Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Lebensdauer Lötspitzen


von Achim K. (achim67)


Lesenswert?

Guude.

Bei der Suche nach einer neuen Lötstation stoße ich auf das Problem 
"Lebensdauer Lötspitze". Bisher war mir nicht wirklich bewußt, daß das 
heutzutage überhaupt noch ein Problem darstellt. Wenn das stimmt, was 
ich so gelesen habe, beträgt die Lebensdauer einer original Lötspitze 
einer neuen Station bei ca. 3 - 9 Monaten und das, obwohl diese als 
Dauerlötspitzen angepriesen werden (im konkreten Fall Ersadur-Spitzen).
Das verwundert mich sehr. Die Dauerlötspitze meiner historisch 
wertvollen ;-) Ersa MS30 Lötstation arbeitet seit >20 Jahren ohne 
geringste Verschleißerscheinungen! Da verzundert nix! Gut, als 
Hobbylöter ist der Gebrauch bei mir natürlich auch nicht so intensiv, 
dennoch kommen mir im Vergleich zu aktuellen Angaben 3-9 Monate recht 
wenig vor.

Nun würd ich halt gerne mal wissen, wie sieht die Realität aus? Halten 
aktuelle Dauerlötspitzen wirklich nur so wenig aus?

Freu mich auf Eure Meinungen.

Danke und Gruß
Achim

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Achim K. schrieb:
> Wenn das stimmt, was ich so gelesen habe, beträgt die Lebensdauer einer
> original Lötspitze einer neuen Station bei ca. 3 - 9 Monaten

Dann würde ich diese Lötspitzen nicht kaufen. Diese Standzeiten sollten 
die Dinger selbst bei Dauerbetrieb (24/7) erreichen - bei normalem 
"Haushaltsgebrauch" aber müssen mehrere Jahre "drin" sein.

Gut, vielleicht hat derjenige, der diese Verschleißerfahrungen gemacht 
hat, auch ein geübtes Händchen für Lötspitzenmissbrauch, oder er feilt 
daran herum (was die Beschichtung beschädigt, und auch Missbrauch ist).

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Es gibt bei populären Modellen allerdings auch gefälschte Lötspitzen, 
die nicht annähernd so lange halten wie die Originale.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Hängt davon ab, wie viel man lötet.

Jeden Tag 8 Stunden in der Produktion ?

Dann ist nach weniger als 9 Monaten Schluss.

Gelegentlich als Hobbybastler ? Dann hält sie eigentlich ewig.

Was ruiniert Lötspitzen ?

Hohe Temperatur: bei bleifrei gibt sie also früher auf als bei 
bleihaltigem Lot, und wer noch extra 50 GradC mehr einstellt, 
beschleunigt das. Daher nur temperaturgeregelte Lötkolben für bleifrei, 
die sonst höhere Leerlauftemperatur von 450 GradC geht tierisch auf die 
Lötspitzenhaltbarkeit.

Kupfer im Lot. Dauerlötspitzen also mit kuopferfreiem Lot benutzen 
(Kupferlötspitzen hingegen mit kupferhaltigem Lot)

PVC Kunststoff anschmelzen: das entstehende HCl (Salzsäure) zerstört die 
Lötspitze quasi sofort.

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Achim K. schrieb:
> Wenn das stimmt, was
> ich so gelesen habe, beträgt die Lebensdauer einer original Lötspitze
> einer neuen Station bei ca. 3 - 9 Monaten

Bitte Quelle(n) nennen. Eigentlich ist das Unfug.

von Achim K. (achim67)


Lesenswert?

Dann sind meine Sorgen also unbegründet. Ja, ich löte bisher nur 
bleihaltig und mit geringen Temperaturen. Habe damit allerdings auch 
schon Löcher in Kunststoff gebohrt =)

Die Quelle(n) finde ich leider nicht mehr wieder, waren aber sicher auch 
mehr als eine. An einer einzelnen Aussage mache ich normalerweise nix 
fest. Gibt aber nur 3 Möglichkeiten: das Forum hier, Rezensionen bei 
Amazon und Ersa-Broschüren.

Dnake Euch :-)
Achim

von Schraub Huber (Gast)


Lesenswert?

