Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik "Genaue" Temperaturmessung (0.01 K)


von Janine Herberz (Gast)


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Hallo Leute,

ich möchte gerne Temperaturen im Bereich von -40 bis +40 Grad messen. 
Angestrebte Auflösung: 0.01K, Genauigkeit ebendort.

Soweit ich nach Querlesen dieses Forums beurteilen kann, wird für diesen 
Zweck fast ausschliesslich zu Platin-RTDs geraten, bei so einer 
Genauigkeit also PT100 oder noch besser PT25. Von NTCs wird überwiegend 
abgeraten, andererseits gibt es hervorragende "Precision Thermistors" 
mit Auflösungsvermögen weit besser 1mK. Als Argument gegen die NTCs wird 
immer die mangelhafte Langzeitstabilität angeführt (die mit steigenden 
Temperaturen immer schlechter wird), mir ist aber in den letzten Jahren 
zumindest ein Hersteller (YSI, wuerden aber später übernommen, von TE 
glaube ich) bekannt, der seine Thermistoren für eine Drift von weniger 
als 0.01K pro 100 Monaten (das sind mehr als 8 Jahre) bei 70 Grad 
(Celsius) spezifiziert hat.

Für einen Thermistor spräche daher die einfachere Auswertung ggü. 
Platin, andererseits "muss ja etwas dran sein", wenn jeder davon abrät.

Meine Frage geht daher in Richtung: Wie sieht's mit der Drift/Alterung 
von Platinsensoren aus? Ist ein PT100 in diesem Punkt wirklich 
wesentlich besser als ein Präzisionsthermistor?

Ich kenne den Unterschied zwischen Auflösung und Genauigkeit. Mir 
geht es wohlgemerkt nicht um die konkrete elektronische Data-Aquisition 
(also OpAmps, ADCs, etc.) oder um Thermospannungen, Platinen-Layout oder 
Ähnliches, ich interessiere mich wirklich nur für "den Sensor an Sich" - 
ich habe aber kein besseres Unterforum als Analogtechnik gefunden, hoffe 
das passt. Und ja, mir ist klar, dass das Ganze Mumpitz ist, solange ich 
nicht überprüfen kann, ob meine gemessenen Werte überhaupt stimmen.

Hintergrund ist der, dass ich sehr selten (also alle paar Jahre) Zugriff 
auf Fixpunkt-Zellen hätte, gegen die ich mein Thermometer dann gerne 
kalibrieren würden. Genau deswegen suche ich auch einen möglichst 
Alterungsstabilen Sensor.

Danke, Janina

von Harald W. (wilhelms)


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Janine Herberz schrieb:

> Meine Frage geht daher in Richtung: Wie sieht's mit der Drift/Alterung
> von Platinsensoren aus? Ist ein PT100 in diesem Punkt wirklich
> wesentlich besser als ein Präzisionsthermistor?

Ja, zumindest wenn man einen (vorgealterten) Präzisionssensor nimmt.
M.W. sind Platinsensoren die einzigen, die man für Kalibrierzwecke
verwendet. Wobei es da teilweise um Abweichungen von weniger als
ein mK geht.

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Auf der Seite von BetaTherm gibts genug über Thermistoren zu lesen und 
die Selektieren auch auf Kundenwunsch.

http://www.meas-spec.com/product/t_resources.aspx?id=592#

z.B.  "Long Term Thermistor Stability"

von Pt100 (Gast)


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Also mit den Anforderungen bist Du schon im Bereich Sekundaerreferenz 
und dann kostet nur der Pt100 schon gerne vierstellig:

http://us.flukecal.com/products/temperature-calibration/probessensors/secondary-reference-prts/5616-secondary-reference-p-0

Bei 0.01K Genauigkeit gibt es da keine Alternative.

von Hp M. (nachtmix)


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Janine Herberz schrieb:
> Ist ein PT100 in diesem Punkt wirklich
> wesentlich besser als ein Präzisionsthermistor?

Vor allem nimmt man wegen der geringeren Eigenerwärmung besser einen 
Pt1000.

von Janina Herberz (Gast)


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Harald Wilhelms antwortete:
>> Ist ein PT100 in diesem Punkt wirklich wesentlich besser als ein
>> Präzisionsthermistor?
> Ja, zumindest wenn man einen (vorgealterten) Präzisionssensor nimmt.

Beim Querlesen des Forums bist Du mir schon als Experte zum Thema der
genauen Temperaturmessungen aufgefallen, deshalb freut mich deine
Antwort umso mehr. Deshalb auch zwei spezielle Fragen speziell an Dich:
Für "normale" Platinsensoren habe ich zur Alterung typische Werte im 
Bereich von ~10mK/a gelesen. Bleibe ich mit "Platinum out of the box" in
diesem Bereich (oder gerne auch besser) bei meinem kleinem Temperatur-
intervall, oder sind das sowieso Hersteller-Fantasiewerte im best case?
Mit welcher Alterung kann man typischerweise bei von Dir angesprochenen
selektierten Platinsensoren rechnen (so ich mir diese leisten könnte)?

Da kommt mir in den Sinn: Man könnte die Teile doch auch selbst für
sagen wir 1 Jahr bei 80 Grad voraltern, falls sich das auszahlen würde.

Hans-Georg Lehnard antwortete:
> Auf der Seite von BetaTherm gibts genug über Thermistoren zu lesen
> und die Selektieren auch auf Kundenwunsch.
> z.B. "Long Term Thermistor Stability"

Danke für den Link, das bestätigt genau das, was ich auch anderswo
gelesen hatte, nämlich dass NTC (verglast) praktisch nicht signifikant
altert und hinreichend genau ist, zumindest bei "höheren Ohmiken",
also ab 10kOhm. Mein Einstiegspunkt, weswegen ich überhaupt genauer
auf die Thermistoren blicke, obwohl hier "immer" von ihnen abgeraten
wird, war dieses Paper (als Ergänzung zu Deiner interessanten Studie):
"High-precision measurement using thermistors" von Volker H. Hans
http://www.kirj.ee/public/Engineering/2007/issue_4/eng-2007-4-10.pdf

Hp M. antwortete:
> Vor allem nimmt man wegen der geringeren Eigenerwärmung besser
> einen Pt1000.

