Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Gibt es Alternativen zu Silikonpads?


von Simpel (Gast)


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Moin moin,

Gerade bei Hochstromanwendungen mit Mosfets oder IGBTs (Wechselrichter, 
etc.) ist die Wärmeabfuhr von den Halbleitergehäusen ein wesentlicher 
Punkt für Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Haltbarkeit. Die 
Wärmewiderstände der meist eingesetzten Silikonpads scheint mit 
suboptimal bzw. grenzwertig, in der Nähe des Volllast-Betriebes.

Gibt es irgendwelche Alternativen mit besserer Wärmeleitfähigkeit und 
vergleichbarer Durchschlagsfestigkeit?

von Harald W. (wilhelms)


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Simpel schrieb:

> Silikonpads
> Gibt es irgendwelche Alternativen mit besserer Wärmeleitfähigkeit und
> vergleichbarer Durchschlagsfestigkeit?

Berylliumoxid.
Dürfte aufgrund seiner Giftigkeit aber nur schwer erhältlich sein.

von Flip B. (frickelfreak)


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Kapton

von Michael B. (laberkopp)


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Elektrisch isolieren und gleichzeitig gut wärmeleitend ist ein 
Widerspruch in sich selbst, denn beides ist dasselbe physikalische 
Phaenomen.

Überlege also, ob Isolation sein muss.

Ansonsten gibt es durchaus bessere und schlechtere Isolierpads.

 http://www.aavidthermalloy.com/sites/default/files/technical/papers/how-to-select-heatsink.pdf
 http://www.lairdtech.com/products/tflex-500 (Tflex 500 Thermal Gap 
Filler, isolierend)
 http://www.lairdtech.com/products/tgon-9000 (Graphit, 4 x 
wärmeleitender als Kupfer)

von Arno H. (Gast)


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Lass den fertig bearbeiteten KK mit >100µm harteloxieren.
Kratzer sind dann allerdings zu vermeiden :)

Arno

von Minimalist (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Elektrisch isolieren und gleichzeitig gut wärmeleitend ist ein
> Widerspruch in sich selbst, denn beides ist dasselbe physikalische
> Phaenomen

Nicht ausschließlich! In elektrischen Leitern tragen die Elektronen 
erheblich zum Wärmetransport bei. D.h. gute elektrische Leiter sind auch 
gute Wärmeleiter. z.B. Silber mit 430 W/Km.

Der Umkehrschluss ist aber unzulässig, denn viele Stoffe sind gute 
Isolatoren aber ausgezeichnete Wärmeleiter. Diamant hat überwiegend 
phononische Wärmeleitung und kommt auf 2300 W/Km. Und isoliert 
hervorragend.

von Falk B. (falk)


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@ Simpel (Gast)

>Wärmewiderstände der meist eingesetzten Silikonpads scheint mit
>suboptimal bzw. grenzwertig, in der Nähe des Volllast-Betriebes.

>Gibt es irgendwelche Alternativen mit besserer Wärmeleitfähigkeit und
>vergleichbarer Durchschlagsfestigkeit?

Größere Leistungsmodule nutzen Al2O3 Keramik als guten Isolator und 
gleichzeitig guten Wärmeeiter. Für normale Bauteile nützt das aber nix.

von Steffen (Gast)


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oder Bauteile im TO247 AC Gehäuse nehmen.

von Falk B. (falk)


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@Steffen (Gast)

>oder Bauteile im TO247 AC Gehäuse nehmen.

Schon mal den Wärmewiderstand t_JC dieser Gehäuse betrachtet?

von Kenner (Gast)


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Es gibt Glimmer-pads. Ansonsten währe ein Diamant-pad warscheinlich am 
besten dafür geienet.

von Steffen (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Wärmewiderstand t_JC dieser Gehäuse betrachtet

naja immer noch weniger wie mit Silikonpad

von Falk B. (falk)


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@ Steffen (Gast)

>> Wärmewiderstand t_JC dieser Gehäuse betrachtet

>naja immer noch weniger wie mit Silikonpad

Beleg?

von Steffen (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Beleg?

ja such dir gängige Pad´s raus und vergleich mit den Bauteilen die im 
TO247AC Gehäuse angeboten werden. Dazu muss ich jetzt nicht erst 
"Belege" suchen.

von Falk B. (falk)


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@Steffen (Gast)

>> Beleg?

>ja such dir gängige Pad´s raus und vergleich mit den Bauteilen die im
>TO247AC Gehäuse angeboten werden. Dazu muss ich jetzt nicht erst
>"Belege" suchen.

DOCH, dass musst du, denn DU hast die BEHAUPTUNG aufgestellt! DU musst 
sie beweisen!

von Simpel (Gast)


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Thx, für die bisherigen Beiträge.