Als Hobbyist brauchst du dir da gar keine Gedanken drum machen, solange 
du die Spitzen ordentlich behandelst, also nicht gerade als Hebel 
benutzt oder dergleichen.

3-9 Monate klingt nach Einsatz in der Produktion und da ist das auch 
realistisch, unabhängig vom Hersteller.

von bianchifan (Gast)


Lesenswert?

Irgendwann in den 90igern habe ich mir eine Lötstastion gegönnt, eine 
ERSA MS6000. Die kam mit einer einzigen Spitze.
Nachdem ich irgendiwie den 30W Vorgänger verlegt hatte, kam sie auch zur 
Plastikbearbeitung zum Einsatz..die Ersadur-Spitze sieht zwar total 
kacke aus und ist mittlerweile auch sichtlich geschrumpft, funzt aber 
immer noch prächtig.
Letztes Jahr habe ich mir diverse Spitzen aus einem Restpostenshop 
gegönnt, da es keine Originalspitzen mehr gibt, hauptsächlich wegen der 
Bleistiftspitze für lüttes SMD, 0402 bzw. 0201.
WAr nix, der Temperaturverlauf passt nicht, der Innendurchmesser ist um 
0,1mm größer und die Kontaktfläche 1cm kürzer.
Wenn die Spitze warm genug zum Löten ist verbrennt man sich am Kolben 
bereits die Finger.
Heuer habe ich mir die billigste 936er Station aus ebay gefischt, die 
ich finden konnte, so ca. 17 Eur.
Die Originalspitze hatte 5 oder 6 Tage gehalten.
Ich hatte vorsorglich reichlich Ersatzspitzen aus China geordert, 
eingetütet und ausgezeichnet als Hakko "Made in Japan".
Die 0,1 mm Bleistiftspitze hält bislang durch.

Eigentlich hatte ich mit einer ERSA i-Con geliebäugelt.
Nach der Erfahrung, dass es nach zugegeben ca. 20 Jahhren keine 
gescheiten Spitzen mehr gibt, habe ich davon Abstand genommen.
Für den Ladenpreis einer suboptimal passenden Erasdur bekomme ich 
haufenweise deutlich billigere Alternativen, die jedenfalls funzen.
Wenn davon eine 6 Monate durchhält bin ich zufrieden.

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Rufus Τ. F. schrieb:
> oder er feilt
> daran herum (was die Beschichtung beschädigt, und auch Missbrauch ist).

mache ich öfter mal, anspitzen nach Bedarf, Winkel feilen in der 
Ständerbohrmaschine, nachpolieren bis 1000er Sandpapier und neu 
verzinnen.

So nutze ich Lötspitzen über Jahrzehnte, mit nachgekauften bin ich 
selten zufrieden.

von Schraub Huber (Gast)


Lesenswert?

Schade, die i-con ist spitze, die hätte dir beim Löten viel Freude 
bereitet. Und mal ehrlich, wer sich darüber beschwert dass es in 20 
Jahren vielleicht keine Spitzen mehr dafür gibt? Aber das Schmartfone 
muss alle 2 Jahre neu... Also bitte... Es hindert einem ja auch niemand 
daran sich ein paar von den üblichen Spitzen auf Lager zu legen, die 
kosten für die i-cons, wenn ichs recht im Kopf habe, weniger als 8 
Euronen das Stück...

von ert (Gast)


Lesenswert?

wir benutzen Weller Lötkolben, Lötspitzen  konisch ca 1mm breit am Ende, 
also für SMD 0603 wunderbar zu gebrauchen.

Löten bei 450 C, weils dann so schön klappt :)

Ich würde grob sagen nach 6 Monaten ist eine neue Spitze schon recht 
angenehm, , kommt mit Sicherheit durch die hohen Temperaturen, aber ich 
persönlich finde es angenehm schnell hohe Temperaturen auf dem Bauteil 
zu haben.

von stinkesauer (Gast)


Lesenswert?