Soweit ich weiss, steigt mit der Drahtlänge (höheren Werten) aber
wiederum die Alterung überproportional. Wenn schon, dann würde ich
sowieso mittels Diff-ADC ratiometrisch gegen einen "passenden"
Referenz-R (tendiere derzeit zu Z-Foil) messen wollen, da gibt sich
PT1000 gg. PT100 nicht viel. Aber im Prinzip hast Du natürlich recht.

Danke euch, Janina

von oszi40 (Gast)


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Wenn ich oben im Fluke-Link Temperature range: –200 °C to 420 °C,
Excellent stability: ± 10 mK, Calibrated accuracy ± 0.011 °C at 0 °C 
lese, klingt das ja ganz gut.

Fragt sich nur, ob die zugehörigen Zuleitungen und Meßgeräte nach langer 
Zeit überhaupt noch in der Lage sind, die selben Werte genau anzeigen 
können. Ja ich habe gelesen, dieses Fragestellung wurde 
ausgeschlossen...

von Hp M. (nachtmix)


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Janine Herberz schrieb:
> der seine Thermistoren für eine Drift von weniger
> als 0.01K pro 100 Monaten (das sind mehr als 8 Jahre) bei 70 Grad
> (Celsius) spezifiziert hat

Und was passiert bei einer Temperatur Wechselbeanspruchung?
Bleibt die Verglasung dicht?

von Zilp Z. (zirp)


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Das passende Budget vorausgesetzt kann man sich auch klaibrierte PTC 
Widerstaende kaufen. Schaut mal bei http://www.lakeshore.com vorbei.
Zur Vermeidung der Selbsterwaermung darf man teilweise nur 2mV anlegen.

von Anja (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Und was passiert bei einer Temperatur Wechselbeanspruchung?
> Bleibt die Verglasung dicht?

Wenn das richtige Material verwendet wird: Ja.
Allerdings hat Kovar eine große Thermospannung (39uV/K) gegenüber 
Kupfer.
D.H. man benötigt eine Brücke mit Wechselspannung zur Auswertung.

Gruß Anja

von Daniel (Gast)


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Den Link fand ich auch noch recht informativ:

www.temp-web.de/cms/upload/pdf/Temperaturkalibrierung.pdf

und zeigt die Schwierigkeiten der Kalibrierung. Auf der anderen Seite 
sind ja die Genauigkeitsklassen der PT-Sensoren bekannt:


Klasse A: dT = ± (0,15 °C + 0,002 · T)
Klasse B: dT = ± (0,30 °C + 0,005 · T)
1/3 Klasse B: dT = ± (1/3 · (0,30 °C + 0,005 · T))
1/10 Klasse B: dT = ± (1/10 · (0,30 °C + 0,005 · T))

bzw. nach neuer Definition:


Klasse AA: tg = 0,1 °C + 0,0017 · |t|
Klasse A: tg = 0,15 °C + 0,002 · |t|
Klasse B: tg = 0,30 °C + 0,005 · |t|
Klasse C: tg = 0,6 °C + 0,01 · |t|

sprich, eine Genauigkeit von 10mK ist erst einmal weit weg von der 
DIN-Spezifizierung. Entsprechend findet man auch bei den einschlägigen 
Distributoren oft nur Class A und B, gelegentlich noch 1/3 Class B. 1/10 
Class B ist faktisch nicht vertreten und noch genauer, in deinem Fall 
wäre das 1/30 Class B, schon erst recht nicht.
Da die Genauigkeit auch noch temperaturabhängig ist heißt das für mich, 
dass die Genauigkeit an den Endpunkten 10mK betragen soll und dazwischen 
noch kleiner sein muss.
Wenn ein Hersteller das garantieren soll dürften die ohnehin schon 
teuren Sensorelemente recht teuer werden dürfen.
Wenn du eine günstige Quelle auftust, dann lass es mich wissen, daran 
wäre ich gleichermaßen interessiert.
Frage, Ni-Elemente haben teilweise einen wesentlich größeren TC 
verglichen zu Pt-Elementen, wäre das der Genauigkeit nicht zuträglicher?

Nickel: 4000 to 6720 ppm / K
Platin: 3750, 3770, 3850 and 3911 ppm / K

von Daniel (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Wenn ich oben im Fluke-Link Temperature range: –200 °C to 420 °C,
> Excellent stability: ± 10 mK, Calibrated accuracy ± 0.011 °C at 0 °C
> lese, klingt das ja ganz gut.

Ja, das gilt aber nur für 0°C und sind nicht der Fehler an den 
Endpunkten. Die hier gestellte Forderung von 10mK verstehe ich als 
Genauigkeit an den Endpunkten, ergo ist der Sensor noch nicht gut genug.
Typischerweise gibt man den maximalen Fehler an, nicht den kleinsten 
vorkommenden Fehler.

von Klaus R. (klara)


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Janine Herberz schrieb:
> Hintergrund ist der, dass ich sehr selten (also alle paar Jahre) Zugriff
> auf Fixpunkt-Zellen hätte, gegen die ich mein Thermometer dann gerne
> kalibrieren würden. Genau deswegen suche ich auch einen möglichst
> Alterungsstabilen Sensor.

Bei solchen sportlichen Anforderungen würde ich doch mal mit einem 
namhaften Hersteller direkt Kontakt aufnehmen. Ich könnte mir denken das 
die hilfsbereit sind.

http://heraeus-sensor-technology.de/de/produkte_1/produkte_start.aspx

mfg klaus

von Mani W. (e-doc)


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oszi40 schrieb:
> Fragt sich nur, ob die zugehörigen Zuleitungen und Meßgeräte nach langer
> Zeit überhaupt noch in der Lage sind, die selben Werte genau anzeigen
> können.

Das ist genau der Krug, der zum Wasser geht und irgendwann bricht...


Zur Sicherheit müsste jedes Messgerät regelmäßig kalibriert werden,
doch wer macht das schon...

von Harald W. (wilhelms)


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Hp M. schrieb:
> Janine Herberz schrieb:
>> Ist ein PT100 in diesem Punkt wirklich
>> wesentlich besser als ein Präzisionsthermistor?
>
> Vor allem nimmt man wegen der geringeren Eigenerwärmung besser einen
> Pt1000.

