Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OPV Grundschaltung


von Heinz (Gast)


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Tag Zusammen,

ich habe mir gerade die zwei Formeln für INV und NINV OPV hergeleitet
bzw errechnet. Also die stinknormalen Formeln wie Ua=Ue*-R2/R1.

Nun stellt sich mir aber die Frage wenn ich jetzt zum Beispiel beim INV
den OPV einfach anders einbaue, also + und - ändere und sonst die
Beschaltung gleich lasse was sich damit ändert. Also Rückkoplung und
Eingangswiderstand gehen bei + und nicht bei - rein.

Ich errechne die Formeln ja über den Knotenpunktsatz. Der ändert sich
doch aber nicht wenn ich anstatt dem INV Eingang einen NINV Eingang
habe. Wo habe ich hier den Fehler bzw. an was muss ich denken.

Vielen Dank für eure Hilfe!

von Chris (Gast)


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Dann hast du einen Schmitt Trigger

von Heinz (Gast)


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Chris schrieb:
> Dann hast du einen Schmitt Trigger

Danke erstmals!
Aber ich komm doch dann trotzdem mit Hilfe der Knotenpunktgleichung auf
-R2/R1. Oder liege ich hier falsch???

Was genau änder sich hier, wenn der "virtuelle GND" anstatt dem - 
Eingangsdes OPV jetzt auf einmal den + Eingang des opv sieht

von Josef (Gast)


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Du hast richtig gerechnet.
Nur ist diese Schaltung nicht stabil und wird bei der kleinsten
Stoerung/Rauschen nach Vcc/Vee springen.
Der OPV arbeitet dann nicht mehr im linearen Bereich.

von Heinz (Gast)


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Josef schrieb:
> Du hast richtig gerechnet.
> Nur ist diese Schaltung nicht stabil und wird bei der kleinsten
> Stoerung/Rauschen nach Vcc/Vee springen.
> Der OPV arbeitet dann nicht mehr im linearen Bereich.

Danke. Aber warum ist das so?? Und warum ist das beim - Eingang stabil??

von Christian L. (cyan)


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Das ganze hat überhaupt nichts mit Stabilität zu tun.

Deine Grundannahme, dass die Differenzspannung der beiden Eingänge null 
ist, die Eingänge also gleiches Potential haben, ist dann einfach nicht 
mehr gegeben, wenn du die Eingänge vertauschst. Nur die Gegenkopplung 
sorgt für dieses Verhalten und die gibt es beim Vertauschen der Eingänge 
dann nicht mehr.

von Josef (Gast)


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Am Besten macht man sich das an der Schaltung klar.

Bei der Gegenkopplung (Rueckfuehrung auf - ) regelt der OPV die 
Eingangsdifferenz auf 0V.
Bei der Mitkopplung (Rueckfuehrung auf + ) wird die Eingangsdifferenz 
groesser.

Christian L. schrieb:
> Das ganze hat überhaupt nichts mit Stabilität zu tun.

Nun es hat mit der Stabilitaet des Zustandes zu tun, in dem die 
Eingangsdifferenz 0V ist. Und dieser Zustand ist nicht stabil im realen 
Leben. Theroretisch gibt es aber diesen Zustand.

von Heinz (Gast)


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Christian L. schrieb:
> Das ganze hat überhaupt nichts mit Stabilität zu tun.
>
> Deine Grundannahme, dass die Differenzspannung der beiden Eingänge null
> ist, die Eingänge also gleiches Potential haben, ist dann einfach nicht
> mehr gegeben, wenn du die Eingänge vertauschst. Nur die Gegenkopplung
> sorgt für dieses Verhalten und die gibt es beim Vertauschen der Eingänge
> dann nicht mehr.

Auch dir danke!

Sprich die Gegenkopplung muss immer über den - Eingang fließen was ja 
beim INV und NINV auch so ist. Sonst ist es warum auch immer keine 
gegenkopplung und der OPV hat nahezu "unendliche" Verstärkung, was auch 
die Aussage mit stabil ein wenig belegt.

Verstehe ich das so richtig?? Und ja, warum ist die Differenzspannung 
wenn die Gegenkopplung über den + Eingang läuft nicht gleich 0V?

Vielen Dank!

von Heinz (Gast)


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Josef schrieb:
> Am Besten macht man sich das an der Schaltung klar.
>
> Bei der Gegenkopplung (Rueckfuehrung auf - ) regelt der OPV die
> Eingangsdifferenz auf 0V.
> Bei der Mitkopplung (Rueckfuehrung auf + ) wird die Eingangsdifferenz
> groesser.
>
> Christian L. schrieb:
>> Das ganze hat überhaupt nichts mit Stabilität zu tun.
>
> Nun es hat mit der Stabilitaet des Zustandes zu tun, in dem die
> Eingangsdifferenz 0V ist. Und dieser Zustand ist nicht stabil im realen
> Leben. Theroretisch gibt es aber diesen Zustand.