Ich besitze einen ERSA "tip260" seit 1975. Der hat damals so 27DM 
gekostet und heute ca. 33 Euro. Die Spitze war mitgeliefert und 
funktioniert noch heute. Das Ding braucht 2 Minuten um mit 16 Watt 350 
Grad zu erreichen. Die Temperatur ist sehr stabil so dass im 1 
Sekundentakt verlötet werden kann. Im Dauerbetrieb also 8 Stunden am Tag 
mit SMD und Fädeldraht über Jahre und auch dickere Sachen wie 
Frequenzweichen. Ich habe seither keine andere Möglichkeit zum Löten 
gebraucht.

Jetzt kommts:

Die nachgekauften Lötspitzen taugen rein gar nix. Sie korrodieren sehr 
schnell innerhalb von Stunden bis Tagen, leiten die Wärmeenergie nicht 
mehr. Es ist unmöglich auch nur eine kleine dumme Verlötung damit 
hinzukriegen. Wenn man Alufolie drumwickelt geht es zwar besser trotzdem 
alles Schrott. Die alte Lötspitze wiegt 50% mehr als die identische 
nachgekaufte. Auch bleifrei damit kein Problem. Stromverbrauch des 
Heizelements ist immer noch 16 Watt (232 Volt statt früher 220 Volt).

Der ganze Hype mit den Lötstationen und vor allem angesichts der Preise 
ist reine Geldmache. Die Hersteller haben es längst geschnallt. Ein 
Lötwerkzeug welches die Temperatur alleine aufgrund der Wärmekapazität 
des Kolbens und der Wärmeleitfähigkeit der Spitze stabil hält braucht 
überhaupt keine schnelle Regelung. Mit dem Mist wird man abgezogen ganz 
egal welcher Hersteller.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Joachim B. schrieb:
> mache ich öfter mal, anspitzen nach Bedarf, Winkel feilen in der
> Ständerbohrmaschine, nachpolieren bis 1000er Sandpapier und neu
> verzinnen.
>
> So nutze ich Lötspitzen über Jahrzehnte, mit nachgekauften bin ich
> selten zufrieden.

Ja, wer nicht verstanden hat, was eine Dauerlötspitze ausmacht, der 
macht das so wie es Opas Sitte war.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

http://www.almit.de/aufbau-der-loetspitze
Die haben umfangreiche Untersuchungen über die Lebensdauer von 
Lötspitzen bei bleifreiem Lot.

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Ja, wer nicht verstanden hat, was eine Dauerlötspitze ausmacht, der
> macht das so wie es Opas Sitte war.

Opas Sitten waren nicht immer schlecht und was mir als Dauerlötspitze 
verkauft wurde nicht immer gut.

von eingast (Gast)


Lesenswert?

ert schrieb:
> Löten bei 450 C, weils dann so schön klappt :)

Wer das macht, darf sich auch nicht beschweren wenn die Spitze in null 
komma nix weglegiert. Mit ordentlichem Werkzeug kann man bleifrei locker 
bei 300° löten, dann hält auch die Spitze. Bei (richtig) großen 
Masseflächen mal 15° mehr.
Wenn du das nicht kannst, ist entweder der Lötkolben Schrott, die Spitze 
falsch oder der Bediener unfähig.

von m.n. (Gast)


Lesenswert?

eingast schrieb:
> Mit ordentlichem Werkzeug kann man bleifrei locker
> bei 300° löten, dann hält auch die Spitze.

Du hast die Ironiekringel vergessen! Sonst glaubt das hier noch jemand.
Oder lötest Du mit Butter/Kokosfett?

von _Gast aus HL_ (Gast)


Lesenswert?

m.n. schrieb:
> Du hast die Ironiekringel vergessen! Sonst glaubt das hier noch jemand.
> Oder lötest Du mit Butter/Kokosfett?

Ich glaube nicht, dass die Aussage ironisch gemeint war.
Mit guten Lötstationen (JBC) und angemessener Spitzengröße Löte ich 
bleihaltig mit 280°C. Ich sehe keinen Grund, warum bleifrei nicht mit 
300°C funktionieren sollte.
Mit einer Weller WS81 oder ähnlichen Stationen klappt das natürlich 
nicht.

von Uwe S. (regionalligator)


Lesenswert?

eingast schrieb:
> Mit ordentlichem Werkzeug kann man bleifrei locker
> bei 300° löten, dann hält auch die Spitze. Bei (richtig) großen
> Masseflächen mal 15° mehr.