Für Präzisionsmessungen nimmt man eher (drahtgewickelte) PT25 oder PT10.
Die Eigenerwärmung verhindert man anders.

von Harald W. (wilhelms)


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Janina Herberz schrieb:

> Beim Querlesen des Forums bist Du mir schon als Experte zum Thema der
> genauen Temperaturmessungen aufgefallen,

Für mich war die Temperaturmessung nur eine Sekundärmessung,
die ich für präzise Längenmessung brauchte. Die nötige Präzi-
sion lag da auch im Bereich um 10mK. Für spezielle Fragen
wie Alterung habe ich aber auf das Nachbarlabor, welches für
Temp-Messungen zuständig war, zugegriffen.

> Da kommt mir in den Sinn: Man könnte die Teile doch auch selbst für
> sagen wir 1 Jahr bei 80 Grad voraltern, falls sich das auszahlen würde.

Das könnte man tun.

> Danke für den Link, das bestätigt genau das, was ich auch anderswo
> gelesen hatte, nämlich dass NTC (verglast) praktisch nicht signifikant
> altert und hinreichend genau ist, zumindest bei "höheren Ohmiken",
> also ab 10kOhm.

Anscheinend ist es so, das Thermistoren wohl wirklich besser
geworden sind und für Genauigkeiten um 10mK ausreichen würden.
Man nimmt sie ja auch u.a. für Fieberthermometer mit einer
Auflösung von 10mK. Erst wenn man wirklich Genauigkeiten um
1mK braucht sind m.W. Platinsensoren unerlässlich.

von Harald W. (wilhelms)


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Anja schrieb:

> D.H. man benötigt eine Brücke mit Wechselspannung zur Auswertung.

Es sollte auch reichen, einmal "vorwärts" und einmal "rückwärts"
zu messen. Die Thermospannung kürzt sich dann raus.

von Arc N. (arc)


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Harald W. schrieb:
> Ja, zumindest wenn man einen (vorgealterten) Präzisionssensor nimmt.
> M.W. sind Platinsensoren die einzigen, die man für Kalibrierzwecke
> verwendet. Wobei es da teilweise um Abweichungen von weniger als
> ein mK geht.

Jein. Sagen wir mal hauptsächlich...
Es gibt, siehe Link auf Fluke bzw. Hart Scientific dort auch 
entsprechend gute NTCs zumindest wenn es um beschränkte 
Temperaturbereiche/Anforderungen geht:
http://us.flukecal.com/products/temperature-calibration/probessensors/5640-series-thermistor-standards-probes
Bspw. 5640 0 °C bis 60 °C Drift +-5 mK/Jahr, Genauigkeit +-1.5 mK

http://www.ussensor.com/laboratory-grade-temperature-probes/laboratory-grade-temperature-probes
Gäbe es sogar bei Digi-Key...

Hp M. schrieb:
> Janine Herberz schrieb:
>> Ist ein PT100 in diesem Punkt wirklich
>> wesentlich besser als ein Präzisionsthermistor?
>
> Vor allem nimmt man wegen der geringeren Eigenerwärmung besser einen
> Pt1000.

Nein. Wenn's um geringe Messunsicherheiten geht, werden nie PT1000 
verwendet:
- Primäre/sekundäre Standard-PTs sind aus möglichst reinem Platin 
(ITS-90, Reinheit >= 99.999%, 0.003926 Ohm/Ohm/K), nicht aus dem 
zwangsverunreinigtem Zeug, aus dem normale PT gefertigt werden müssen, 
um dem Standard zu entsprechen (0.00385 Ohm/Ohm/K)...
- aus div. Gründen 2) werden drahtgewickelte Sensoren verwendet, was bei 
1000 Ohm zu riesigen Sensoren führen würde...
- die Eigenerwärmung wird dort immer raus gerechnet (zwei Messungen mit 
unterschiedlichen Strömen (optimal Faktor sqrt(2) 1))
- PT1000 sind für Kalibrierungen bei höheren Temperaturen ungeeignet, da 
die Fehler, die sich aufgrund des (drastisch) sinkenden 
Isolationswiderstands parallel zum PT ergeben, zu hoch sind...

1) R0 = R1 - (I1^2 * (R2 - R1)) / (I2^2 - I1^2),
I1, I2 = unterschiedliche Messströme
R1, R2 = die gemessenen Widerstände
R0 = Widerstand ohne Strom

2) u.a. sind solche PTs auch gute Dehnungsmesser, aufgrund der geringen 
Schichtdicke für Verunreinigungen anfällig (auch durch die zum Schutz 
aufgebrachte Glassschicht, Thermospannungen beim Übergang PT -> Leiter) 
usw.

Und etwas Trivia:
Die 25.5 Ohm, die SPRTs gerne haben, waren mal zur groben Schätzung 
gedacht, da etwa 100 mOhm etwa 1 K entsprechen.

Klaus R. schrieb:
> Bei solchen sportlichen Anforderungen würde ich doch mal mit einem
> namhaften Hersteller direkt Kontakt aufnehmen. Ich könnte mir denken das
> die hilfsbereit sind.
>
> http://heraeus-sensor-technology.de/de/produkte_1/produkte_start.aspx
>
> mfg klaus

Nein. Die stellen afair nur Dünnschicht-PTs her...

Und wenn man einige Leute ärgern will gehen Messunsicherheiten von 10 mK 
auch mit Thermoelementen...

von Janina Herberz (Gast)


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Harald Wilhelms antwortete:
>> Da kommt mir in den Sinn: Man könnte die Teile doch auch selbst für
>> sagen wir 1 Jahr bei 80 Grad voraltern, falls sich das auszahlen würde.
> Das könnte man tun.

Und würde es sich deiner Meinung nach (Bauchgefühl) auch lohnen?
Also angenommen, ich würde ein "normales" Platinelement nach obiger
Laienmethode voraltern, kann ich dann davon ausgehen, dass ich hernach
in einen Bereich von besser 5mK/a Alterung für meinen wesentlich tiefer
liegenden Messbereich von ~ -40 bis +40k komme?

Geschütze, die die Dimensionen Anja'scher Vergleichsmessungen bzgl. der
Drift von Präzisions -Spannungsreferenzen annehmen, möchte bzw. kann ich 
nämlich nicht auffahren. (Vollster Respekt an dieser Stelle an Anja)

> Anscheinend ist es so, das Thermistoren wohl wirklich besser
> geworden sind und für Genauigkeiten um 10mK ausreichen würden.