Hab mal ein wenig weiterrecherchiert. Eine beeindruckende Testreihe 
hier:

http://www.elektronik-kompendium.de/forum/forum_entry.php?id=23634&page=0&category=all&order=time

Das was ich vermutet hatte...

Max. nutzbare Verlustleistung eines IRFP450:

Silikon-WLP: 270 W
Glimmer+WLP: 115 W
Isolierpad: 55 W !!!

Auch interessant in Sachen Wärmeleit-Pads, -Pasten, -Kleber und 
Rohmaterialien (z.B. Diamant-Micro-Pulver...) ist diese Seite:

http://thermalforce.de/de/product/waermeleitmittel_zubehoer/index.php?ref=

z.B. Unterschiede in der Wärmeleitfähigkeit:

25µ Graphitfolie (leider el. leitend) 1000W/mK
30µm Kupferfolie (dito)                300W/mK
übliche Silikonpads:                  3-6 W/mK


Hab mir überlegt, einen HV-Folienkondensator aufzuwickeln und dessen 
Isolierfolie zu verwenden. Wenn diese bis >1000V isoliert und extrem 
dünn ist, wäre das ne Überlegung wert.
Da wäre eben die mechanische Verletzlichkeit durch Kanten und Grate das 
Haupt-Gegenargument bei geforderter el. Durchschlagsfestigkeit...

von Crazy Harry (crazy_h)


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Arno H. schrieb:
> Lass den fertig bearbeiteten KK mit >100µm harteloxieren.
> Kratzer sind dann allerdings zu vermeiden :)
>
> Arno

100um ohne Sprünge mit einem Standardeloxalverfahren ? Als gelernter 
Galvaniseur behaupe ich mal: unmöglich.

von Flip B. (frickelfreak)


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Kapton geht in dieselbe richtung.
Zudem besteht die Möglichkeit, das Bauelement auf eine unisolierte 
adapterplatte zu schrauben, um die schlecht wärmeleitende 
übergangsfläche mit isolierender folie  zu vergrößern.

von Simpel (Gast)


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@Flip

Ja, daran hab ich auch gedacht. Wäre halt ein gewisser mechanischer 
Mehraufwand und in Fertiggeräten mangels verfügbarem Platangebot nicht 
immer als thermischer TuneUp realisierbar.

von Anja (Gast)


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Laut Fischer sind Aluminiumoxid Isolierscheiben etwas besser als Glimmer

http://www.fischerelektronik.de/web_fischer/en_GB/heatsinks/E01.06/Aluminium%20oxide%20wafers/PR/AOS220_/index.xhtml

Gruß Anja

von Arno H. (Gast)


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Crazy H. schrieb:
> 100um ohne Sprünge mit einem Standardeloxalverfahren ? Als gelernter
> Galvaniseur behaupte ich mal: unmöglich.

Ob Harteloxieren noch ein Standardverfahren ist, weiß ich nicht.
Hier wird materialabhängig bis 200µm angeboten: 
http://www.hartanodic.de/cms/front_content.php?idcat=13&lang=1

Arno

von Simpel (Gast)


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Leider ist mit der reinen Angabe der W/m*K noch keine eindeutige 
Übersichtlichkeit gewährt.

Für den effektiven Wärmewiderstand ist neben dem spezifischen WW, die 
unterschiedliche Dicke der angebotenen Pads oder der WLP-Schichten zu 
berücksichtigen, welche bei elastischen, und kompressiblen Materialien 
zusätzlich vom Anpressdruck abhängt.

Werde bei Gelegenheit die verschiedenen  Materialien und Pads mal unter 
Berücksichtigung der Dicke in einer Exel-Tabelle darstellen, um eine 
Vergleichbarkeit des effektiven WW eines angebotenen Produkts bzw. 
Materials zu erhalten.

von Arno H. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Die Angabe des Wärmewiderstands ohne Angabe der zugehörigen Fläche ist 
wertlos. Du musst also den WW auf eine konkrete Fläche normieren. Da ist 
m.E. die Wärmeleitfähigkeit aussagekräftiger.
In der angehängten AppNote ist der WW-Unterschied zwischen TO3 und TO220 
sehr deutlich zu erkennen.
Die meisten Katalogangaben von Wärmewiderständen beziehen sich auf TO3, 
weil der Kühlflansch dieses Gehäuse ziemlich genau einen Quadratinch 
umfasst.

Arno

von Simpel (Gast)


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@Arno
Ja, mit W/m*K wird ja auch die WL bezeichnet, auf die ich mich bezog. Da 
war ich in der Begriffwahl auf die falsche Spur geraten, weil ich die 
Pads generell mit dem geistigen Auge als "Wärmewiderstände" betrachte.

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