Jetzt erst gelesen! Vielen Dank jetzt macht das alles Sinn! Die meisten 
OPV Schaltung (Integrier, Impedanzwandler,...) sind auch mit 
GEgenkopplung betrieben. Widerspricht mir wenn ich hier falsch liege

Das mit der Mitkopplung muss ich mir noch ansehen soweit bin ich noch 
nicht :D!

Vielen Dank!

von ?!? (Gast)


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Heinz schrieb:
> Und ja, warum ist die Differenzspannung
> wenn die Gegenkopplung über den + Eingang läuft nicht gleich 0V?

Weil durch die Mitkopplung jede kleine Differenz zwischen den Eingängen 
nicht ausgeregelt wird, sondern sogar noch verstärkt. Theoretisch ist 
der Zustand der Gleichheit schon vorhanden, aber eben nur theoretisch. 
Praktisch bekommt man die Eingänge nie genau auf absolute Gleichheit. 
Das ist dann wie das Balancieren eines Besenstieles. Wenn man keine 
Ausgleichsbewegung macht, kippt er immer weiter, bis er umfällt. Wenn er 
dagegen hängt, wird er nach einer gewissen Zeit des Pendelns ruhig 
gerade nach unten hängen. Vielleicht etwas "unwissenschaftlich", aber 
anschaulich :-)

von Heinz (Gast)


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?!? schrieb:
> Heinz schrieb:
>> Und ja, warum ist die Differenzspannung
>> wenn die Gegenkopplung über den + Eingang läuft nicht gleich 0V?
>
> Weil durch die Mitkopplung jede kleine Differenz zwischen den Eingängen
> nicht ausgeregelt wird, sondern sogar noch verstärkt. Theoretisch ist
> der Zustand der Gleichheit schon vorhanden, aber eben nur theoretisch.
> Praktisch bekommt man die Eingänge nie genau auf absolute Gleichheit.
> Das ist dann wie das Balancieren eines Besenstieles. Wenn man keine
> Ausgleichsbewegung macht, kippt er immer weiter, bis er umfällt. Wenn er
> dagegen hängt, wird er nach einer gewissen Zeit des Pendelns ruhig
> gerade nach unten hängen. Vielleicht etwas "unwissenschaftlich", aber
> anschaulich :-)

DAnke sehr anschaulich! Das habe ich nun verstanden! Letzte kleine 
Frage...

Warum ist beim + Eingang eine Mitkopplung und beim - Eingang eine 
GEgenkopllung? ist das dann immer so und auch bei jedem OPV?

von Christian L. (cyan)


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Heinz schrieb:
> Und ja, warum ist die Differenzspannung
> wenn die Gegenkopplung über den + Eingang läuft nicht gleich 0V?

Du solltest so eine Schaltung mal im zeitlichen Verlauf betrachten. 
Nehmen wir doch einfach mal einen invertierenden Verstärker:

Der "+"-Eingang ist auf 0V gelegt, der Ausgang hat ebenfalls 0V und der 
Eingang der Schaltung auch. Bis hierhin kein Problem. Jetzt legst du 
aber eine Eingangsspannung an - z.B. 1V - und nehmen jeweils 1kOhm für 
die Widerstände an. Jetzt stellt sich am "-"-Eingang eine Spannung von 
0,5V ein. Die Eingangsspannungsdifferenz (von "+" zum "-"-Eingang 
gerechnet) beträgt jetzt -0,5V und wird idealerweise mit unendlicher 
Verstärkung verstärkt. Die Ausgangsspannung beginnt also in die negative 
Richtung zu steigen. Was passiert jetzt aber automatisch mit der 
Differenzspannung? Sie wird durch den Spannungsteiler ebenfalls nach 
unten gezogen. Der Ausgang wirkt also der Ursache entgegen und die 
Differenz sinkt. Sie sinkt eben soweit, bis die Differenzspannung wieder 
gegen null geht. Das passiert eben bei -1V am Ausgang in diesem 
Beispiel. Danach gibt es ja wieder keine Differenz, die den Ausgang 
weiter in eine bestimmte Richtung gehen lässt. Deshalb sorgt die 
Gegenkopplung dafür, dass die Eingangsspannungsdifferenz gegen null 
geht.

Wenn du nun beide Eingänge vom OPV vertauschst ist die 
Differenzspannung, bei 1V am Eingang, nicht -0,5V sonder +0,5V. Für 
diesen Fall geht der Ausgang des OPVs also in positive Richtung und 
erhöht damit die Differenzspannung sogar. Der Effekt verstärkt sich also 
noch. Die Spannungsdifferenz kann also in diesem Fall nicht gegen null 
gehen, sondern nimmt eben andere Werte an. Aus diesem Grund darf man die 
Potentialdifferenz nicht mehr zu 0V setzen für Berechnungen. Es gibt 
dann nur noch die beiden Fälle Ausgang maximal positiv oder Ausgang 
maximal negativ.