Eben, allerdings wachsen Lowdrift-NTCs leider auch nicht auf Bäumen.
Die Datenumwandlung von Analog auf Digital wäre mit einem Thermistor
natürlich schon ein bisschen einfacher, andererseits gibt's inzwischen
dermassen günstige hochauflösende ADCs, dass die Platinlösung zumindest
in Sachen Verfügbarkeit die Nase gegenüber den Thermistoren vorn hat.

Zwischenfazit:
Ein richtig guter Thermistor ist genau, stabil und einfach auszuwerten.
Platinsoren sind anspruchsvoller bzgl. Auswertung, dafür gut verfügbar.
Irgendwie bin ich jetzt genau so schlau wie am Anfang des Threads :-p

Falls jemand noch irgendwas zu Alterung von Thermistoren vs. Platin
beitragen kann, würde ich mich jedenfalls freuen.

Vielen Dank für alle Beiträge bis jetzt,
Janina

von Pt100 (Gast)


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Ich habe mich vor ein paar Jahren einmal mit genauer absoluter 
Temperaturmessung befasst und in Bezug auf Deine 0.01K GENAUIGKEIT kann 
ich nur sagen:

Drahtgewickelte Pt100 sind die einzige Moeglichkeit, wenn Du ueber die 
60 - 100C kommst. Nur diese bekommst Du ausreichend langzeitstabil.
Ich hatte den Fluke Sensor (damals noch alles als Hart Scientific 
verkauft) zwei Jahre im Einsatz bevor er rekalibriert wurde und er war 
kaum gedriftet.

Diese Genauigkeit kann man uebrigens nur mit einer 
Messkettenkalibrierung erreichen. Das heisst der Sensor wird mit der 
ganau damit verwendeten Elektronik gemeinsam kalibriert.

Die sollte klar sein, dass in diesem Bereich etwas selberbauen 
weitgehend ausgeschlossen ist. Fuer das Messgeraet solltest Du einen 
weiteren vierstelligen Betrag einplanen. Und in dem Genauigkeitsbereich 
spielt das Sensorelement nicht mehr die entscheidene Rolle wie 
aufwaendig die Schaltung ausfaellt.

Mit den DIN Klassen muss man hier gar nicht anfangen, diese sind nicht 
fuer Referenzmessfuehler gedacht.

Die drift Angaben bei Fluke sind auch nur fuer 100 Stunden!

von ths (Gast)


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Es ist schon fast alles gesagt, nur noch nicht von allen. In dem 
gewünschten Bereich gehen nur Platin-Widerstandssensoren. Aus 
Stabilitätsgründen (mechanisch und über die Zeit) nimmt man Pt 100, 
Pt25 oder Pt10, keinesfalls Pt1000. Keine in Glas eingeschmolzenen 
Widerstände, da aus dem Glas metallische Spuren in den Widerstand 
diffundieren können. Folienwiderstände gehen nicht, hier ist die 
Oberfläche viel zu groß.

Dass deine Messelektronik und dein Normalwiderstand entsprechend 
ausgelegt sein müssen, ist klar.

An dieser Stelle rate ich, die Anforderungen genau zu definieren, denn 
das kann bei Übertreibungen sehr teuer werden.

Vor vielen Jahren kostete ein Rosemount Pt25 eben mal 8000 $. Nur mal 
so.

Tripelpunktzellen für 0 Grad sind dagegen ein Schnäppchen...

von Harald W. (wilhelms)


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ths schrieb:

> Tripelpunktzellen für 0 Grad sind dagegen ein Schnäppchen...

...und was kosten Galliumöfen für den zweiten Fixpunkt?
Übrigens sind die Anforderungen an die Fühler bei 10mK
geforderter Genauigkeit doch noch wesentlich niedriger
als bei 1mK. Wenn man selbst kalibriert, reichen auch
Fühler zum Preis von einigen Euro.

von Arc N. (arc)


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Harald W. schrieb:
> ths schrieb:
>
>> Tripelpunktzellen für 0 Grad sind dagegen ein Schnäppchen...
>
> ...und was kosten Galliumöfen für den zweiten Fixpunkt?

Gallium Fixpunktzelle: knapp 3000 USD
http://www.isotechna.com/Slim-Gallium-Melt-Point-Cell-p/17401%20m.htm
Der ISOCAL6 Kalibrator liegt in der einfachsten Ausführung bei etwa 4800 
USD
http://www.isotechna.com/Dry-Block-Calibrators-p/isocal6-d.htm

Allerdings scheinen die s.o "(also alle paar Jahre) Zugriff auf 
Fixpunkt-Zellen hätte, gegen die ich mein Thermometer dann gerne 
kalibrieren würden. Genau deswegen suche ich auch einen möglichst 
Alterungsstabilen Sensor." vorhanden zu sein.
Bleibt "nur" noch die Langzeitstabilität.
"In general, the changes in the resistance values (of the SPRTs) at the 
TPW are observed to remain within the limits of ±0.1 mΩ during the 
calibration period of 2 years (i.e. 1 mK in terms of temperature for 25
Ω SPRT)."
http://www.kirj.ee/public/proceedings_pdf/2013/issue_2/Proc-2013-2-116-121.pdf

Zudem gibt es eine "sub-range inconsistency (SRI or Type-I 
non-uniqueness)... SRI for the water–zinc and water–aluminium 
sub-ranges. The maximum SRI occurs near 93.15 °C, and has an average 
value of 0.12 mK and a standard deviation of 0.48 mK."
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/0026-1394/46/1/013/pdf
Das ist der Interpolationsfehler, der zwischen den Fixpunkten auftritt.
Für normale IPRTs (Draht und Film) lässt sich z.B. dies 
http://temperatures.ru/pdf/TMCSI135.pdf finden wo auf die Fehler/Drift 
eingegangen wird.

Weitere Paper die das zuletzt genannte zitiert:
Stability of Small industrial Platinum Resistance thermometers
http://nvlpubs.nist.gov/nistpubs/jres/089/jresv89n4p305_A1b.pdf
"The ice-point resistances, Ro, of most of the IPRTs varied with the 
time spent at 235 °C, as did the resistances at the other test 
temperatures. The magnitude of the changes in the Ro values of the IPRTs 
varied by the equivalent of from 5 mK or less to more than 3 K."...

ITS-90 MEASUREMENT BY MEANS OF NON-STANDARD PLATINUM RESISTANCE 
THERMOMETERS
http://www.bipm.org/cc/CCT/Allowed/21/CCT01-18.pdf
"Although these thermometers are calibrated (by comparison with a SPRT), 
the direct application of the Callendar-Van Dusen (CVD) equation, 
widely-used for non-standard thermometers, may cause errors as large as 
almost 0,1 °C, a highly unsatisfactory situation."