Mit 315° bleifrei auf ner großen Kupferfläche löten? Rechne mal zu den 
300° nochmal 150° hinzu, dann wird's mit etwas Glück auch was. Bei 70my 
ohne Thermalpad möchte man schnell sogar 500° und mehr am Start haben...
Klar können moderne Stationen schon was, aber Kupferlötspitzen bleiben 
Kupferlötspitzen. Solange da niemand z.B. Wärmerohre einführt, ist da 
das Limit bei der Wärmeleitung längst erreicht.




Die Lebensdauer von Dauerlötspitzen sinkt rapide, wenn diese mit 
feuchtem Schwamm gereinigt werden.

von Karl M. (karlchen-m)


Lesenswert?

Wir haben hier auf Arbeit Weller und die stellen hier die Stationen auf 
410 Grad ein und verwenden verbleites Lötzinn, man muss höllich 
aufpassen nix zu verbruzzeln. Privat habe ich ne JBC und löte verbleit 
bei 280-290 und bleifrei bei 310-320 Grad, klappt prima.

1 x JBC benutzt nie wieder freiwillig Weller ...

LG Karl

von Olaf (Gast)


Lesenswert?

> Wir haben hier auf Arbeit Weller und die stellen hier die Stationen auf
> 410 Grad ein und verwenden verbleites Lötzinn, man muss höllich
> aufpassen nix zu verbruzzeln.

Dann erzaehl mir mal wieso ich seit >30Jahren mit 370Grad loeten kann. 
(WTCP und WS81).

Olaf

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Uwe S. schrieb:
> Mit 315° bleifrei auf ner großen Kupferfläche löten? Rechne mal zu den
> 300° nochmal 150° hinzu, dann wird's mit etwas Glück auch was.

Ist natürlich eine Frage, was du auflöten willst und wieviel Wärme
das noch abführt.

Einen einfachen Klingeldraht löte ich dir jedenfalls auf eine völlig
unstrukturierte deiner Platinen problemlos damit auf, mit der breiten
(4 mm) Lötspitze natürlich.  Eben ausprobiert.  (Lot: Felder Sn100Ni+)

OK, wenn man jetzt noch ein ganzes TO220 da drauflöten wöllte, würde
man wohl ein bisschen mehr „Gas geben“ müssen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Volker (Gast)


Lesenswert?

Hallo Jörg, habe ne ganze Weile auch das Felder Sn100Ni+ benutzt, immer 
so bei 320 Grad.
Habe neulich das Felder Sn100Ni+ mit Zusatz "Clear" bei Reichelt 
gekauft.
Das geht nochmals um Längen besser, auch was die Benetzbarkeit bzw. die 
Zinnannahme der Lötspitze betrifft, hat halt ein anderes Flussmittel.
Bei normalem Löten (Hobby)sollte eine Lötspitze schon ein paar Jahre 
halten.

Gruß

Volker

von Jemin K. (jkam)


Lesenswert?

Pfff... ich löte viel und habe bisher nicht eine meiner Weller 
Lötspitzen platt bekommen.

von Olaf (Gast)


Lesenswert?

> Pfff... ich löte viel und habe bisher nicht eine meiner Weller
> Lötspitzen platt bekommen.

Theoretisch halten die Spitzen von Weller unendlich lange. Also sicher 
so 5-10Jahre. Gelegentlich neigt man aber dazu sie auch mal als 
Brechstange zu nutzen. Zum Beispiel um ein umgebogenes verloetetes 
Beinchen eines TO220 gerade zu biegen. Oder man stoesst beim wegstecken 
des Loetkolbens gegen den Halter. Wenn bei soetwas die Eisenschicht 
beschaedigt wird dann stirbt die Spitze sehr schnell.
In der Praxis halten dann dicke Spitzen wirklich so 5-10Jahre, 
vielleicht sogar 20Jahre weil man sie auch nicht so oft nutzt. Kleine 
Spitzen mit 0.2mm Durchmesser brauche ich dagegen zweimal im Jahr. Zumal 
man mit den kleinen Spitzen fast immer unter dem Mikroskop arbeitet und 
da auch die Gefahr groesser ist das man ausserhalb des Sichtfeldes 
irgendwo anstoesst.

Olaf

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.