Heinz schrieb:
> Sprich die Gegenkopplung muss immer über den - Eingang fließen was ja
> beim INV und NINV auch so ist.

Jain. In 99,9% aller Fälle ja. Wenn du die Funktion verstanden hast 
kannst du dir ja mal überlegen, auf welchen Eingang zurückgekoppelt 
werden muss, wenn zwischen Ausgang des OPVs und Abgriffpunkt für die 
Rückkopplung eine invertierende Stufe sitzt. Sprich also das 
Ausgangssignal nochmal *(-1) umgedreht wird, bevor du es zurückkoppelst. 
Auch solche Schaltungen gibt es, sie sind halt nur seltener anzutreffen.

von ?!? (Gast)


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Heinz schrieb:
> Warum ist beim + Eingang eine Mitkopplung und beim - Eingang eine
> GEgenkopllung? ist das dann immer so und auch bei jedem OPV?

Ja, das muß ja auch so sein. Überleg dir mal, wie sich der Ausgang im 
Verhältnis zum Eingang verhält. Wenn der Eingang(+) steigt, steigt auch 
der Ausgang. Deswegen heißt der Eingang auch "nicht-invertierender" 
Eingang. Und wenn der Eingang(-) steigt, dann sinkt der Ausgang. Also 
gerade andersrum. Deswegen heißt er auch "invertierender" Eingang. Wenn 
du dir dieses Verhalten mal durch den Kopf gehen läßt, verstehst du 
auch, warum einmal die Differenz ausgeregelt wird und einmal verstärkt. 
:-)

von Heinz (Gast)


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Christian L. schrieb:
> Wenn du nun beide Eingänge vom OPV vertauschst ist die
> Differenzspannung, bei 1V am Eingang, nicht -0,5V sonder +0,5V. Für
> diesen Fall geht der Ausgang des OPVs also in positive Richtung und
> erhöht damit die Differenzspannung sogar. Der Effekt verstärkt sich also
> noch. Die Spannungsdifferenz kann also in diesem Fall nicht gegen null
> gehen, sondern nimmt eben andere Werte an. Aus diesem Grund darf man die
> Potentialdifferenz nicht mehr zu 0V setzen für Berechnungen. Es gibt
> dann nur noch die beiden Fälle Ausgang maximal positiv oder Ausgang
> maximal negativ.

Christian du bist der Beste!! Ich habe es Verstanden!! Vielen Dank!

Hab jetzt beide Varianten durchgerechnet und mir vorgestellt dass die 
Spannung in Zeitlupe am Ausgang nach oben wandert. Hier kann man 
deutlich, wie du auch gesagt hast, sehen wie die Spannung am + Eingang 
nach oben wandert und eben nicht gegen 0 wie beim - Eingang!
Vielen Dank für deine Mühen!

Auch den anderen Danke ich vielmals!

Ich werde jetzt noch paar andere Varianten durchrechnen und schauen ob 
ich es wirklich verstanden habe... :D

von Amateur (Gast)


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Vielleicht solltest Du Dir noch mal die "normale" Funktion eines OPs vor 
Augen halten.
Einfach betrachtet ist das ein Verstärker mit sehr hoher Verstärkung. 
Ohne Gegenkopplung (offen) oder sogar mit Mitkopplung verstärkt der fast 
Nix maximal und geht damit in die Begrenzung. Sowohl in positiver als 
auch in negativer Richtung. Das eine Differenz verstärkt wird, hat im 
Grunde genommen hiermit nichts zu tun. Das ist ein nicht besonders 
stabiles Verhalten, da ein fast nix schon diesen Zustand beeinflussen 
kann.

von Heinz (Gast)


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Amateur schrieb:
> Vielleicht solltest Du Dir noch mal die "normale" Funktion eines
> OPs vor
> Augen halten.
> Einfach betrachtet ist das ein Verstärker mit sehr hoher Verstärkung.
> Ohne Gegenkopplung (offen) oder sogar mit Mitkopplung verstärkt der fast
> Nix maximal und geht damit in die Begrenzung. Sowohl in positiver als
> auch in negativer Richtung. Das eine Differenz verstärkt wird, hat im
> Grunde genommen hiermit nichts zu tun. Das ist ein nicht besonders
> stabiles Verhalten, da ein fast nix schon diesen Zustand beeinflussen
> kann.

Was verstehst du unter "normal".

Die normalen Eigenschaften sind doch einfach großer Eingangswiderstand, 
kleiner Ausgangswiderstand, leerlaufspannung unendlich und sehr große 
Verstärkung. Oder was genau soll ich mir da nochmal ansehen? GErade den 
Satz nach Mitkopplung verstehe ich nicht wirklich...

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