> Übrigens sind die Anforderungen an die Fühler bei 10mK
> geforderter Genauigkeit doch noch wesentlich niedriger
> als bei 1mK. Wenn man selbst kalibriert, reichen auch
> Fühler zum Preis von einigen Euro.

Siehe oben...

: Bearbeitet durch User
von ths (Gast)


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"An dieser Stelle rate ich, die Anforderungen genau zu definieren, denn
das kann bei Übertreibungen sehr teuer werden."

Kann man wohl nicht oft genug schreiben.

von W.S. (Gast)


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Janine Herberz schrieb:
> ich möchte gerne Temperaturen im Bereich von -40 bis +40 Grad messen.
> Angestrebte Auflösung: 0.01K, Genauigkeit ebendort.

Sehr sportlich - aber wozu?

Also WOZU willst du in einem Bereich von 80K auf 0.01K GENAU messen 
wollen? Ich sehe den tiefeen Sinn dahinter noch nicht.

W.S.

von ArnoR (Gast)



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Es müsste doch möglich sein, mit Hilfe des differentiellen 
Widerstandes eines p-n-Überganges die Temperatur mit großer Genauigkeit 
zu messen, weil der differentielle Widerstand rd=Ut/If mit Ut=K*T/e 
neben dem Flussstrom und der absoluten Temperatur nur von 2 
Naturkonstanten abhängt.

Da bei einem realen Halbleiter Abweichungen z.B. in Form von 
Bahnwiderständen auftreten, ist es nötig, eine ideale Diodenkennlinie 
durch einen Transistor (sogenannte aktive Diode) nachzubilden.

In der Simulation hat die Schaltung eine bemerkenswerte Genauigkeit. 
Einem AP-Strom von 1mA habe ich einen Signalstrom von 1µA bei 1kHz 
überlagert. Die Ausgangsspannungsänderung von -40°C auf 0°C und von 0°C 
auf +40°C sind bei einem Betrag von 6,851µV bis aufs nV gleich groß. Das 
entspricht etwas weniger als 10mK.

Natürlich ist die Amplitude sehr klein und die Messung schwierig, aber 
sicher kann die Dimensionierung dahingehend noch optimiert werden. Die 
gewählten Stöme sind rein willkürlich und nur zum Überprüfen der 
Überlegung angenommen worden.

von Harald W. (wilhelms)


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ArnoR schrieb:

> Es müsste doch möglich sein, mit Hilfe des *differentiellen*
> Widerstandes eines p-n-Überganges die Temperatur mit großer Genauigkeit
> zu messen,

Ja, man kann so Genauigkeitern im Bereich einiger Zehntel Grad
erzielen.

> In der Simulation hat die Schaltung eine bemerkenswerte Genauigkeit.

In Simulationen ist es sicherlich kein Problem, eine Genauigkeit
im Bereich von PicoKelvin zu bekommen. Das wahre Leben sieht leider
anders aus. :-(

: Bearbeitet durch User
von Arc N. (arc)


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ArnoR schrieb:
> Es müsste doch möglich sein, mit Hilfe des *differentiellen*
> Widerstandes eines p-n-Überganges die Temperatur mit großer Genauigkeit
> zu messen, weil der differentielle Widerstand rd=Ut/If mit Ut=K*T/e
> neben dem Flussstrom und der absoluten Temperatur nur von 2
> Naturkonstanten abhängt.

Diese Art von Sensor wurde schon erfunden...
Silicon Bandgap Temperature Sensor (PTAT proportional to absolute 
temperature)
http://www.ti.com/lit/an/snoa748c/snoa748c.pdf
Sieht man mal in die dort aufgezeigten Schaltungen, wird schnell 
offensichtlich warum solche Sensoren nicht die Genauigkeit und 
Langzeitstabilität erreichen können. Es driften u.a. schlicht mehr 
Komponenten in unterschiedliche Richtung als die zwei (PT + 
Referenzwiderstand) bei einer PT-Messschaltung

von Tempura (Gast)


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Ich habe hier interessiert mitgelesen und frage mich ob folgender Aufbau 
dann funktionieren würde:

PT100 (434,69€ sind natürlich eine Ansage):
http://www.digikey.de/product-search/de?keywords=USP3986

VISHAY FOIL RESISTORS / VPG 100 Ohm:
http://de.farnell.com/vishay-foil-resistors-vpg/y1453100r000v9l/pr-zisionswiderstand-100r-0-005/dp/1867936

NPO330nF:
http://de.farnell.com/kemet/c2220c334j1gactu/kond-mlcc-c0g-np0-330nf-100v-2220/dp/1679463

TDC-Baustein
http://www.acam.de/products/picocap/pcap01/
--> PT1000 + 1k Referenzwiderstand und 33nF/NP= werden ersetzt durch 
PT100 + 100 Referenzwiderstand und 330nF/NP0, um die Entladezeiten 
gleich zu halten. Die Firmware anzupassen sollte leicht sein. Die Daten 
würden dann recht unkompliziert digital vorliegen. Im Datenblatt habe 
ich etwas von 5mK RMS Noise gelesen, wenn die richtigen Einstellungen 
gewählt sind. So kann man auf ADC + Referenz und Mikrocontroller 
verzichten und grobe Schnitzer im Leiterplattenlayout weitestgehend 
ausschließen.

Was denkt ihr?

von Max K. (makro)


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.
zum 330nF/NP0 bei Farnell:
   http://de.farnell.com/kemet/c2220c334j1gactu/kond-mlcc-c0g-np0-330nf-100v-2220/dp/1679463

Lt. -> Datenblatt
   http://www.farnell.com/datasheets/40863.pdf

gibt es den nur bis 33nF, ansonsten X7R usw.
Auch die NP0 haben +-30ppm/K!

Ev. Folie?

Was bringt hier überhaupt das kap. Messprinzip?

Linear hat einen IC für hohe Messgenauigkeiten mit verschiedenen 
Mess-Prinzipien, ua. auch Thermistor und die erwähnte Diode:
   http://www.linear.com/product/LTC2983

"...The LTC®2983 measures a wide variety of temperature sensors and 
digitally outputs the result .. with 0.1°C accuracy and 0.001°C 
resolution..."

