Das haben andere auch schon gemacht, und dann kam der "Oh, Kacke, war 
eine blöde Idee"-Moment: https://www.youtube.com/watch?v=Vp03vyNspyI

von Panzer H. (panzer1)


Lesenswert?

Welcher gescheite Dokumenten-Scanner kann empfohlen werden?
Gibt es welche, die pdf ohne grosse Nachbearbeitung auswerfen?

von Rick M. (rick-nrw)


Lesenswert?

Timm T. schrieb:
> Das haben andere auch schon gemacht, und dann kam der "Oh, Kacke, war
> eine blöde Idee"-Moment: Youtube-Video "Traue keinem Scan, den du nicht
> selbst gefälscht hast [31c3] von David Kriesel"

Sehenswert!

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Panzer H. schrieb:
> Welcher gescheite Dokumenten-Scanner kann empfohlen werden?
> Gibt es welche, die pdf ohne grosse Nachbearbeitung auswerfen?

Wenn du das Geld hast: Fujitsu ScanSnap iX500. Kommt mit Texterkennung 
und allem Pipapo. Scannt beidseitig und bis zu 50 Blatt aus dem Einzug 
in einem Rutsch. Software leider nur für Windoze und Mac. Aber dafür 
gibts schließlich VmWare Player.

Bei mir dient der Scanner nicht nur der Archivierung des alltäglichen 
Papierkrams, sondern soll auch generell die Papierwüste eindämmen.
Als da wären: alte Zeitschriften (RFE, Funkamateur, MP, Eulenspiegel), 
Unterlagen aus dem Studium, private Handskizzen.

Als Ablagestruktur reichen mir passend benannte Directories, wobei ich 
Dokumente die mehreren Klassen zuzuordnen sind, per Symlink mehrfach 
referenziere.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.