Nachteil ist der Preis, wahrscheinl. aber noch gering zum 'guten' 
Sensor.

.

von Georg (Gast)


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Max K. schrieb:
> Nachteil ist der Preis, wahrscheinl. aber noch gering zum 'guten'
> Sensor.

Das löst doch das Sensorproblem überhaupt nicht - kein noch so genauer 
Verstärker kann eine bessere Genauigkeit liefern, als der Sensor hat, 
mit der Auswertungsschaltung kann man die Fehler nur vergrössern. Man 
braucht also beides, einen präzisen Sensor UND eine präzise Auswertung.

Georg

von Max K. (makro)


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.
Das stimmt - darum ging es nämlich bei dem Vergleich mit dem Preis auch 
nicht . . .
.

von Achim S. (Gast)


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Tempura schrieb:
> Ich habe hier interessiert mitgelesen und frage mich ob folgender Aufbau
> dann funktionieren würde:
>
> PT100 (434,69€ sind natürlich eine Ansage):
> http://www.digikey.de/product-search/de?keywords=USP3986

das ist kein Pt100 (mit ziemlich linear steigender Kennlinie) sondern 
ein 100kOhm NTC (mit ziemlich exponentiell fallender Kennlinie). 
Allerdings zugegeben einer, der sehr aufwändig zwischen 0° und 105° 
vermessen wurde (was zur Angabe der Genauigkeit von 0,01° führt).

von branadic (Gast)


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Max K. schrieb:
> Was bringt hier überhaupt das kap. Messprinzip?

Die Antwort ist:
Geht man davon aus, dass der Kondensator mit 33nF auf 3,3V aufgeladen 
und über ein PT1000-Element auf 1,8V entladen wird, dann fließen 1,7V * 
33nF = 56,1nC durch das PT1000 Element.
Mit einer Messungen pro Sekunde, sprich einmal aufladen und einmal 
entladen fließen also etwa 112 nA durch den PT1000.
Die Zeit in der dieser Strom fließt beträgt etwa 1k  33 nF  2 = 66 µs. 
Das ist deutlich weniger als der üblich empfohlene Messtrom von bspw. 
max. 0,3mA für PT1000 (Angabe aus Datenblatt der Fa. IST AG). Damit ist 
auch die Selbsterwärmung des PT-Elements um Welten kleiner. Kein ganz zu 
vernachlässigender Punkt, der die Genauigkeit eines Temperatursensors 
begrenzen kann.
Die gezeigte Rechnung kann man auch auf die Kombination PT100 und 330nF 
übertragen.

von Georg (Gast)


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branadic schrieb:
> Damit ist
> auch die Selbsterwärmung des PT-Elements um Welten kleiner

Aber inwiefern ist das besser, als den Strom durch den Sensor nur kurze 
Zeit für die Messung einzuschalten?

Georg

von Wolfgang (Gast)


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Georg schrieb:
> Aber inwiefern ist das besser, als den Strom durch den Sensor nur kurze
> Zeit für die Messung einzuschalten?

Ein kurzzeitiger Strom führt dazu, dass sich der Sensor kurzzeitig 
erwärmt und zwischen den Messungen die Wärme wieder abgeben kann. Der 
Grad der Erwärmung ist durch die mit dem Messpuls eingetragene Energie 
und die Wärmekapazität des stromdurchflossenen Teils vom Sensor 
bestimmt. Bei konstanten Messbedingungen ergibt das einen Offset für die 
Temperatur.

Bei konstant niedrigem Strom erwärmt sich der Sensor gar nicht erst so 
sehr - auch nicht kurz ;-)

von Georg (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Bei konstant niedrigem Strom erwärmt sich der Sensor gar nicht erst

Lesen lernen! Es ging um die kapazitive Auswertung, und da ist, wenn ich 
das richtig verstanden habe, der Strom auch alles andere als konstant.

Georg

von Max K. (makro)


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.
Das kapazitive und gepulste Messprinzip hört sich gut an in Bezug auf 
durchschnittlich eingebrachte Energie, hatte ich so nicht gesehen 
(Datenbl. nur durchgescrollt).

Wenn man den durchschnittl. Strom von 110 nA und 1,7 V hernimmt, ergibt 
sich eine eingebrachte Energie von weniger als 0,2 µW.

Kann mir nicht vorstellen, dass in 66 µs eine wesentl. Erwärmung 
stattfindet, die Zeitkonstanten liegen im Sekundenbereich.

Gibt es aber noch das Problem mit dem Kondi als Referenz-Größe.
Der Hersteller gibt +- 30 ppm/K an.
Wenn ich das ganz überschlagsmäßig mit 3900 ppm/K  des PTxxx ins 
Verhhältnis setze, so kann der Kondi etwa ein Hundertstel zusätzlichen 
Fehler bringen, dh. 0,01 K.
Zur Langzeitstab.+Alterung des C müsste man sich auch Gedanken machen -
vielleicht gibts ja bessere.

Interessant ist es schon, sollte man im Auge behalten.

MaKro
.

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Max K. schrieb:
> Gibt es aber noch das Problem mit dem Kondi als Referenz-Größe.
> Der Hersteller gibt +- 30 ppm/K an.
> Wenn ich das ganz überschlagsmäßig mit 3900 ppm/K  des PTxxx ins
> Verhhältnis setze, so kann der Kondi etwa ein Hundertstel zusätzlichen
> Fehler bringen, dh. 0,01 K.

wenn du den PCap zur Widerstandsmessung einsetzt, sollten Toleranzen und 
Drifts des Kondensators keine relevante Rolle spielen. Bei der 
Widerstandsmessung wird der Kondensator mal über den Ptx entladen, und 
danach über einen Referenzwiderstand. Die Entladezeiten werden ins 
Verhältnis gesetzt und damit das Verhältnis von Ptx zu 
Referenzwiderstand ermittelt. Der genaue Wert des Kondensators spielt 
keine Rolle, solange er in einer vernünftigen Größenordnung liegt (so 
dass die Entladezeit >=10µs wird) und solange er bei beiden 
Entladevorgängen den selben Wert hat (also nicht auf einer ms-Skala 
driftet).

Drift und Alterung des Referenzwiderstands gehen allerdings in deinen 
Fehler ein.

von Max K. (makro)


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.
Es wird immer besser.
Also nur Kurzzeit-Stabilität für C erforderlich und R nicht 
problematisch.
Da würde sogar ein X7R ausreichen?

Weiß jemand, was die tollen Teile kosten und wo zu beziehen?

MaKro

von Achim S. (Gast)


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Max K. schrieb:
> Da würde sogar ein X7R ausreichen?

im Datenblatt steht zwar was von "X7R gives fair results", aber ich 
würde für solche Messanwendungen immer ein lineares Dielektrikum nehmen 
(also entweder Folie oder eine Klasse 1 Keramik).

Max K. schrieb:
> Weiß jemand, was die tollen Teile kosten und wo zu beziehen?

Schon mal bei den Distributoren nachgeschaut, die acam auf der Homepage 
listet?

von branadic (Gast)


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Achim S. hat es ja schon gut zusammengefasst. Ggf. könnte es sinnvoll 
sein Folienkondensatoren oder solche Kondensatoren mit geringer 
dielektrischer Absorption, geringem Leckstrom u.ä. zu verwenden, wobei 
ACAM ausdrücklich NP0/C0G empfiehlt.

Bei der Temperaturmessung ist auch nicht zwingend ein externer 
Referenzwiderstand im laufenden Betrieb erforderlich, da bereits ein 
Polysiliziumwiderstand mit einem TC laut Datenblatt von -1,1ppm/K 
integriert ist.
Es kann bei der Kalibration allerdings sinnvoll sein dessen Absolutwert 
gegen einen hochgenauen externen Referenzwiderstand abzugleichen, der 
danach wieder entfernt wird, z.B. der bereits genannte Folienwiderstand 
von Vishay oder ein gewickelter Präzisionswiderstand (z.B. von Edwin 
Pettis o.ä.) oder einen Simulator oder oder oder...

Zudem kann man mit dem Chip auch Temperaturdifferenzen durch den Einsatz 
von zwei oder drei PT-Elementen erfassen.

von branadic (Gast)


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Der Vertrieb der Teile liegt bei der Fa. IS-Line, Chip gibt es mit 
überraschender Entwicklung des Preises bei großen Stückzahlen. Zahlen 
werde ich hier aber nicht nennen.

von branadic (Gast)


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Übrigens habe ich schon Verhältnismessungen des internen mit einem 
externen Präszisionswiderstand durchgeführt, die Ergebnisse geben einen 
Hinweis auf die gute Stabilität des internen Referenzwiderstands.

von Arc N. (arc)


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@TDC/PCap/etc-Messungen

Alles schön und gut, aber die Teile sind für Zweileiter-Messung bzw. 
Dreileiter-Messung mit allen daraus resultierenden Fehlern ausgelegt.
Zudem spielen aufgrund des Messprinzips die Kapazitäten der Kabel und 
somit auch wie diese verlegt sind eine Rolle (siehe 
http://www.acam.de/fileadmin/Download/pdf/TDC/English/AN024_en.pdf)

von branadic (Gast)


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Zitat:

Basically the cable’s temperature drift analysis showed the expected 
results. With 1,5 m cable length the overall drift is about 2 mK. This 
equals to 0,2 % inaccuracy for systems that are specified with Tmin = 
1K. With 10 m cables the measurement uncertainty significantly 
increases, peliminary caused by 2 effects:

- Variation of cable capacitance
- Wiring missmatch, because of different wire length of the cable’s 
wires

which result in an unbalanced wire resistance Both effects cannot be 
separated. They cause no problems with short cables, but with increasing 
cable length the influence of the cable’s parasitics will also increase. 
10 m
cable length doesn’t make sense at all. It is much to much, especially 
for 2-wire temperature
measurement.

von Max K. (makro)


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.
Zur Beschaffung:

Bei den angeg. Distris Mouser und Digi-K. bin ich nicht fündig geworden, 
die kennen das Teil nicht.

Ansonsten (s.o.) ist es in moderaten oder Einzelstücken für vier bis 
sechs EUR zu haben, finde ich für den Funktionsumfang echt günstig.

MaKro

von branadic (Gast)


Angehängte Dateien:

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Da ich ein PCap01 Evalkit hier habe, habe ich mal einen PT1000 Class B 
als SMD darauf bestückt und einen 1kΩ VISHAY FOIL RESISTORS / VPG 
Y07061K00000T9L als Referenz via Präzisionsbuchse bestückt und eine 
einstündige Aufnahme gestartet.

Im Diagramm oben ist das Verhältnis aus Vishay-Widerstand und interner 
Referenz dargestellt. Wie man erkennen kann ist der Mittelwert des 
Verhältnisses sehr stabil. Der Absolutwert des internen 
Referenzwiderstands lässt sich also problemlos mit einem bekannten 
externen Widerstand kalibrieren.

Darunter der Widerstand des PT1000, berechnet über den Vishay Widerstand 
(grün) und einmal über den mittels Vishay-Widerstand ermittelten und mit 
dem internen Referenzwiderstand multiplizierten Korrekturfaktor (blau).

Darunter der Widerstand des chipinternen Aluminiumtemperaturfühlers, 
berechnet über den Vishay Widerstand (grün) und einmal über den mittels 
Vishay-Widerstand ermittelten und mit dem internen Referenzwiderstand 
multiplizierten Korrekturfaktor (blau).

Darunter die ermittelte Temperatur des PT1000, ausgehend davon das der 
PT1000 bei 0°C auch wirklich 1kΩ hat.

Ganz unten als Vergleich ein SHT25.

Die Messung soll nur als Anhaltspunkt dienen. Ich werde das Ganze noch 
einmal mit PT1000 Class 1/3 DIN aufbauen.

Eine Unbekannte bleibt natürlich, der Widerstand des PT1000 bei 0°C bzw. 
eine genaue und bekannte Temperatur, um den angenommenen Wert hierfür zu 
verifizieren. Tripelpunktzelle oder Fixpunktzelle (Gallium, Indium, ...) 
besitze ich nicht.
Falls da jemand eine praktische Hausmittellösung haben sollte, immer her 
damit. :)

von Harald W. (wilhelms)


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branadic schrieb:

> Falls da jemand eine praktische Hausmittellösung haben sollte, immer her
> damit. :)

"Hausmittel" helfen bei Kalibrierungen mit der Genauigkeit von einigen
Zehntel Grad, nicht aber im Bereich einiger Hundertstel.

von branadic (Gast)


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Naja, als Hausmittel würde ich auch schon bezahlbare 
Referenztemperatursensoren bezeichnen. Bin inzwischen fündig beworden:

http://de.rs-online.com/web/p/products/4070738/

65,00€ zzgl. Mwst. klingen bezahlbar um zumindest eine 
Vergleichkalibrierung durchzuführen.

(siehe auch: www.temp-web.de/cms/upload/pdf/Temperaturkalibrierung.pdf)

von Arc N. (arc)


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branadic schrieb:
> Naja, als Hausmittel würde ich auch schon bezahlbare
> Referenztemperatursensoren bezeichnen. Bin inzwischen fündig beworden:
>
> http://de.rs-online.com/web/p/products/4070738/
>
> 65,00€ zzgl. Mwst. klingen bezahlbar um zumindest eine
> Vergleichkalibrierung durchzuführen.

Das sind PTs mit normalen DIN-Toleranzen A, B und 1/10 B

>
> (siehe auch: www.temp-web.de/cms/upload/pdf/Temperaturkalibrierung.pdf)

Es gab mal vor Ewigkeiten im Scientific American zwei Artikel über 
selbstgebaute Wasser-Tripelpunktzellen (Kostenpunkt: 50 USD)
http://www.scientificamerican.com/article/tackling-the-triple-point/
und
Calibrating with Cold
http://www.nature.com/scientificamerican/journal/v283/n6/full/scientificamerican1200-102.html

Ein Patent (warum auch immer es dafür noch eins gab) dazu:
http://www.google.com/patents/US6293695
"When grocery store distilled water is used, the accuracy of the triple 
point cell is about 0.001 degrees C. (compared to the Hart cells which 
the manufacturer claims to have an expanded uncertainty of 0.0001 
degrees C.)"

In
http://www.isotech.co.uk/assets/uploads/Technical%20Articles/The%20Water%20Triple%20Point%20-%20A%20Reference%20Cell%20Close%20to%20the%20ITS-90%20Value.pdf
wird u.a. auf die Einflüsse von Druck, Isotopenzusammensetzung etc. auf 
den Tripelpunkt eingegangen.

von branadic (Gast)


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Arc N. schrieb:
> Das sind PTs mit normalen DIN-Toleranzen A, B und 1/10 B

Richtig, aber mit 1/10 DIN kann ich durchaus einen Class B PT 
kalibrieren. Dennoch vielen Dank für die Links, schaue ich mir an.

von Arno H. (arno_h)


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von Lurchi (Gast)


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Die gepulste Messung ist nicht unbedingt was für eine sehr hohe 
Genauigkeit:
Das geht vor allem als 2 Leitermessung (ist also für PT25 problematisch) 
und auch schon PT100 ist nicht mehr so gut. Es gehen auch die 
Widerstände der internen FETs ein - da hat man eine deutliche drift mit 
der Chip-temperatur. Der Kondensator sollte schon wirklich linear und 
low loss sein - ob NP0 das ausreicht ist nicht klar, MKS dürft eher noch 
nicht ausreichen. SOnst stimmt zwar noch die Auflösung, aber nicht mehr 
der Skalenfaktor. Die Temperaturdrift des Kondensators ist dagegen 
unkritisch.

Die Erwärmung kriegt man auch mit einer AC Brücke zur Messung klein, 
denn da darf man mit der Spannung weit runter gehen. Die Eigenerwärmung 
kann man auch kompensieren, indem man mit 2 Strömen misst, wenn man mag.

Es wäre zu überlegen sich 2 verschiedene Sensoren zu besorgen, so dass 
man die beide gegeneinander wenigstens groß kontrollieren kann.

von branadic (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Die gepulste Messung ist nicht unbedingt was für eine sehr hohe
> Genauigkeit:
> Das geht vor allem als 2 Leitermessung (ist also für PT25 problematisch)
> und auch schon PT100 ist nicht mehr so gut. Es gehen auch die
> Widerstände der internen FETs ein - da hat man eine deutliche drift mit
> der Chip-temperatur. Der Kondensator sollte schon wirklich linear und
> low loss sein - ob NP0 das ausreicht ist nicht klar, MKS dürft eher noch
> nicht ausreichen. SOnst stimmt zwar noch die Auflösung, aber nicht mehr
> der Skalenfaktor. Die Temperaturdrift des Kondensators ist dagegen
> unkritisch.

Ich zitiere aus dem Datenblatt:

"...In any case, it is mandatory to connect an external 33 nF capacitor, 
because the temperature measurement, too, is discharge time based. For 
the capacitor, C0G ceramics yields best performance, whilst X7R material 
yields fair results...

...Be aware that the resistivity measurement is based on an AC, not a 
DC, method. So, cable between sensor and chip may contribute shift and 
noise through its inductance and capacitance. Twisted shielded cable may 
be a good choice, in some cases an active shield may help..."

Es steht ja im wesentlichen alles im Datenblatt, auf das zu achten ist.

von Gelliga (Gast)


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Mit einem PT100 und einem ADuC7060 wurden immerhin schon 20mK 
Genauigkeiten gezeigt:

http://www.analog.com/en/design-center/reference-designs/hardware-reference-design/circuits-from-the-lab/cn0164.html#rd-overview

www.analog.com/AN-0970?doc=CN0164.pdf

Diese Kombi ist nun auch von Carl Zeiss als Produkt mit RS485/Modbus 
verfügbar:

https://taster.zeiss.de/de/Temperatursensor/product-ARTIKEL_3950.html

wobei man bereits digitale und kompensierte Messwerte für die Temperatur 
erhält, sprich die Kalibration ist im ADuC7060 hinterlegt. Das 
beinhaltet angeblich auch den Wärmeverlust / die Wärmeableitung. Eine 
Info die mir ein Vögelchen geflüstert hat war, das die Limitierung auf 
20mK bedingt durch die Messunsicherheit des Kalibierlabors bei der 
Messung in der Triplepunktzelle ist.

von Peter M. (r2d3)


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Bauvorschlag:

Linearized Platinum Resistance Thermometer
with ±0.025°C Accuracy Over 0 to 100°C

--- enthalten im Datenblatt vom LT1001

http://www.linear.com/product/LT1001

Auch wenn die Genauigkeit hier um den Faktor 2,5 schlechter und der 
Temperaturbereich um 50Grad verschoben ist als der vom Fadenstarter 
verlangte, hilft es ja vielleicht irgendwie weiter.

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